Freitag, 30. Januar 2009

The Clinic

Eigentlich hätte schon der vorherige Eintrag mein letzter dieser Reise werden sollen, doch dann kam ich gestern in Singapur an einem Lokal vorbei, das so originell war, dass es hier einfach Erwähnung finden muss!

Mein Hotel war das Swissôtel am Clark Quay, eine Gegend in der sich, in alten traditionellen Häusern am Fluß, jede Menge Restaurants und Bars angesiedelt haben und daher zu einer der Adressen für Nachtschwärmer in Singapur geworden ist.

Ein Lokal heißt "The Clinic". Ein eigenartiger Name für eine Bar und so gehe ich näher um sie mir genauer anzuschauen. Es handelt sich dabei um eine Mottobar, bei der alles an eine Klinik erinnern soll. Man sitzt in Rollstühlen an den Tischen, oder wenn man es bequemer haben will, liegt man halb, halb sitzt man in Krankenbetten.
Die Beleuchtung besteht aus OP Leuchten und Longdrinks werden in Infusionsflaschen gereicht, aus denen man sie dann in Reagenzgläser laufen lassen kann, um sie zu trinken.

Ein bisschen makaber und vielleicht nichts für denjenigen, der gerade einen längeren Klinikaufenthalt hinter sich hat, aber eine Idee, mit der sich die Bar deutlich aus der Fülle seiner Konkurrenten abhebt.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Was ich vermissen werde

Zum Ende meiner Reise gehen mir verschiedene Dinge duch den Kopf. Was ich alles erlebt und gesehen habe, bleibt durch die Eintragugen in meinem Blog und durch die vielen Fotos (es sind bis heute über 1000) besser präsent. Aber habe ich auch alles rausgeholt? Habe ich alle Highlights gesehen? Hätte ich nicht noch den ein oder andern Abstecher machen können?

Nach der Reise ist aber auch vor der Reise. Mit Indochina bin ich noch nicht fertig, soviel steht fest. Laos, Kambodscha, Birma und der Teil von Thailand, den ich noch nicht besucht habe, stehen noch auf meiner Liste. Eines ist sicher: ich komme wieder!

Und wenn ich wieder zu Hause bin, was werde ich wohl am meisten vermissen? Ein gutes Thai-Curry an einer Straßenecke, auf die Schnelle, den Geruch des Meeres, den Sommer, für 3 oder 4 Monate keine Sandalen, Shorts und T-Shirts mehr tragen können ...
Aber es gibt auch vieles auf das ich mich freue: meine Matraze (ich habe nie auf einer besseren geschlafen), wieder selber kochen können, meine Kaffeemaschine, die Ruhe in meiner Wohnung und natürlich die Menschen, die ich liebe!

Bei der Durchsicht meiner Fotos sind mir ein paar aufgefallen, die in keinem meiner Einträge Platz fanden, die ich aber der kleinen Leserschaft meines Blogs dennoch nicht vorenthalten möchte.

Viel Spaß beim Anschauen und vielen Dank dafür, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet habt.

Big Roof, Small Bell
Detail eines Tempels in Chiang Mai

Bells
Weiteres Detail eine Tempeldaches, Chiang Mai

Perfect Place
Taube und Buddha, Sukhothai

Blue Hour
"Blaue Stunde", Sukhothai

Big Tree
Urwaldriese, Flight of the Gibbon, Chiang Mai (auf der Plattform steht ein ausgewachsener Mann - für ein größeres Bild, Foto anklicken)

Longtail Boats
Longtailboote, James Bond Island

Mittwoch, 28. Januar 2009

Weiße Elefanten

König Rama V. besuchte Europa mehrmals. Er mochte das Leben an den europäischen Höfen und vor allem die genaue Vermessenheit der europäischen Hauptstädte, wie Paris, London oder Berlin, mit seinen Prachtstraßen und breiten Alleen. Rama V., der Großvater des amtierenden König Bhumipol, wird noch heue dafür verehrt, dass er das Land in die Moderne geführt hat. Er war der erste König, der den alten Palastbezirk verlassen und den Hof in eine neu errichtete, vom Stil europäischer Städte inspirierten Anlage verlagerte. Heute ist der Dusit, wie diese Anlage genannt wird, außer Park, mit Sitz des Bangkoker Zoos, verschiedener Museen, der alten Thronhalle sowie dem Wohnsitz des ehemaligen Herrschers auch Sitz des Parlaments.

Als ich zum Eingang des Parks gehe, laufe ich an einer kleinen Gruppe von Demonstranten vorbei, die sich vor der Einfahrt des Parlaments in Stellung gebracht haben und alle Abgeordneten, die auf das Gelände fahren, mit Schmähungen bedenken. Leider kann ich nicht verstehen, was sie sagen, aber in der Menge wird nach jedem Abgeordneten ausgiebig gelacht. Sie tragen alle rote T-Shirts und sind damit als Anhänger des, mittlerweile zurückgetretenen, Präsidenten Taksim zu erkennen. Zur Erinnerung: die Gegner Taksims hatten, vor einigen Wochen, in gelbe T-Shirts gekleidet, den Bangkoker Flughafen besetzt und damit auch ein guten Teil des Landes stillgelegt. Wochentagen sind in Thailand Farben zugeordnet und da der König an einem Montag geboren wurde, ist seine Farbe Gelb. Die gelbe Kleidung der Demonstranten sollte ihre Loyalität zum Königshaus, beziehungsweise die geringe Loyalität der Regierungspartei dem Monarchen gegenüber, symbolisieren.

Man kann die ehemalige Thronhalle sowie den Königspalast besichtigen. Letzterer ist nur zum Teil der Öffentlichkeit zugänglich, denn er wird immer noch teilweise von der Königsfamilie bewohnt, der königliche Hauptwohnsitz ist jedoch etwa einen Kilometer entfernt, in einem neu errichteten Palast.

Im ehemaligen Elefantenstall ist nun das königliche Elefantemuseum untergebracht. Elefanten haben in Thailand die Stellung heiliger Tiere und wenn immer im Land ein weißer Elefant geboren wird, ist dieser automatisch Eigentum des Königs und wird in einer Zeremonie, unter großem Aufsehen in den Rang eines königlichen Elefanten erhoben. Die letzte dieser Zeremonien fand 1978 statt.
Nicht alle Albinoelefanten sind dabei gleich wertvoll. Man unterscheidet genau zwischen den verschiedenen Farbtönen, die von Rosa, über die Farbe verwelkter Lotusblüten, bis zum reinen Weiß reichen. Wichtig ist besonders die Färbung der Haare und der Genitalien des Dickhäuters. Nach der thailändischen Mythologie sind Elefanten für die Fruchtbarkeit des Bodens verantwortlich, daher erklärt sich auch ihre Sonderstellung unter den Tieren.

In einem der beiden Gebäude steht ein Modell eines heute noch lebenden weißen Elefanten. In königliche Gewänder gehüllt und an einer Art Rampe stehend, die es dem König ermöglicht seine Elefanten bequem zu besteigen, wird das Modell von den Menschen wie ein Heiligtum verehrt.

Montag, 26. Januar 2009

James Bond Island

Islands

Die Landschaft, die gerade vor mir aus dem Morgendunst der Phang-Nga Bucht auftaucht, ist bizarr. Unzählige kleine und größere Inseln ragen steil aus dem Meer, dicht bewaldet und fast ohne jede Möglichkeit an Land zu gehen. Die Formen, die die Erosion aus den Felsen geschliffen hat sind das eigentliche Wunder dieser Inselgruppe. Manche bestehen nur aus einem Felsen mit wenigen Quadratmetern Grundfläche, aber mehrere hundert Meter hoch. Das Meer hat mit seinen Wellen und Gezeiten das Fundament in Jahrhunderten angegriffen, so dass fast alle dieser Inseln nach oben hin breiter werden. Sie sind so ungewöhnlich, dass sie schon mehrmals als Kulisse für Hollywoodfilme herhalten mussten.
Der bekannteste davon ist "Der Mann mit dem goldenen Colt", ein Film aus der James Bond Reihe, dessen Bösewicht genau hier eine private Insel bewohnt, auf der er eine schreckliche Geheimwaffe entwickelt, um damit die Welt zu beherrschen. Seit dem Kinoerfolg des Filmes im Jahr 1974, hat die Insel, die eigentlich den Namen Ko Phing Kan, Insel, die sich an sich selbst anlehnt, trägt, nur noch den Namen "James Bond Island" und zieht damit jedes Jahr tausende von Besuchern an. So wirbt auch der Veranstallter, mit dem ich meinen Ausflug gebucht habe, mit dem Geheimagenten seiner Majestät für die Bootsfahrt in die Buch von Phang-Nga.

James Bond Rock

Dabei gibt es hier viel mehr zu bestaunen und der bekannte James Bond Felsen ist für mich nicht die Hauptattraktion. Viele der Inseln haben ein Tunnelsystem, das man, der engen Ausmaße wegen, nur mit Kajaks befahren kann. Manche von den Höhlengängen sind so niedrig, dass wir uns flach ins Boot legen müssen, um nicht mit dem Kopf an der Decke anzustoßen. Wir fahren durch Tropfsteinhölen und gelangen immer wieder in Lagunen, die wie aus dem Nichts aus der Dunkelheit auftauchen und uns mit üppiger Vegetation an steil aufragenden Felswänden überraschen. Die meisten Inseln sehen aus wie ein Schweizer Käse.
Paddeln muss man nicht selbst, das erledigt ein Angestellter, denn so hat man die Hände frei und kann fotografieren. Außerdem wäre es zu gefährlich, denn die Felsen der Ufer sind über und über mit Muscheln bewachsen, somit messerscharf und die Kajaks sind seewasserfeste Schlauchboote, die man durch eine zu starke Kollision mit der Uferwand zerstören und zum sinken bringen könnte.
Reptilien fühlen sich auf den, allesamt unbewohnten, Inseln wohl und es gibt eine Vielzahl von Schlangen und Echsen. Mit etwas Glück können wir sogar den Bindenwaran zu Gesicht bekommen, der mit seinen über 2 Metern Länge einem Krokodil gleicht, wenn er im Wasser schwimmt.
Die Riesenechse läßt sich heute zwar nicht blicken, dafür werden wir neugierig von einer Horde Affen, die im Wipfel eines Baumes sitzen, bestaunt, als wir mit den Kajaks in eine der vielen Lagunen einfahren. Aus Neugier wird Zutrauen, als sie sehen, dass einige der Paddler Bananen im Gepäck haben. Ein Affenweibchen hat ein Neugeborenes am Bauch zu hängen, das noch nicht älter als 3 Tage sein kann. Etwas ängstlich betrachtet es die fremdartigen Wesen in ihren eigenartigen Gefährten aus seinem schützenden Versteck.

Monkeys

Das Schiff, das uns heute durch die Bucht fährt ist ein alter Kahn, aber er bietet ausreichtend Platz und Schatten und fährt gemächlich, so dass man die Landschaft in aller Ruhe betrachten kann. Im unteren Stockwerk sind schon bald nach dem Auslaufen Frauen damit beschäftigt, Gemüse zu schneiden, Reis zu dämpfen und Fleisch zu braten. Als wir von einem der Kajakausflüge zurückkommen, steht ein köstliches Buffet für uns bereit, von dem ich mich frage, wie sie das mit nur drei Gasflammen und ein paar Woks zubereiten konnten.

Samstag, 24. Januar 2009

Not rich, but happy!

Clear Waters

Vor sieben Jahren kam Ben als Austauschstudent nach Thailand und ist einfach nicht mehr zurückgekehrt. Einmal, so erzählt er mir, hat er es versucht und ist bis zu den Fidji Inseln gekommen, dann ist er wieder umgekehrt. Thailand ist für ihn sein zu Hause geworden, wenn er auch den Sommer in Japan verbringt und dort mit Touristen Wildwasserrafting-Touren fährt. "There you make the big dollars", aber leben möchte er nur noch hier, "not rich, but happy". Dabei kommt er eigentlich aus dem ebenfalls von der Sonne verwöhnten Kalifornien, aber zugegeben, einen Job wie diesen wird er dort lange suchen müssen. Ben ist Guide für Tauch- und Schnorcheltouren auf die Similan Islands, eine Inselgruppe, die 63 Kilometer vor der thailändischen Küste, in der Andamanen See liegt. Die insgesamt neun Inseln zählen zu den besten Tauchrevieren der Welt und sind zweifellos das beste Thailands.

Als Tagestour ist die Inselgruppe nur mit einem Speedboot zu erreichen, einem Ungetüm, mit drei Motoren, äußerst leicht gebaut und für die Passagiere ohne jeglichen Komfort. Mehrmals heißt uns der Kapitän die Plätze zu tauschen, damit sein Boot ausbalanciert ist. Dann erst gibt er richtig Gas, das Boot hebt sich aus dem Wasser und zerschneidet den kristallklaren Ozean. Nach jeder kleinen Welle, über die das Boot fährt, schlägt es auf die Wasseroberfläche zurück und gibt die Energie direkt an seine Insassen weiter, die auf kleinen Bänken an der Seite sitzten. So legen wir die 63 Kilometer in etwas mehr als einer Stunde zurück. Ben erzählt uns, dass dies das neueste und schnellste Speedboot in Thailands Gewässern ist. Ich wusste nicht, dass man sich auf dem offenen Meer so schnell vortbewegen kann.
Als wir nach der Stunde Fahrzeit langsamer werden tauchen die Similan Inseln vor uns auf. Ich traue meinen Augen kaum: das Meer ist so klar, dass man kaum seine Oberfläche erkennen kann, bereits vor der Insel liegende Boote sehen aus als schwebten sie mitten im Nichts. Der Strand ist von einer so weißen Färbung, dass es in den Augen schmerzt und am Ufer liegen Felsbrocken übereinandergetürmt, die rund wie Kieselsteine geschliffen sind. Der Anblick kommt mir vor wie eine Fatamorgana. Sollte es je den Garten Eden gegeben haben, dann bin ich mir sicher, genau so hat er ausgesehen.

Similan Islands, Thailand

Taucherbrille, Schnorchel und Floßen wurden vom Veranstallter gestellt und bereits am Festland an uns verteilt. Schnell wird noch der Sonnenschutz erneuert, denn die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, und endlich können wir ins Wasser springen.

Bei einem Briefing vor der Abfahrt wurde uns genau erklärt was beim Besuch des Riffs verboten ist. Der Veranstallter arbeitet eng mit Greenfins zusammen, einer Umweltschutzorganisation, die sich dem Erhalt der Korallenriffe in der Andamanensee widmet. Schon die kleinste Berührung einer Koralle mit dem Finger kann dazu führen dass sie durch den Fettfilm auf der Haut ausbleicht und abstirbt. Natürlich ist es verboten, Korallen abzubrechen oder irgendetwas von den Inseln mitzunehmen. Man soll die Meeresschildkröten nicht berühren, obwohl es sehr einfach ist, da diese sehr langsam schwimmen. Ein ganzer Katalog von Do's und Dont's wird uns erklärt. Als Ben mit seiner etwa 10 minütigen Einstimmung zum Ende kommt und sich erkundigt, ob noch jemand Fragen hat, meldet sich eine junge Frau aus einer Gruppe und fragt: "Dü yü spiek french?"
Ich muß mich umdrehen um ihr nicht zu zeigen wie mich diese Frage belustigt. Selbst das japanische Ehepaar hat versucht den Ausführungen des Führers zu folgen, einzig an unseren westlichen Nachbarn ist wieder einmal alles vorbeigegangen.

Hundertfach bunte Fische in allen Formen, die sich die Natur ausdenken konnte und in allen Farben des Regenbogenspektrums reich koloriert, sind um mich herum, als ich in das Wasser hinabgleite. Hier scheinen andere Regeln zu herrschen: schwerelos schwimmen sie vor, neben und hinter mir, mit nur einem leichten Schwanzflossenschlag schießen sie an mir vorbei. Während an Land jedes Lebewesen versucht sich zu tarnen um ja nicht aufzufallen, versucht hier jeder den anderen an Auffälligkeit und Buntheit zu übertrumpfen. Der Formenreichtum steht dem Farbenreichtum in nichts nach. Ein Fisch ist schlank und spitz wie ein Pfeil, ein anderer rundlich und vielfarbig gestreift, wieder ein anderer mit flachem, tellerartigen Körper, einer trägt einen langen Fortsatz über den Augen, wie ein kleines Horn... es sind zu viele um alle beschreiben zu wollen.
Erst jetzt nehme ich das eigenartige Geräusch wahr, dass mich umgibt. Ein Summen, als wenn man unter einer Hochspannungsleitung steht. Es ist das Knabbern der vielen hundert Doktorfische an den Korallen, die diesen Klang verursachen.

Freitag, 23. Januar 2009

I hope you happy happy!

Als ich in der Nacht aufwache, merke ich dass etwas mit mir nicht stimmt. Wohl was falsches gegessen, der Gang zum Klo bringt Gewissheit.

Dummerweise habe ich für den nächsten Morgen einen Ausflug nach Similan Island gebucht und soll bereits um 06:30 Uhr in meinem Hotel abgeholt werden. Daraus wird wohl nichts, denn ich sollte mich in den nächsten 2 Tagen in unmittelbarer Nähe einer freien Toilette aufhalten.
Um 06:00 Uhr rufe ich bei der Telefonnummer an, die auf meiner Rechnung für den Ausflug steht und erkenne an der schlaftrunkenen Stimme, dass es sich um die junge Frau handelt, die mir den Ausflug verkauft hat. Sie verspricht mir den Fahrer noch rechtzeitig zu informieren.

Am nächsten Tag gegen 19 Uhr klingelt mein Telefon. Ich kenne die Nummer nicht und hebe ab. Am anderen Ende der Leitung ist die Frau aus der Reiseagentur, die sich einfach nur um mein Wohlbefinden sorgt und mir gute Besserung wünscht. Weil ihr Englisch nicht so gut ist tut sie das mit den Worten "I hope you happy happy!". Das rührt mich ehrlich. Nach allem was ich hier erlebt habe, gelten Touristen als Einnahmequelle, die ansonsten das Inselidyll zerstören und genau das tun sie ja auch wirklich. Dann ruft mich eine Frau an, mit der ich knapp 5 Minuten rein geschäftlich zu tun hatte, und fragt wie es mir geht. Spätestens jetzt weiß ich: ich bin immer noch in Thailand!

Mittwoch, 21. Januar 2009

Insekten zum Abendessen

Gecko

Der schönste und ruhigste Strand der Insel soll "Nai Harn" sein, so habe ich gestern erfahren. Ganz an der Südspitze der Insel gelegen ist er schwer zu erreichen und daher immer noch ein Geheimtipp. Ich miete am Morgen ein Motorrad an und mache mich auf den Weg dorthin. Weit komme ich nicht. Nach etwa 10 Kilometern wird mein Gefährt plötzlich langsamer und nach 20 Kilometern versagt es ganz seinen Dienst. Fast wäre ich am Ziel gewesen!
Ich habe, ahnend, dass ich es brauchen werde, mein Telefon mitgenommen, also rufe ich die Vermieterfirma an um meine Lage zu schildern. Wir kommen überein, dass ich auf eigene Kosten mit einem Taxi zurückfahre, meinen Schlüssel und Helm zusammen mit der Adresse, die ich mir vom Besitzer des Geschäfts, vor dem ich liegen geblieben bin, habe aufschreiben lassen, im Büro der Vermietung abgebe und diese sich dann um alles andere kümmert.
Natürlich kann sich an diese Abmachung niemand mehr erinnern, als ich im Büro stehe um meinen Teil einzulösen. Vielmehr behauptet die Dame, mit der ich gerade noch gesprochen habe, das Motorad wäre in Ordnung gewesen, als ich es übernommen habe, also sei ich jetzt daür verantwortlich, dass es auch wieder zurückgebracht würde. Außerdem müsste ich für die Reparatur aufkommen und den vollen Mietpreis bezahlen. Ja klar, soll ich ihren Hund auch noch Gassi führen und bei ihr zu Hause vielleicht noch kurz feucht durchwischen? Diese Clowns haben ja nicht einmal meinen Namen, gescheige denn einen Vertrag mit mir gemacht! "Nice try", sage ich nur zu ihr, drehe mich um und gehe.

Jetzt habe ich das Problem, dass ich keinen Ersatzplan für diesen Tag gemacht habe. Also gehe ich ins Hotel zurück und stelle fest, dass alle Gäste an den nahen Strand gegangen sind und ich, mit Ausnahme eines älteren Ehepaares, den Pool und den Garten ganz für mich alleine habe. Keine schlechte Alternative, denke ich, hole mein Buch, lege mich unter eine Palme und lese.

Irgendwann an diesem Tag kommt eine SMS von meiner Freundin Cherry aus Bangkok, die sich wohl schlecht fühlt, weil der Tipp nach Phuket zu reisen von ihr kam, in der sie mir die Namen von ein paar Inseln mailt, die ich besuchen sollte. Ich mache mich also am späten Nachmittag nach Patong auf, um eine Fahrt nach Similan Island zu buchen. Similan, lese ich später, gehört zu den 10 schönsten Inseln der Welt, wer immer solche Listen auch erstellt, und zu den besten Tauchrevieren in der Andamanen See. Ein Korallenriff mit einem großen Reichtum an bunten tropischen Fischen wird mir in Aussicht gestellt. Das hört sich doch alles ganz ordentlich an.

Wo ich mich schon einmal ins Epizentrum der Nachtvergnügungen begeben habe, beschieße ich noch einen kleinen Rundgang durch das sündige Patong zu machen. Ich kenne keinen Platz auf der Welt mit einer höheren Dichte an Bars, Restaurants und Nightclubs. Gegen Patong ist Mallorcas Ballermann eine Veranstaltung für Rentner! An der Leuchtreklame eines Geschäfts beobachte ich einen Gecko, der sich die vom Licht angezogenen Insekten schmecken lässt. Ganz lässt sie sich also doch nicht aussperren, die Natur!

Dienstag, 20. Januar 2009

The Beach

Ich kann kaum glauben was ich hier sehe! In dem Warteraum für meinen Flug findet man so ziemlich alle Abscheulichkeiten, die die menschliche Rasse hervorgebracht hat. Übergewichtige Briten mit vom Alkohol geröteten Gesichtern, die sich lauhals in Cogney über die Sitzbänke hinweg unterhalten, gemischtrassige Paare, bei denen der Altersunterschied gut 50 Jahre beträgt, ein ganzkörpertätowierter, anabolikageschwängerter Mann, mit Nackenspoiler-Frisur, Eulensonnenbrille, Diamantohrringen und brutalem Gesicht, der mich irgendwie an einen menschlichen Kampfhund erinnert, Skandinavier, die sich nicht einmal die Mühe gemacht haben Schuhe anzuziehen oder es im Suff einfach vergessen haben. Sie alle haben eines gemeinsam: sie wollen Urlaub auf Phuket machen, Thailands größter Insel.

Eigenlich wollte ich nach Koh Chang, der Elefanteninsel, an der Grenze Kambodschas, um die Reise mit etwas Strandurlaub abzuschließen, aber von einer Freundin aus Bangkok wurde mir zu Phuket geraten. Das Wasser sei hier klarer und es gäbe unzählige kleine vorgelagerte Inseln, jede für sich ein Paradies und gut als Tagesausflug zu erreichen.
Eine leichte Vorahnung was mich auf Phuket erwartet, bekomme ich, als ich auf meinen Flug warte.

Beim Anflug kann ich sie dann sehen, die Inseln, von der mir Cherry erzählt hat. Alle dicht bewaldet und so zalhreich, als hätte jemand eine Hand voll smaragdgrüner Steine ins seichte Meerwasser geworfen. Manche von ihnen haben nur einen schmalen Strand, der nur mit Booten erreicht werden kann.

Als ich den Flughafen verlasse fragt mich einer der vielen Schlepper "where are you going, taxi?" (übrigens der meist gesagte Satz in Thailand, gleichauf mit "hello massage!"). Ich antworte dass ich ein Taxi mit Taxameter suche und frage ob er ein solches hat? "And then, where are you going?" "I'm going from here to a taxi with meter", antworte ich genervt. Er bietet mir ein Sammeltaxi an, das gleich losfahren soll. Auf die Frage wann, heißt es höchstens 10 Minuten, oder vielleicht 20. Ich warte 30 Minuten und es sind immer noch nur 3 Fahrgäste. Mit 10 fährt er dann gleich los, versichert mir der Fahrer. Ich muss auf die Toilette und als ich wiederkomme, heißt es auf einmal, dass jetzt alle Plätze voll sind und ich auf darauf warten soll, dass das nächste Taxi voll ist. Dauert nicht lange. Ich bekomme einen Wutanfall und beschimpfe alle Umstehenden. Die interessiert's nicht weiter, ich vermute das erleben sie jeden Tag.

Als ich dann durch Patong Beach fahre fühle ich mich an Ballermann erinnert. Eine Bar an der anderen, Neonreklamen, Massagesalons der zweifelhaften Sorte und überteurerte Touristenlokale. Thais sieht man hier, wenn überhaupt, als Servicepersonal in den Lokalen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Das Hotel ist hübsch und ruhig gelegen, jedoch wird um 20 Uhr auf einmal laute Musik im Garten angestellt. Ich gehe sofort an die Rezeption und frage wie lange das gehen soll. "Nur bis zum Abendessen, nicht nach 23 Uhr" wird mir gesagt. Ich hatte bei der Reservierung aber ausdrücklich nach einem Haus ohne Diskothek verlangt. Eine Dikothek haben sie ja auch nicht, sie spielen nur Musik. Ich kläre die Chefin auf, dass das Tanzen für sich ja keinen Lärm macht, sondern die Musik das störende dabei ist. Tanzen könnten alle hier bis in den frühen Morgen, aber bitte ohne Musik. Als ich dann erfahre, dass mir die Nutzung des Internets mit meinem eigenen Computer auch noch in Rechnung gestellt werden soll, obwohl mir bei der Reservierung ausdrücklich Kostenfreiheit zugesagt wurde, raste ich zum zweiten Mal an diesem Tag aus. Diesmal jedoch mit Erfolg: für die Dauer meines Aufenthalts werden die Gäste auf Musik während des Abendessens verzichten müssen und auch die Nutzung des Internets ist für mich frei!

Montag, 19. Januar 2009

Der göttliche Baum

Buddha in a Tree

Der heiße Fahrtwind bläst mir ins Gesicht und Staub in meine Augen. Der Motorradfahrer schlängelt sich durch den stehenden Verkehr. Es ist interessant zu erleben mit welcher Geschicklichkeit er sein Fahrzeug zwischen Bussen, Taxis und Lastwagen hindurchmanövriert. Schließlich bringt mich zu der Stelle, wo die Minibusse nach Ayutthaya abfahren, denn das ist mein Ziel für heute.
Die Stadt liegt mit nur 86 Kilometern Enfernung einfach zu nah an Bangkok, als dass man sie sich entgehen lassen sollte. Die Unbezwingbare, so heißt der Name übersetzt, eigentlich ein Wort aus dem Sanskrit, war lange Zeit Hauptstadt Thailands, bis diese schließlich 1767 nach Bangkok verlegt wurde. Ende des 17. Jahrhunderts zählte sie bereits über eine Millionen Einwohner. Die Ayutthaya-Zeit war in vielerlei Hinsicht die Blütezeit des Königreiches Siam. Kultur und Handel boomten und es wurde mit allem gehandelt, was im Ausland Absatz finden konnte, inklusive Kriegselefanten, die nach Persien und Indien exportiert wurden. Waffenlieferungen aus einer anderen Zeit. Es gab viele europäische und japanische Händler in der Stadt und alle berichteten, dass sie nie eine glanzvollere Metropole gesehen haben.

Diesen Eindruck kann ich erstmal nicht teilen, als der Busfahrer mich an einer 12 spurigen Schnellstraße aussteigen lässt. Es ist schmutzig, staubig und laut, von Tempeln weit und breit keine Spur. Vielleicht hat er mich ja nicht richtig verstanden, aber was anderes soll ein Auländer hier machen, außer sich die Ruinen der alten Stadt anzuschauen? In der Ferne sehe ich ein Schild das zum Busbahnhof weist. Ich laufe also in diese Richtung in der Annahme dort vielleicht eine Touristeninformation oder zumindest ein Taxi zu finden. Der Weg ist länger als ich dachte und ich lasse mir noch mehrmals von Passanten bestätigen, dass es hier tatsächlich zum Busbahnhof geht. Endlich kann ich von Weitem ein paar Busse sehen, als ich jedoch näher komme sehe ich, dass zwischen ihnen Wäscheleinen gespannt sind, um Wäsche zu trocknen. Hier kommt niemand mehr an und die Busse fahren in absehbarer Zeit auch nicht mehr ab.
Plötzlich werde ich von einem älteren Mann angesprochen, der wissen will wo hin ich gehe. Ich erkläre, dass ich mir die Tempelruinen anschauen möchte und wenige Minuten später sitze ich zum zweiten Mal an diesem Tag auf dem Rücksitz eines Motorrades.
Der erste Tempel meiner heutigen Tour ist der Wat Mongkhon. Auf dieser recht gut erhaltenen Anlage leben noch immer wenige Mönche, in kleinen Holzhäusern im Thai-Stil. Das Zentrum des Klosters bildet eine noch vollständig erhaltene Stupa im Ayutthaiya Stil, die zu den größten zählt, die ich je gesehen habe. Majestätisch erhebt sie sich, gesäumt von, zum Teil bereits zerfallenen, kleineren Stupas, aus der Mitte der Anlage. Auf ausgetretenen Ziegelstufen kann man sie erklimmen und sogar ihr Inneres betreten. Mit ihren 63 Metern Höhe und gut 28.000 Tonnen verbauter Ziegel, war der Turm für seinen Untergrund zu schwer und sank langsam ein. Durchgebogene Grundmauern und beträchtliche Schieflage einiger Stupas zeugen davon.

Wieder nehme ich mir ein Motorradtaxi, wie es scheint das einzige Tranportmittel der Stadt, und fahre zum Höhepunkt des Tages. Das Wat Mahathat beherbergte einst eine Reliquie Buddhas in seiner prächtigen zentralen Chedi, einer Stupa im Khmer Stil, die, bereits einmal wieder aufgebaut, im Jahr 1904 erneut einstürzte. Ganz anders als im grünen, kühleren Sukhothai sieht die Erde hier verbrannt aus und die Reste der Ziegelgebäude sind zum Teil mit Bäumen bewachsen, deren Wurzeln, auf der Suche nach Wasser, die Wände herunterklettern. Den vielen Buddha Statuen, die noch auf dem Ruinenfeld stehen, fehlt der Kopf. Die birmanischen Eroberer haben sie ihnen, nach der Einnahme der Stadt, abgeschlagen um die Unterlegenen zu demütigen.
Ein damals wohl abgeschlagener Buddhakopf, der dann achtlos liegen gelassen wurde, wurde von den Wurzeln eines Baums in Jahrhunderten umwachsen und ist heute eine der großen Atraktionen Ayutthayas. Fast sieht es aus, als würde der Gott aus dem Baum wiedergeboren.
Die vielen Touristen, die sich mit dem Phänomen fotografieren lassen wollen werden gebeten auf die Knie zu gehen, damit ihr Kopf auf dem Foto nicht über dem des Buddhas steht. Ein Wächter daneben wacht mit Argusaugen darüber, dass diese Regel eingehalten wird.

Sonntag, 18. Januar 2009

Big Mango

"City of Angels, Land of Smile", so gibt eine thailändische Freundin spaßhaft ihre Adresse stets an. Die Stadt, die wir im Westen nur als Bangkok kennen heißt nämlich gar nicht so. Bangkok ist eigentlich der Ort, der hier früher einmal stand und richtig Bang Makok, Ort der Oliven, hieß. Die Thais nennen ihre Stadt Krung Thep, die Stadt der Engel, was aber auch nur eine Abkürzung ist. Mit vollem Namen heißt sie: Große Stadt der Engel, Heimstatt des Smaragdbuddhas, uneinnehmbares Land, großes herausragendes Königreich, herrliche königliche Hauptstadt, geschmückt mit den heiligen neun Edelsteinen, erster königlicher Wohnsitz und großer Palast, göttlicher Hort und Domizil der wiedergeborenen Seelen". Braucht man noch einen Beweis dafür, dass die Thais ihre Hauptstadt lieben? Keine Stadt der Welt hat einen längeren Namen und alle Schulkinder in Thailand müssen diesen Namen auswendig lernen. Mein Mitgefühl ist ihnen sicher!
In Anlehnung an die Bezeichnung New Yorks als "Big Apple", bezeichnen die Bewohner ihre Stadt auch als "Big Mango". Das gefällt mir, weil es so gut passt. Genau wie eine Mango ist Bangkok topisch, süß, ein wenig klebrig, duftend, knallig und feucht. Und genau so wie wenn man in eine frische Mango beißt fühlt man sich, wenn man in diese Stadt eintaucht.

Allways in a rush

Die Gier nach Leben und Vergnügen kann man an jeder Straßenecke hautnah erleben. Der wilde Puls, der diese Stadt antreibt beruhigt sich nie. Wenn die Kaufhäuser spät abends schließen, eröffnen die Nachtmärkte auf denen man so ziemlich alles findet, was man braucht, vor allem aber was man nicht braucht. Wenn in den Restaurants die Stühle auf die Tische gestellt werden, stellt man sie an den Garküchen gerade auf die Straße. Eine Massage gegen Verspannungen nach Mitternacht zu bekommen ist genau so möglich wie käufliche Liebe rund um die Uhr.
Während bei uns im Westen Werbetafeln stumm auf einen herabblicken und darum bitten wahrgenommen zu werden, schreien einen hier Videoleinwände überall an: von Kaufhäusern herunter, an den Haltestellen des Skytrains und sogar in den Zügen wird man mit Kaufentscheidungshilfen bombardiert.
Jeder hat immer und überall sein Mobiltelefon dabei und am Ohr. Ich habe sogar einen frommen Mann in einem Tempel betend das Heiligtum umrunden und gleichzeitig telefonieren sehen. Bloß nichts verpassen, überall dabei sein und an allem teilnehmen wollen ist das Credo der Menschen hier.
Der Rhytmus macht schwindlig und reißt mit und bald merkt man, dass man mit dem Virus Lebensgier angesteckt ist.

Im krassen Gegensatz zu der Geschwindigkeit und dem lauten und bunten Gebaren der Stadt, steht die Sprache der Thais. Ich höre sie gerne, ohne auch nur ein einziges Wort davon zu verstehen. Von Vokalen dominiert, in gleichmäßigem Rhythmus und ohne Schärfe gesprochen, bezeichne ich sie gerne als Massage fürs Trommelfell.

Für mich gibt es wenig Sinnlicheres als gutes Essen und folgerichtig gehört Essen auch zu den Lieblingsbeschäftigungen der Thais. Statt einem "guten Morgen" als ersten Gruß des Tages wird man hier "Was hattest Du zum Frühstück?" gefragt. Essen ist omnipräsent. Nur selten muss man weiter als bis zur nächsten Straßenecke laufen um einen Stand mit köstlichem Essen zu finden: gebratener Reis, Currys in den verschiedensten Formen und Farben, mit Huhn, Schwein oder Krabben, Süßspeisen und frische Früchte. Ich habe kürzlich auf einem der Nachtmärkte eine Schale gebratene Nudeln mit Gemüse (50 Cent), drei Spießchen mit gegrilltem Huhn (25 Cent) und zum Nachtisch ein paar Stückchen Annanas (25 Cent) gegessen und hatte ein schmackhaftes und vollwertiges Abendessen für genau einen Euro. Noch nie habe ich so oft gegessen ohne eigentlich Hunger zu haben - die Versuchung ist einfach zu groß.

Samstag, 17. Januar 2009

Man kann die Fenster nicht öffnen

Reisen ist manchmal mühselig und der Weg selber ist nicht mehr als ein lästiges Übel, das ich in den wenigsten Fällen genießen kann. Ich habe beschlossen den 1.Klasse Bus von Sukhothai nach Bangkok zu nehmen, da die Fahrt 7 Stunden dauert und ich aus meiner ersten Busreiseerfahrung gelernt habe.
Gleich als ich mich hinsetze bläst mir wieder eisiger Wind von oben ins Gesicht. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren, aber draußen herrschen lediglich die Temperaturen eines angenehmen Frühlingstages. Ich trage zwar heute alles, was mein Koffer an warmer Kleidung hergibt, dennoch beschieße ich mir noch eine Schockfrostung nicht gefallen zu lassen. Ich versuche mit dem Fahrer zu sprechen, aber der versteht nichts, oder er will nicht, denn ich blase aus vollen Backen, zeige dann auf meinen Kopf und sage dann "cold, very cold" - keine Reaktion.
Ich gehe zum Fahrkartenschalter zurück und bitte die Dame dort dem Fahrer zu sagen, er möge die Klimaanlage herunterdrehen. Nach einigem hin und her gibt man mir ein Telefon, damit ich mit einer Angestellten der Busgesellschaft in Bangkok spreche. Ich bringe meine Bitte vor und alles was ihr dazu einfällt ist zu sagen, dass die Klimaanlage laufen müsse, da man die Fenster nicht öffnen könne. Es ist aber Winter und draußen ist es nicht heiß, die Klimaanlage ist nur für heiße Tage, erwidere ich. Schweigen auf der anderen Seite. Ich erkläre, dass ich meine Heizung im Sommer auch nicht anstelle, nur weil ich eine habe und ich die Fenster vielleicht geschloßen halte. Meine Gesprächspartnerin erklärt mir darauf hin, dass die Klimaanlage laufen müsse, denn man könne kein Fenster öffnen und viellleicht wird es ja noch wärmer wenn wir in den Süden fahren. Ich rede mich langsam in Rage, denn gesunder Menschenverstand hat mit kulturellen Unterschieden nichts zu tun. Ich warne sie, dass ich alles was ich finden werde in die Öffnungen der Klimaanlage stopfen werde, um nicht zu frieren und sie bittet mich nicht wütend zu sein. Zu spät!

Wieder im Bus bringt mir eine Angestellte eine Decke, aber die ist zu dick und passt nicht in die Kaltluftdüse. Ich vermute dafür war sie auch nicht gedacht! Stattdessen versuche ich es mit Klopapier, aber das wird immer wieder hinausgeblasen. Schließlich kommt mir die rettende Idee. Der Vorhang am Fenster ist geradezu ideal für mein Vorhaben: er passt gut und hält. Andere Reisende haben mich zunächst lächelnd beobachtet, aber von meinem Erfolg animiert verschießen sie jetzt alle die Düsen über ihren Sitzen mit den Vorhängen. Trotzdem jetzt fast nichts der kalten Luft mehr ankommt, lässt der Fahrer das Kaltluftaggregat weiter auf Maximalleistung laufen. Na ja, man kann halt die Fenster nicht öffnen.

Die Ruinenstadt

Buddha Face

Der Bus hat seine besten Tage hinter sich, soviel ist sicher. Mühsam kämpft er sich voran und hoppelt über die eingentlich gute Straße. Ich hoffe, dass die Klimaanlage vielleicht bald aufgibt und ihren letzten eisigen Hauch in die Fahrgastkabine bläst, aber die funktioniert, zu meinem Leidwesen, wie neu. Alle Reisenden sehen aus, als ob sie sich auf einer Polarexpedition befinden. Alle, außer mir! Ich trage nur ein T-Shirt und Shorts. Bald schon nach der Abfahrt in Chiang Mai wird mir mein Fehler bewußt, aber der nächste Halt ist breits in einer Stunde und mein Koffer mit der wärmenden Kleidung ist direkt unter mir.
Als wir endlich halten, frage ich die Schaffnerin nach meinem Koffer. Sie öffnet mißmutig das Fach, in das ich zuvor mein Gepäck gestellt habe und das nun bis zum Rand voll gestopft ist mit Pappkartons und Reisetaschen, schüttlet nur den Kopf und schließt es wieder. Das heißt wohl erstmal weiterfrieren. Was ich noch nicht ahne ist, dass der nächste Halt erst 3 Stunden später stattfinden wird. Fast steifgefrohren bitte ich erneut nach meinem Koffer und als sie wiederwillig das Fach öffnet, greife ich nach allem was mir in die Finger kommt, zerre es heraus und werfe es hinter mich, bis ich endlich meinen Koffer in die Hände bekomme. Den schleppe ich, wie ein Raubtier seine Beute, mit mir in die Kabine und lasse die verdutzte Frau mit dem restlichen Gepäck einfach stehen. Meine Miene macht klar, dass sie mich besser nicht mehr darauf anspricht!

In Sukhothai kommen wir erst in der Nacht an. Als ich gerade in meinen Reiseführer nach einer Unterkunft suche, sprechen mich zwei junge Frauen an, und fragen ob ich mir ein Taxi mit ihnen teilen möchte. Die beiden kommen aus Würzburg und haben im Sommer ihr Abitur gemacht. Diese Reise belohnt sie für die Strapazen ihrer Prüfungen.
Sie haben bereits in Chiang Mai eine Unterkunft reserviert und so schließe ich mich einfach an. Garden House heißt die Herberge und besteht aus lauter kleinen Bambushütten in einem tropischen Garten. Hübsch und außerdem für gerade einmal 6 Euro pro Nacht auch noch günstig.
Ich lade die beiden zum Abendessen ein und wir beschließen morgen in aller Frühe aufzubrechen um uns die Ruinen der ersten Hauptstadt Thailands, dem alten Sukhothai, anzuschauen.

Buddha

Um 6 Uhr wartet das Taxi auf uns, denn die Sonne geht bereits eine halbe Stunde später auf und bis dahin wollen wir vor den Ruinen stehen und das Licht des anbrechenden Tages genießen. Taxi ist für das Gefährt, das vor der Tür auf uns wartet vielleicht ein wenig übertrieben: ein Dreirad, zwei Räder vorne eines hinten, wobei der Fahrer hinten auf einer Art Mortorrad sitzt und die Fahrgäste auf niedrigen Sitzbänken auf einer Plattform vor dem Fahrer, die, mit einer Lenkstange ausgestattet, das Fahrzeug auch gleichzeitig steuert. Die Konstruktion ist mit einem Dach versehen ansonsten aber offen. Es ist noch dunkel und kalt an diesem Morgen und die Fahrt soll 20 Minuten dauern. Ich habe aus meinem Fehler gelernt und meine Goretexjacke angezogen: winddicht und mit einem wärmenden Fliesfutter. Meine beiden Begleiterinnen tragen ein T-Shirt und ein Kapuzenpullover. Der Tag fängt an, wie der letzte aufgehört hat: wir frieren!

Die Ruinen liegen im Morgendunst und der Himmel hat noch seine typisch graue Färbung, die vom baldigen Sonnenaufgang kündet. Wir sind die ersten Besucher an diesem Tag. Sukhothai gehört nur uns!

Morning mood

Längst hat sich die Natur die alte Stadt zurückerobert, große Bäume wachsen, wo einst Tempel standen und Straßen entlangführten. Säulen ragen in den Himmel, die einst gewaltige Dächer getragen haben und große Buddhastatuen lächeln noch immer ihr jahrhunderte altes, friedvolles Lächeln.
Die ganze Stadt umfaßt eine Fläche von 45 Quadratkilometern, wir wollen uns aber nur auf den innersten Teil, das ehemalige geistige und administrative Zentrum der alten Hauptstadt, beschränken.

Es gibt unendlich viel zu entdecken, immer wieder bieten andere Perspektiven neue An- und Durchblicke. Gleich als wir eintreffen, springen uns die freundlichen Streuner der antiken Anlage entgegen, die froh sind, dass endlich wieder Leben in ihre Stadt einzieht. Sie begleiten uns eine ganze Weile, jagen eine unvorsichtige Katze fast auf die Spitze einer der Ruinen, nur um uns zu zeigen, dass sie hier die uneingeschränkten Herrscher sind.

Feet of Lord Buddha

Das Licht ändert sich minütlich und tauch die Ruinen in immer neue Farben. Endlich schiebt sich die Sonne als orange-glühender Ball über den Horizont und wärmt unsere durchgefrohrenen Leiber.
Der Bezirk, den wir besuchen ist mit Wassergräben umgeben, die den äußersten Rand des Universums und den kosmischen Ozean symbolisieren sollen. In der glatten Wasseroberfläche spiegeln sich die alten Gebäude. Einer der Gräben ist über und über mit Seerosen bedeckt und leuchtet in einem Meer aus Pink.

Lotus

Sukhothai ist Unesco Weltkulturerbe der Menschheit und eine der eindruckvollsten antiken Stätten Thailands. Die klassischen Stupas bestehen aus einem dreistufigen quadratischen Unterbau, auf dem eine konische Spitze trohnt, die wiederum eine Lotusknospenspitze krönt. Fast 200 davon stehen innerhalb der alten Klostermauern.
Nur zwei der zahllosen Tempel sind im Khmer-Stil erbaut und zeugen von deren Herrschaft, die bis ins 13. Jahrhundert von Angkor bis hierher reichte.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Sànùk

Der Wecker reißt mich unsanft aus dem Schlaf. Es ist 5 Uhr 30 und eigentlich viel zu früh um aufzustehen, aber ich möchte die Bettelmönche beobachten, wie sie die Nahrung für den Tag erbitten und ihnen selbst auch eine bescheidene Spende zukommen lassen und Mönche stehen nun einmal, das ist wohl nirgendwo auf der Welt anders, früh auf.
Am Vorabend habe ich mich erkundigt, wo man sie antreffen könnte, und mir wurde gesagt, das der Markt dafür der beste Ort wäre. Also bin ich 10 Minuten nach dem Wecken auf der Straße. Es ist kalt, so kurz vor Sonnenaufgang. Ich habe bewußt auf eine lange Hose und geschlossene Schuhe verzichtet, das einzige Zugeständnis an den kühlen Morgen ist meine Jacke. Die Mönche tragen ihre orangefarbenen Gewänder, nur aus einem dünnen Baumwolltuch bestehend und laufen barfuß. Ich wollte wenigstens ein bisschen wie die Mönche fühlen.
Die Temperaturen liegen etwa bei 15°C und ich laufe fröstelnd durch die menschenleeren Straßen. Nach etwa 10 Minuten begegnen mir die ersten Mönche und ich laufe in einigem Abstand hinter ihnen her, denn ich kenne den Weg zum Markt nich genau.

Buddhist Monks

Nach weiteren 10 Minuten bin ich am Ziel. Hier wird angeboten, was am vergangenen Tag noch auf den Feldern stand und in den Bäumen hing. Es herrscht bereits geschäftiges Treiben, die Kunden und Händler scherzen und schwatzen miteinander. Ich bin der einzige Ausländer, aber davon nimmt niemand Notiz.
Eine der Marktfrauen spricht mich an, ob ich eine Nahrungsspende für die Mönche kaufen möchte. Genau deswegen bin ich hier. Für 20 Baht bekommt man eine kleine Tüte, die mit verschiedenen Dingen gefüllt ist. Ein paar Früchte, etwas Gebäck, ein Schololadenriegel. Für zusätzliche 5 Baht bekomme ich außerdem noch 2 Räucherstäbchen und eine Lotusblühte, die die Mönche als Opfergaben für ihr Gebet brauchen. Ich kaufe von beidem und beobachte nun andere Menschen, die ebenfalls Spenden für die Mönche erworben haben, um kein Tabu zu brechen. Sobald sich ein Mönch nähert, gibt man ihm zu verstehen, dass man ihm etwas spenden möchte und er öffnet daraufhin eine den Deckel seiner Metallschale und man legt die Spende hinein. Danach dankt man ihm, dass er die Spende angenommen hat und der Mönche erwiedert einen Segen, den er zu den knieenden Spendern spricht.
Ich warte also auf den nächsten Mönch, lege meine Spende in seine Schale und danke ihm. Da ich Europäer bin und auch keine Anstalten mache auf die Knie zu gehen, nickt er mir nur unmerklich zu und geht weiter.
An einer Ecke steht eine junge Frau, die ein paar, vermutlich selbst gebackene Kekse, in kleine Plastiktüten verpackt, als Spende bereit hält. Als Frau darf sie die Mönche auf keinen Fall berühren. Müde reibt sie sich die Augen, als ich an ihr vorbeigehe.

Die Tatsache, dass der Alltag der meisten Thai durch Religion und Spiritualität geprägt ist, heiß jedoch nicht, dass ihnen Spaß fremd ist. Ganz im Gegenteil: im Thailändischen gibt es ein Wort, dass man nur sehr unzureichend mit Spaß übersetzten kann. Sànùk ist nicht nur der kurze Spaß an einem netten Abend unter Freunden oder während eines Kinobesuches, sànùk ist ein angeborenes Lebensgefühl. Sànùk ist wichtig und wenn etwas nicht sànùk ist dann lässt man es besser. Zum Einkaufen auf den Markt gehen ist sànùk, Familie ist sànùk, ein gutes Essen ist definitiv sànùk, schnell Auto fahren ist genauso sànùk wie das kleine Schläfchen des Rikschafahrers in seinem Fahrzeug. Alles was man tut sollte sànùk sein, das gilt auch, oder eben ganz besonders für die Arbeit. Auch die eintönigste Tätigkeit kann sànùk sein, wenn man sie mit Kollegen verrichtet, die zu Freunden geworden sind. Ein bisschen flirten, ein wenig scherzen und das, was man tut mit der größten Sorgfalt erledigen und alles ist sànùk!
Das berühmte thailändische Lächeln hat seinen Ursprung im Wunsch nach sànùk.

Ich wundere mich oft, mit welch guter Laune die Thais, die ich bei ihrer Arbeit erlebt habe, ihrer Tätigkeit nachgehen. Zum Beispiel als Führer von Touristen, die sieben Tage pro Woche, bei nur 10 Tagen Jahresurlaub, arbeiten oder die Mahuts des Elefantencamps, das ich besucht habe. Die Guides von "Flight of the Gibbon" haben gute Laune verbreitet uns immer wieder angefeuert, immer wieder kleine Scherze mit uns gemacht und akrobatische Einlagen gegeben wenn sie selbst am Seil hingen, obwohl sie einen ganzen Arbeitstag in den Bäumen verbringen und sicherlich nicht immer nur nette Kunden haben. Die kann ich mir nur zum Vorbild nehmen!
Im Moment jedoch brauche ich niemanden, der sich um meine gute Laune kümmert, denn: Reisen ist sowas von sànùk!

Dienstag, 13. Januar 2009

Der Elefantenführerschein

Als wir um die Kurve fahren sehen wir sie zum ersten Mal an diesem Tag. Sieben Arbeitselefanten, vom 7 jährigen Jungtier bis zur 23 Jahre alten Kuh. Ich bin froh, dass ich von der Ladefläche des Pick-ups steigen kann, denn die einstündige Fahrt durch den Morgen war kalt und ich hatte meine Jacke, nicht wissend, dass wir "oben ohne" fahren werden, in meinem Hotelzimmer gelassen.
Die Gruppe besteht, wie fast immer, hauptsächlich aus Mittzwanzigern, in diesem Fall alles Europäer. Eine Britin, die mit ihrer Freundin unterwegs ist, redet unaufhörlich und lach dazwischen immer wieder laut. Ihr Lachen hört sich fast so an, als sei man einer Maus auf den Schwanz getreten. Deshalb nenne ich sie für mich "Maus, der man auf den Schwanz getreten ist"! Erstmal geht sie mir auf die Nerven und ich überlege kurz sie während der Fahrt, in einem unbeobachteten Moment, über die niedrige Bordwand zu stoßen. Später stellt sie sich aber als durchaus nett heraus.

Asian Elephant

In dem Elefantencamp, das wir heute besuchen sollen wir lernen, wie man einen Arbeitselefanten führt. Am Vormittag ist Unterricht und am Nachmittag können wir unser Erlerntes bei einem Ausritt in den Dschungel anwenden.
Zunächst müssen wir unsere Mahut-Kleindung anziehen, ein Anzug aus einer 3/4 langen Hose und einem Oberteil mit Knebelknöpfen aus grobem Baumwollstoff. Im Anschluß lernen wir die Komandos, denn die Elefanten verstehen nur Thai, und den jeweils dazugehörigen Körpereinsatz. Einziges Hilfsmittel ist ein Bambusstab, an dem ein Metallhaken befestig ist. Möchte man zum Beispiel den Elefanten links herum drehen setzt man den Haken seitlich des rechten Ohres an und zieht nach links, gleichzeitig tritt der rechte Fuß sanft gegen das Ohr des Tieres und zusätzlich ruft man "saiii", wobei die Stimme gegen Ende des Wortes nach oben geht. So gibt es für jede Aktion ein Kommando und einen dazugehörigen Einsatz des Stocks.

Um uns mit den Tieren vertraut zu machen sollen wir sie zunächst füttern. Aufgeregt treten die grauen Riesen hin und her als sie uns sehen, denn sie wissen, dass sie jetzt etwas besonders Gutes von uns bekommen. Bananen und Zuckerrohr haben wir noch in Chiang Mai auf dem lokalen Gemüsemarkt gekauft. Die Bananen gibt man ihnen nicht einzeln sondern schiebt sie ihnen bündelweise ins Maul. Danach trieft der ganze Unterarm von Elefantenspeichel. Langsam ahne ich, warum wir unsere eigene Kleidung gegen den blauen Anzug tauschen mussten.
Jeder aus unserer Gruppe muss nun einmal das Aufsteigen und Absteigen auf einen großen und einen kleineren Elefanten üben. Das sieht sehr leicht aus, ist aber überaus schwierig. Auf das Komando "Yooka" hebt der Elefant sein Bein und winkelt den Fuß an. Man steigt dann zunächst über den Fuß auf den Oberschenkel des Tieres, zieht dann das andere Bein nach und auf das Komando "Suun" hebt der Elefant das Bein in die Höhe und dann muss man sich mit einem beherzten Sprung versuchen auf den Rücken des Elefanten zu gelangen und sich, oben angekommen, so weit wie möglich nach vorne setzten. Die Schulterhöhe des größten Elefanten beträgt über 3 Meter und wenn man direkt hinter seinem Kopf sitzt ist es wirklich mächtig hoch. Außerdem ist es nicht einfach, die Balance zu halten, wenn der Elefant den Kopf schnell bewegt.
Asian Elephant
So vergeht Trainingseinheit um Trainingseinheit und langsam vergeht die Scheu vor den Giganten. Zum Schluß wird ein Parcour aufgebaut, in dem man seinen Elefanten auf einem vorgegebenen Weg bewegen muss.
Jedes Kind weiß, dass man Elefanten auch Dickhäuter nennt. Heute erfahren wir am eigenen Leib, dass sie vor allen Dingen Rauhäuter sind. Bei vielen aus der Gruppe sind die Knie und Unterschenkel vom vielen Auf- und Absteigen wund gescheuert.

Am Nachmittag steht dann der von allen erwartete Ausritt in den Wald an. Alle anderen sind paarweise unterwegs und "teilen" sich einen Elefanten: einer übernimmt die Führung, der andere sitzt als Passagier auf dem Rücken des Tieres. Auf der Hälfte des Weges wird getauscht. Da ich der einzige bin, der solo reist, habe ich ein Reittier ganz für mich alleine.
Der Ausritt macht Spaß und nach etwa 45 Minuten wird eine Rast eingelegt. Den Elefanten fällt man zur Stärkung einige Bananenbäume. Elefanten sind wählerisch, was ihre Nahrung anbelangt. Von den Stämmen der Bananenbäume fressen sie nur den inneren, weißen Teil, den Rest verschmähen sie. Um an den inneren Teil zu kommen, zertreten sie den Stamm, entfernen mit dem Rüssel die Außenschichten und schieben sich den Rest stammweise ins Maul.
Etwa 200 Kilo Nahrung und 40 Liter Wasser braucht ein ausgewachsener Elefant jeden Tag. Da bleibt nicht viel Zeit zum Schlafen. Mit durchschnittlich 4 Stunden pro Nacht kommen sie aus.

Der Höhepunkt des Tages ist das Baden der Elefanten. Unweit des Camps führen wir die Tiere an einen Fluß und steigen ab. Die Elefanten genießen das Baden sichtlich, strampeln mit den Beinen, schlagen mit ihren Rüsseln auf das Wasser und halten ganz still um von uns mit Bürsten abgeschruppt zu werden.
Als die Elefanten sich wieder aufrichten, fordert man uns auf die Tiere anzuspritzen und damit geben wir den Startschuß zu einer Wasserschlacht, die die Elefanten klar für sich entscheiden. Alle aus der Gruppe lachen aus vollem Herzen. Peter, ein Investmentbanker aus England, der, wie er mir erzählte, in diesem Jahr 600 Millionen Pfund verloren hat, zwar nur das Geld seiner Kunden, aber das heißt für ihn keinen Bonus und Angst um seinen Job. Ein Konkursverwalter aus Stuttgart, dessen Name mir entfallen ist, hat gerade Hochkonjunktur und hätte fast seinen Urlaub verschieben müssen, da alle Zulieferer für die Automobilindustrie nach und nach umfallen, wie er sich ausdrückt. Von allen fällt der Streß und die Zukunftsangst ab und in ihren Gesichtern ist nur noch pure Lebensfreude.

Montag, 12. Januar 2009

Der Flug des Gibbon

Wie ein Affe durch die Luft fliegen, in luftiger Höhe von Baum zu Baum schwingen, ohne dabei den Boden nur ein einziges Mal zu berühren, wer hätte davon nicht schon gertäumt? Hier, im nördlichen Thailand, gibt es eine einmalige Anlage, mitten im dichten Urwald, die einem genau das ermöglicht. Man hat auf die höchsten Urwaldriesen, Bäume mit einem Alter von 500 bis 600 Jahren, Plattformen gebaut und diese mit Stahlseilen verbunden, an denen man, in Bergsteigergeschirr hängend, fast wie ein Vogel fliegend und beinahe lautlos von einer zur anderen gleiten kann. "The flight of the Gibbon", der Flug des Gibbon, hat sich der Veranstalter folgerichtig genannt.
Überall in der Stadt wird für diesen Ausflug auf Flugblättern und Plakaten geworben und gleich beim Anblick des ersten Plakats wusste ich: das lasse ich mir nicht entgehen!

Die Fahrt führt hinaus aus der Stadt und bald wird die Straße schmal, holprig und kurvig. Immer weiter windet sie sich in den Dschungel hinein und bald sieht man keine Häuser mehr sondern nur noch eine grüne Wand, links und rechts der Straße. Nur zwei Mal kommen wir durch kleine Dörfer. Mir gefallen die Holzhäuser, mit den für Thailand typischen spitzen Gibeln und den verwinkelten Dächern, die die Menschen sich hier gebaut haben. In einem Dorf kämpfen zwei Hähne miteinander. Kein organisierter Kampf, sondern eher eine spontane Rauferei unter Halbstarken. Unser Fahrer stoppt sofort den Minibus, ruft freudig "chicken boxing" und springt aus dem Fahrzeug um sich den Kampf anzusehen. Das lässt sich kein Thai entgehen!
Der Kampf ist genau so schnell vorbei wie er begonnen hat und wir können unsere Fahrt fortsetzen.
Unsere Basis ist genau so ein kleines Dorf, wie das in dem wir gerade noch Zeuge der Streiterei zweier Vögel wurden. Nicht mehr als 10 Holzhäuser in dem gleichen Stil und eines davon ist die Basis von "The flight of the Gibbon". Jedem von uns wird ein Bergsteigergeschirr angepasst, unsere Guides für den Ausflug vorgestellt und schon geht's raus in den Urwald. Bald stehen wir vor der ersten Plattform und nun folgt ein Sicherheitsbriefing. Jeder Teilnehmer hat, neben seinem Gurtzeug, auch noch ein Stück Bambus an einer Schlaufe bekommen, das die Form eines V hat. Spaßeshalber sagt man uns erst, es wäre eine Waffe zur Verteidigung gegen Affen, aber jetzt erfahren wir die wahre Funktion. Es dient bei besonders rasenten Fahrten als Bremse und soll über das Drahtseil gehalten und auf Kommando nach unten gezogen werden um die Fahrt zu verlangsamen. Wichtig ist dabei nicht zu früh zu bremsen um nicht in der Mitte der Strecke hängen zu bleiben, aber auch nicht zu spät, denn sonst könnte man Personen, die bereits auf der Platform warten, in voller Fahrt herunterstoßen. Zwar sind alle mit Sicherungsleinen gesichert, aber die sehr sicherheitsbewussten Guides wollen alle Verletzungen vermeiden.
Manche der insgesamt 15 Platformen liegen untereinander und wir müssen uns von der oberen zur unteren freihängend abseilen, andere sind mit schwankenden Hängebrücken miteinander verbunden.

Canopy

Als ich die erste Plattform sehe wird mir schon ein wenig mulmig, dabei ist die nur zum warm werden. Die nächste hat es schon mehr in sich! Etwa 70 - 80 Meter mißt der Abstand zwischen beiden, unter uns etwa 100 Meter tiefe Leere und die Fahrt wird "high speed" wie sich unser Führer ausdrückt. Hier kommt zum ersten Mal die Bremse zur Anwendung. Immer einer der beiden Führer fährt voraus, um die Ankommenden zu sichern und einer der Führer bleibt als letzter um sicherzustellen, dass alle Teilnehmer richtig mit dem Seil verbunden sind.
Die Beschleunigung ist unerwartet schnell auf und der Adrenalinkick, den man beim ersten Mal bekommt, ist enorm. Noch ist man zu sehr mit sich beschäftigt und kann die grandiose Natur unter und rings um einen herum noch nicht genießen, aber das ändert sich nach der dritten oder vierten Fahrt.
Man fühlt sich wirklich wie ein Vogel oder ein Affe, der in den Wipfeln dieser uralten Bäume sitzt und die ungewohnte Aussicht auf den dichten Urwald hat. Es ist ganz Still hier oben und die Plattformen schwanken mit den Bäumen hin und her. Mich überkommt ein großes Glücksgefühl.

Going down

Nach 2 Kilometern durch die Luft Gleiten, an der letzten Plattform angekommen, zeigt Mike uns eine Vorrichtung aus Bambus, die wie eine winzige Leiter aussieht an der die Sprossen links und rechts eines Holmes angebracht sind. Wir befinden uns in 80 Fuß, oder umgerechnet etwa 25 Metern Höhe. Mike erzählt uns, dass die Dorfbewohner schon immer auf die Bäume gestiegen sind um nach Honig zu suchen. Was wir hier sehen und was noch weiter hinaufführt, als wir uns jetzt befinden, ist die Klettervorrichtung, die sie dazu benutzen. Unglaublich!
Von hier aus werden wir uns jetzt abseilen. Einer nach dem Anderen wird mit dem Karabinerhaken an ein Seil gehängt und zu Boden gelassen. Als ich an der Reihe bin verkündet Mike, dass wir uns, der Abwechslung halber, von jetzt ab alle im "Spiderman Stil" abseilen werden und schon höre ich wie der Karabinerhaken auf meinem Rücken einklinkt. Ich möchte noch protestieren und anmerken, dass ich doch lieber in meinem Gurtzeug sitzend abgeseilt werden möchte, doch da häge ich schon, wie eine Spinne an ihrem Faden, und gleite schnell, Arme und Beine von mir gestreckt, am Rücken hängend der Erde entgegen.

Samstag, 10. Januar 2009

Gesichter Thailands

Mother and son
Ich mag die Auswüchse des Massentourismus nicht, habe immer über Touristen den Kopf geschüttlet, die sich mit Bussen von einer Sehenswürdigkeit zur anderen fahren lassen um dort auszusteigen, alles ohne Rücksicht auf die Tabus und Befindlichkeiten der Einheimischen zu fotografieren, um dann so schnell zu verschwinden wie sie gekommen sind.
Deshalb habe ich mich nicht wohlgefühlt, als ich gestern einen Ausflug gebucht habe, der verspricht die Dörfer von fünf ethnischen Minderheiten in den Bergen zu besuchen und obendrein noch eine Tropfsteinhöhle und eine Orchideenfarm. Massentourismus in Reinkultur, aber bei sich selber legt man ja bekanntlich nicht ganz so hohe Maßstäbe an, wie bei anderen.

Bei der Abfahrt werden wir von unserer Führerin gebrieft, wie wir uns beim Umgang mit den Bewohnern der Dörfer, die wir besuchen werden, verhalten sollen. Wir dürfen fotografieren, wenn wir vorher um Erlaubnis fragen, sollten aber kein Geld dafür bezahlen. Wenn wir den Menschen helfen möchten sollen wir etwas von dem kaufen, was sie selber herstellen, in den meisten Fällen Kunsthandwerk.
So vorbereitet geht es in Richtung der Berge. Ein kleiner Halt noch an einer Orchideenfarm, um sich mit Getränken zu versorgen und nochmal auf die Toilette zu gehen.
Auf der Fahrt ins erste Dorf gibt es dann einen kleinen Crashkurs in der Sprachen der jeweiligen Ethnien, die wir besuchen werden. Zumindest bedanken sollte man sich in der jeweiligen Sprache können und so seinen Respekt gegenüber den Dorfbewohnern bekunden. Außerdem lernen wir etwas über die Umstände, die die Menschen hier hergebracht haben und darüber was die Kleidung über den jeweiligen Träger aussagt.
Bei den "White Kareen" zum Beispiel tragen alle nicht verheirateten Frauen weiße Kleidung. Hier muss die Braut dem Bräutigam eine Mitgift zahlen und die beträgt immerhin 5000 Baht, also umgerechnet 100 Euro. Viel Geld für jemanden, der kein festes Einkommen hat und nur von dem lebt, was der Acker hergibt.
Bei anderen Stämmen reicht es schon aus, sich neben die Erwählte zu setzen oder sie zu berühren um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Sollte man aus Versehen die falsche Frau berührt haben, kann man sich jedoch frei kaufen. Tut man es nicht bedeutet das Unglück für die Familie. Eine Flasche Whiskey ist ein angemessener Betrag für diesen Fall. Das nenne ich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Mother and sons

Das erste Dorf, das wir besuchen macht auf mich einen ganz passablen Eindruck. Die Häuser sind einfach und aus Holz, die Frauen gegrüßen uns freundlich und laden uns ein, die traditionellen Textilien anzuschauen, die sie selber im Dorf weben, während die Männer sich im Hintergrund halten und uns argwöhnisch betrachten.
Jedes Dorf, das wir von nun an besuchen ist ärmer und schmutziger. In einem Dorf hält eine alte Dame zwei Affen, eine Jungtier und ein ausgewachsenes Exemplar, wahrscheinlich um sie als Erntehelfer bei der Ernte von Kokosnüssen zu beschäftigen. Der kleine Affe ist zutraulich und springt sofort auf mich, um sich dann auf dem Kopf einer Mitreisenden niederzulassen und sich in ihren Haaren festzuhalten. Der größere Affe ist angekettet und wir werden ermahnt ihm nicht zu nahe zu kommen, denn er beisst und kratzt die Touristen gerne. Einmal hätte er mich fast erwischt als ich unachstamerweise mit dem Babyaffen gespielt habe.
Die Besitzerin verkauft Bananen und ich kaufe ihr eine Tüte voll ab und werfe eine davon dem großen Affen zu, der sie mit akrobatischem Geschick fängt und sofor in sich hineinstopft um dann die nächste zu fordern. Insgesamt drei Früchte werfe ich ihm zu, die er alle in Windeseile verputzt und in einer Art Kropf zwischenlagert.

Longear Lady Longneck Lady

Der Höhepunkt der Exkursion ist am Ende des Tages geplant. Ein Besuch bei den "longneck" und "longear", also den Langhals und -ohrfrauen, die ein winziges Dorf an einer sehr abgelegenen Stelle in den Bergen bewohnen. Die sind erst vor etwa 15 Jahren aus Birma geflüchtet und leben seit dem halblegal in Thailand. Es ist ihnen nicht gestattet ihr Dorf für längere Zeit zu verlassen, nur kurze Einkaufsfahrten und Arztbesuche sind erlaubt.
Die Ringe um den Hals der Frauen ist in Wirklichkeit eine Spirale, die um den Hals gewickelt wird. Ein Mädchen bekommt im Alter von 5 Jahren ihren ersten Halsschmuck und er wird im Laufe eines Lebens etwa vier Mal ersetzt.
Seinen Ursprung hatte der Halsreifen in der Zeit, als es noch viele Tiger in Birma gab und der massive Metallschmuck vor Bissen in die Kehle schützte. Frauen waren ein zu wertvolles Gut, um sie zu verlieren. Heute hat er nur noch ästhetischen Wert, denn die Frau mit dem längsten Hals gilt als die schönste im Dorf.
Unsere Führerin räumt gleich mit zwei Mythen auf, denen ich bislang aufgesessen war: Der Halsschmuck wiegt zwischen 5 und 5 1/2 Kilo und streckt nicht den Hals, wie ich immer gedacht habe, sondern drückt durch sein Gewicht das Schlüsselbein und die Nackenmuskulatur nach unten. Außerdem stimmt es nicht, dass die Halsmuskulatur der Frauen durch das permanente Tragen der Ringe derart zurückgebildet ist, dass ihr Genick brechen würde, wenn man ihnen ihr metallenes Korsett entfernt. Ich konnte Fotos der im Dorf lebenden Frauen sehen, die sie ohne ihren Halsschmuck zeigte und sie erfreuten sich bester Gesundheit.

Freitag, 9. Januar 2009

Stadt der 300 Tempel

Meditating Buddha

Die Fahrt herauf war beschwerlich, nicht etwa weil ich selber hätte fahren müssen, denn das hat unser Fahrer für uns heute erledigt. Wir mussten uns erst mit einem der hier gängigen Taxis, ein überdachter, aber hinten offener Pickup, auf dessen Ladefläche die Fahrgäste auf schmalen Seitenbänken Platz nehmen, durch die abgasgeschwängerte Luft des stehenden Verkehrs Chiang Mais quälen. Aber dazu später mehr.

Man stelle sich eine Stadt mit 170.000 Einwohnern vor, in der es überhaupt keinen öffentlichen Nahverkehr gibt.
Früher gab es mal einige Buslinien, aber die wurden alle auf Drängen der örtlichen Taxiunternehmer eingestellt. Deren Geschäft läuft jetzt besser, aber der Verkehr in der Stadt dafür gar nicht mehr.

Chiang Mai, im goldenen Dreieck, der Grenze zwischen Burma, Laos und Thailand gelegen, muss man, da sind sich alle Thailänder einig, gesehen haben. In jedem Häuserblock gibt es mindestens einen Tempel, insgesamt sind es 300, und die Stadt breitet sich in der Fläche aus, denn Hochhäuser sind nicht erlaubt. Der kulturelle Reichtum ist wirklich überwältigend. Die Stadt hatte in ihrer Geschichte viele Herren und das hat sich im Baustil der verschiedenen Epochen niedergeschlagen. Man findet Sakralbauten im Stil der Khmer, Lanna und der Mon und mit ein bisschen Übung sind die unterschiedlichen Stile auch für Laien auseinanderzuhalten. Die Stupas, kleinere oder auch größere Türme, die Reliquien oder auch nur sterbliche Überreste einstmals wichtiger Persönlichkeiten enthalten, sind mal rund mal eckig und die Dachkonstruktionen unterscheiden sich genauso wie die dekorativen Elemente.
Die quadratische Altstadt, die heute den Kern Chiang Mais bildet, ist mit weiten Wassergräben und den Resten einer ehemals stattlichen Stadtmauer umgeben. Die Stadtgründung wird auf das Jahr 1296 datiert und mit dem Bau des ältesten noch erhaltenen Tempels, dem Wat Phra Singh wurde 1345 begonnen. Diesen habe ich mich aufgemacht heute als ersten zu besuchen. Er liegt etwas abseits der Stadt auf einem der Berge, die Chiang Mai umgeben.

Inside a Temple

Es glänzt golden, so hell, dass man kaum seine Augen daran gewöhnen kann. Die Fassaden des Tempels sind zum Teil mit kleinen Mosaiksteinchen aus Spiegeln verziehrt, die das grelle Tageslicht noch zusätzlich tausendfach reflektieren.
Wie in allen Tempeln Thailands, muss man auch hier vor Betreten die Schuhe ausziehen. Für die heißeren Tage sind Gummimatten auf dem Boden ausgelegt, denn auf dem Marmorboden kann man sich sonst barfuß schnell die Füße verbrennen. Eingeteilt ist der Tempel in einem Außen- und einen Innenbereich und in diesem befindet sich das Heiligtum des Tempels, die goldene Stupa, die, da sie zur Zeit renoviert wird, mit einem ebenso goldenen Gerüst umgeben ist.
Der Andrang an Thailändern und Ausländern ist groß, die ersten kommen aus religiöser Verehrung und die Letzteren um zu staunen und Fotos zu machen. Thais sind in fast jeder Hinsicht sehr tollerante Menschen und es stört sich nicht, wenn Touristen Fotos machen und umherlaufen, während sie ihr Gebet verrichten. Ich habe sogar orangegewandete Mönche gesehen, die, nachdem sie betend die Stupa umrundet hatten, ihren Fotoapparat zückten und Erinnerungsbilder schossen. Natürlich hat auch die größte Tolleranz ihre Grenzen und die sind dann erreicht, wenn man sich nicht an die Bekleidungsvorschriften hät.

Monk

Alleine an dem kulturellen Reichtum der Stadt ist jedoch der enorme Besucherandrang hier nicht zu erklären. Chiang Mai ist so etwas wie das Outdoor-Paradies Thailands. Es werden die verschiedensten Exkursionen angeboten, von Wildwasserrafting, über Canopy (an einem Seil hängend über tiefe Schluchten gleiten), Offroadfahrten durch den Urwald mit Jeep oder Motorrädern, einen zweitägigen Kurs über das Führen von Arbeitselefanten oder, für diejenigen, die es lieber etwas ruhiger wollen, Kochkurse für Thailändische Küche, Yogakurse oder der Besuch von Dörfern der indigenen Bergvölker.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Kathoeys, Koprolithen und der König

Traffic Jam
Als ich zum ersten Mal in Bangkok war, war das, was mir am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben war, der mörderische Verkehr, der zu fast allen Tageszeiten und auf allen Straßen zu einem permanenten und allumfassenden Stau geführt hat.
Gab man einem Taxifahrer ein Ziel an, von dem er wusste, das man 3/4 der Fahrzeit im Stau stehend verbringen würde, so verzichtete er auf die Fahrt und den Verdienst und lehnte ab. Da das Taxi jedoch das einzig zur Verfügung stehende Verkehrsmittel war, musste man oft Taxifahrer um Taxifahrer anhalten und solange fragen, bis sich endlich einer bereit erklärte einen, gegen einen entsprechenden Aufpreis, zu transportieren.
Staus gibt es immer noch und es herrscht auch nicht gerade wenig Verkehr auf Bangkoks Straßen, nachdem man jedoch den öffenltichen Nahverkehr, zumindest zum Teil, auf die Schiene verlegt hat, ist die Situation mit der von früher gar nicht mehr zu vergleichen.
Über eine U-Bahn Linie und den sogenannten Himmelszug verfügt die Hauptstadt nun. Er fährt zwar nicht im Himmel, aber dafür auf Stelzen über der Stadt, was dem Fahrgast einen hübschen Blick über die Stadt verschafft, den man von der Straße aus nie hätte.

Viel Erstaunliches habe ich in den letzten Tagen hier gesehen und erlebt, was bislang noch keinen Eingang in meine Berichte gefunden hat. Das soll hier nachgeholt werden:

Als ich vor einigen Tagen im Kino war, wurde zwischen Werbung und Hauptfilm, eine Einspielung gezeigt, die man als eine Lobeshymne auf den König bezeichnen könnte. Zu feierlicher Musik, die übrigens von König Bhumipol höchstpersönlich komponiert wurde, zeigte man Errungenschaften des modernen Thailand, wobei stehts darauf geachtet wurde, dass ein Porträt des Monarchen im Hintergrund gütig auf seine Untertanen herabblickt.
Als die Einspielung begann, standen alle Anwesenden, um dem König ihren Respekt zu erweisen, auf und verneigten sich am Ende in Richtung der Leinwand. Dererlei Respektsbekundungen sind jedoch keine lästige Pflicht, sondern für jeden Thai Ehrensache. Der König gilt als Vater der Nation und wird auch wie ein solcher verehrt. Majestätsbeleidigung ist strafbar, für Thais und für Ausländer gleichermassen, und es gab Fälle in denen Ausländer wegen Majestätsbeleidigungen rechtskräftig zu 10 Jahren Haft verurteilt, vom König selbst jedoch begnadigt wurden.

In Thailand gehören sie zum Straßenbild und niemand nimmt an ihnen Anstoß. Sie werden das dritte Geschlecht, oder Kathoeys, genannt. Transsexuelle, die zum Teil in ganz normalen Berufen arbeiten, besonders oft jedoch im Rotlichtmilieu zu finden sind. Ich habe Kathoeys als Kassiererinnen, als Friseusen und Verkäuferinnen arbeiten sehen. Durch geschlechtsangleichende Operationen und die Einnahme weiblicher Hormone ist ihnen die Metamorphose zur Frau fast perfekt gelungen und daher fallen sie auf den ersten Blick gar nicht auf, wenn man jedoch darauf achtet, sieht man erst, wie verhältnismässig zahlreich sie in Thailand sind.

Beim Schlendern durch die Gassen in der Nähe meines Hotels entdeckte ich durch Zufall einen Laden, der Fossilien verkauft. In der Auslage im Schaufenster lagen Versteinerungen, bei denen, wenn man dem Schild daran glauben darf, es sich um "petrified dino droppings", also versteinerten Dinosaurierkot handelt. Ich habe selber, während meiner Ausbildung am Frankfurter Senckenberg Museum, an Ausgrabungen in der Grube Messel teilgenommen und sogenannte Koprolithen, wie versteinerter Kot in der Sprache der Paläontologen genannt wird, gehörten zu den häufigsten Fundstücken. Jedoch handelte es sich bei denen, die wir gefunden haben nicht um so große Haufen, wie die, die hier im Schaufenster liegen.
Der Besitzer des Ladens hat sich sogar die Mühe gemacht, die verschiedenen Versteinerungen ehemaligen Vegetarier oder Fleischfresser zuzuordnen.

Ich habe übrigens, lieber Leser, meine Einstellungen dahingehend geändert, dass jetzt jeder, ohne vorherige Anmeldung bei irgendeinem Dienst, meine Posts kommentieren kann. Einfach unter dem Textfeld zur Eingabe eines Kommentars "Name/URL" anklicken, einen Namen eingeben und drauf los schreiben.

Dienstag, 6. Januar 2009

Käufliches Glück

Wat Pho
Touristenmassen schieben sich an den Pagoden und Tempeln vorbei. Wächter achten darauf, dass man seinen Respekt gegenüber der Religion dadurch bezeugt, dass man den Dresscode einhält. Verlangt werden lange Beinkleider, sowie die Schultern und den Bauch bedeckende Oberbekleidung. Viele Touristen scheitern an diesen Anforderungen, können sich aber kostenfrei adäquate Kleidung ausleihen.
Wat Pho ist wohl die prächtigste und bekannteste Tempelanlage des Landes. Hier findet man, in einem eigens dafür errichteten Tempel, die 46 Meter lange und 16 Meter hohe, vergoldete Statue eines liegenden Buddhas, die ihn im Moment seines Todes darstellt. Ein friedliches und lächelndes Gesicht trägt die Statue dennoch und auch die Touristen, die jeden Tag an ihm vorbeidefilieren konnten daran nichts ändern. Bunt gekleidet schubsen, drängeln und streiten sie um den besten Platz für ein Foto, während Thais am Rand sitzen und zu meditieren oder zu beten versuchen. Besonders unangenehm fallen die auf, von denen man es auch vermuten würde. Russische Touristen, zu erkennen an ihren winterweißen Körpern, grellbunter Kleidung und Permafrost in ihrem Gesichtsausdruck, der von lebenslangem Alkoholmissbrauch zeugt, sind auch bis hierher vorgedrungen.
Die Tempelanlage ist groß und so kann man, abseits der bekanntesten Atraktionen, auch ruhige Plätze finden und die Stimmung in Ruhe auf sich wirken lassen. Genau 394 vergoldete Buddhadarstellungen kann man bewundern, die meisten von ihnen stehend, einen oder beide Arme erhoben wobei die Handflächen nach außen weisen, eine Stellung die "Stoppt das Kämpfen" symolisieren soll. 91 kleinere Stupas stehen ebenso auf dem Areal der Tempelanlage, glockenförmige Türme, von denen einige Reliquien Gautama Buddhas enthalten.

Unmittelbar nördlich des Wat Phos liegt der nächste Touristenmagnet. Der Grand Palace, der ehemalige Königspalast, der im Tempel Wat Phra Kaew den Smaragtbuddha beherbergt, das bedeutenste buddhistische Heiligtum Thailands. Hier war ich bereits einmal vor vielen Jahren und deswegen lasse ich den Palastbezirk rechts liegen und gehe weiter am Flußufer des Chao Phraya entlang bis ich mich, nach wenigen Minuten, mitten in Bangkoks skurilstem Markt wiederfinde, dem heiligen Amulett-Markt.

Amulett market

Auf den Bürgersteigen links und rechts der Hauptstraße, sowie in den zahllosen Gassen die zum Fluß hinunter führen, bieten Händler alles an, was seinem Träger Glück bringen kann: mit riesigen Krallen bewährte Tatzen eines Tieres, dass ich nicht idenitfizieren kann, die Haut eines Tiegerschädels, kleine und große Buddha-Statuen, kleine in Stein geschlagene Reliefs, die, in ein Behältnis aus Glas und Metall, um den Hals getragen werden können, Münzen, Fotos der Königsfamilie, Ringe mit Dämonenfratzen, kurz alles, dem man spirituellen Schutz zuweisen kann.
Manche der Händler haben lediglich einen umgedrehten Pappkarton zum Stand umfunktioniert um ihre Ware feilzubieten. An einem dieser Stände werden nur Phallussymbole angeboten. Alle möglichen Größen und Materialien sind zu haben, auf manchen sitzt noch eine kleine Echse. Einen Phallus habe ich selber und außerdem bezweifle ich, dass er den meisten Männern jemals Glück gebracht hat.
Ich beobachte einen Mönch, der in Kaufabsicht ein Amulett im wahrsten Sinne des Wortes unter seine Lupe nimmt und es genauestens untersucht. Es ist nicht einfach das richtige Amulett für sich zu finden. Menschen, die in gefährlichen Berufen arbeiten, Mönche und Taxifahrer, sind, so heißt es, die wahren Experten, wenn es darum geht die Kräfte, die von den Amuletten ausgehen, zu bestimmen.

Es ist später Nachmittag geworden und ich überquere den Fluß mit einer Fähre um die, für diesen Tag, letzte Sehenswürdigkeit zu besuchen. Der Wat Arun, oder Tempel der Morgenröte, besteht in der Hauptsache aus einem 82 Meter hohen Turm im Khmer Stil, der, wenn man ihn aus der Nähe betrachtet, über und über mit Bruchporzellan, aus dem man Blumenmosaike geformt hat, verziert ist. Das Material war zur Zeit seiner Erbauung billig zu haben, da chinesiche Handelsschiffe tonnenweise altes Porzellan als Balast an Bord hatten.
Etwa bis zu seiner Mitte kann man den Turm auf Außentreppen besteigen, die so steil sind, dass man sich mit beiden Händen am Geländer festhalten und Stufe für Stufe hochziehen muss.

Montag, 5. Januar 2009

Der skurile Amerikaner

Jim Thompson war New Yorker. Ein studierter Architekt, den es während des zweiten Weltkrieges, als Agent des U.S. Geheimdienstes nach Thailand verschlagen hat. Als er nach Ende des Krieges wieder nach New York zurückkehrte, gelang es ihm nicht mehr sein altes Leben wieder aufzunehmen und so kehrte er seiner Heimatstadt erneut und diesmal endgültig den Rücken, um sein Leben fortan in Thailand zu verbringen.
Vielleicht konnte er in Bangkok seinen Lebensunterhalt als Architekt nicht bestreiten, vielleich hatte er auch gar keine Lust mehr dazu, vielleicht spielte ihm aber auch nur das Schicksal einen Ballen Stoff in die Hände, dessen Potenzial auf dem Wertmarkt er gleich erkannt haben musste. Thaiseide war im Thailand der 50er Jahre fast in Vergessenheit geraten, denn Baumwolle war, wonach die Nachkriegswelt verlangte. Kaum jemand machte sich noch die Mühe den dickfadigen, etwas unregelmäßig gewebten Stoff herzustellen.
Der geschäftstüchtige Thompson schickte einige Proben des Stoffes an die großen Modehäuser in Paris, Mailand und London und traf damit direkt ins Schwarze! Die Herstellung und der Handel mit der Thaiseide machte Thompson zu einem reichen und angesehenen Mann.
Thompson war ein Schöngeist und ein Mann der Kunst. Er reiste unermüdlich durchs Land um seine Sammlung asiatischer Kunst zu vervollständigen. Bei einer dieser Reisen wird ihm wohl die Idee gekommen sein, alte Häuser zu erstehen, abzubauen und auf seinem Grundstück in Bangkok wieder aufzubauen. Jedoch hat er sich, ganz Architekt, beim Wiederaufbau nicht an die ursprünglichen Vorgaben gehalten, sondern aus insgesamt sechs Einzelhäusern ein einziges, großes Wohnhaus errichtet. Er brach dabei mit allen Traditionen, drehte manche Aussenseiten nach innen, denn er wollte sich an der schönen Struktur und den Schnitzereien der Aussenseiten erfreuen. Er legte die Treppen, die die Stockwerke verbinden und bei thailändischen Häusern traditionell außen liegen, nach innen und wollte auch auf eine Toilette nach westlicher Art nicht verzichten. Manche Böden legte er mit importiertem Marmor aus Italien und Belgien aus, in den meisten Räumen jedoch verwendete er den alten Holzboden.
So entstand, eingebettet in einen Garten aus dichter Tropenvegetation, ein architektonisches Kleinod, das nun endlich auch genug Platz für seine Kunstsammlung bot und in das er 1959 einziehen konnte. Schon zu Lebzeiten erkannte Thompson den musealen Charakter seines Hauses und öffnete es, einige Jahre später, der Öffentlichkeit.
Wood Craving
Heute ist sein Haus eine der großen Touristenatraktionen in Bangkok und seine Sammlung asiatischer Kunst weltbekannt.

Leider hat diese Erfolgsgeschichte kein Happy End. 1967 verschwand Thompson, damals 61-jährig, auf mysteriöse Weise, auf einem Spaziergang, während einer Urlaubsreise in Malaysia. In seinem Haus hängt heute noch ein Horoskop eines thailändischen Astrologen, das ihn mahnt in seinem 61. Lebensjahr vorsichtig zu sein.
Um sein Verschwinden gibt es viele Theorien, die noch durch die Tatsache angeheitzt werden, dass seine Schwester im gleichen Jahr in den USA ermordet wurde. Waren es russische Spione, missgünstige Konkurrenten oder vielleicht ein Tigerangriff?
Am wahrscheinlichsten ist wohl, dass ein malayischer Lastwagenfahrer Thompson überfuhr und, nicht wissend wen er vor sich hat, die Leiche zu seiner Entlastung verschinden ließ.

Same same, but different!

Sunrise over Bangkok
Nehmen wir einmal an es ist Sonntag und sie möchten einkaufen gehen. Sagen wir 'mal sie brauchen einen Kampfhahn, für die in Thailand überaus beliebten Hahnenkämpfe, oder sie möchten neues Plastikobst anschaffen, oder es gelüstet sie nach neuen Antiquitäten, Kunstwerken, Schmuck, Glücksbringern oder (fast echter) Designerkleidung. Für all das gibt es am Wochenende nur eine Adresse in Bangkok: den Chatuchak Weekend Market!
Der größte Markt Asiens und einer der größten Märkte der Welt liegt im Stadtteil Chatuchak, der ihm seinen Namen gab, und beherbergt Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, Möbel, Dekorationsartikel, Tiere, Kleidung, Kunst und Krempel. Er ist so groß, dass man sich ohne Plan schnell in den engen Gängen verläuft und die Orientierung verliert. Um es den Besuchern ein wenig zu erleichtern, gibt es drei große Alleen, die den Markt in seiner Länge durchtrennen, so dass man, wenn man eine dieser Alleen erreicht, immer ungefähr weiss, wo man sich gerade befindet.

Mein Reiseführer empfiehlt möglichst früh aufzubrechen, um dem nachmittäglichen Trubel und Gedränge zu entkommen. Kein Problem für mich, denn nach meinem Schlafmarathon kann ich problemlos früh aufstehen, frühstücken und so zeitig losfahren, dass ich um 8:30 Uhr dort bin.
Obwohl für seine Warenvielfalt bekannt, ist die Spezialität des Marktes Kleidung. Es gibt kein in Amerika und Europa angesagtes Label, dass es hier nicht für einen Bruchteil dessen, was man in seinem Ursprungsland dafür hinlegen müsste, zu kaufen gäbe. Oft sind die Waren von erbärmlicher Qualität, manchmal jedoch auch so gut, dass man sie vom Original kaum oder gar nicht unterscheiden kann. Ich habe einmal eine Reportage im Fernsehen gesehen, in der die Hersteller von Luxusprodukten einen Scout auf die Märkte der Welt schicken um zu sehen, welche ihrer Produkte, in welcher Qualität, im Moment kopiert werden. In einigen Fällen musste der Produktpiratenscout einige der Produkte, die er beurteilen sollte, kaufen um sie später einer genaueren Betrachtung zu unterziehen, da auf den ersten Augenschein kein Unterschied festzustellen war.

Ich habe keine Kaufabsichten und komme einfach nur um die Stimmung hier zu genießen. Es ist noch kühl so früh am Morgen und manche der Händler fangen gerade erst an ihre "Läden" zu eröffnen. Ich habe hier früher schon einiges gekauft, da unser Crewhotel, das Sofitel Central Plaza, in unmittelbarer Nähe liegt und man hier mehr Auswahl hat als in jedem Kaufhaus. Das Besteck, das ich zu Hause jeden Tag benutze kommt ebenso vom Chatuchak Markt, wie meine Tischsets und diverser anderer Kleinkram. Besonders gefällt mir die Abteilung für Porzellan, für Möbel und Anitquitäten und der nördlichste Teil des Marktes, in dem sich die Gallerien befinden.
Buddha Statues
Bei den Anitquitäten findet sich viel Krempel und deutlich mehr Fälschungen als Echtes. Hier einzukaufen kann man nur eingefleischten Kennern der Szene raten und wie bei allen anderen Dingen, die man hier erstehen kann, gilt: Feilschen nicht vergessen.
Der Preis, der zunächst vom Händler genannt wird ist gnadenlos überhöht, bei Einheimischen ungefähr um das dreifache des eigentlichen Wertes, bei Ausländern, je nach Auftreten, noch deutlich höher. Um den Händler auf einen angemessenen Preis herunterzuhandeln muss man sein Einstiegsgebot bei ca. einem Zehntel des genannten Preises ansetzten.
Sollte man etwas Bestimmtes suchen, zum Beispiel Ersatzt für einen zerbrochenen Teller, den man hier vor Jahren gekauft hat und der Händler hat das gesuchte Stück nicht mehr, so wird er auf jeden Fall versuchen einem ein, mehr oder weniger, ähnliches Stück anzubieten und darauf bestehen, dass es sich 100%-ig um den gleichen Artikel handelt. Da sein Englisch nicht das beste ist, tut er dies mit den Worten "same same" (Thai-Englisch für "das ist genau das gleiche"). Sollte Wiederspruch vom Käufer kommen, erwiedert der Verkäufer, diesmal etwas energischer "No, SAME SAME"! Sollte der Käufer auch nach einiger Zeit noch nicht überzeugt sein, räumt der Verkäufer schließlich ein "same same, but different", was soviel heißt wie "ist nicht genau das gleiche, aber sehr ähnlich".

Ich lasse mich treiben und gelange so schließlich in den Bezirk, in dem sich die Gallerien befinden. Durchaus namhafte Künstler verkaufen hier ihre Werke, entweder über Galleristen oder sie haben selbst, zusammen mit befreundeten Künstlern, eine Gallerie angemietet um ihre Werke einem zahlungskräfigen Publikum anzubieten. Als ich von Gallerie zu Gallerie gehe erkenne ich von weitem ein bekanntes Gesicht und als ich näher komme, erkenne ich, dass ich mich nicht getäuscht habe. Vor einer der Gallerien sitzt Peter Diessner, ein Purserkollege aus München, der vor über 10 Jahren in Rente gegangen ist, offensichtlich der Eigentümer einer der Gallerien, denn er ist gerade in einem Verkaufsgespräch. Ich störe ihn erstmal nicht, gehe weiter und nehme mir vor später noch einmal vorbeizugehen um Hallo zu sagen. Als ich nach etwa einer Stunde wieder zurückkomme ist er jedoch nicht mehr da und ich ärgere mich, ihn vorher nicht angesprochen zu haben.

Samstag, 3. Januar 2009

17 Stunden

Das Reisen über lange Distanzen ist seit 20 Jahren mein Beruf und man bekommt mit den Jahren eine gewisse Imunität gegenüber Zeitverschiebungen. Man schläft manchmal besser manchmal schlechter, jedoch hat man herausgefunden, wie man sich zu verhalten hat um den Rückflug einigermaßen fit anzutreten.

Als ich in meinen Koffer auspacke ist es etwa 3 Uhr nachmittags. Nach einer kurzen Dusche gehe ich erstmal raus um ein paar Sachen aus dem nahen Supermarkt zu holen, mir eine thailändische SIM Karte für mein Telefon zu kaufen und die Gegend, in der ich wohne, zu erkunden.
Nicht weit von meinem Hotel fällt mir ein kleiner Massagesalon auf. Genau das, was ich jetzt brauche, denn durch das lange Sitzen und Warten schmerzt mein Rücken. Eine Massage ist für zwischen 200 und 500 Baht, also zwischen 4 und 10 Euro die Stunde, zu haben, je nachdem, wie touristisch die Gegend ist, in der der Massagesalon steht.
Meine kostet 10 Euro und ist so entspannend, dass ich kurzzeitig einschlafe.

Zurück im Hotel erledige ich ein paar Emails und Anrufe, verabrede mich für den nächsten Tag mit Bekannten, die ich von der Internetseite Flickr kenne, und beschließe um 8 Uhr ins Bett zu gehen.
Als ich zum ersten Mal aufwache ist es 1 Uhr morgens. Ich schalte den Fernseher an, schaue mir ein paar Thai-Boxkämpfe an, bei denen neben dem Schlagen mit der Faust auch Tritte mit Knien und Beinen erlaubt sind, und schlafe 3 Stunden später wieder ein.
Als ich die Augen das nächste Mal öffne zeigt die Uhr 3 Uhr nachmittags. Erst glaube ich meine Uhr ist stehengeblieben, doch ein Blick auf den Radiowecker bestätigt: Ich habe in dieser Nacht 17 Stunden geschlafen!

Jetzt geht's los

Über Nacht hat es ein bisschen geschneit und so präsentiert sich die Landschaft vor meinem Fenster in frischem Weiß. Alles ist noch ruhig an diesem Neujahrsmorgen, nur der Ruf zweier vorbeifliegender Raben ist zu hören. Danach wieder Stille.
Um 10:30 Uhr habe ich mein Taxi bestellt um mich zum Flughafen zu fahren, denn es ist schon eine kleine Tradition geworden, dass ich am 01.01. zu einer Reise aufbreche, die mich in wärmere Gegenden bringt und meinen Winter in zwei Teile schneidet.
Mein Taxifahrer, derselbe wie im letzten Jahr, redet gerne, erzählt mir seine Erlebnisse der Silvesternacht und diesmal mache ich mit und höre aktiv zu.

Mein erstes Etappenziel ist Singapur, vier Stunden Aufenthalt und dann weiter nach Bangkok, wo ich ein paar Tage bleiben möchte, ehe ich in den Norden des Landes weiterreisen werde.

In Singapur angekommen erkundige ich mich, wie ich an mein Gepäck komme, ohne einreisen und danach gleich wieder ausreisen zu müssen, denn die Gepäckausgabe ist hinter der Passkontrolle. Ich soll einfach beim Einchecken für meinen Anschlußflug den Gepäckabschnitt meines alten Fluges vorzeigen und dann wird mein Gepäck automatisch auf den Anschlußflug verladen. Hmmm, mein Koffer, der in diesem Moment bereits herrenlos auf irgendeinem Gepäckband seine Kreise zieht, soll mir also folgen, obwohl ich mit einer anderen Fluggesellschaft, von einem ganz anderen Terminal und außerdem noch mit einem Standby-Ticket weiterfliege, nur in dem ich meinen alten Gepäckabschnitt abgebe? In jedem anderen Land, inklusive meinem eigenen, hätte ich jetzt lautstark protestierend auf einer anderen Lösung bestanden, aber ich kenne Singapur und vertraue dem guten Organisationstalent seiner Bewohner und dem hervorragenden Ruf des Changi Airports. So fahre ich also mit dem "Skytrain" zum Terminal 2 und warte auf meinen Weiterflug.

Der Flughafen gleicht einem Einkaufszentrum, mit zahlreichen Geschäften, Kaffees und Restaurants. Sogar an einen Swimmingpool für Transitgäste wurde gedacht, um denen die Wartezeit zu verkürzen. Seine Nutzung ist genauso kostenlos wie der Zugang zum Internet, entweder kabellos mit dem eigenen Laptop, oder über die Terminals, die überall bereitstehen. Zum Schwimmen habe ich keine Lust, also hole ich meinen Computer heraus und sehe nach meiner Post.

Gleich nachdem sich das Gepäckband in Bangkok in Bewegung setzt sehe ich auch schon meinen Koffer, schwarz glänzend, auf mich zufahren, fast so, als möchte er mir sagen, dass er mich niemals im Stich lassen würde.

Der Taxifahrer, der mich schließlich in mein Hotel in Bangkok bringen soll, versteht die Adresse nicht richtig und bringt mich statt zum Silom Center Point Hotel in die Silom Road. Dass ich da aber gar nicht hin will findet er lustig. Ich nicht, denn langsam wäre eine Dusche fällig und ein Bett.
Als wir, nach mehreren Fehlversuchen, doch noch ankommen, bin ich positiv überrascht. Statt dem Hotelzimmer, das ich von Deutschland aus gebucht habe, bewohne ich in den nächsten 5 Tagen ein Apartment, mit Stereoanlage, Waschmaschine, Küche und einem kleinen Balkon mit Blick über die Stadt.