Montag, 31. Dezember 2012

Vegas - LA - Dallas

Unbenannt

Mein Traum vom großen Gewinn mit ein paar Dollar Einsatz ist geplatzt. Nachdem ich etwa die Hälfte meines Limits von 50$ in weniger als zehn Minuten verspielt hatte, war mir der Rest zu schade um es in einem kleinen Schlitz im Roulett-Tisch verschwinden zu sehen. Ich lasse mir die Jetons wieder in Bares umtauschen und kaufe mir davon ein ordentliches Abendessen. - Ein Spieler werde ich wohl nie!

Auf der Rückfahrt von Las Vegas mache ich in dem gleichen Ort Halt, in dem ich schon auf dem Hinweg gehalten habe. Es ist bewölkt und kalt. Als ich wieder ins Auto steige fängt es an zu schneien. Nur ein paar Flocken zwar, aber meiner Stimmung hellt sich dadurch nicht auf.

In Los Angeles scheint wieder die Sonne. Auf meiner Suche nach einem Motel in Flughafennähe, komme ich durch Beverly Hills und bin von dem zur Schau gestellten Reichtum beeindruckt. An einer Ampel stehen links und rechts von mir ein Bentley.
Im ersten Motel, das ich ansteuere, stehen zwei Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blaulicht, die mich gar nicht erst bis zur Rezeption vorfahren lassen. Einige Jugendliche werden offensichtlich gerade befragt. Sie machen einen entspanten Eindruck, ihr Verbrechen kann von unerlaubtem Alkohol- oder Drogenbesitz bis zu Gewaltverbrechen alles sein, das Aufgebot der Gesetzeshüter ist in allen Fällen das gleiche.

Zu Abend esse ich in einem nahegelegenen Einkaufszentrum. Als ich das Lokal verlasse stehen auch hier diverse Streifenwagen, die die Einfahrt zu den Parkplätzen blockieren und niemanden mehr hineinlassen. Zusätzlich sind einige Fernsehübertragungswagen eingetroffen. Hier war das Verbrechen schon würdig für die Nachrichten aufgearbeitet zu werden.

Am nächsten Morgen geht mein Flug nach Dallas. Ich werde meine alten Schulfreund Charles wiedertreffen, den ich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen habe.

Samstag, 29. Dezember 2012

Neonlichter

Binion's

Keine andere Stadt, die ich kenne, versteht es so sehr, sich herauszuputzen und sich zu präsentieren, wenn es dunkel wird. Das gilt für die neuen Motto-Hotels am Strip, aber vielleicht sogar noch mehr für den historischen Teil der Stadt in der Fremont Street.
Wenn man an Las Vegas denkt hat man sofort das Bild des Neon-Cowboys, der zwinkernd seinen Arm bewegt oder die glitzernden Fassaden des Golden Nugget oder des Fremont Casinos im Gedächtnis.
Sie alle liegen in unmittelbarer Nachbarschaft in der Straße, die das Bild der Stadt geprägt hat. Leider wurde die ganze Straße in den letzen Jahren überdacht und hat somit viel von ihrem Charme eingebüßt.
Heute spielt eine Band trommelfellzerreißenden Rock, über den Köpfen der Passanten sausen Touristen in Bergsteigergeschirr hängend, an Drahtseilen durch die Nacht und trotzdem kann man, wenn man all den Rummel ausblenden kann, noch den Charme und die Eleganz erahnen, den diese Straße einst ausstrahlte.

Das Neon Museum hat einige seiner Exponate hier ausgestellt, riesige Tafeln, die einst auf Motels oder Restaurants aufmerksam machten. Heute konkurrieren sie mit der Neonbeleuchtung der Gebäude, die hier stehen.

Fabulous Las Vegas

Fast eine Stunde halte ich mich hier auf, mache ein paar Fotos und lasse die Stimmung auf mich wirken.

Früher am Tag wollte ich mir anschauen, wo die Massen an Energie, die Las Vegas jeden Tag verschlingt hergestellt werden. Im Black Canyon, etwa 50 Kilometer außerhalb der Stadt, wurde Anfang der 30er Jahre der Colorado River gestaut, hauptsächlich um den Fluss zu bändigen und den immer wiederkehrenden Überschwemmungen Einhalt zu gebieten. Energie war damals noch kein so vorherrschendes Problem.
Der Hoover Dam war, mit seinen über 220 Metern Höhe, eine Glanzleistung der Ingenieure und ließ aus dem Flussbett des Colorado den größten künstlichen See des Kontinent entstehen.
Genau durch die Mitte der Staumauer verläuft die Grenze zwischen Nevada und Arizona und mit ihr auch die Zeitzonengrenze. Wenn man von Arizona aus auf der Mauer den Fluss überquert kommt man eine Stunde früher an, als man losgelaufen ist.

Hoover Dam, Nevada

Den besten Blick auf das Bauwerk hat man, wenn man von der nahegelegenen Autobahnbrücke, die extra dafür einen Fussgängerweg hat, herunterschaut.


Freitag, 28. Dezember 2012

Stadt der Sünde


New York, New York Hotel - Las Vegas

Freunde von mir aus Singapur bezeichnen ihre Stadt gerne als "Sin-City", als Stadt der Sünde. Das ist ein Wortspiel, denn das Kürzel für den Flughafen von Singapur ist SIN. Das ist vor allem deshalb lustig, da in Singapur sogar das verhältnismäßig brave Magazin "Playboy" als unsittlich gilt und verboten ist.

Wenn eine Stadt diesen Namen verdient hat, dann ist es Las Vegas. Welthauptstadt des Vergnügens nennt sie sich selbst und das kommt irgendwie auf's selbe heraus.
Als ich morgens um acht beim Frühstück sitze sind die ersten Roulette-Tische bereits besetzt, die Einarmigen Banditen habe bereits ihre ersten Opfer gefunden und Cocktail-Kellnerinnen laufen umher und bieten alkoholische Mixgetränke an.

Die Stadt ist ein riesiger Sauger, der 24 Stunden am Tag in Betrieb ist und nicht eher Ruhe gibt, bis er dir den letzten Cent aus der Tasche gesaugt hat.
Die Verführung ist in dieser Stadt zur Kunstform geworden. Ständig bietet sich die Gelegenheit für ein kleines Spielchen, genauso wie dafür seinen Gewinn in Luxusgeschäften gleich wieder los zu werden.
Um zum Frühstücksraum zu gelangen muss man durch das Casino, wenn man die Straßenseite wechseln will,  geht das nur mittels einer Überführung, die selbstverständlich beim Betreten und beim Verlassen durch eine Einkaufspassage führt. Überall lauern Angestellte, die einem noch schnell ein Ticket für eine Show verkaufen oder zu einem Restaurantbesuch einladen wollen.
Auf den Straßen stehen Zeitungscontainer deren einziges Angebot Magazine sind, in denen Prostituierte ihre Dienste anbieten. Nach Anruf sind sie garantiert innerhalb von 20 Minuten im Hotelzimmer, versprechen die Anzeigen.

Über manchen Spielgeräten steht auf einer rotierenden Scheibe ein funkelndes Luxusauto und wartet darauf gewonnen zu werden. Der Einsatz ist nur ein Cent! "Sei nicht dumm", lautet die Botschaft, "hol dir das Auto, nie war es so leicht reich zu werden."

Eines haben alle Casinos gemeinsam: das komplette Fehlen von Tageslicht. Der Spieler soll nicht abgelenkt, nicht daran erinnert werden, dass draußen die Sonne scheint und dass man seinen Tag vielleicht anders verbringen könnte, als mit Glücksspiel.

Die Einkaufspassagen sind nicht einfach nur Shoppingtempel, sondern haben, genau wie die Hotels, die sie beherbergen, ein bestimmtes Motto. Im Venetian ist im ersten Stock Venedig nachgebaut, mit Brücken und Kanälen. Man kann bei einer kleinen Gondelfahrt entspannen, während der Gondoliére eine Arie zum Besten gibt, in Straßencafés sitzen und natürlich einkaufen.
Ähnliches gilt für das "New York, New York" oder das Luxor, wo man sich, zwischen Obelisken, Statuen und Sphinxen  im alten Ägypten wähnt.

Unbenannt

Man kann nicht in Las Vegas gewesen sein, ohne eine der legendären Shows gesehen zu haben. Frank Sinatra, Dean Martin, Elvis Presley, Siegfried und Roy, sie alle sind hier berühmt geworden und haben hier ihre größten Erfolge gefeiert.

Ich entscheide mich für eine Vorstellung des franko-kanadischen Cirque du Soleil. Die Karte habe ich am gleichen Morgen günstig in einem der Restkartenverkäufe erstanden.
Das Motto der Show ist die körperliche Liebe in allen Schattierungen, weshalb alle Künstler fast nackt auftreten. Ich sehe ein einhalb Stunden Artistik und Unterhaltung auf Weltklasseniveau.
Die Bühne ragt weit in den Zuschauerraum hinein, die Musiker stehen auf kleinen Balkonen über die Bühnenwand verteilt, die Bläser fahren auf einer Gondel je nach Situation mal nach unten, mal spielen sie unter dem Saaldach. Ständig passiert irgendwas, so dass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll, um ja nichts zu verpassen.
Einige male werden Zuschauer auf die Bühne gebeten und in die Show einbezogen. Unglaublich, wie spontan und schlagfertig die meisten von ihnen reagieren, fast so als gehörten sie zur Show dazu.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Endlich Millionär!

Google Maps sagt mir, dass die Fahrt von Los Angeles nach Las Vegas 4:10 Stunden dauert. Genug Zeit also um auszuschlafen, in Ruhe frühstücken zu gehen und sich ganz gemächlich auf den Weg zu machen, denke ich mir.
Google Maps kennt jedoch keine Feiertage und auch nicht die Reisegewohnheiten der Amerikaner. Letztere kenne ich auch nicht.

Das System Straßen Nummern zu geben und zusätzlich die jeweilige Himmelsrichtung hinzuzufügen, in die sie führen finde ich äußerst effektiv. Für die Wegbeschreibung nach Las Vegas brauche ich nur einen kleinen Zettel mit den Straßennummern und ihrer jeweiligen Richtung, die ich nacheinander abfahren muss. Für die ganze Reise muss ich fortan nicht einmal mehr auf eine Karte sehen.

Der erste Stau kommt nach etwa einer Stunde Fahrzeit. Ohne ersichtlichen Grund, einfach nur weil zu viele Menschen in die gleiche Richtung wollen. Die Breite der Highways ändert sich ständig von maximal 14 auf nur noch 4 Spuren, danach wieder auf 8, und so weiter. Klar, dass es dabei zu Staus kommen muss. Insgesamt stehe ich von den neun Stunden, die ich für die Fahrt brauche, mindestens vier im Stau oder bewege mich nur im Schritttempo fort.

Zwischendurch gönne ich mir eine Pause in Barstow, einem kleinen Nest, mitten in der Wüste, direkt an der Route 66. Die Zeit ist hier stehengeblieben. In der Mainstreet fahren Männer in Jeans und Cowboyhüten mit Pickup-Trucks, in den Diners sitzen alte Damen vor ihren Kaffeebechern und die Bedienung nennt mich Honey.

Kaum verlasse ich Kalifornien werden die Straßen besser. Keine Schlaglöcher mehr, Asphalt statt Beton, gebaut mit den vielen Millionen von Glücksspiel-Dollars.

Gleich an der Staatsgrenze liegt ein Ort mit Namen Primm, der noch nicht einmal auf einer Karte eingezeichnet ist, als ob man sich für ihn schämen würde. Er besteht nur aus Hotel-Casinos und den dazugehörigen, hochhausgroßen Leuchtreklametafeln, die man schon sieht, bevor der Ort sich zeigt.
Das größte Haus am Platz nennt sich Whiskey Pete's und ist wohl für die gedacht, die die 40 Meilen nach Las Vegas nicht mehr fahren wollen.

Man nähert sich der Stadt von den Bergen aus. Nach einer Kurve liegt sie plötzlich vor einem, bunt, funkelnd und verführerisch. 
Mein Hotel, das "Circus Circus" liegt am "Strip", dem großen Boulevard an dem all die bekannten Hotels liegen, deren Namen man längst aus den Hollywood Filmen kennt, ohne jemals hier gewesen zu sein.

Auch in der Stadt ist Stau, so kann ich mich bereits an dem Wahnsinn erfreuen, den man hier aus Neonröhren und Beton erschaffen hat. Ich muss laut loslachen, als sich in unmittelbarere Nachbarschaft New York, Paris und Venedig vor mir ausbreiten. Das Hotel "New York, New York" besteht, unter anderen, aus dem Empire State Building, dem Crysler Building, der Freiheitsstatue und der Brooklyn Bridge. Vor der erleuchteten Skyline, die eigentlich mehrere tausend Kilometer weit entfernt steht, fährt eine Achterbahn durch Loopings. Der Verkehrslärm übertönt die Vergnügungsschreie ihrer Fahrgäste nicht.
Gegenüber steht der Eifelturm und versucht durch Lichterglanz die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Das Circus Circus ist das größte Hotel in dem ich jemals war. An der Rezeption, wo ich etwa eine halbe Stunde warten muss, bis ich einchecken kann, bekomme ich eine Karte ausgehändigt, an Hand derer ich mich in Hotel orientieren kann. Ohne die würde man sich hoffnungslos verlaufen.

Für eine Nacht in dem vier Sterne Hotel bezahle ich gerade einmal 30 Euro, Frühstück inklusive. Der Plan ist, möglichst viele Menschen mit Dumpingpreisen in das Hotel zu locken. in der Annahme sie würden ein vielfaches des Zimmerpreises im hauseigenen Casino verspielen.
Das jedoch ist deren Plan. Mein Plan ist es ganz groß abzuräumen, mit ein paar Dollar Einsatz Millionär zu werden. Endlich Millionär!

Dienstag, 25. Dezember 2012

Das Weihnachts-Wahnsinnsland

Unbenannt

Der 24. Dezember ist ein gewöhnlicher Arbeitstag in den USA. Und doch nicht ganz gewöhnlich. Am letzten Tag vor dem Fest tobt eine Rabattschlacht ohne Gleichen.
Schon in den Wochen vor Weihnachten wurden die Preise kräftig gesenkt,  jetzt wirbt fast jedes Geschäft damit auf die bereits reduzierte Ware nochmal 40% oder 50% Nachlass einzuräumen.
Das führt dazu, dass ein sowieso schon konsumorientiertes Volk in einen kollektiven Kaufrausch verfällt.

Bereits einen Platz auf den überdimensionieren Parkplätzen vor den Einkaufszentren zu ergattern erfordert Geduld. Extra für diesen Tag eingestellte Parkplatzzuweiser sind mit ihrer Aufgabe total überfordert.

Drinnen geht der Wahnsinn weiter. Manche Geschäfte sehen aus wie der gute alte Konsum in der DDR - komplett leere Regale. Die guten Dinge sind bald vergriffen, also muss man schnell sein.
Über allem wird man mit den immer gleichen Weihnachtsklassikern, Jingle Bells, White Christmas, Have Yourself a Merry Little Christmas, immer in anderen Versionen, überschüttet wie mit klebriger Soße.
Eine Verkäufering frage ich, ob sie froh ist wenn sie heute Abend die Ladentür abschließen kann und sie beklagt sich vor allem über die immer gleichen Weihnachtslieder, die sie ab morgen für die nächsten elf Monate nicht mehr ertragen muss.

Als ich mich dabei erwische wie ich selbst "Frosty the Snowman" vor mich hinsumme, beschließe ich, dass es Zeit für mich ist zu gehen.

Ich fahre an den Strand von Redondo Beach und genieße das Meeresrauschen und die salzige Luft. Als ich an einem Pier kurz stehen bleibe fliegt ein Pelikan vorbei und setzt sich direkt neben mich. Er betrachtet mich mit einem Hauch von Verachtung. Den Blick kenne ich. Der Hund meiner Mutter hat seinen Stammplatz auf einem der Sessel im Haus und manchmal setzten wir uns, nur aus Spaß, dorthin um uns an diesem Blick zu erfreuen.
Offensichtlich stehe ich hier auf seinem Stammplatz. Ich schieße noch schnell ein Foto und gehe weiter.

Montag, 24. Dezember 2012

Paul Getty


Staircase

Paul Getty verdiente sein Geld mit Öl . Im Jahr 1966 wurde er mit 1,2 Milliarden Dollar geschätztem Privatvermögen im Guiness Buch als der reichste Mensch der Erde geführt. Er hätte ein Leben mit allen Annehmlichkeiten führen können, wenn da nicht die ständige Angst um sein Vermögen gewesen wäre. Sein Geiz war legendär und ging soweit, dass er in seinem Privathaus einen Münzfernsprecher installieren ließ, nachdem er festgestellt hatte, dass nach seinem Einzug diverse Handwerker auf seine Kosten telefoniert hatten. Alle anderen Telefone im Haus waren mit einem Schloss gesichert um unauthorisierten Gebrauch zu verhindern.
Als sein Enkel entführt wurde, weigerte sich Getty das geforderte Lösegeld zu bezahlen. Erst als man dem Entführten ein Ohr abschnitt und der Familie zusenden ließ, lenkte der Großvater ein und bezahlte. Jedoch nicht den geforderten Betrag von 3 Millionen, sondern nur 2,2 Millionen, da dies die höchstzulässige Summe war, die von der Steuer abgesetzt werden konnte.
Als sein Enkel sich für die Großzügigkeit des Clanoberhauptes telefonisch bedanken wollte, weigerte der immer noch wütende Getty sich, das Telefonat anzunehmen.

Längst wäre der schrullige Milliardär in Vergessenheit geraten, wenn er nicht einen Faible für Kunst gehabt hätte. Getty sammelte leidenschaftlich Kunst und Antiquitäten und diese Sammlung, zusammen mit 661 Millionen Dollar Erbe, bilden die Basis des Getty Museums in den Bergen von Santa Monica.

Der Eintritt ist frei, dafür werden für das Parkhaus $15 fällig. Im Preis enthalten ist die Fahrt mit dem kleinen Zug hinauf auf den Hügel, aber ich entscheide mich den kurzen Weg zu Fuß zurückzulegen.
Seit 1997 kann man hier Getty's Sammlung und diverse Sonderausstellungen betrachten. Neben antikem Mobiliar, ganze Räume aus französischen Schlössern hat man hier her transportiert und wieder aufgebaut, kann man Skulpturen, Malerei und Fotographien sehen.
Fast ebenso bemerkenswert wie die ausgestellte Kunst ist das Gebäude selbst. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Villen der Superreichen, entstand ein Komplex von Ausstellungsräumen, Gärten und Terrassen.

Die Treppen, die die Stockwerke im Inneren verbinden, scheinen im Raum zu schweben. Immer wieder kann man auf kleine Balkone und Terrassen treten und die grandiose Aussicht auf Los Angeles und den Pazifik genießen.
Die Gärten sind symmetrisch angelegt und dienen Skulpturen berühmter Künstler als Ausstellungsort. Es gibt Wassergärten, Palmen und Kakteen, einheimische und exotische Pflanzen.

Sunset at Santa Monica

Auf meinem Rückweg mache ich noch einen kurzen Stopp in Santa Monica. Die Sonne gehrt gerade unter und auf dem Santa Monica Pier gehen die Lichter des Vergnügungsparks an und färben die Nacht.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Venice Beach

Concrete Surfer in Venice Beach

Als wären sie gegen die Schwerkraft immun, schießen sie hoch über den Rand der Betonwanne hinaus, verharren kurz in der Luft, als ob jemand die Pausentaste auf der Fernbedienung gedrückt hätte, um dann wieder mit gleicher Geschwindigkeit in die entgegengesetzte Richtung zu fallen bis schließlich ihr Skateboard wieder den Boden berührt und sie auf den Rand der gegenüberliegende Seite zurasen. Kaum älter als zehn Jahre, manche auch deutlich jünger, sind die Boardakrobaten in Venice Beach, der etwas schmuddeligen Hippie-Enklave am Pazifik.
Sommerspossige, braungebrannte Kindergesichter mit langen Haaren, die unter dem Helm hervorwehen, die Arm- und Beinschoner noch ein bisschen zu groß, sind sie die Phänotypen des kalifornischen Klischees.

Venice Beach ist ein Ort von dem viele Trends ihren Weg in die Welt fanden. Das Bodybuilding wurde hier erfunden. Im "muscle beach", einem schlichten offenen Betongebäude, das in seiner Form einer Hantel nachempfunden ist, und das auf die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückgeht, fing das an, was man heute überall auf der Welt in jedem Fitness Center findet.

In den 60er Jahren von den Hippies bekanntgemacht, konnte es bis heute von den Touristen nicht ganz seines Charmes beraubt werden. Venice ist heute bunt gemischt: diejenigen die dort wohnen und sich nach der Arbeit am Strand oder zum Basketball treffen, Touristen, die mit Kameras behangen an der Uferpromenade entlang laufen, die Kaffees bevölkern und denen man versucht billige T-Shirts und Sonnenbrillen anzudrehen und dann eine nicht unerhebliche Anzahl an Obdachlosen.
Einer von ihnen, ein bärtiger, großer Mann, steht, eine schmutzige Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf, am Rand der Promenade und brüllt die Passanten an. Seine Hose ist ihm heruntergerutscht und hängt irgendwo zwischen Gesäß und Knien. Sein Geschrei kann man nicht verstehen, nur das Wort Respekt glaube ich herauszuhören. Als ich auf dem Rückweg wieder an der Stelle vorbeikomme liegt er, komplett besoffen, auf einer Wiese. Eine Polizeistreife nähert sich, und als er das bemerkt trinkt er noch schnell seine Bierdose aus, damit die Beamten sie ihm nicht mehr wegnehmen können, denn Trinken in der Öffentlichkeit ist hier verboten.