Montag, 15. Januar 2007

Goodbye Mendoza

Humming bird
Reisen bedeutet auch Abschied nehmen. Abschied von einem Ort, an dem man gerade gelernt hat sich zurechtzufinden, von dem man weiß wo es den besten Kaffee gibt und wo das beste Restaurant. Heute heißt es für mich Abschied nehmen von Mendoza und da ich erst mit dem Nachtbus nach Bariloche weiterreise habe ich noch einen ganzen Tag zur Verfügung. Ich möchte ihn dazu nutzen mir den großen Park der Stadt anzusehen und das Stadion, daß an seinem Ende liegt und für die Fußball Weltmeisterschaft 1978 errichtet wurde.
Den Eingang des Stadtparks bildet ein großes schmiedeeisernes Tor, wie man es vielleicht bei einem Schloß erwarten würde. An Stelle des Adlers, prangt an dessen höchster Stelle ein eiserner Condor, der mächtige Andengeier. Ich schreite hindurch und befinde mich mitten in einer blühenden Parklandschaft. Mir fällt das Bewässerungssystem der Parkes auf, beidseitig der Wege verlaufen kleine Kanäle, nicht breiter als einen Schritt, von denen aus man das Wasser, mittels kleiner Schleusen, in kleinere Kanäle umleiten kann und so die Versorgung der gesamten Vegetation sicherstellt.
Überall wo ich hingehe hört man Wasser glucksen oder große Fontänen aus riesigen Springbrunnen schießen, die man sonst nur in den großen Metropolen dieser Welt findet.
Wasser, der kostbarste Luxus in einer Wüstenstadt überhaupt, gibt es hier in Hülle und Fülle.
Ich schlendere durch duftende Rosergärten und dicht bewachsene Baumspaliere, bis ich mich schließlich auf einer Parkbank unter einem, in voller Blüte stehenden, Busch setzte, um wenig auszuruhen und in meinem Buch zu lesen. Was wäre wohl, überlege ich, wenn die Klimaerwärmung es nicht mehr schneien ließe in den nahen Bergen. Die Stadt wäre ohne das Lebenselexier, das der Schnee im Sommer freigibt verloren.
Während ich auf meiner Parkbank sitzte beobachte ich zwei kleine, bunt schillernde Kolibris, wie sie sich von Blüte zu Blüte jagen, kaum länger als eine oder zwei Sekunden dort verweilen um den Nektar zu trinken und schon wieder fort sind.
Ich hole meine Kamera aus der Tasche, schraube das 300 mm Objektiv auf und warte auf eine günstige Gelegenheit für ein Foto von ihnen.
"Beija flor", Blumenküsser, werden diese winzigen Vögel auf portugiesisch genannt, die einzigen ihrer Art, die nicht nur vorwärts sondern auch rückwärts fliegen können.
Nachdem ich zu meinem Foto gekommen bin, gehe ich langsam in Richtung Stadtzentrum zurück. Ich komme an hübschen Einfamilienhäusern vorbei, manche im Kolonial- andere im Bauhausstil eines Frank Lloyd Wright. Ich schaue auf die Klingelschilder aus Messing und entdecke unter dem Namen die Berufsbezeichnung "Abogado" oder "Medico". Es scheint hier, wie in aller Welt zu sein, in der Nähe der Parks wohnen die wohlhabenden Leute.
Dodge Coronado
Wenn man durch die Stadt spaziert, fallen die sauberen Straßen, die gefplegten Häuser, mit kleinen Vorgärten und die Dichte an Oldtimern auf. Manche sind in erbärmlichen Zustand und werden nur deswegen nicht verschrottet weil sie noch funktionieren, vielen sieht man ihr Alter jedoch nicht an. Das fast vollständige Fehlen von Feuchtigkeit, es regnet hier praktisch nie, scheint die Autos über 30, 40 Jahre gut konserviert zu haben, und bei einem Benzinpreis von gerade einmal €0,45 für einen Liter ist das, selbst bei dem hohen Verbrauch der Straßenkreuzer, ein erschwingliches Hobby.
Überhaupt haben die Mendozinos Stil, der sich in der Architektur, den Geschäften und auch in ihrer Art sich zu kleiden wiederspiegelt. Mir gefällt die legère Eleganz, der Menschen hier.
Ich komme wieder, ganz bestimmt!

2 Kommentare:

renovatio06 hat gesagt…

Mendoza scheint Dir ja mächtig imponiert zu haben... Mann, wenn ich mir jetzt so überlege, wieviele interessante Flecken der Erde Du schon gesehen hast, die ich nie sehen werde.... Oh boy... - habe irgendwie kein Talent zur Coolness und es sich wirklich schön zu machen... Na ja, dafür Du umso mehr!

Wolfram hat gesagt…

Ist wirklich eine unerwartet coole Stadt, vielleicht sogar die Outdoor Hauptstadt Argentiniens.

Zum zweiten Punkt: Es ist niemals zu früh und selten zu spät. Man braucht dazu gar kein Talent sondern muß es einfach nur machen. Geld ist dazu nicht unbedingt nötig. Ich habe auf der Reise jede Menge junger Leute getroffen, die ein bescheidenes Buget haben und trotzdem alles mitnehmen. Ein Griff ins Klo ist dabei ab und zu unvermeindlich (siehe letzter Post), but who cares?