Donnerstag, 27. Dezember 2012

Endlich Millionär!

Google Maps sagt mir, dass die Fahrt von Los Angeles nach Las Vegas 4:10 Stunden dauert. Genug Zeit also um auszuschlafen, in Ruhe frühstücken zu gehen und sich ganz gemächlich auf den Weg zu machen, denke ich mir.
Google Maps kennt jedoch keine Feiertage und auch nicht die Reisegewohnheiten der Amerikaner. Letztere kenne ich auch nicht.

Das System Straßen Nummern zu geben und zusätzlich die jeweilige Himmelsrichtung hinzuzufügen, in die sie führen finde ich äußerst effektiv. Für die Wegbeschreibung nach Las Vegas brauche ich nur einen kleinen Zettel mit den Straßennummern und ihrer jeweiligen Richtung, die ich nacheinander abfahren muss. Für die ganze Reise muss ich fortan nicht einmal mehr auf eine Karte sehen.

Der erste Stau kommt nach etwa einer Stunde Fahrzeit. Ohne ersichtlichen Grund, einfach nur weil zu viele Menschen in die gleiche Richtung wollen. Die Breite der Highways ändert sich ständig von maximal 14 auf nur noch 4 Spuren, danach wieder auf 8, und so weiter. Klar, dass es dabei zu Staus kommen muss. Insgesamt stehe ich von den neun Stunden, die ich für die Fahrt brauche, mindestens vier im Stau oder bewege mich nur im Schritttempo fort.

Zwischendurch gönne ich mir eine Pause in Barstow, einem kleinen Nest, mitten in der Wüste, direkt an der Route 66. Die Zeit ist hier stehengeblieben. In der Mainstreet fahren Männer in Jeans und Cowboyhüten mit Pickup-Trucks, in den Diners sitzen alte Damen vor ihren Kaffeebechern und die Bedienung nennt mich Honey.

Kaum verlasse ich Kalifornien werden die Straßen besser. Keine Schlaglöcher mehr, Asphalt statt Beton, gebaut mit den vielen Millionen von Glücksspiel-Dollars.

Gleich an der Staatsgrenze liegt ein Ort mit Namen Primm, der noch nicht einmal auf einer Karte eingezeichnet ist, als ob man sich für ihn schämen würde. Er besteht nur aus Hotel-Casinos und den dazugehörigen, hochhausgroßen Leuchtreklametafeln, die man schon sieht, bevor der Ort sich zeigt.
Das größte Haus am Platz nennt sich Whiskey Pete's und ist wohl für die gedacht, die die 40 Meilen nach Las Vegas nicht mehr fahren wollen.

Man nähert sich der Stadt von den Bergen aus. Nach einer Kurve liegt sie plötzlich vor einem, bunt, funkelnd und verführerisch. 
Mein Hotel, das "Circus Circus" liegt am "Strip", dem großen Boulevard an dem all die bekannten Hotels liegen, deren Namen man längst aus den Hollywood Filmen kennt, ohne jemals hier gewesen zu sein.

Auch in der Stadt ist Stau, so kann ich mich bereits an dem Wahnsinn erfreuen, den man hier aus Neonröhren und Beton erschaffen hat. Ich muss laut loslachen, als sich in unmittelbarere Nachbarschaft New York, Paris und Venedig vor mir ausbreiten. Das Hotel "New York, New York" besteht, unter anderen, aus dem Empire State Building, dem Crysler Building, der Freiheitsstatue und der Brooklyn Bridge. Vor der erleuchteten Skyline, die eigentlich mehrere tausend Kilometer weit entfernt steht, fährt eine Achterbahn durch Loopings. Der Verkehrslärm übertönt die Vergnügungsschreie ihrer Fahrgäste nicht.
Gegenüber steht der Eifelturm und versucht durch Lichterglanz die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Das Circus Circus ist das größte Hotel in dem ich jemals war. An der Rezeption, wo ich etwa eine halbe Stunde warten muss, bis ich einchecken kann, bekomme ich eine Karte ausgehändigt, an Hand derer ich mich in Hotel orientieren kann. Ohne die würde man sich hoffnungslos verlaufen.

Für eine Nacht in dem vier Sterne Hotel bezahle ich gerade einmal 30 Euro, Frühstück inklusive. Der Plan ist, möglichst viele Menschen mit Dumpingpreisen in das Hotel zu locken. in der Annahme sie würden ein vielfaches des Zimmerpreises im hauseigenen Casino verspielen.
Das jedoch ist deren Plan. Mein Plan ist es ganz groß abzuräumen, mit ein paar Dollar Einsatz Millionär zu werden. Endlich Millionär!

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