Samstag, 30. Januar 2010

Große Fische

Waters

Zuerst sehe ich nicht viel mehr als einen Schatten, der unter mir hindurchschwimmt, erst dann erkenne ich die Silhouette, die kein Schwimmer oder Surfer der Welt sehen will: direkt unter mir schwimmt ein Hai. Desinteressiert und genau so schnell, wie er gekommen ist, ist er auch wieder verschwunden. Schon wenige Sekunden später tauchen aus der Dunkelheit die nächsten Haie auf, diesmal zu zweit und deutlich größer als das erste Exemplar. Ich bewundere ihre torpedoförmigen Körper, die Eleganz, mit der sie sich bewegen, die typische Seitwärtsbewegung des Kopfes, wenn sie beschleunigen. Sie wissen, dass sie hier die uneingeschränkten Herrscher sind.
Natürlich weiß ich, dass diese Tiere an Schwimmer gewöhnt sind, denn Ausflugsboote kommen täglich in die Shark Bay, und ich weiß auch dass Haie nur dann Menschen attackieren, wenn sie sie mit Beute verwechseln oder selber angegriffen werden, aber dennoch ein Gefühl der Unsicherheit bleibt. Hier ist keine Glasscheibe eines Aquariums zwischen mir und den Raubfischen, das hier ist der Ozean und unter mir schwimmen wilde, gefährliche Tiere!

Am Morgen sind wir zu dieser Tagestour, die uns in die verschiedenen Buchten der Insel Koh Tao und auf die Insel Koh Nang Yuan bringen soll, aufgebrochen. Schon vor dem Ablegen der erste Zwischenfall. Da alle Boote an dem windigen Pier aus Holzlatten und Stöcken nebeneinander festgemacht sind, muss man, um auf seines zu kommen, über mehrere andere Boote steigen. Eine Frau fällt dabei in Wasser, ich vermute sie hat kurz das Bewußtsein verloren, und kann, als man sie wieder aus dem Wasser zieht, nicht aufhören sich zu übergeben. Für sie und ihren Mann ist der Ausflug bereits jetzt vorbei.

Bereits der erste Stopp ist die Shark Bay, die Hai Bucht, in der ich die zwar nicht unvorbereitete, aber dennoch unheimliche Begegnung mit den Haien habe. Etwa 10 Tiere kann ich sehen, während ich in der Bucht schnorchele. Was ich aber noch nicht ahne ist, dass das nicht die einzigen Haie sind, die ich heute sehen soll.

Wir fahren Bucht um Bucht an, pausieren kurz um ins Wasser springen und uns die Unterwasserwelt anschauen zu können, und fahren dann weiter zur nächsten. In den meisten Buchten sind die Korallengärten ungeheuer prächtig und farbenfroh. Manche fächerförmig, andere wie riesige Kugeln und wieder andere, die an menschliche Gehirne erinnern. Dazwischen hundert und tausendfach bunte Fische aller Formen und Farben. Die Fische sind sehr zutraulich und an die Wesen mit den eigenartigen Tauchutensilien gewöhnt. Man kann mitten durch einen Schwarm schwimmen, der sich nur langsam teilt, um sich hinter einem wieder zu schließen. Nur einmal ergreifen alle Fische um mich herum die Flucht, denn neben mir schießt ein pfeilförmiger Fisch hervor, schnappt sich einen der kleinen und verschlingt ihn.

In einer der Buchten macht sich die Crew unseres Bootes einen Scherz und wirft als wir alle im Wasser sind, Reis zwischen die Schnorchler. Sofort kommen von überall her Fische angeschwommen um sich die Köstlichkeit zu schnappen. Jetzt ist auch die letzte Scheu dahin. Die Fische sind so wild auf den Reis, dass man sie jetzt sogar berühren kann. Erst nach der Berührung schwimmen sie weg, um nur kurz darauf wieder zu kommen.

Der letzte Stopp ist die Insel Nang Yuan, ein privates Eiland, das aus drei, durch einen dünnen Sandstrand miteinander verbundenen Inseln besteht. Der Eigentümer lässt sich die Anwesenheit von Besuchern mit einem Eintrittsgeld von 100 Baht (2 Euro) vergolden. Das Mitbringen von Plastikflaschen oder Dosen auf die Insel ist nicht gestattet. Ich steige, mit einigen Mitreisenden auf eine Anhöhe um einen guten Rundumblick zu haben und ein Foto zu schießen.
Das Wasser der beiden Buchten ist, genau wie überall, wo wir gehalten haben, klar wie Kristall und badewannenwarm.

Nang Yuan Island

Der Rückweg nach Koh Tao ist kurz. Etwa auf halber Strecke stoppt der Kapitän die Maschinen abrupt. Fast wäre er in eine große Gruppe Taucher gefahren, von denen nur die Köpfe aus dem Wasser schauten. Sie sind wirklich schwer auf dem reflektierenden Wasser auszumachen. Die Größe der Gruppe erstaunt mich und von überall, nähern sich Boote und weitere Taucher springen ins Wasser, bis die Botschaft auch bis zu uns herüberkommt: unter uns schwimmt ein Walhai. Schell reißen wir uns die T-shirt vom Körper, schnappen unsere Taucherbrillen und springen ins Wasser. Zuerst sehe ich nur vierzig oder fünfzig Taucher unter mir, die sich in die Tiefe vorarbeiten. Einer hat einen Schnorchler im Schlepptau, mit dem er sich abwechselnd den Sauerstoff teilt. Ich halte überall Aussschau, sehe nur Menschen um mich herum. Ab und zu tauche ich auf, um zu sehen wohin sich die Menge bewegt, um ihr nachzuschwimmen und endlich kann ich ihn sehen: ein gewaltiger Fisch, zwischen 10 und 15 Metern lang, gefleckte Haut, umgeben von einer Vielzahl kleinerer Fische. Ohne Zweifel das größte Tier, dass ich je in freier Wildbahn gesehen habe.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Sonnenuntergang

Sunset

Kurz vor Sonnenuntergang trifft man sich am Strand um dem Naturspektakel zuzuschauen. Die Strandbars füllen sich, im Sand liegen Matten, darauf kleine Tische und Sitzpolster. Ein DJ spielt, wie jeden Tag um die Uhrzeit, Songs die sich die Gäste gewünscht haben. Sollte er einen nicht haben, wird der schnell aus dem Internet geladen.

Die Fischerboote kommen zurück und machen in der Bucht fest, ihre Boote reihen sich wie an einer Perlenschnur aneinander.

Das Licht ändert sich minütlich. Sade singt: "Look at the sky, that's the colour of love".

Gerade als die Sonne im Meer versinken will, schiebt sich eine Wolke vor sie. Die Sonne zeichnet ihre Konturen von hinten hart nach. Innerhalb von wenigen Minuten ist es tiefdunkele Nacht, als ob jemand den Himmel mit einem schwarzen Tuch abgedeckt hat.

Dienstag, 26. Januar 2010

Mr. J's wisdom

Seashell Resort

Ich wache mit den ersten Sonnenstrahlen auf und habe Lust ein paar Runden im Pool zu schwimmen. Der gehört zu dieser Uhrzeit noch ganz alleine mir. Erst nachdem ich den Tag gebühren begrüßt habe, mache ich mich fertig und suche mir ein Lokal zum Frühstücken. Gleich um die Ecke ist ein Café, das Croissants und anderes Gebäck, das den Vergleich zu Europa nicht scheuen muss, frische Säfte und verschiedene Kaffeespezialitäten anbietet. Der Laden ist voll und die Mädchen hinter der Theke ein bisschen überfordert, aber ich habe Zeit, viel, viel Zeit, und das Frühstück ist köstlich.

Ich lese ein bisschen in einer englischsprachigen Tageszeitung und gehe dann zurück an den Hotelpool. Gegen 15 Uhr wird es mir zu warm und außerdem habe ich meine Umgebung noch gar nicht richtig erkundet. Ich mache mich auf den Weg in das nur zwei Kilometer entfernte Mae Hat, das einzige Dorf der Insel. Auf dem Weg dorthin komme ich an einem Krämerladen vorbei, der Second-Hand Bücher verkauft. Ich schaue mir sein Sortiment an und stelle fest, dass Mr. J außer Büchern auch noch die ein oder andere Weißheit auf Lager hat, die er mittels Poster in seinem Laden verbreitet. Auf einem steht: "I love Koh Tao, I love my family, I don't love Condoms". Aha, denke ich mir. Auf einem anderen läßt er seine Kundschaft wissen: "Princess Margarete (von Dänemark, Anmerkung des Verfassers) will live more hundred years, because she prefere vegetables". Ich bin froh, dass nun auch Licht ins Dunkel dieser Angelegenheit gebracht wurde.
Auf wieder einer anderen Tafel lässt Mr. J uns wissen: "I love Scandinavians, I love Germans, I love Kangaroos, they never want to bargain with me". Deutsche und Scandinavier handeln nicht, dass weiß ja jeder, aber Kängurus sind doch ganz durchtriebene Händler, oder irre ich mich?

So ziehen die Stunden dahin. Meinen Abend möchte ich in einer der Strandbars verbringen und bei leiser Loungemusik und Blick aufs Meer den Tag ausklingen lassen.
Nachdem es dunkel wird kommen ein paar Gaukler und Feuerspucker an den Strand um die Menschen mit ihren Kunststücken zu unterhalten.

Fire Dancer

Montag, 25. Januar 2010

Willkommen im Paradies

Palm tree

Die Wolke über mir hat die Form einer riesigen zwei. Es dauert nicht lange, dann hat der Wind sie in eine andere Form geblasen und die untergehende Sonne sie in ein noch intensiveres Orange getaucht.
Ich lasse mich im warmen Waser des Pools treiben, beobachte die Vögel und die Wolken über mir und wie die Landschaft um mich herum, von den dunklen Armen der Nacht umschloßen wird.

Die Fahrt nach Koh Tao beginnt um 8 Uhr morgens, als der Bus Hua Hin in Richtung Süden verlässt. Wir fahren an Thailands schmalster Stelle entlang. Nur 12 Kilometer breit ist das Land zwischen Ozean der Grenze zu Burma. Nach 5 Stunden erreichen wir das Fährterminal, von dem die Passagiere auf die Inseln im Golf Thailands ablegen. Ko Samui, die größte und bekannteste der drei, hauptsächlich von Pauschaltouristen und Familien besucht, Koh Phan Ngan, bekannt für seine Vollmondparties und auf ein Publikum junger Traveller eingerichtet und mein Ziel, Koh Tao, Tauchermekka und die entspannteste, kleinste und ruhigste Insel der drei Golfschönheiten.

Ich hatte versuch am Vortag per Telefon und Internet ein Hotel zu buchen, hatte dabei aber keinen Erfolg. Alles, oder zumindest die Unterkünfte, die am Meer liegen, so schien es, sind ausgebucht. Ich möchte aber nicht in irgendein Hotel an der Hauptstraße, wohlmöglich mit einer Baustelle daneben. Ich möchte in eines der Bungalowhotels direkt am Strand, die die gesamte Westküste säumen.
Ich lasse mich mit einem Taxi an die schönste Stelle bringen und fange einfach an zu suchen. Tatsächlich sind die ersten 3 Unterkünfte, bei denen ich anfrage schon voll, aber schon bei der vierten habe ich Glück. Lustigerweise eine derjenigen, bei denen ich gestern noch angerufen habe, und die kein Zimmer frei hatten.
Erst jetzt verstehe ich, dass die Gäste hier bleiben können solange sie wollen, ohne sich vorher festzulegen, und erst wenn jemand sich zur Abreise entschließt, wird das Zimmer, oder der Bungalow wieder vergeben.

Ich schmeiße meine Koffer in das Zimmer und gehe runter zum Stand. Ich fühle mich wie im Paradies. Die Sonne geht langsam unter, man sieht hauptsächlich junge und gutaussehende Menschen, mit gebräunter Haut. In den Strandbars kehrt langsam Leben ein, eine leichte Briese weht.
Ich komme an einer Palme vorbei, die der Wind irdendwann in ihre schiefe Lage und dazu gebracht hat, ihre Wuchsrichtung abrupt zu ändern. Sie sieht aus, als hätte man ihr, mir irgendeinem Hilfsmittel, einen 90° Winkel verpasst.
Auf der Insel gibt es keine Hochhäuser. Alle Hotels haben große Anlagen und darauf Bungalows, einfachere aus Holz und Bambus, oder, die etwas teureren aus Ziegeln. So sieht die Insel vom Meer fast unbewohnt aus, da sich alle Häuser in Gärten und hinter Palmen verstecken.

Was ich hier tun will? Jetzt kommt das Beste: Gar nichts! Es heißt man könne hier, durch die große Konkurrenz an Tauchschulen, so günstig wie nirgendwo sonst, das Tauchen erlernen, aber ich wohne zu weit vom Meer entfernt, als dass sich das für mich lohnen würde.
Ein paar Agenturen bieten Felsenklettern an, und eine einen Schnorchelausflug auf dem man garantiert mit Haien schwimmen kann. Den ein oder anderen Ausflug werde ich sicherlich machen, aber eigentlich möchte ich nur im Meer schwimmen, ein Buch lesen, ab und zu an einer der vielen Bars einen Drink nehmen und ansonsten nichts tun.

Sonntag, 24. Januar 2010

Alles ist gut

Kite surfer

Noch ist die Sonne nicht ganz hinter der Stadt verschwunden und direkt am Wasser bekommt man noch ein paar wärmende Strahlen ab. An einer Hütte am Strand, einer abenteuerlichen Konstruktion aus Holz und Bambus, spielt eine Band Songs die man kennt und mit dem Sommer assoziert. "No woman no cry", dass sich auf "thailish" aber anhört wie "No woman no cly", und "Hotel California". Man muss erst ein paar Takte hören, um die Lieder zu erkennen, aber das ist egal. Man sieht, dass die Musiker Spaß haben und alle, die drum herum sitzen, sind ebenfalls entspannt und gut gelaunt.
Nur ein paar Schritte weiter tragen Wind und Brandung die Musik davon.

Ein Vater spielt mit seinem Sohn im Wasser, ein paar Freundinnen spazieren am Strand entlang und, ich gehe jede Wette ein, unterhalten sich über Jungs, eine Kitesurferin fliegt über die Wellen, Familien packen ihre Sachen zusammen und machen sich auf den Heimweg.
Warmer Wind bläst mir ins Gesicht und körperwarme Wellen umspühlen meine Füße. Ich spüre, wie das ablaufende Wasser den Sand unter ihnen mit sich nimmt.

"Everything is gonna be alright, everything is gonna be alright", kommt es aus der Hütte herüber und alles, wirklich alles, ist gut!

Samstag, 23. Januar 2010

Zum Nachtisch gibt es Käfer

Want to try

Am Morgen werde ich vom Regen geweckt, kurz bevor der Alarm meiner Armbanduhr es tut. Ich schaue zum Fenster heraus und sehe Sturzbäche von Wasser sich aus den dicken Wolken über mir ergießen. Was für ein Glück, dass ich für heute den Thai-Kochkurs belegt habe, von dem ich unlängst in meinem Reiseführer gelesen habe.

Der verabredete Treffpunkt ist in der Stadt, unweit des Marktes, auf dem lokale Bauern ihre Produkte verkaufen, alles Bio, wie uns Ratthreeya, unsere Kochlehrerin, erzählt, denn für Kunstdünger oder Pestizide hätte die Bauern nicht das nötige Geld. Sie legt großen Wert auf gute und naturbelassene Qualität, kocht ausschließlich mit Bioprodukten und ohne Natriumglutamat oder künstliche Aromen, erzählt sie uns bei dem Rundgang auf dem Bauernmarkt, wo wir die Zutaten für unser heutiges Menue einkaufen. Viele der Händler kennen sie schon und haben das, was sie benötigt bereits, in der erforderlichen Menge, zurecht gelegt. Während die Gruppe an einem der Gemüsestände steht, schaue ich mich um und endecke einen Händler der Kröten verkauft. Der Bauch wurde ihnen aufgeschnitten und die Eingeweide entfernt. Lediglich das Herz ist noch übrig und hängt aus dem Tier heraus.
Zum Schluß wird noch ein Insekt erstanden, dass wie eine große Kakerlake aussieht, aber ein Wasserkäfer ist. Reich an Protein und wohlschmeckend, versichert sie uns und legt ihn zu unseren Einkäufen.

Draußen regnet es unvermindert, während wir mit einem Pickup zu Ratthreeyas Haus fahren, in dem sich auch ihre Kochschule befindet. Begrüßt werden wir dort von vier Hunden und Ratthreeyas Schwager, der bereits Kaffee gekocht hat.
Seinem Akzent nach ist er Däne und ich lobe ihn für das schöne Haus. Ich frage ihn, ob es alt sei und er sagt mir, dass er es in den letzten 10 Jahren selbst entworfen und gebaut hat, fast ausschließlich mit Material aus Abrißhäusern. Im Innenhof hat er ein Basin angelegt, in dem Koi-Karfpen schwimmen, und in dass sich das Wasser aus einem kleinen Brunnen ergießt, davor Bänke und ein Tisch, rings herum stehen Kübelpflanzen - was für ein Kleinod!
Stolz zeigt er mir, dass er gerade an einem Anbau arbeitet, in dem später einmal die neue Schulküche stehen soll.

Fish pond

Die Küche besteht aus einem Tresen auf dem eine Reihe von Gasherden stehen an denen wir später kochen werden und einem langen Tisch an dem wir erstmal Platz nehmen sollen. Jeder von uns bekommt eine Schürze und eine Kochmütze aufgesetzt und dann werden uns die Einkäufe nochmal im einzelnen erklärt und welche Zutat wir später für welches Gericht benötigen. Dann fängt der eigenliche Unterricht an. Es wird gehackt und geschnitten was das Zeug hält, immer unter den wachsamen Augen der Lehrerin. Als erstes sollen wir grüne und rote Currypaste herstellen. Nicht im Mixer, sondern zerstampft in einem Mörser. Ich frage nach, was von fertigen Currypasten aus dem Supermarkt zu halten ist, und bekomme als Antwort nur ein Stirnrunzeln und ein knappes "no good".

Das erste Gericht unseres Vier-Gänge-Menues, das auf der Speisekarte steht, ist grünes Curry mit Huhn. Alle Zutaten, sind in dem Heftchen, dass jeder von uns bekommen hat aufgeführt, zusätzlich ist noch eine Menge Platz für Notizen in unserer jeweiligen Muttersprache. Zuerst kocht Ratthreeya uns das Gericht vor, dann kocht jeder Schüler nach. Ich erwische ein bisschen zu viel von der Currypaste, aber als das Gericht fertig ist, schmeckt es wirklich himmlisch. Kein Vergleich mit den Pasten, die man bei uns im Supermarkt bekommt.

Das zweite Gericht ist ein Souflé von Meeresfrüchten, das in einem, von uns zu einer kleinen Schachtel gefalteten, Bananenblatt gedämpft wird, und das wir mitnehmen sollen, um es als Abendessen zu genießen.

Dann kommt der Klassiker der Thaiküche Tom-yam-khung, eine scharfe Kokosnusssuppe mit Shrimps und zum Nachtisch eine kühle Creme aus Kokosmilch, Jackfruit und Kartoffelmehl-Nudeln.

Was denn eigentlich mit dem Wasserkäfer ist, den man uns versprochen hat, will ich, eher scherzhaft, wissen. Schon wird uns das Tier, von einer Küchenhilfe auf Holzkohle gegrillt, serviert. Man zeigt uns, wie man das "Filet" vom Panzer löst und jeder von uns bekommt ein kleines Stückchen davon. Zuerst lehne ich ab, aber ich will nicht der einzige sein, der nicht probiert hat. Der Geschmack läßt sich durch nichts verlgeichbares beschreiben, ist aber wieder Erwarten, gar nicht schlecht.

Voll in die Fresse

Muay Thai

Gleich der erste Tritt in das Gesicht des Gegners sitzt und fügt ihm eine Platzwunde zu, die stark blutet. Dieser läßt sich dadurch aber nicht beeindrucken und tritt und schlägt seinerseits ebenfalls auf seinen Kontrahenden ein, bis der bereits in der ersten Runde zu Boden geht, sich aber nochmal aufrappelt und bis zur vierten Runde durchhält. Bei jedem Treffer gröhlt nun die Anhängerschaft desjenigen, der den Schlag plaziert hat. Der Gegner deutlich angeschlagen, traut sich der Stärkere kaum noch richtig zuzuschlagen, der Ringrichter schaut in die Ecke des Unterlegenen und bedeutet dem Trainer den Kampf abzubrechen, doch dazu kommt es nicht mehr. Ein letzter, gezielter Schlag auf den Kopf des Mannes und er geht entgültig zu Boden und muss aus dem Ring getragen werden.

Das ich hier bei keinem Schaukampf für Touristen gelandet bin, wie ich ursprünglich annahm, wird mir relativ schnell klar. Hier kämpfen Profis und zwar durchaus mit harten Bandagen.
Beim Muay Thai, dem Thai- oder Kickboxen, ist so ziemlich alles erlaubt. Tritte mit dem Knie, mit dem Fuß, Schläge mit der Faust oder Innenhand. Geschützt sind die Kämpfer lediglich mit Boxhandschuhen und einem Suspensorium. Dass dieses auch angelegt ist, prüft der Ringrichter bei jedem Kämpfer durch einen beherzten Griff in den Schritt.

Für die europäischen Gäste gibt es Stiztplätze an Tischen, die Thais stehen am Ringrand und sind außer Rand und Band. Ein Mann im rosa Polohemd und mit abstehenden Ohren, ist offensichtlich der Buchmacher. Bereits wenn die Kämpfer den Ring betreten und durch rhythmische Bewegungen und Tänze versuchen den Gegner einzuschüchtern, können Wetten abgegeben werden, es werden aber auch noch Gebote während des Kamfpes akzeptiert.
Während des Kampfes läuft traditionelle Musik in schnellem Rhythmus, nach dem die Kämpfer sich bewegen, um dann, blitzschnell, den Gegner zu attackieren.
Nachdem die Ringrichter ihr Urteil gefällt haben, gehen die Kämpfer, mit einem 100 Baht-Schein zwischen den Lippen, durch das Publikum und bitten so um einen kleinen Betrag, sozusagen als Trinkgeld. Fast alle Boxer haben traditionelle Tätowierungen auf dem Rücken, die man bei vielen Thais sieht. Sie sollen den Träger beschützen, wie ein Talisman, den man in der Haut trägt. In dem Tigerkloster, das ich vor einigen Tagen besucht habe, waren fast alle Mönche am ganzen Körper mit Schriftzeichen und mystischen Symbolen tätowiert.

Das Thaiboxen ist Volkssport in Thailand und die Champions werden verehrt und sind reiche Leute. Aber wie fast überall, ist der Aufstieg beschwerlich und der Fall rapide. Wer ein Profi werden will, muss in eines der Boxcamps gehen und dort leben und hart trainieren. Zu Essen gibt es nur das Notwendigste um das Gewicht niedrig zu halten. Aber nur ein paar verlorene Kämpfe und man wird nicht mehr zu den großen Turnieren in Bangkok zugelassen und muss sich mit Kämfpen in der Provinz durchschlagen.
Neuerdings gibt es sogar Boxcamps, die auch Frauen trainieren, aber Frauenkämpfe will eigentlich niemand sehen.

Da die verbleibenden zwei Fights versprechen, an Härte zuzunehmen, ich für heute aber genug gesehen habe, beschließe ich das Stadion vorzeitig zu verlassen.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Monsoon

Das Restaurant heißt Monsoon. Bereits der Name gefällt mir. Ein altes Holzhaus, zwei Stockwerke, ein Balkon und ein tropischer Garten mit 3 Tischen. Mein Reiseführer beschreibt es als eines der teuersten und besten Lokale der Stadt.
Innen arbeiten Deckenventilatoren aus Messing gegen die Hitze an, Wände, Decke und Boden sind aus Teakholz, die Tische mit weißen Tischtüchern gedeckt. Hier bietet man vietnamesiche und thailändische Spezialitäten an. Ich bestelle, na was schon, grünes Curry mit Huhn und was ich serviert bekomme sprengt meine, bereits hohen, Erwartungen.
Die treuen Leser meines Blogs werden sich daran erinnern, dass ich auf meiner Reise das beste Curry des Landes gesucht habe. Zwar bin ich noch etwa zwei Wochen unterwegs, glaube aber behaupten zu können, es hier gefunden zu haben. Jede Menge geviertelter Feigen und ganze Tamarinden schwimmen in einer Soße, die nicht von dieser Welt ist. Genau die richtige Mischung aus Säure, Schärfe, Thai-Basilikum und verschiedenen anderen Gewürzen.

Ich habe heute in Erfahrung gebracht, dass hier Kochkurse für authentisch thailändische Küche angeboten werden. Ein Teil des Kurses besteht darin Currypaste, rote und grüne, selber herzustellen und dann Gerichte daraus zuzubereiten. Ich liebe es zu kochen, finde es kreativ und entspannend, und an einem solchen Kurs wollte ich schon immer einmal teilnehmen. Die Gelegenheit dazu lasse ich mir diesmal nicht durch die Lappen gehen. Schließlich möchte ich ja nach meiner Rückkehr zusammen mit meinem Freund Werner den "Günzenhauser Tongue Burner" zubereiten, da kann ein bisschen Training nicht schaden.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Bei meiner thailändischen Tante

Lonely rider

"Sawadee ka" meldet sich eine symphatische Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich frage die junge Frau ob sie Englisch spricht und dann nach einem freien Zimmer. Beides wird mit ja beantwortet.
Das Ban Somboon wird in meinem Reiseführer als eine Unterkunft beschrieben, in der man sich fühlt, als wäre man bei seiner thailändischen Tante zu Besuch. An den Wänden des kleinen traditionellen Holzhauses hängen Familienfotos, der Garten ist üppig grün, vor dem Tor sitzt eine Katze und im Garten döst ein dicker Hund in den Tag hinein. Die Frau, die meine Reservierung entgegengenommen hat, hält was ihre Stimme versprach.
Ich werde nach oben geführt und mir wird mein Zimmer gezeigt. Der blitzblank geputzte Teakholzboden im Haus verlangt danach, wie überall in Asien üblich, die Schuhe auszuziehen und vor der Eingangstür stehen zu lassen. Das Zimmer ist gemütlich, mit einem großen Deckenventilator über dem Bett aus dunklem Holz und zwei Fenstern, die offen stehen und mit Moskitonetzen versehen sind.
Wer steigt denn in einem der vielen 5 Sterne Häuser ab, die auf der ganzen Welt gleich aussehen, wenn man für ein zehntel des Preises in so einem netten Guesthouse wohnen kann?

Hua Hin ist einer der prächtigsten Badeorte Thailands, was zum einen an der Nähe zu Bangkok and zum anderen an der Tatsache liegt, dass die thailändische Königsfamilie hier ihren Sommersitz hat. Das Publikum in der Stadt ist dann auch eher gesittet und im besten Alter. Man spielt Golf.
Der Strand, den ich gleich nach meiner Ankunft inspiziere, ist sauber und nicht überfüllt. Sicherlich kein einsames Tropenparadies, aber ich wollte die Fahrt nach Ko Tao nicht in einem Stück erledigen um dann dort, von der Klimaanlage des Busses tiefgefroren und total erschöpft anzukommen. Außerdem verläßt der Direktbus Bangkok bereits um 6:00 morgens, was bedeutet hätte um 4:00 aufstehen zu müssen und darauf habe ich in meinem Urlaub nun wirklich keine Lust, auch wenn mir diese Option von dem Reisebüromitarbeiter als besonders "convenient", also angenehm angepriesen wurde.

Ich gönne mir sogar den Luxus, die ca. 200 Kilometer lange Fahrt mit dem Taxi zurückzulegen. Eigentlich sollte der Fahrer mich nur zum Bahnhof bringen, aber nachdem er mir einen guten Preis gemacht hat und ich überhaupt keine Lust auf Gedränge in der Bahnhofshalle habe, akzeptiere ich. Die Fahrt kostet mich übrigens fast genau so viel, wie die 15 minütige Fahrt von meiner Wohnung zum Müncher Flughafen.
Der Fahrer freut sich das unerwartete Geschäft und ruft gleich seine beiden Kollegen an, die ebenfalls vor meinem Hotel in Bangkok standen aber keine Lust hatten mich zu fahren, weil ihnen die Strecke nicht lang genug war.

Neben seiner vielen Wassersportangebote und Strand und Meer ist Hua Hin vor allem für seine Restaurantszene im ganzen Land bekannt. Aber nicht nur in den vielen Restaurants der Stadt isst man ausgezeichnet, sondern auch auf dem Nachtmarkt, der als einer der schönsten des Königreiches gilt.

Zum Sonnenuntergang mache ich noch einen kurzen Strandspaziergang. Seit dem ich als 20-jähriger, nach dem Abitur mit ein paar Schulfreunden auf einer Tour durch Frankreich und Spanien, am Strand von Biarriz jeden Tag einen Aprikosenbeignet aß, bekomme ich nun immer, wenn ich ans Meer komme, Lust auf genau so einen Beignet. Eine Konditionierung, die ich wohl nie wieder los werden werde.
Die Dunkelheit setzt sich bereits auf das Meer und es sind nicht mehr viele Menschen am Strand. Ich setzt mich in den Sand und schaue auf das Meer hinaus, als ein einsamer Reiter an mir vorbeireitet. Ich schaue ihm nach, bis er am Horizont verschwunden ist.

Dienstag, 19. Januar 2010

Wie ich zu Fischfutter wurde

Gate of Chinatown

Die ersten Chinesen besiedelten die Ufer des Chao Praya bereits lange bevor hier die neue Hauptstadt errichtet wurde, als Handelsaußenposten. Zum Bau der neuen Hauptstadt wurden dann zusätzliche Arbeitskräfte in China angeheuert, von denen die meisten sich zum Bleiben entschlossen und, da Chinesen fleißig und geschäftstüchtig sind, kamen viele von ihnen schon bald durch ihren Handel zu Wohlstand und bekleideten sogar königliche Ämter.

Heute leben sie noch immer in dem Stadtteil, der als Chinatown bekannt ist, und der doch so ganz verschieden zu den Chinatowns anderer Städte ist. Kleine Straßen und Gässchen bilden ein undurchschaubares Labyrinth in dem man sich nur zu leicht veirren kann. In den meisten der alten Shophouses sind heute Großhändler, je nach Straße getrennt. In einer sitzten alle Schrotthändler, in der anderen kann man Seile en gros erwerben, in wieder der nächsten werden Säcke für Reis oder Zucker angeboten. Es gibt eine Straße für Gummischuhe, eine für Metallkleinteile, eine für Fischernetze, kurz, hier wird gehandelt, was später in den Regalen des Landes landet. Der Strom der Waren in die Lager der Grossisten reißt nicht ab. Da die meisten der Gassen zu schmal für Autos sind, werden sie mit Motorrädern oder per Sackkarren angeliefert. Sowohl Motorräder als auch Sackkarren sind dabei geradezu grotesk überladen und ich frage mich nicht nur einmal, wie man so ein Gefährt überhaupt noch manövrieren kann.
Zusätzlich zu den Warenlieferungen kommen dann noch die Fußgänger, Touristen und, wie überall in Bangkok, die Garküchen, die so gut wie alle Bürgersteige der Stadt säumen.
Chinatown ist der am dicht besiedeltste Stadtteil Bangkoks und ensprechend wuselig geht es in den Straßen zu. Ich tauche ein und lasse mich von der Menge mitreißen, eine andere Chance hat man auch gar nicht.

Als mich der Strom der Waren und Menschen irgendwann wieder frei gibt, beschließe ich, dass es Zeit für ein bisschen Erholung ist.
"Dr. Fish" oder "Fish Spa" nennen sich viele der Läden, die in Asien neuerdings überall aus dem Boden schießen. In ihnen stehen große Fischtanks und ringsherum Sitzbänke. Für ein paar Bath kann man seine Füße in den Tank halten und die Fische stürzen sich gerade zu auf einen und fangen an, die abgestorbenen Hautzellen von den Füßen zu knabbern. Am Anfang ein eigenartiges Gefühl, mehrmals muss ich meine Beine wieder aus dem Wasser ziehen, aber schon nach ein paar Minuten hat man sich an die Vorstellung gewöhnt, dass andere Lebewesen sich an einem zu schaffen machen, man sich quasi den Fischen bei lebendigem Leib zu Fraß vorwirft, und genießt die Prozedur.

Montag, 18. Januar 2010

Boote mit langen Schwänzen

Longtail

Der Skytrain fährt zwar nicht im Himmel, wie sein Name vermuten ließe, aber immerhin doch auf Betonstelzen, ein paar Meter über der Stadt und gibt, seit er vor etwa zehn Jahren gebaut wurde, Ausblicke auf Bangkok preis, die früher nur Bewohner höherer Stockwerke hatten. Bangkoks Nahverkehr ist schnell zuverlässig und extrem sauber. Einlaß erlangen die meisten Fahrgäste mit elektronisch lesbaren Karten, die mit samt dem Geldbeutel, in dem sie verstaut sind, im Vorbeigehen auf die Lesegeräte gelegt werden. Die Schrake öffnet sich und man kann passieren.
Die Bahnhöfe gleichen oft kleinen Shopping Malls, zumindest gibt es aber fast überall ein paar Stände mit Säften und kleinen Snacks. Mein Lieblingsstand ist Soontra. Hier gibt es für ein paar Cent frische Säfte. Der klassiker Orange ist genauso zu haben wie Exotisches, zum Beispiel "Tiger Herbal" oder Lemongrass. Einfach lecker, so ein Vitaminstoß am Morgen.

Überhaupt mag ich die Morgen in Bangkok. Ich mag es, wenn die ersten Händler und Garküchen ihre Stände wieder in Betrieb nehmen, den Geruch nach gedämfpten Reis, Gemüse und gebratenem Huhn - das Frühstück der Thais unterscheidet sich nicht wesentlich vom Mittag- oder Abendessen. Ich mag es, wenn mir die Morgensonne ins Gesicht scheint, während ich auf den Zug warte um zu irgendeiner Sehenswürdigkeit zu fahren.
Es gefällt mir zuzuschauen, wie das Leben auf dem "Chao Praya" der Wasserstraße der Stadt, wieder zum Leben erwacht, die schwimmenden Händler wieder mit ihren Waren unterwegs sind, die Longtailboote über das Wasser schießen und die Wasserbusse, mit Einheimische und Touristen beladen, von einer Station zur anderen pendeln.

Longtailboote gibt es nur in Thailand, zumindest habe ich sie noch nirgendwo sonst gesehen. Es sind lange, schmale, oft kunstvoll bemalte Holzboote, die mit einem Außenbordmotor angetrieben werden. Man verwendet dazu aber nicht die handelsüblichen Außerborder, sondern Automotoren, die eine Schiffsschraube an einer langen Welle, sie aussehen wie ein langer Schwanz, antreiben. Daher kommt der Name. Komplett übermotorisiert erreichen diese Boote Geschwindigkeiten, dass einem Angst und Bange werden kann, wenn der Skipper mal in Vollgaslaune ist.

Ich erinnere mich daran, dass ich zusammen mit meinem Freund und Kollegen Hans Jörg Remde und seiner Freundin Anne, in einem Layover vor ein paar Jahren, einmal mit einem Longtailboot zu einem hübschen Restaurant auf dem Wasser fahren wollten. Da wir dem Fahrer nicht einmal annähernd den Preis bezahlen wollten, den er verlangte und ihn das irgendwie übellaunig machte, gab er auf der Fahrt auf dem Fluß alles. Hans Jörg, der ganz vorne, in der Spitze des Bootes saß, bekam die Schläge, die das Boot an seine Passagiere weitergibt, wenn es über die Wellen prescht, besonders hart zu spühren. Aus Angst aus dem Boot geschleudert zu werden, klammerte er sich krampfhaft an der Bootswand fest und sah dabei alles andere als glücklich aus.

Sonntag, 17. Januar 2010

Die Stadt der Affen

Temple monkeys

Der Schreck fährt mir in alle Glieder und blitzschnell drehe mich um, als mich der Affe anspringt und sich an meiner Tasche festklammert. Sofort lässt er von mir ab und rennt einen der Türme der Ruine nach oben um Schutz zu suchen.

Heute ist Lopburi nur noch eine Provinzstadt, mit Märkten, Imbissständen und Tempelruinen, aber das war nicht immer so. Lopburi ist eine der ältesten Städte Thailands und hatte seine Blütezeit zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert, als sich das Khmer-Reich immer weiter nach Osten ausdehnte. Aus dieser Zeit stammen auch die eindrucksvollen Ruinen der Tempel und Klöster, die über die Altstadt verteilt stehen. Diese alleine würden schon einen Besuch rechtfertigen, aber die Stadt ist heute vor allen Dingen bekannt, für seine tierischen Mitbewohner, die Affen.
Wenn man durch die Altstadt läuft, stellt man sich allerdings die Frage, wer in dieser Stadt eigentlich das Sagen hat. Die Affen sind wirklich überall und bewegen sich völlig frei und ohne Scheu oder Angst durch ihr Revier. Sie hangeln sich and den Strom- und Telefonleitungen von Gebäude zu Gebäude, springen von Dächern auf Markiesen und von dort auf den Boden. Sie lassen sich von langsam vorbeifahrenden Autos ein Stückchen mitnehmen und sehen es als ihr legitimes Recht an sich alles zu nehmen, was sie greifen können.
An einem Verkaufsstand habe ich sie zu fünft auf und in dem Gestänge von Sonnenschirmen, die eigentlich aufgestellt wurden, um der Kundschaft Schatten zu bieten, herumturnen sehen.

Hauptsächlich findet man sie am "Prang Sam Yot", ein ursprünglich hinduistischer Schrein, drei miteinander verbunden Türme, aus dem 13. Jahrhundert und in den umliegenden Straßen und Gebäuden. Die direkt an den Tempel angrenzenden Gebäude sind unbewohnt und die Affen haben sie sich erobert. Mit großem Geschrei und schnell jagen sie sich gegenseitig die Fassaden hoch. Ein paar der Fenster haben sie aus den Verankerungen gerissen, um sich Einlaß zu verschaffen - von hier vertreibt sie keiner mehr.
Alle Fenster der Stadt sind vergittert, was die Affen zwar einerseits abhält in die Gebäude zu gelangen, andererseits die Häuserlandschaft jedoch zu einem riesigen Kletterpark für sie werden läßt. In meinem Hotel werde ich ermahnt die Fenster unbedingt geschloßen zu halten um nicht ungebetenen Besuch zu bekommen.

Monkey on telephone cables

Ich habe beobachtet, wie ein Mädchen, das gerade sein Motorrad abstellen wollte, von einem Affen von hinten angesprungen und dazu genötigt wurde, ihr Vehikel zu verlassen, nur weil der Affe es, aus Langeweile, untersuchen und nach Essbarem absuchen wollte.
Erst wenn sie es, wie in diesem Fall zu weit treiben, holen die Bewohner ihre langen Bambusstöcke zum Vorschein, um die Plagegeister auf Distanz zu halten. Viele der Menschen haben auch Steinschleudern in den Hosentaschen. Alleine der Anblick einer solchen in der Hand eines Menschen läßt sie die Fluch ergreifen. Dabei wird stets darauf geachtet, die Makaken nicht zu verletzten, denn das wäre mit dem buddhistischen Glauben nicht vereinbar.

Zugegeben sehen die Affen niedlich aus und sie zu beobachten bringt einem zum Lachen, aber man sollte nicht vergessen, dass es sich trotz allem um wilde Tiere handelt und schon manch ein Tourist hat ein gutes Foto eines süßen Affenjungen mit einer Bisswunde, beigebracht vom verteidigungsbereiten Muttertier, bezahlen müssen.

Ein wirklich kurioster Ort, aber ein Thai würde das natürlich anders sehen.

Freitag, 15. Januar 2010

Ruhetag am Fluß

Guesthouses

Ich kann stundenlang an einem See oder dem Meer sitzen und ins Wasser schauen, ohne dass mir dabei auch nur eine Sekunde lang langweilig würde. Eigentlich wollte ich heute schon weiter ziehen, in eine andere Stadt, aber nach dem Aufstehen fiel mir ein, dass ich mein Guesthouse noch gar nicht richtig genutzt habe. Ich habe mich auf meinen Reiseführer verlassen und voll ins Schwarze getroffen. Jedes Zimmer hat einen kleinen Privatgarten, nicht größer als 3 Quadratmeter, voll mit tropischen Pflanzen und das Zimmer selbst hat eine Empore aus Teakholz, auf dem, so wie in Thailand üblich, die Matratze liegt. Ein schönes, geräumiges Bad mit einem Zugang zum Garten kompletiert das ganze.

My room

Das Frühstück wird auf einer Terrasse angeboten, von der man Blick auf den Fluß und das Leben darauf hat. Ab uns zu fährt eines der typischen Longtailboote vorbei, dann herrscht wieder Ruhe.
Über der Frühstücksterrasse befindet sich eine weitere Terrasse der gleichen Größe, auf der man evenfalls eine Teakholzempore errichtet hat, nur ist diese mit Segeltuch überdacht und auf der Empore liegen die typisch thailändischen Baumwollpolster mit dem dreieckigen Rückenteil, auf denen man wunderbar entspannen kann. Hier möchte ich den Großteil meines Tages verbringen und mein erstes Buch auslesen um es am Abend dem nahegelegenen Secondhand-Buchladen zu überlassen.

Etwas mehr als 5 Stunden liege ich über dem Fluß, lese und döse. Aber irgendwann stellt sich dann der Hunger ein. Da ich auch dem Stadtzentrum Kanchanaburis noch keinen Besuch abgestattet habe, gehe ich nach einer kleinen Stärkung, weiter in Richtung Zentrum. Auf meinem Weg komme ich an einem Soldatenfriedhof für die, beim Eisenbahnbau verstorbenen, englischen Soldaten, mit einem angeschlossenen Museum, vorbei.
Zuerst gehe ich über den Friedhof und schaue mir die Grabsteine an, auf denen neben dem Namen, dem Rang und der Einheit, in der der Soldat diente, auch das Alter der Gefallenen angegeben sind. Der jüngste war gerade einmal 18 Jahre alt, als er durch Entkräftung oder an Malaria oder Typhus, fern von seiner Familie und allem was er kannte, starb. Heute wäre er 85 und hätte noch gute Chancen am Leben zu sein und auf ein Leben zurückzublicken.

Das Museum ist kein fröhlicher Ort. Neben der Planung der Eisenbahnlinie wird besonders das Schicksal der Arbeitskräfte dokumentiert. Es gibt Nachbildungen von Feldlazaretten und den Güterwagen, in denen die Gefangenen aus allen Himmelsrichtungen herangeschafft wurden, alte Fotos, Briefe, die die Soldaten nach Hause schicken durften und die aus einem vorgefertigten Text, mit Stellen zum Ankreuzen, bestanden. Ein Beispiel: Dear ...! My health contition is good, standard, poor. I work for pay / I get a monthly salary, usw. Nicht zutreffendes musste gestrichen werden und Lücken durften handschriftlich ausgefüllt werden. Persönliche Bemerkungen waren nicht erlaubt. Nur an einer Stelle hieß es "send my regards to ....." und in die Lücke durften die Namen von lieben Personen eingetragen werden.
Ähnlich gründlich wie die Deutschen, haben auch die Japaner dokumentiert, wie wenig Nahrung einem Gefangenen zusteht und welche Strafen er für welches Fehlverhalten zu erdulden hatte.
Auf einer der Schrifttalfeln im Museum wird darauf hingewiesen, dass kein Land der Welt seine besten Truppen für die Bewachung Gefangener abstellt und sich daraus, zumindest teilweise, die extreme Härte erklärt, mit der man die Menschen hier behandelt hat.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Schwimmen im Urwald

River Kwae

Das Floß wird von den Stromschnellen erfasst und dreht sich plötzlich. Der Steuermann versucht noch gegenzulenken, doch vergebens. Ich bekomme eine volle Ladung Wasser ab und bin froh, dass ich meine Kamera noch rechtzeitig in meiner wasserdichten Tasche verstauen konnte. Danach wirkt der Fluss genauso träge und ruhig wie zuvor. Auf dem Kwae hat unsere Tour jedoch nicht begonnen.

Bereits um 8 Uhr kommen wir am Elefantencamp an, um hier unsere Reittiere zu besteigen. Zwar habe ich im letzten Jahr eine kurze Einführung in das Reiten von Elefanten bekommen, das verschweige ich aber hier in aller Bescheidenheit. Heute bin ich nur Passagier und nehme auf einer Holzbank, auf dem Rücken des Tieres, hinter dem Mahut, Platz. Der Ritt bringt uns durch den Urwald und durch ein Karen-Dorf, einer ethnischen Minderheit, die aus dem nahen Burma geflüchtet sind um hier eine neue Heimat zu finden. Die einfachen Hütten sind aus Bambus gebaut und haben weder Strom noch fließendes Wasser, aber die Menschen, die vor den Häuser sitzen sehen zufrieden aus.
Der Ritt dauert etwa eine Stunde, was aber nicht viel heißt, denn Elefanten sind nicht gerade die Ferraris unter den Reittieren, bis wir am Fluß ankommen. Dort sollen wir nun auf die Bambusflöße umsteigen. Ein paar Karenfrauen aus dem nahen Dorf verkaufen Bananen, die man an die Elefanten verfüttern kann. Ich kaufe gerne ein Körbchen um mich bei meinem Dickhäuter erkenntlich zu zeigen.
Eine andere Frau trägt eine, mehrere Meter lange, gelbe Python-Schlange über den Schultern und bietet an, diese den Touristen um den Hals zu legen und sie dann zu fotografieren. Ich lehne ab, darf das prächtige Tier aber trotzdem streicheln. Es fühlt sich kalt, glatt und trocken an.

Elephant ride

Die Bambusflöße sind sehr einfach und man möchte kaum glauben, dass sie 6 Menschen tragen können. Der Steuermann sitzt vorne auf dem Floß und steuert mit einem Paddel. Der Staudamm wurde am Morgen geöffnet und so führt der Fluß genügend Wasser und hat eine ordentliche Fließgeschwindigkeit.
Die Fahrt führt mitten durch den Dschungel, vorbei an alten Baumriesen und Bambus, der sich über den Fluß neigt. Wir scheuchen einen Schwarm Reiher auf, die dicht über uns hinwegfliegen, dann hört man nur das Rauschen des Wassers und die Geräusche des Urwalds. Ab und zu gabelt sich der Fluß und wenn man näher ans Ufer kommt kann man kleine Kolibris beobachten, die von Blüte zu Blüte schwirren.

Als wir angelegt haben wartet unsere Führerin bereits auf uns, um uns das letzte Stück des Weges mit einen Kleinbus zu fahren.
Ziel des heutigen Ausflugs ist der Erawan Nationalpark, genauer gesagt der siebenstufige Wasserfall, der dem Park seinen Namen gab. Die ersten beiden Stufen sind noch leicht, auf gut angelegten Wanderwegen zu erreichen, danach geht es auf felsigen Wegen weiter und ich bin froh, mich heute gegen Sandalen entschieden zu haben. Den ersten Teil des Weges lege ich mit Katie, einer Australierin, zurück, die heute ihren 22. Geburtstag feiert, und auf dem Weg nach England ist, um dort ein Jahr zu verbringen. Ihr Bruder, den sie auf dem Weg besuch, lebt seit einem Jahr in Thailand und arbeitet als Designer für Sporttrikots auf der Insel Phuket. Es gibt schlimmere Schicksale.

Erawan Falls

Jeder Wasserfall ergießt sich, türkisblau, in ein mehr oder weniger großes Becken und jedes davon läd zum Schwimmen ein. Mir gefällt Becken Nummer 4 am besten, da es über eine natürliche Wasserrutsche verfügt. Bereits am Eingang des Parks wird man ermahnt stets seine Sachen im Auge zu behalten, da es an den Wasserfällen nur so vor Affen wimmelt, die sich einen Spaß daraus machen, Taschen und Rucksäcke der Touristen zu stehlen um sie auf den Wipfeln der Bäume nach Essbarem zu durchsuchen. Bevor ich in das natürliche Becken springe, knote ich deshalb meine Tasche an einer Baumwurzel fest.

Jeder Tourist, der den Park betritt muss für jede Wasserflasche und für jede Verpackung anderer Lebensmittel ein Pfand von 20 Bath bezahlen, die er, beim vorweisen der leeren Flaschen, wieder zurückbekommt. So wird verhindert, dass dieses wunderschöne Stück Natur gedankenlos zugemüllt wird.

Mittwoch, 13. Januar 2010

"No Red Please"

Tiger

"And please remember not to wear any red, orange or pink" ermahnt mich das Mädchen, bei dem ich gerade den Ausflug gebucht habe, als ich mich verabschiede. Rot und rosa könnten die Tiger für Verletzungen halten und mich attackieren, orange ist den Mönchen vorbehalten und man möchte, dass diese sich von den Besuchern unterscheiden. Mein Besuch soll mich in den berühmten Tigertempel führen, der bekanntesten Touristenattraktion der Umgebung von Kanchanaburi.
Der Abt und Gründer des Klosters muss wohl mal einen verwaisten oder veletzten Tiger gefunden und sich seiner angenommen haben. Schnell sprach sich die Nachricht herum und Reporter kamen von überall herbei um über den Tigermönch zu berichten. Selbst im deutschen Fernsehen habe ich, in der Reihe "Auslandsjournal", einmal einen Bericht über den Abt gesehen.
Aus einem Tiger sind mittlerweile 30 geworden und der geschäftstüchtige Mönch erkannte das Potenzial seiner Bekanntheit. So wurde aus dem Kloster ein Touristenmagnet, den sich niemand entgehen läßt, der sich in der Gegend aufhält.
Besuchszeit des Tempels ist zwischen 12 und 15:30 Uhr und zu dieser Zeit reißen die Besucherschlangen nicht ab. Gleich beim Durchschreiten der Klosterpforten fällt mir ein penetranter Geruch auf. Mittlerweile nennen die Mönche nicht nur die Großkatzen sondern auch Hirsche, Wildschweine, jede Menge Wasserbüffel und ein Kamel ihr eigen. Die Mischung der Gerüche all dieser Tiere schlägt mir nun entgegen.
Nach einen kurzen Marsch über die Anlage werden die Besucher in eine Schlucht geführt, wo sie sich wiederum in eine Schlange Wartender einzureihen haben. Die Raubtiere liegen an, im Boden befestigten, Pflöcken angekettet, träge in der Mittagshitze. Die Besuchszeiten sind extra deshalb so gewählt, da die Tiere nach ihrem täglichen Training, der Fütterung und der mittäglichen Temperaturen wegen, besonders friedlich sind.
Während wir in der Schlange warten, wird uns gesagt, dass wir nicht selbst fotografieren dürfen, sondern das einer der beiden Aufpasser, die jedem Besucher zugeteil werden, das Fotografieren erledigen wird. Einer der Wärter nimmt den Besucher an der Hand und führt ihn durch die Schlucht, der andere ist dafür zuständig, Fotos des Besuchers mit den Katzen zu machen. Man will einfach keine Besucher alleine durch die Schlucht laufen und, auf der Suche nach dem besten Motiv, unvorsichtig werden lassen.
Die Damen müsssen zudem noch alle Halsketten und Armreifen abnehmen, da, genau wie bei Hauskatzen, der Spieltrieb durch herunterhängende, hin- und herschaukelnde, Anhänger geweckt würde. Außerdem sind keine Sonnenbrillen erlaubt, denn die machen Tiger agressiv.

Endlich bin ich an der Reihe. Einer der Helfer nimmt meine Kamera, der andere meine Hand und führt mich zu meinem ersten Tiger. Man muss sich jedem Tier von seiner Hinterseite her nähern, weil von der weniger Gefahr droht, als von der Seite an der sich der Kopf mit den tödlichen Zähnen befindet. So knie ich vor den riesigen Tier nieder und kann, zum ersten Mal in meinem Leben, einen Tiger berühren. Ein paar Fotos und schon geht's zum nächsten Tier. Bei einer der Katzen kann ich die enorm große und kräftige Hintertatze in die Hand nehmen, bei einem anderen halte ich sogar den Schwanz in die Höhe, während ein Foto von mir gemacht wird.

Holding a tiger's tale

In wenigen Minuten ist alles vorbei und jeder Besucher prüft sofort nach Verlassen der Schlucht die Fotos, die soeben von ihm und den Tigern gemacht wurden.
Als nächstes kann man die Jungtiere besuchen, die zum Teil in großzügigen Gehegen und zum Teil ebenfalls am Boden angekettet auf Besucher warten. Hier darf man nun selber fotografieren, es stehen lediglich ein paar Mönche als Aufsicht bereit.
Gerade als wir uns zum Gehen wenden, fährt ein Pick-up Laster an uns vorbei und wirft haufenweise Tapioka-Knollen auf den Boden. Im Nu kommen die Wasserbüffel und das Kamel herbeigerannt um sich ihr tägliches Futter abzuholen und man befindet sich auf einmal in Mitten einer Horde schmatzender Büffel.

Kwai

"Death Railway Bridge"

Der Mae Nam Kwae Yai fließt gemächlich durch sein Bett, kein reißender Bach, sondern ein ruhiger Strom, der seine Ruhe auch auf die Menschen überträgt, die an seinen Ufern wohnen. Eilig hat es hier niemand. Ich laufe am Fluß entlang und beobachte die Anwohner bei ihrer Arbeit: eine Frau wäscht im Fluß ihre Wäsche, ein Fischer rudert mit seinem Fang nach Hause, ein paar Handwerker zimmern an irgendetwas im Freien herum. Und doch laufe ich an einer echten Berühmtheit entlang, nur kennt man ihn im Westen unter einem anderen Namen. "Die Brücke über den Kwai" hieß der Spielfilm, der von den Strapazen, Mißhandlungen und Entbehrungen der Kriegsgefangenen handelt, die diese Brücke bauen mussten.
Zwar heiß Kwai auf Thai "Wasserbüffel" und Thais belustigt es, wenn man ihren Fluß so nennt, aber der Film hat den Namen, zusammen mit seiner Filmmusik, die später noch einmal für einen Werbespot ("Komm' doch mit auf den Underberg") herhalten musste, in unser aller Gedächtnis gebrannt.

Fisherman

Die Brücke, für die Touristen auch reißerisch "Death Railway Bridge" genannt, war jedoch nur ein winziger Abschnitt eines gigantischen Vorhabens. Die japanischen Besatzer wollten, während des zweiten Weltkrieges, Thailand und Burma mit einer Bahnlinie verbinden, um von Burma aus noch besser in andere Länder im Westen Asiens einfallen zu können. Die Ingenieure veranschlagten eine Bauzeit von 5 Jahren, die Japaner zwangen die Kriegsgefangenen, unter Androhung und Vollstreckung drakonischer Strafen, die Strecke in nicht einmal 1 1/2 Jahren fertig zu stellen, obwohl weder schweres Gerät noch adäquates Werkzeug zur Verfügung standen. Mehr als 100000 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Und da Japaner wissen, wie man ein solches Ereignis gebührend feiert, wurde die Strecke mit einem Bordellzug eingeweiht. Ob die Herren Offiziere dabei die, zweifelsfrei grandiose, Aussicht genießen konnten, darf stark bezweifelt werden.

Famous bridge

Als Ironie des Schicksals kann man es bezeichnen, dass die Brücke bereits 20 Monate nach ihrer Fertigstellung von den Alliierten zerbombt wurde und die Schienen den Japanern nicht mehr für den Nachschub, sondern nun als Fluchtweg dienten. Nach dem Kriegsende wurde die Strecke unter britische Herrschaft gestellt und diese zerstörten dann auch noch die letzten 4 Kilometer vor dem Drei Pagoden Pass, an der Grenze zwischen Burma und Thailand, aus Angst vor burmesischen Separatisten. Schließlich fielen dann noch weitere 40 Kilometer der Bahnlinie dem Stausee Khao Laem zum Opfer. Heute ist nur noch ein kleiner Teil, etwa 130 Kilometer, der Strecke befahrbar.
Die berühmte Brücke über den Kwae steht heute wieder, nur ist ihr Nachfolger nicht mehr aus Holz, wie das Original, sondern aus Stahl. Ihre Attraktivität bei den Touristen bereitet das allerdings keinen Abbruch. Rings um die Brücke herum ist ein großer Jahrmarkt mit dem üblichen Touristensouvenirkitsch entstanden und Horden von Menschen belagern die Brücke. Wenn sich ein Zug nähert, was nur etwa drei Mal am Tag vorkommt, werden die auf der Brücke befindlichen Menschen per Trillerpfeife gewarnt und diese quetschen sich dann in die Ausweichbuchten über den Brückenpfeilern, damit der Zug an ihnen vorbeikriechen kann.

Nun ist diese Eisenbahnbrücke jedoch bei weitem nicht die einzige Attraktion des Städtchens Kanchanaburi. Grüne Berge, dichter Dschungel, Wasserfälle und Tropfsteinhöhlen befinden sich quasi direkt vor der Haustür, im Nationalpark Erawan, der zum Wandern, Tiere beobachten und Natur genießen einläd. Außerdem befindet sich ganz in der Nähe ein Kloster, dessen Mönche weltweites Aufsehen erregt haben, dazu aber morgen mehr.

Montag, 11. Januar 2010

Die Herausforderung

Seafood

Die schmackhaftesten Mahlzeiten habe ich in Thailand auf den Märkten unter offenem Himmel für ein, zwei Euro gegessen. Egal ob gebratener Reis, Nudeln oder, ganz besonders die verschiedenen Curries - ich bin nie enttäuscht worden. Natürlich wird hier nicht irgendeine Currypaste aus dem Supermarkt verwendet, sondern sie wird selbst gemacht und zwar unter Verwendung verschiedener geheimer Zutaten, die keine Hausfrau und kein Koch verraten würde. Aber wo gab es eigentlich das beste Curry? So weit ich mich erinnern kann aß ich das beste, ein Massaman Curry, in Sukothai, in einer kleinen Herberge, nachdem ich dort mitten in der Nacht und ziemlich ausgehungert angekommen war.

Da jeder Mann eine Herausforderung braucht, habe ich mir für meine Reise folgende gesetzt: ich muss das beste Curry des Landes finden, was von nun an bedeutet, dass ich zu jeder Mahlzeit die verschiedenen Curries probieren und beurteilen muss. Ein hartes Stück Arbeit, aber wenn es einfach wäre, wäre es ja keine Herausforderung!

Sonntag, 10. Januar 2010

Ein Porsche für die Nase

Speed

Als das Fahrwerk des Flugzeugs einfährt und sich der Airbus in den Tropenhimmel erhebt, bin ich bereits seit fast 20 Stunden unterwegs. Nochmal 2 Stunden 20 soll der Flug von Singapur nach Bangkok, meinen vorläufigen Reiseziel, dauern.
Das Ticket für diesen Flug habe ich, wie man das heute halt so macht, zu Hause online gebucht und bezahlt. Mit nichts weiter als einer Reservierungsnummer stehe ich am Schalter und möchte für meinen Flug einchecken, aber die Dame am Check In kann meine Reservierung nicht finden. Nach längerem Suchen stellt sie fest, dass meine Kreditkarte vom System nicht akzeptiert wurde und meine Buchung daher nicht zu stande kam. "Mai pen rai" - kein Problem, es sind noch genügend Plätze frei und ich kann noch, ganz so wie man es früher gemacht hat, ein Ticket am Schalter kaufen. Als kleines Bonbon bekomme ich beim Einchecken jetzt einen der begehrten Plätze am Notausgang, für den man bei AirAisa normalerweise extra bezahlen muss, und außerdem bin ich der Einzige, der in dieser Reihe sitzt und so kann ich mich nach dem Start lang machen und etwas Schlaf nachholen.

Die Sukhumvit ist die längste Straße des Landes und führt mehrere hundert Kilometer durch Bangkok und Thailand. In der Hauptstadt haben sich hier einige der großen Hotelketten niedergelassen und hier ist auch mein Hotel für die ersten vier Nächte. Da ich am Anfang des Urlaubs immer ein paar Tage brauche um von Alltags- auf Entspannungsmodus zu schalten, habe ich mir dafür ein gutes Hotel, mit hübscher Poolanlage auf dem Dach und einem schönen, geräumigen Zimmer, gegönnt.

Mann kann noch so konzentriert packen, beim Auspacken merkt man dann, dass man doch etwas vergessen hat. Diesmal ist es meine Lesebrille! Da ich für diese Reise fünf Bücher und einen telefonbuchdicken Reiseführer mitschleppe und dies nicht umsonst getan haben möchte, mache ich mich am ersten Tag auf den Weg einen günstigen Optiker zu finden. Einen guten Optiker erkennt man nicht nur an der Auswahl der Brillendesigner, sondern besonders daran, dass einem die eigene Brille sofort vom Personal geputzt wird, während man andere Modelle ausprobiert. Nachdem ich mich umgeschaut und einige Modelle aufprobiert habe, sage ich dem Verkäufer, dass ich eine Lesebrille als Ersatz für meine zu Hause gelassene brauche. Gleich das erste Modell, das mir gezeigt wird, findet meine volle Zustimmung: eine Brille aus dem Hause Porsche. Fahren werde ich zwar nie einen, dazu habe ich einfach nicht genug Geld, warum aber keinen auf der Nase tragen?
Am nächsten Tag ist sie schon abholbereit und so steht dem Lesevergnügen nichts mehr im Weg.

Im Laufe des Tages ruft meine Freundin Cherry an, der ich gemailt habe, dass ich am Wochenende in der Stadt bin, und läd mich zu einem Konzert des Bangkok Synphonie Orchesters im Lumpini Park ein.
Um kurz nach fünf treffe ich sie am Parkeingang und gemeinsam machen wir uns auf den Weg durch den Park. Auf einer Wiese vor dem Pavillion, in dem das Orchester spielt, treffen wir zwei Arbeitskolleginnen von ihr mit denen sie ebenfalls verabredet sind und die bereits einen Platz für uns reserviert haben.
Das Orchester spielt Stücke von Bizet, Ravel, Strauss und Haydn, aber auch "Stairways to Heaven" von Led Zeppelin oder "A whole new word" aus dem Disneyfilm "Aladin".
Nach dem Konzert wollen wir von dem reichhaltigen Angebot der Stände des Lumpini Nachtmarktes gebrauch machen und dort zu Abend essen. Phat Thai Nudeln, Satay Spießchen mit Erdnusssoße und gebratener, scharfer Reis suche ich mir aus und bezahle zum Schluß gerade einmal drei Euro.
Im Laufe des Gesprächs fragt Cherry mich, wie meine Reisepläne sind und ich sage ihr grob, was ich mir überlegt habe. Sie bietet mir sofort an, die Hotels für mich zu buchen, denn sie arbeitet als Manager in einer Reiseagentur und kauft Hotelübernachtungen "en gros" und damit deutlich günstiger ein. Auch mit allen Einzelheiten ist sie nicht einverstanden und schlägt mir die ein oder andere Änderung vor. Zum Schluß bietet sie mir an mir eine ganze Rundreise zusammenzustellen und mich außerdem noch auf eine Inselgruppe zu schicken, die kaum einer kennt und die sie als das Paradies bezeichet. Ich soll sie am nächsten Tag im Büro anrufen um die Einzelheiten zu besprechen. Das fängt doch gut an, oder?