Freitag, 28. Dezember 2012

Stadt der Sünde


New York, New York Hotel - Las Vegas

Freunde von mir aus Singapur bezeichnen ihre Stadt gerne als "Sin-City", als Stadt der Sünde. Das ist ein Wortspiel, denn das Kürzel für den Flughafen von Singapur ist SIN. Das ist vor allem deshalb lustig, da in Singapur sogar das verhältnismäßig brave Magazin "Playboy" als unsittlich gilt und verboten ist.

Wenn eine Stadt diesen Namen verdient hat, dann ist es Las Vegas. Welthauptstadt des Vergnügens nennt sie sich selbst und das kommt irgendwie auf's selbe heraus.
Als ich morgens um acht beim Frühstück sitze sind die ersten Roulette-Tische bereits besetzt, die Einarmigen Banditen habe bereits ihre ersten Opfer gefunden und Cocktail-Kellnerinnen laufen umher und bieten alkoholische Mixgetränke an.

Die Stadt ist ein riesiger Sauger, der 24 Stunden am Tag in Betrieb ist und nicht eher Ruhe gibt, bis er dir den letzten Cent aus der Tasche gesaugt hat.
Die Verführung ist in dieser Stadt zur Kunstform geworden. Ständig bietet sich die Gelegenheit für ein kleines Spielchen, genauso wie dafür seinen Gewinn in Luxusgeschäften gleich wieder los zu werden.
Um zum Frühstücksraum zu gelangen muss man durch das Casino, wenn man die Straßenseite wechseln will,  geht das nur mittels einer Überführung, die selbstverständlich beim Betreten und beim Verlassen durch eine Einkaufspassage führt. Überall lauern Angestellte, die einem noch schnell ein Ticket für eine Show verkaufen oder zu einem Restaurantbesuch einladen wollen.
Auf den Straßen stehen Zeitungscontainer deren einziges Angebot Magazine sind, in denen Prostituierte ihre Dienste anbieten. Nach Anruf sind sie garantiert innerhalb von 20 Minuten im Hotelzimmer, versprechen die Anzeigen.

Über manchen Spielgeräten steht auf einer rotierenden Scheibe ein funkelndes Luxusauto und wartet darauf gewonnen zu werden. Der Einsatz ist nur ein Cent! "Sei nicht dumm", lautet die Botschaft, "hol dir das Auto, nie war es so leicht reich zu werden."

Eines haben alle Casinos gemeinsam: das komplette Fehlen von Tageslicht. Der Spieler soll nicht abgelenkt, nicht daran erinnert werden, dass draußen die Sonne scheint und dass man seinen Tag vielleicht anders verbringen könnte, als mit Glücksspiel.

Die Einkaufspassagen sind nicht einfach nur Shoppingtempel, sondern haben, genau wie die Hotels, die sie beherbergen, ein bestimmtes Motto. Im Venetian ist im ersten Stock Venedig nachgebaut, mit Brücken und Kanälen. Man kann bei einer kleinen Gondelfahrt entspannen, während der Gondoliére eine Arie zum Besten gibt, in Straßencafés sitzen und natürlich einkaufen.
Ähnliches gilt für das "New York, New York" oder das Luxor, wo man sich, zwischen Obelisken, Statuen und Sphinxen  im alten Ägypten wähnt.

Unbenannt

Man kann nicht in Las Vegas gewesen sein, ohne eine der legendären Shows gesehen zu haben. Frank Sinatra, Dean Martin, Elvis Presley, Siegfried und Roy, sie alle sind hier berühmt geworden und haben hier ihre größten Erfolge gefeiert.

Ich entscheide mich für eine Vorstellung des franko-kanadischen Cirque du Soleil. Die Karte habe ich am gleichen Morgen günstig in einem der Restkartenverkäufe erstanden.
Das Motto der Show ist die körperliche Liebe in allen Schattierungen, weshalb alle Künstler fast nackt auftreten. Ich sehe ein einhalb Stunden Artistik und Unterhaltung auf Weltklasseniveau.
Die Bühne ragt weit in den Zuschauerraum hinein, die Musiker stehen auf kleinen Balkonen über die Bühnenwand verteilt, die Bläser fahren auf einer Gondel je nach Situation mal nach unten, mal spielen sie unter dem Saaldach. Ständig passiert irgendwas, so dass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll, um ja nichts zu verpassen.
Einige male werden Zuschauer auf die Bühne gebeten und in die Show einbezogen. Unglaublich, wie spontan und schlagfertig die meisten von ihnen reagieren, fast so als gehörten sie zur Show dazu.

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