Samstag, 23. Januar 2010

Voll in die Fresse

Muay Thai

Gleich der erste Tritt in das Gesicht des Gegners sitzt und fügt ihm eine Platzwunde zu, die stark blutet. Dieser läßt sich dadurch aber nicht beeindrucken und tritt und schlägt seinerseits ebenfalls auf seinen Kontrahenden ein, bis der bereits in der ersten Runde zu Boden geht, sich aber nochmal aufrappelt und bis zur vierten Runde durchhält. Bei jedem Treffer gröhlt nun die Anhängerschaft desjenigen, der den Schlag plaziert hat. Der Gegner deutlich angeschlagen, traut sich der Stärkere kaum noch richtig zuzuschlagen, der Ringrichter schaut in die Ecke des Unterlegenen und bedeutet dem Trainer den Kampf abzubrechen, doch dazu kommt es nicht mehr. Ein letzter, gezielter Schlag auf den Kopf des Mannes und er geht entgültig zu Boden und muss aus dem Ring getragen werden.

Das ich hier bei keinem Schaukampf für Touristen gelandet bin, wie ich ursprünglich annahm, wird mir relativ schnell klar. Hier kämpfen Profis und zwar durchaus mit harten Bandagen.
Beim Muay Thai, dem Thai- oder Kickboxen, ist so ziemlich alles erlaubt. Tritte mit dem Knie, mit dem Fuß, Schläge mit der Faust oder Innenhand. Geschützt sind die Kämpfer lediglich mit Boxhandschuhen und einem Suspensorium. Dass dieses auch angelegt ist, prüft der Ringrichter bei jedem Kämpfer durch einen beherzten Griff in den Schritt.

Für die europäischen Gäste gibt es Stiztplätze an Tischen, die Thais stehen am Ringrand und sind außer Rand und Band. Ein Mann im rosa Polohemd und mit abstehenden Ohren, ist offensichtlich der Buchmacher. Bereits wenn die Kämpfer den Ring betreten und durch rhythmische Bewegungen und Tänze versuchen den Gegner einzuschüchtern, können Wetten abgegeben werden, es werden aber auch noch Gebote während des Kamfpes akzeptiert.
Während des Kampfes läuft traditionelle Musik in schnellem Rhythmus, nach dem die Kämpfer sich bewegen, um dann, blitzschnell, den Gegner zu attackieren.
Nachdem die Ringrichter ihr Urteil gefällt haben, gehen die Kämpfer, mit einem 100 Baht-Schein zwischen den Lippen, durch das Publikum und bitten so um einen kleinen Betrag, sozusagen als Trinkgeld. Fast alle Boxer haben traditionelle Tätowierungen auf dem Rücken, die man bei vielen Thais sieht. Sie sollen den Träger beschützen, wie ein Talisman, den man in der Haut trägt. In dem Tigerkloster, das ich vor einigen Tagen besucht habe, waren fast alle Mönche am ganzen Körper mit Schriftzeichen und mystischen Symbolen tätowiert.

Das Thaiboxen ist Volkssport in Thailand und die Champions werden verehrt und sind reiche Leute. Aber wie fast überall, ist der Aufstieg beschwerlich und der Fall rapide. Wer ein Profi werden will, muss in eines der Boxcamps gehen und dort leben und hart trainieren. Zu Essen gibt es nur das Notwendigste um das Gewicht niedrig zu halten. Aber nur ein paar verlorene Kämpfe und man wird nicht mehr zu den großen Turnieren in Bangkok zugelassen und muss sich mit Kämfpen in der Provinz durchschlagen.
Neuerdings gibt es sogar Boxcamps, die auch Frauen trainieren, aber Frauenkämpfe will eigentlich niemand sehen.

Da die verbleibenden zwei Fights versprechen, an Härte zuzunehmen, ich für heute aber genug gesehen habe, beschließe ich das Stadion vorzeitig zu verlassen.

3 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Hört sich wirklich ausgesprochen martialisch und brutal an... Ich wäre wohl auch vorzeitig rausgegangen.

Wolfram hat gesagt…

Ich habe im Fernsehen hunderte von Boxkämpfen, und auch Thaiboxen gesehen. Ist aber was anderes, wenn man die Geräusche dazu hört und das Blut tatsächlich fließen sieht.

renovatio hat gesagt…

Glaub ich sofort. Na ja - falls ich mal wieder Blut sehen will, steiger ich mich einfach in die nächste Panikattacke, schlag mit der Fresse auf'M Boden auf und guck' mir die Blutlache an. Geräusche mach' ich dann auch ein paar dazu :-) (Also zumindest das krieg ich hin, ohne wegfliegen zu "müssen" ;-))