Dienstag, 22. Januar 2013

Vertreibung aus dem Paradies

Wie immer freue ich mich auch diesmal auf die Rückkehr nach Hause, aber diesmal reise ich doch mit einem Gefühl von Wehmut ab. So muss es sich angefühlt haben aus dem Paradies vertrieben worden zu sein.
In den letzen 5 Wochen habe ich unzählige Wale gesehen, bin mit wilden Delfinen geschwommen, habe Meeresschildkröten beim Schlafen beobachtet und gesehen, wie glühende Lava das Meer zum kochen bringt. Ich habe exotische Schönheit und Schönheiten gesehen, bin auf Sand gelaufen, der so weiß war, dass er die Augen geblendet hat und auf schwarzem, der so heiß war, dass man sich fast die Füße verbrannt hat. Ich bin schon vor dem Frühstück im Pazifik geschwommen, dessen Wasser so klar war, dass man es kaum sehen konnte und habe Menschen dabei beobachtet, die auf einem Brett wahre Wasserwände heruntergerast sind. Ich habe auf dem Gipfel eines Vulkans in den Morgenstunden gefroren und mittags an seinem Fuß geschwitzt.
Ich habe erfahren dass Aloha nicht nur ein Gruß, sondern ein Lebensgefühl ist.
Für mich steht fest: das Paradies liegt im Pazifik. Ich komme wieder, irgendwann. Aloha.

Sonntag, 20. Januar 2013

Hohe Wellen und Delfine


Swimming with Dolphins

Vor der Ausfahrt des Hafens, hält der Kapitän das Boot an und wartet auf eine günstige Gelegenheit, uns aufs offene Meer zu bringen.
Dann gibt er Vollgas und zwei Mal 360 PS treiben das Boot über die Wellen und aus dem Hafen hinaus. Wir werden durchgeschüttelt, schießen über hohe Wellen hinaus und kommen unsanft wieder auf.
Im Radio werden schon seit gestern immer wieder Warnungen des hiesigen Wetterdienstes verlesen, in denen vor sehr hoher Brandung und starkem Wind gewarnt wird.
Der Kapitän erzählt uns, dass sie lange überlegt haben überhaupt rauszufahren, das Risiko aber für kalkulierbar halten und sich deshalb entschlossen haben, den Ausflug durchzuführen.

Zunächst schlägt er Kurs in Richtung Norden ein, dreht aber nach einer halben Stunde, des hohen Seegangs wegen, bei und bringt uns vor die etwas ruhigere Küste von Kona.
Die ersten Passagiere werden seekrank und müssen sich übergeben. 

Endlich sichten wir die ersten Delfine. Genau wie man es uns vorher gezeigt hat, machen wir uns schnell fertig, ziehen Tauchermasken über, die Flossen an, und gehen ins Wasser.
Direkt unter uns ist eine Schule von Delfinen, vielleicht 25 Tiere.  Ein Jungtier schwimmt neben seiner Mutter, dreht sich auf den Rücken und saugt bei ihr Milch.
Man kann unter Wasser deutlich die Laute hören, mit denen sie sich verständigen
Es sind unglaublich elegante Tiere. Mit nur wenigen Schlägen ihrer Flossen sind sie aus unserem Sichtfeld im Blau des Ozeans verschwunden. 

Das Schauspiel wiederholt sich mehrmals, das Boot bringt uns an die Delfine heran, wir steigen ins Wasser und beobachten sie, bis sie genug haben und sich davon machen.
Erst beim dritten Tauchgang, bleibt eine kleine Gruppe an der Oberfläche um uns zu näher zu betrachten.

Beim Briefing hatte man uns gesagt, dass nicht wir mit den Delfinen schwimmen, sondern sie mit uns. Sie entscheiden, ob sie es für interessant genug halten zu bleiben, oder einfach weiter schwimmen.
Im Gegensatz zu den Delfinen, die mit behinderten Kindern schwimmen, sind diese Tiere wild und in ihrem natürlichen Lebensraum. Sie zu berühren, sich an ihnen festzuhalten oder ähnliches ist streng verboten.

Zwei Mädchen aus der Gruppe geht es mittlerweile so schlecht, dass der Kapitän entscheidet, sie am Pier in Kona abzusetzen. Ihre Angehörigen warten schon auf sie, um sie in Empfang zu nehmen.

Auch die Rückfahrt in den Hafen ist abenteuerlich und die Hafeneinfahrt ähnelt der -ausfahrt. Erst auf günstige Bedingungen warten, dann Vollgas geben. Als der sichere Hafen erreicht ist, applaudieren wir dem Kapitän für seinen Husarenritt.

Samstag, 19. Januar 2013

Das Meer kocht

Unbenannt


Die Wanderung ist extrem anstrengend. Von oben betrachtet sieht ein Lavafeld glatt aus, wenn man sich darin befindet, läuft man auf sehr unebenem Boden, muss kleinere und größere Hügel erklimmen, permanent auf Spalten und, in diesem Fall noch zusätzlich, auf Anzeichen achten, die dafür sprechen, dass ich mich auf dünnem Boden befinde, der unter meinem Gewicht einbrechen kann, oder ich gar auf einer unterirdischen Lavaader laufe.

Am Parkplatz komme ich zeitgleich mit einem Vater und seiner Tochter an, die das gleiche Ziel wie ich haben, den Punkt, wo die heiße Lava in den Ozean fließt, den sogenannten „Lava Viewing Point“. Ich schließe mich ihnen an.
Sie haben ein sehr nützliches Gerät bei sich, ein Laserthermometer, dessen Lichtstrahl man nur auf einen Punkt auf dem Boden halten muss, um sofort dessen Temperatur ablesen zu können. 
Sie überprüfen beim Wandern permanent die Bodentemperatur, um sicherzustellen, dass wir uns nicht auf, nur oberflächlich abgekühlter, Lava befinden.
Etwa einen Kilometer von unserem Ziel entfernt, müssen die beiden aufgeben. Die Tochter ist mit Trekking-Sandalen unterwegs und hat sich einen der winzig kleinen, messerscharfen, Lavasplitter in die Fußsohle getreten. Den letzten Kilometer schaffe ich auch alleine. Schon nach wenigen Minuten kommen mir drei Wanderer entgegen, bei denen ich mich nach der Sicherheit des Weges vor mir erkundige. Alles OK sagen sie mir. 
Der Lavafluss sei heute besonders schön, sagt einer der Männer zu mir, den ich für den Führer halte.
Ich frage ihn wie nah man sich an die Lava herantrauen kann und er antwortet, dass man das merken würde und stehenbleiben sollte, wenn es zu heiß wird.
Ich habe keine Lust, dass mir die Gummisohlen meiner Wanderschuhe schmelzen und beschließe, mir das Schauspiel aus sicherer Entfernung anzusehen.
Nach einer weiteren halben Stunde Marsch stehe ich endlich an dem Punkt, von dem ich solange geträumt habe. Etwa 50 Meter vor mir stürzt glühendes, mehrere tausend Grad heisses, Gestein ins Meer und lässt dieses sofort kochen.

Unbenannt

Mehrere Dampfsäule steigen dort auf, wo die Lava den Ozean berührt. Man hört es zischen und brodeln und man kann die rotglühende Lava sehen, wie sie im Meer versinkt.
Ich setzte mich und lasse die Szenerie auf mich wirken. Unfassbar, was man hier zu sehen bekommt, ist nichts weniger als sie Entstehung neuen Landes, den Vorgang der diese Inselkette vor millionen von Jahren hat entstehen lassen.
Ich bin von der Naturgewalt, die hier vor meinen Augen wirkt, komplett ergriffen. Die Strapazen der Wanderung sind vergessen.
Etwa eine halbe Stunde verweile ich an der Stelle, mache ein paar Fotos und breche dann zum Rückweg auf.

Unbenannt

Die Orientierung fällt teilweise schwer, denn an manchen Punkten ist man nur von Lava umgeben und sieht weder den Ozean noch die Berge auf der anderen Seite.
Bisweilen kommt man an Stellen vorbei, die davon zeugen, dass hier einmal Menschen gelebt haben. Irgendwo ragt ein Gestell zum Wäschetrocknen aus der Lava, eine Wäscheleine häng noch daran. An einer anderen Stelle finde ich ein Blechdach, dass hier einmal ein Haus bedeckt haben muss.
Am Rand des Lavafeldes haben sich sogar wieder Menschen angesiedelt. Sie haben ihrer Häuser auf der erkalteten Lava errichtet, vermutlich dort, wo einst ihr altes Heim stand.
Das ist amerikanischer Pioniergeist, um den sie wohl in allen anderen Ländern beneidet werden.

Um nach Kona zurückzukommen muss ich fast die ganze Insel umrunden. Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich. Kaum mehr als fünf Kilometer fährt man und ist bereits in einer völlig anderen Vegetationszone. Dichter Regenwald geht in grünes, saftiges Weideland über. Kaum hat man realisiert, was man sieht, befindet man sich entweder in einem Lavafeld oder in Wüstenvegetation mit Kakteen.
An der Westküste angelangt fahre ich durch eine Landschaft aus unzähligen kleinen, grasbewachsenen, Kratern. Auf der linken Seite steigt der mächtige Mauna Loa auf, auf der rechten liegt der Pazifik und aus dem Radio kommt Soulmusik. Vor mir geht die Sonne unter und taucht die Landschaft in goldenes Licht.

Donnerstag, 17. Januar 2013

Road Closed

Road Closed


Als die heiße Lava im Jahr 2003 über die Straße kroch und alles begrub, was sich ihr in den Weg stellte, war sie für den Verkehr bereits gesperrt. Genau am Ende der Fahrbahn kam sie zum Stehen. Man kann am Rand noch sehen, wie der Asphalt verbrannt wurde.
Ich klettere auf das erkaltete Gestein und versuche mich vorzuarbeiten. Es ist äußerst mühselig darauf zu wandern, denn es gibt viele Risse und Spalten darin. Außerdem ist die erkaltete Lava sehr scharfkantig und man muss aufpassen, dass man sich nicht verletzt.
Nach etwa 30 Metern ragt ein Schild mit der Aufschrift „Road Closed“ aus dem Gestein.
In der Ferne kann man Rauch erkennen, der sich den gesamten vor mir liegenden Hang, bis zum Meer hinunter erstreckt.
Es ist der Lavafluss, der im Pazifik endet. Aus dem Meer sieht man Dampf aufsteigen.

Lava blocks the road

Die Wanderung zu diesen Punkt, wird mir am Morgen im Besucherzentrum des „Volcano National Park“ erklärt, dauert etwa sieben Stunden. Zu lange für die Zeit, die ich für meinen Besuch im Park eingeplant habe.
Auch die Strasse, die um den aktiven Krater herumführt, ist nur noch bis zur Hälfte befahrbar. Der Teil, der dem Krater am nächsten kommt und die spektakulärsten Ausblicke bietet, ist wegen der giftigen Schwefeldioxid-Wolke, die aus ihm aufsteigt, gesperrt. 

Der Ranger schlägt mir als Alternative vor, eine Wanderung über einen ehemaligen Lavasee, den Iki Crater, zu machen, die schaffe ich in knapp zweieinhalb Stunden.
Von dem Parkplatz, an dem die Wanderung beginnt, kann man den den Halemaumau Crater gut sehen. Aus seinem Inneren kommt eine Rauchwolke, die bei Dunkelheit feuerrot leuchtet.
Man geht zunächst am Rand des Iki Crater entlang, durch dichten Urwald, bis man an der gegenüberliegenden Seite angekommen ist, steigt dann hinab, durchwandert das Becken und steigt dann am Ende die Kraterwand wieder nach oben.
Überall im Krater raucht es aus kleineren und größeren Öffnungen. Der Rauch hinterlässt einen weißlichen Rückstand auf dem Boden.
Die Berge aus Lava, an denen man entlangkommt sind gewaltig.
Aus den Rissen und Spalten im Boden des Kraters, haben sich schon wieder kleine Pflanzen angesiedelt, die sich mit dem kargen Nährstoffen, die sie im Gestein finden, zufrieden geben. Das Leben erobert sich das Terrain zurück.

Nature's coming back

Als ich wieder oben am Parkplatz bin, doziert eine Rangerin gerade vor einer, von ihr geführten Gruppe. Ich bleibe stehen und höre interessiert zu.
Der See stammt erst vom Anfang des letzten Jahrhunderts, erzählt sie, und ist noch in der Abkühlphase. Nur 40 Fuß, also gerade einmal 12 Meter, unter der Oberfläche, auf der ich gerade noch stand, ist das Gestein noch flüssig.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Die Feuerinsel

Unbenannt

Unter mir breitet sich ein Lavafeld aus. Ich kann sehen, wie die Lava geflossen sein muss, bevor sie erkaltet und für immer erstarrt ist. Es haben sich Risse darin gebildet, wie bei einem ausgetrockneten See. Dann zieht der Pilot die Maschine sanft nach oben und landet das Flugzeug in Kona.

Die Insel, die dem Archipel im Pazifik seinen Namen gab, hat den Beinamen Big Island, um Verwechselungen zu verhindern. Hawaii ist größer als alle anderen Inseln der Kette zusammen und hat etwas, das allen anderen fehlt: einen aktiven Vulkan. Seit über 20 Jahren fließt aus dem Kilauea flüssiges Gestein, ergießt sich ins Meer und schafft neues Land.
Der Berg ist die Hauptattraktion der Insel. Man kann ihn im Hubschrauber überfliegen, mit einem Boot an die Stelle fahren, wo die heiße Lava in den Ozean fließt oder ihn auf ausgewiesenen Wegen bewandern.
Schildvulkane, und dazu zählt der Kilauea, sind berechenbarer als Kegelvulkane. In ihrem Inneren befindet sich weniger Gas und deshalb wird das Gestein nicht aus dem Krater geschleudert, sondern fließt vielmehr gemächlich. Trotzdem gibt es unzählige Schauergeschichten von Touristen, die sich zu sicher gefühlt haben und auf dem Vulkan ums Leben gekommen sind.

Und noch einen Superlativ hat die Insel zu bieten. Der Mauna Kea ist, gemessen von seinem Fuß auf dem Meeresgrund, mit 10205 Metern der höchste Berg der Erde. Immerhin noch 4205 Meter thront sein schneebedecktes Haupt über dem Meeresspiegel, doch das sieht man nur selten, meistens steckt der Gipfel in Wolken.

An meinem ersten Tag auf der Insel möchte ich das Lavafeld sehen, dass ich gestern überflogen habe. Von Kona aus im Norden ist die gesammte Küste eine Wüste aus dem schwarzen Vulkangestein. Nur in wenigen Abschnitten gibt es grüne Inseln, dort, wo die Luxushotels stehen.
Der gesamte Tourismus der Insel konzentriert sich auf die Westseite, denn hier regnet es so gut wie nie. Auf der Straße, die ich jetzt befahre findet auch jährlich eines der härtesten Rennen der Welt statt, der Ironman-Triathlon.
Einmal biege ich von der Hauptstrasse ab um zu einem Abschnitt mit Sandstrand zu gelangen. Die Straße dürfte die schlechteste sein, auf der ich jemals gefahren bin. Für die 2 Kilometer zur Küste brauche ich eine halbe Stunde. Man fährt mehr oder weniger auf der kalten Lava, von der man das Geröll entfernt hat und besteht etwa zur Hälfte aus Schlaglöchern, so dass ich mich schon mit einem platten Reifen mitten in der Ödnis stehen sehe.

Bis zum nördlichsten Punkt der Insel ändert sich das Landschaftsbild nicht. Lava und verdörrtes Gras. Dann biegt die Strasse nach Osten ab und innerhalb weniger Minuten befindet man sich in einer üppigen, grünen Weidelandschaft.

Auf dem Rückweg schon fast in Kona, verlasse ich die Hauptstraße noch einmal. Mein Reiseführer verrät, dass direkt neben dem Hafen ein kleiner Strand ist, auf dem man fast immer Meeresschildkröten sehen kann.
Direkt am Strand, in unmittelbarer Nähe zu Menschen, die in ihren Sonnenstühlen sitzen, liegt eines der Tiere im Sand und schläft. Als ich mich nähere öffnet sie nur ein Auge halb, hebt ihren Kopf ein wenig, lässt ihn dann wieder zurück sinken und führt ihr Schläfchen fort.

Unbenannt

Montag, 14. Januar 2013

Molokini

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Bevor ich an Bord gehe, muss ich eine Erklärung unterschreiben, dass mir bewusst ist, dass ich auf dem Ausflug verletzt werden oder gar sterben könnte und ich die Crew für diesen Fall nicht in Haftung nehmen werde.

Gleich beim Betreten des Bootes geht man an einem kleinen Frühstücksbuffet vorbei: frisches Obst, Zimtschnecken und Muffins. Ich bediene mich und suche mir einen guten Platz in der Spitze des Katamarans.
Unser Ziel ist die kleine Insel Molikini, etwa eine Bootsstunde von Maui entfernt. Halbmondförmig ragt sie aus dem blauen Pazifik, ein versunkener Vulkan, dessen Kraterrand zum Teil eingestürzt ist, ähnlich wie Santorini im Mittelmeer, nur deutlich kleiner.
Das beste Schnorchelrevier aller hawaiianischen Inseln soll sich hier befinden. Mit etwas Glück kann man auch Rochen und Meeresschildkröten sehen.

Auf der Fahrt dorthin wird die Ausrüstung, Taucherbrille, Schnorchel und Flossen verteilt. Für 10$ extra bekommt man auch noch einen Taucheranzug. Immerhin haben wir zwei Stunden Zeit zur Erkundung der Meeresfauna, da kühlt man auch im warmen Wasser aus.
Auch auf dieser Fahrt sehen wir einige Wale. Jetzt, so erfahren wir, ist die Hochsaison und in dem relativ seichten Gewässer zwischen den Inseln Maui und Lanai tummeln sich zwischen 800 und 1000 Tiere. Mittlerweile bin ich so geübt, dass ich sie auch vom Ufer aus sehen kann.
Sie tun mir fast leid, so einfach wie sie auszumachen sind, haben sie gegen Walfänger keine Chance.

Im versunkenen Krater von Molokini ist in den Jahrhunderten ein bunter Korallengarten gewachsen, der unzähligen Fischen Nahrung und Schutz bietet.

Nur selten habe ich so klares Wasser gesehen, nur im Barrier Reef und auf entlegenen Inseln im Golf von Thailand war es ähnlich. Mann kann die Fische und die Korallen auch gut vom Boot aus sehen und fotografieren.
Wir werden gebeten den Krater nicht zu verlassen, nicht näher als 5 Meter ans Ufer zu schwimmen, nichts zu berühren oder gar mitzunehmen und auf keinen Fall hinter den Kraterrand zu schwimmen. Da wären Fische, denen man nicht begegnen möchte.

Die Fische, die man sehen kann sind außergewöhnlich groß und sehr zutraulich. Eine Muräne schwimmt an mir vorbei, ein Schwarm kleiner länglicher Fische bewegt sich in Formation am Grund entlang, flache gelbe Fische knabbern an Korallen. Am besten gefallen mir schwarze, tellerförmige Fische, die an der Seite zwei schmale fluoreszierende Streifen haben und sich beim Schwimmen auf die Seite legen um mich besser beobachten zu können.

Erst auf der Rückfahrt, als wir schon fast im Hafen sind taucht eine Meererschildkröte aus dem Wasser auf. Ein Schwarm fliegender Fische schießt aus dem Wasser, legt flatternd ein paar Meter in der Luft zurück und verschwindet wieder im Meer.

Sonntag, 13. Januar 2013

Ich friere

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Um 6:52 Uhr geht die Sonne auf, so steht es auf einer Anzeigetafel am Eingang zum Haleakala Nationalpark. Deswegen bin ich hergekommen, um den Sonnenaufgang zu sehen, der zu den spektakulärsten gehört, die man auf diesem Planeten sehen kann. Selbst Mark Twain hat die Strapazen eines Aufstiegs in Kauf genommen und später darüber gesagt, dass er stets in seiner Erinnerung bleiben werde.

Der Haleakala Vulkan ist 3055 Meter hoch, also nur ein paar Meter höher als unsere Zugspitze, allerdings breche ich von Meereshöhe auf. Man kann bequem mit dem Auto, über unzählige, steile Serpentinen, bis zum Gipfel fahren. Mein Reiseführer mahnt, warme Kleidung anzuziehen und am besten noch eine Decke mitzunehmen, in die man sich einwickeln kann.

Als ich um 3:30 Uhr aufstehe sind draußen schon 23°C. Ich komme mir ziemlich dumm vor im Wollpullover und dicker Steppjacke. Als ich das Auto auf knapp 3000 Metern wieder verlasse, bin ich froh um jede Schicht Kleidung, die meinen Körper bedeckt. Gerade noch 4°C herrschen hier und ein ziemlich unangenehmer Wind. Ich habe genügend Zeit für die Fahrt einkalkuliert, so dass ich noch eine knappe Stunde Wartezeit habe, bis das Spektakel beginnt.
Der Sternenhimmel ist hier oben unglaublich! Ich kann mich nicht daran erinnern jemals so viele Sterne gesehen zu haben. Es ist ansonsten stockdunkel, außer dem schwachen Sternenlicht umgibt mich dunkelste Nacht und eisige Kälte.
Bald zeichnet sich der erste Lichtschimmer am Horizont ab und lässt erahnen, was uns erwartet. Die Wartezeit wird lang, denn die Kälte schleicht sich an den Beinen empor und lässt mich zittern.
Jetzt werden die ersten Wolken sichtbar, die sich langsam über die Berge schieben und sich dann ins Tal ergießen, wie ein Wasserfall in Zeitlupe.

Unbenannt


Als sich endlich die ersten Sonnenstrahlen über den Wolkenrand schiebt, stimmt eine grauhaarige Hawaiianerin einen Gesang an. Es ist die Park-Rangerin, die in der kleinen Hütte am Gipfel arbeitet. Sie sing der Sonne einen Willkommensgruß auf hawaiianisch. Alle Wartenden sind ganz still, bis die letzten Töne verklungen sind.
Leider sind heute nicht genügend Wolken am Horizont, durch die die Sonne sich durchkämpfen muss, was die unglaublichen Farbspiele verursacht, die man auf Fotos sehen kann.
Schnell ist die Sonne über die Wolken geklettert und wärmt uns endlich.
Erst jetzt kann ich sehen, dass einige der Wartenden in Badeschlappen, Shorts und T-Shirts in der Kälte ausgeharrt haben.

Unbenannt

Eigentlich hatte ich vor, nach Sonnenaufgang noch eine kleine Wanderung ins Kraterinnere zu machen, aber mir ist einfach zu kalt und so setzte ich mich ins Auto und fahre wieder Richtung Küste.

Im Örtchen Paia, wo ich vor ein paar Tagen die Surfer beobachtet habe, möchte ich mir ein ordentliches Frühstück gönnen. Als ich aus dem Wagen aussteige trage ich immer noch Pullover und Jacke. Das Thermometer zeigt 26°C.

Samstag, 12. Januar 2013

An Aloha Friday

Unbenannt


Es ist schon dunkel und der Verkehr auf dem Highway staut sich. An einer Straßenecke stehen zwei Mädchen und halten den Daumen raus. Eigentlich wollte ich gerade in dem kleinen Ortszentrum zu Abend essen, aber ich habe Mitleid mit den beiden, schließlich habe ich mich selbst sehr lange auf diese Art fortbewegt, als ich noch Teenager war, und außerdem ist der Abend mild, das Verdeck des Wagens geöffnet und ich habe Lust noch ein bisschen herumzufahren.
Ich halte an der anderen Straßenseite an und gebe ihnen mit Hupe und Handzeichen zu verstehen, dass ich sie mitnehmen möchte.
Die beiden freuen sich, denn zum einen kommen sie gerade von der Arbeit und sind müde, zum anderen sind sie noch nie in einem Cabrio gefahren.
Sie kommen, wie sich herausstellt, aus Argentinien und erzählen mir, dass sie sich, nach Abschluss ihres Studiums dazu entschlossen haben,  mit "work and travel" nach Hawaii zu kommen.
Sie arbeiten für ein paar Dollar in einem Restaurant als Bedienung, haben sich ein billiges, altes Auto gekauft und ein kleines Apartment gemietet.
Leider ist ihnen das Geld ausgegangen, so dass sie kein Benzin mehr kaufen können, also ist ihr Daumen solange ihr Fortbewegungsmittel, bis das nächste Gehalt gezahlt wird.

Ein Unfall auf der Strecke macht die Fahrt länger als erwartet und wir haben Gelegenheit uns ein bisschen zu unterhalten.
Als ich sie zu Hause absetzte, laden sie mich ein, in dem Restaurant, in dem sie arbeiten, zu essen. Sie würden mir einen 40%-igen Nachlass für Angestellte gewähren. Dankend nehme ich für einen der nächsten Abende an.

Heute morgen reißt mich der Wecker um 4:30 aus dem Schlaf. Das ganze Hotel ist ruhig, nur ich bin wach. Ich habe einen Ausflug um 6:30 zur Wahlbeobachtung, sie sogenannte Sunrise Cruise, gebucht.

Gerade einmal 28 Gäste haben sich neben mir um diese frühe Urzeit eingefunden. Das garantiert grandiose Rundumsicht auf dem Boot. Als ich so im Dunkeln sitze und darauf warte, dass wir an Bord gehen können, überlege ich mir, ob die Wale überhaupt schon wach sind.
Erst dann fällt mir ein, dass es für einen Meeresbewohner, der Luft zum Atmen braucht, schwer ist überhaupt zu schlafen. Wie und wo schlafen die wohl? Eine Frage die ich der Meeresbiologin stellen muss, wenn wir losgefahren sind.

Die Stimmung auf dem Pazifik ist wunderbar als die Sonne sich hinter den Bergen hervorschiebt und alles in Pastelltöne färbt.
Nach wenigen Minuten sehen wir, genau wie gestern, die ersten Tiere. Mir fällt meine Frage wieder ein und werde dafür sofort gelobt. Tatsächlich schlafen Wale nicht, sie ruhen nur knapp unter der Wasseroberfläche um nach spätestens 30 Minuten Luft holen zu können.

Der älteste bekannte Buckelwal war 110 Jahre alt. Mehr als ein Jahrhundert hat dieses Tier gelebt ohne zu schlafen. Unglaublich!

Unbenannt


Zwar sehen wir heute kein so seltenes Schauspiel wie gestern, jedoch gleich der erste Wal des Tages katapultiert sich in den orangefarbenen Morgenhimmel und kracht mit großem Getöse ins Meer zurück.
Bald darauf kommen zweit Tiere direkt auf uns zu. Als sie noch ungefähr 10 Meter entfernt sind, legt einer der Wale sich auf die Seite, um uns zu beobachten. Bald darauf gesellt sich ein dritter Buckelwal, ein weiteres Männchen dazu. Offensichtlich gilt es, das Weibchen zu beeindrucken. Einer der Kontrahenten macht ein trompetendes Geräusch des Missfallens.
Es ist schwer zu beschreiben, was in einem vorgeht, wenn man diese Wesen bei ihrem Tun beobachten kann.

Unbenannt

Als ich zurück im Hafen bin ist es gerade einmal 8:30 Uhr. Ich möchte noch an die Südspitze der Insel fahren und den schönsten Strand Mauis besuchen, den Big Beach.
Die Straße führt mich immer am Meer entlang. Im Autoradio wünscht die Moderatorin allen einen "Aloha Friday". Hier im Süden sind die nobelsten Wohngegenden. Millionenteure Luxusanwesen reihen sich an der Küstenstraße aneinander. Dazwischen Maklerbüros, die nach Kaufwilligen suchen.

Mein Reiseführer nennt den Big Beach einen Geheimtipp, der nur am Wochenende von Einheimischen besucht wird. Ich staune daher nicht schlecht, dass der Parkplatz des Strandes jetzt schon komplett besetzt ist. Als ich den Strand dann sehe ist mir klar, dass der Parkplatz ziemlich unterdimensioniert ist. Die Besucher verteilen sich und man hat tatsächlich das Gefühl alleine zu sein.

Ich wandere den Strand entlang, spiele mit einem Hund, der mir schwanzwedelnd sein Stöckchen bringt, setzte mich dann ans Ufer und schaue auf's Meer. Mit dem Ende eines heruntergefallenen Blatts schreibe ich "Maui" in den Sand und mache ein Foto. Kaum bin ich fertig kommt eine Welle und nimmt den Schriftzug mit.

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Freitag, 11. Januar 2013

Die sanften Riesen

Unbenannt

Langsam erhebt sich der schwarze, glänzende Körper aus dem Wasser. Er sieht aus wie ein Felsen, dann steckt noch ein Wal seinen Kopf aus dem Wasser, um zu sehen, was über der Oberfläche vor sich geht.
Was dann folgt ist, wie der Meeresbiologe, der unseren Ausflug begleitet, ein äußerst seltenes Schauspiel, die Paarung zweier Buckelwale direkt vor unseren Augen. Das letze Mal, wurde solch ein Verhalten 2010 von einem Wissenschaftsteam beobachtet, erklärt er aufgeregt.
Einer der Wale schlägt mit seiner mächtigen Schwanzflosse immer wieder auf's Wasser, eigentlich ein Zeichen von Aggressivität oder um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Im diesem Fall ist es wohl Teil des Liebesspiels.
Bald ragen die fünf Meter großen Seitenflossen aus dem Wasser, beide Wale befinden sich jetzt Bauch an Bauch im Wasser.
Chris, der Biologe, der uns begleitet, erklärt uns dass Wale sich bei der Paarung mit den Flossen umarmen, ein fast menschliches Verhalten.
Knapp 30 Sekunden dauert der eigentliche Akt, dann trennen sich die Tiere und verschwinden aus unserem Sichtfeld.

Die Organisation Pacific Whale Foundation ist eine sogenannte non-profit-organization. Das Geld das sie mit den Ausflügen einnehmen geht, nach Abzug der Unkosten, der Forschung an den Meeressäugern zu gute. Dafür erhielten sie von Greenpeace ein begehrtes Zertifikat und von mir den Zuschlag unter all den Anbietern für den Ausflug.
Man unterscheidet Whale Watching von Whale Searching. Beim Whale Watching gibt es eine Garantie auch wirklich auf Wale zu treffen. Sollte ein Ausflug ohne Sichtung bleiben, bekommt man ein kostenloses Ticket für den nächsten Ausflug.

Lange müssen wir nicht fahren, um die ersten Tiere zu sehen. Schon nach 10 Minuten zeigt sich die erste Fontäne auf der Wasseroberfläche. Insgesamt sind es etwa 20 Tiere, die wir in den 2 Stunden zu sehen bekommen.
Die Wale kommen fast 5000 Kilometer von Alaska bis in die warmen Gewässer von Hawaii um hier zu kalben. Während des ungefähr 6 wöchigen Aufenthalts fressen die Wale nichts, denn im Ozean um Hawaii gibt es schlicht und einfach keine Nahrung für sie.
Man stelle sich diese unglaubliche Anstrengung vor, einem Kalb vom Gewicht eines Kleinlasters das Leben zu schenken, es zu säugen und auf die anstrengende Rückreise in kältere und nahrungsreiche Gebiete vorzubereiten, ohne Nahrung zu sich zu nehmen.

Unbenannt

Plötzlich tauchen zwei Wale direkt vor unserem Boot auf. Die Boote dürfen sich den Walen nicht mehr als 100 Yard, gut 90 Meter, nähern. Den Walen ist dies natürlich frei gestellt.
Bei den beiden handelt es sich um ein Junges mit seiner Mutter. Als die Mutter unser Boot bemerkt, schwimmt sie sofort zwischen ihr Kalb und uns, um es zu schützen. Das erst wenige Wochen alte Junge katapultiert sich dagegen voll Übermut aus dem Wasser, und fällt klatschend auf die Meeresoberfläche zurück. Was für ein unglaubliches Schauspiel, vielleicht das beeindruckendste, das ich je gesehen habe.

Auf dem Rückweg, als wir weit genug von allen Lärmquellen entfernt sind, lässt die Crew ein Unterwassermikrophon ins Wasser. Nun können wir die Tiere, die wir zuvor beobachtet haben auch hören. Den Walgesang kennt man ja aus Natursendungen im Fernsehen, aber sie live und direkt vor Ort zu hören ist etwas anderes.

Rund 25000 Individuen dieser Spezies gibt es auf der Erde, etwa 10000 weniger als noch vor 10 Jahren. Grund für den Schwund ist die Jagt auf die Wale durch japanische "Forschungsschiffe".

Ich bin von dem, was ich so fasziniert, dass ich vergesse die Einstellung meiner Kamera zu überprüfen. Die meisten Fotos, die ich mache haben einen eigenartigen Blaustich. Als ich es bemerke ist der Ausflug fast vorbei. Ärgern kann ich mich darüber nicht, denn längst steht fest, dass ich morgen noch mal raus fahre, um die Meeressäuger zu beobachten.

Mittwoch, 9. Januar 2013

Auf einem Wildpferd durch's Paradies

Surfer's Paradise

Das silberne Wildpferd auf dem Kühlergrill glänzt in der Sonne und scheint nur darauf zu warten von mir die Sporen zu bekommen. 

Bei der Abholung meines Leihwagens auf Maui werde ich zunächst gefragt, ob ich nicht für einen kleinen Aufpreis einen Jeep Cabriolet haben möchte, das wäre gerade ein Sonderangebot. Ich möchte nicht.
Als die Angestellte dann mit dem Schlüssel zurückkommt, sagt sie mir, dass sie den, von mir zuvor bestellten und bezahlten, Kleinwagen nicht hat und mir dafür einen Mustang Cabriolet anbieten kann. Die Frage ob ich damit einverstanden bin, beantworte ich mit einem breiten Grinsen. 
Der Mustang ist eine amerikanische Ikone, ein Musclecar, dass, mit Veränderungen, seit den 60er Jahren gebaut wird, breitreifig, niedrig, sportlich.
Als erstes lasse ich das Verdeck herunter, denn, obwohl erst 8 Uhr morgens, ist es schon warm genug. Als ich mich reinsetzte, fühlt es sich an, als ob mein Körper von den Sitzen angesaugt wird. In den nächsten fünf Tagen werde ich mit einem Auto durchs Paradies fahren, von dem ich zu Hause nur träumen darf.


Wild Horse


Bei der Buchung meiner Reise im Internet, ist mir eine Kleinigkeit entgangen, nämlich die, dass mein Flug Honolulu bereits um 6:45 Uhr verlässt. Da ich einen Sammeltransport zum  Flughafen dazugebucht habe, holt mich der Bus um 3:45 im Hotel ab. 

Die Stewardessen der Hawaiian Airlines sind allesamt wunderschön und scheinen gerade erst einem Gaugin Gemälde entstiegen zu sein. Sie tragen Blusen mit großen Hibiskusmotiven und Seidenblumen im Haar. Der Flug selbst dauert gerade einmal 20 Minuten.
Natürlich bin ich viel zu früh in Maui, denn mein Hotel ist erst ab 15 Uhr bezugsfertig.
Ich entschließe mich also, gleich am Ankunftstag einen der Höhepunkte eines Maui Aufenthalts zu erfahren: die Straße nach Hana.
Hana ist ein kleiner Ort an der regnerischen Ostküste der Insel. Zu besichtigen gibt es dort nichts und wahrscheinlich würde sich kein Tourist in diese Gegend verirren, gäbe es nicht die legendäre Straße dorthin.
617 Kurven und 56 kleine Steinbrücken, die nur jeweils in eine Richtung befahren werden können, dazu dichte Vegetation und atemberaubende Ausblicke auf Urwald und Meer, das macht diese Straße zu einer der schönsten der Welt. Da ich früh losgefahren bin, habe ich auf Hin- und Rückweg verhältnismäßig wenig Verkehr.


Road to Hana

Auf Grund der nahen Berge und der feuchten Luft regnet es an diesem Teil der Insel täglich. Im Jahr kommen so 8000 mm zusammen, im Gegensatz zur Westseite der Insel, die gerade einmal 400 mm erreicht. 
Als die ersten Tropfen kommen denke ich noch, ich könnte das Verdeck meines Wagens offen lassen, doch als ich die erste Regenwand auf mich zukommen sehe, schaffe ich gerade noch rechtzeitig, mein Auto regenfest zu machen.
Der Regen ist so weich, dass man ihn kaum hört, wenn er aufs Auto prasselt. Keiner der Regenschauer dauert länger als 5 Minuten um danach der Sonne wieder Platz zu machen.
Mein erster Stopp ist das Örtchen Paia, bekannt für die weltweit besten Bedingungen für Windsurfer. Die Weltelite trifft sich hier, um zu trainieren und alle Touristen der Gegend um sie dabei zu beobachten.
Auch die Bedingungen für Wellenreiter scheinen ideal zu sein. Früh am Morgen sind schon etwa 15 Surfer im Wasser, noch besser sind die Wellen aber am Nachmittag, als ich auf meiner Rückfahrt nochmals einen kleinen Stopp einlegen.

Dienstag, 8. Januar 2013

Tanz auf dem Vulkan

Surfboards

Alles was man braucht, um den besonderen Kick zu bekommen, ist eine gut gefüllte Brieftasche. Sie möchten in einem Metallkäfig sitzen, während dieser im Ozean schwimmt, nachdem man Haie angelockt hat oder lieber mit wilden Delfinen schwimmen? Wie wäre es mit einer Tauchfahrt in einem U-Boot, einem Fallschirmtandemsprung aus einem Flugzeug, einem Surfkurs?
Lust mit einem roten Ferrari über die Insel zu fahren?
Eine Ausfahrt mit einem Segelboot in den Sonnenuntergang ist genauso zu haben, wie der, aus meiner Sicht etwas bedenkliche, Ritt auf einem Delfin.
Die Unterhaltungsmaschinerie läuft auf vollen Touren, die Grenze setzt das Budget.

Dabei wäre das alles gar nicht nötig. Die Natur, der Ozean, die Farben bieten genug Unterhaltung für einen ganzen Urlaub.

Nur einen Tag habe ich mir für Honolulu eingeplant. Um den am besten zu nutzen, beschließe ich ein Ticket für einen sogenannten "Hop On, Hop Off" Bus zu kaufen, der auf drei unterschiedlichen Routen die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten abfährt. Sieht man etwas, das einem gefällt, steigt man einfach aus und nimmt den nächsten Bus um die Fahrt fortzusetzen.
Die Fahrt führt durch alle Stadtteile, auch in die Viertel der Reichen und Berühmten. Besonders das Anwesen eines, mir völlig unbekannten, japanischen Filmstars, ruft bei den vorwiegend japanischen Touristen, große Aufregung hervor, gefolgt von Dauerfeuer aus ihren Fotoapparaten.
Daneben steht das Haus von Tom Selleck, der durch die, auf Hawaii spielende TV Serie "Magnum", bekannt geworden ist. Der Fahrer sagt, dass er das Haus im letzen Jahr verkauft und eine Ranch auf dem Festland bezogen hat. Ich denke mir, er könnte sich wahrscheinlich ohne Schwierigkeiten beide Häuser leisten, hatte aber wahrscheinlich den Rummel vor seiner Haustür satt.

Durch einen Tunnel fahren wir sogar ins Innere eines Kraters hinein. Zuletzt war dieser Berg vor 10000 Jahren aktiv.
Gerade vorgestern war ich, noch in Los Angeles, in einer Ausstellung über Pompei, in der Artefakte, aber auch die Abgüsse von toten Menschen und Tieren, die vom Ausbruch des Vesuvs überrascht wurden, ausgestellt waren.
Erst jetzt wird mir wieder bewusst, dass wir uns hier nicht auf festem Boden, sondern lediglich auf der Spitze eines Vulkans befinden, der so gewaltig groß ist, dass er, obwohl mitten im Pazifik, aus dem Meer herausragt.

Den Nachmittag verbringe ich am Strand. Man sieht unheimlich viele schöne Menschen. Zwar habe ich mich für meine knapp 50 Jahre ganz gut gehalten, hier fühlt man sich jedoch wie ein hässliches Entlein.
Braungebrannte, muskulöse Frauen und Männer liegen in der Sonne oder gehen, ein Surfbrett unter dem Arm, in Richtung Meer.
Eine Frau läuft über den Strand und versucht noch Passagiere für eine Segeltour zu finden, von irgendwo her kommt hawaiianische Musik.
Genau so habe ich mir das vorgestellt!

Montag, 7. Januar 2013

Ist der Mann da drüben nackt?



Waikiki Beach, Honolulu


Eine ältere Dame liegt im warmen Wasser des Pazifik und lässt sich in den Wellen treiben. Als ich vorbeilaufe, spricht sie mich an: „Entschuldigung, ich habe meine Brille nicht auf. Kann es sein, dass der Mann da drüben nackt ist?“ Tatsächlich steht in einiger Entfernung ein Mann, der aussieht, als ob er keine Hose trägt. Beim näheren Hinsehen kann ich aber sehen, dass er einen Tanga trägt, der vorne mit einer Art Beutel das Wichtigste verdeckt. Ich erinnere mich, dass ich an der Stelle vorher schon einmal vorbeigekommen bin und dass mir aufgefallen ist, dass der Abschnitt des Strandes bevorzugt von Schwulen frequentiert wird. Die alte Dame gibt sich damit zufrieden.


Hawaii war schon immer ein Traum von mir. Seit ich, als Kind, zum ersten Mal Bilder davon gesehen habe, dass Reisende von tanzenden Mädchen in Baströcken begrüßt werden, die ihnen Blumenketten um den Hals legen, nachdem sie aus dem Flugzeug ausgestiegen sind. Diese Bild stammt natürlich noch aus den 50er oder 60er Jahren, als das Wort Massentourismus noch unbekannt und die Inseln mitten im pazifischen Ozean noch einer kleiner Hand sehr wohlhabender Menschen vorbehalten waren.
Viel hat sich geändert in den vergangenen Jahrzehnten. Heute stehen Langstreckenflugzeuge, die zwischen drei und vierhundert Passagiere transportieren, auf dem Flughafen von Honolulu und man verlässt das Flugzeug nicht mehr über Treppen und läuft über das Vorfeld sondern gelangt durch metallene Gangways in das Terminal, das so verwechselbar ist, dass es überall stehen könnte. Auch die Mädchen in Baströcken sucht man heute vergebens.
Als ich die Gepäckbänder erreiche, steht da aber ein Mann mit einem Schild, auf dem mein Name steht. Als ich mich zu erkennen gebe begrüsst er mich mit einem „Aloha“ und hängt mir die traditionelle Blumenkette, die Lei, um den Hals.
Er wartet bis ich mein Gepäck in Empfang genommen habe und bringt mich dann zu meinem Hotelbus.
Als ich das Terminal verlasse, empfängt mich warme, feuchte Luft  und ich kann den nahen Ozean riechen. Der Wind zerrt an den Palmwedeln der großen Kokospalmen und die Sonne scheint. Ich bin in Hawaii - endlich!


Aloha

Mein Zimmer ist noch nicht fertig, aber ich kann mein Gepäck in der Aufbewahrung abstellen und mich auf meinen ersten Erkundungsgang begeben.

Mein Hotel, das Aqua Aloha Surf, liegt nur zwei Blocks von Strand entfernt und ist deutlich hübscher, als ich es erwartet habe.
Als ich um halb vier zurückkomme ist mein Zimmer immer noch nicht fertig. Ich möchte schon vorschlagen, dass dafür mein Abendessen auf das Hotel geht, aber der Hotelangestellte bietet mir bereits eine Suite im 15. Stock des Hotels an, mit atemberaubenden Blick auf Waikiki und das Meer, Frühstück inklusive. Nicht schlecht für eine halbe Stunde Verspätung denke ich bei mir.
Kollegen hatten mir gesagt Honolulu könnte ich mir schenken und sollte gleich weiterfliegen. Der Strand sei nichts besonderes und die Stadt hätte auch nicht viel zu bieten. Damit haben sie recht und auch nicht. 
Der Strand von Waikiki ist sicherlich nicht der schönste in Hawaii, genauso wenig wie Copacabana der schönste Brasiliens ist, aber beide sind die bekanntesten ihrer Länder. Ähnlich sind sich die Städte in denen sie liegen. Beide verbinden die entspannte Atmosphäre, das Surferfeeling, und eben die palmengesäumten Strände unmittelbar vor ihrer Haustür.
Das Leben findet draußen statt. Freunde treffen, Sport treiben, ein Kaffee trinken, dafür braucht man hier keine Räume.

Bei meinem Spaziergang sehe ich in einem Park am Meer, wie junge Frauen sich in der Kunst des Hula-Hoops üben. Geschickt lassen sie die Reifen um ihre, zum Teil üppigen Hüften kreisen, lassen sie aufsteigen bis zum Hals und wieder herunter zum Bauch. Dabei sehen sie ungemein elegant aus. Gleich daneben tanzt ein Mann auf einem Seil und spielt dazu Flöte, andere jonglieren oder üben sich in anderen akrobatischen Übungen.
Ich bin in Hawaii - endlich! Aloha!

Samstag, 5. Januar 2013

JFK


JFK

In einer Ecke des Raumes im 6. Stock des Dallas Schoolbook Depository stehen aufgestapelte Pappkartons, mit der Aufschrift „Books“. Um diesen geschichtsträchtigen Ort zu schützen hat man um ihn eine Glaswand errichtet. Der Audioführer des Museums leitet die Besucher an das nächste Fenster und bittet einen den Blick nach unten, auf die Elm Street, zu werfen.

Von hier bietet sich fast der gleiche Blick den Lee Harvey Oswald am 22. November 1963 hatte, als er mit zwei Schuss aus seinem Gewehr die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika im 20. Jahrhundert, für immer verändern sollte. 
Auf der Strasse markiert ein weißes Kreuz die Stelle, an der Präsident Kennedy um kurz nach 13 Uhr getroffen wurde.
Die Bäume, die einem jetzt den Blick teilweise verwehren, waren vor 50 Jahren noch deutlich kleiner, das Schulbuchlager an diesem Tag verwaist, die Kartons boten  Sichtschutz und gleichzeitig eine gute Auflage für das Gewehr. Der Schütze hat sich diesen Platz mit Bedacht ausgesucht.

Das Museum „The Sixth Floor“ hat sich Kennedys Leben und sein Wirken in den kaum 1000 Tagen als Präsident zu Thema gemacht, von seiner Wahl, über die Kubakrise, die missglückte Landung in der Schweinebucht, dem Mauerbau und seiner berühmten Rede in Berlin, und dem von ihm initiierten Raumfahrtprogramm, behandelt natürlich aber auch das feige Attentat, dem er zum Opfer fiel, in großem Umfang.

Die Ausstellungsstücke umfassen zum Beispiel ein Modell des Gebäudes, mit Hilfe dessen das FBI versucht hat den Anschlag zu rekonstruieren, die beschlagnahmten Film- und Fotoapparate der Zuschauer, die die Ermordung unfreiwillig dokumentierten und die jeder von uns so oft gesehen hat. Unter einem Glaskasten steht das Gedeck für den Präsidenten, auf dem ihm das Mittagessen hätte serviert werden sollen, das jedoch nie stattfand. Der Audioführer verdeutlicht das alles mit Tonaufnahmen von Augenzeugen.

Es gibt einige Videoeinspielungen. Eine davon zeigt die weltweiten Reaktionen auf die Ermordung. Die Zuschauer sitzen ganz still davor und und folgen gebannt dem Film, der vor ihnen läuft. Manche halten sich dabei in den Armen und sind sichtlich bewegt. Man könnte meinen das Attentat hat erst vor wenigen Tagen und nicht schon vor 50 Jahren stattgefunden.

Man erfährt wie es zur Ergreifung Oswalds und, zwei Tage später, zu dessen Ermordung kam. Wie eine Kommission herausfinden sollte, ob Oswald alleiniger Schütze war und ob er im Auftrag gehandelt hatte. Der ganze Anschlag wird aus allen Blickwinkeln beleuchtet, dem der Verschwörungstheoretiker, genauso wie der offiziellen Version.
Unwillkürlich überlegt man, wie unsere Welt heute aussähe, hätte Oswald den Präsidenten   damals verfehlt.

Heute scheint festzustehen, dass es mindestens noch einen weiteren Schützen gab, der vom Grasshügel neben der Strasse, geschossen haben soll. Die näheren Umstände jedoch, werden wohl für immer im Dunkeln bleiben.

The Sixth Floor Museum, Dallas

Im siebten Stock betritt man einen leeren Raum. Nur die Porträts des Präsidenten und seiner Frau hängen an einer Wand. Erst wenn man näher tritt sieht man, dass sein Porträt aus vielen kleinen Fotos seiner Frau besteht und ihres aus den Fotos Kennedys. 

Die Python


Ballpython

Blitzschnell schießt die Python hervor und schnappt sich ihr Opfer. Sie würgt die kleine weiße Maus, die längst tot ist, hängt dann ihre Kiefer aus und fängt an das Tier in einem zu verschlingen. Bald schaut nur noch der nackte Schwanz aus dem Maul der Schlange. Mit einer geschickten Bewegung hakt sie ihre Kiefer wieder ein und man kann erkennen, wie die Maus durch den Körper der Python wandert.

Die Schlange ist Katjas Haustier, eine Ballpython, die sie in ihrem Zimmer hält. Die Maus wurde mit elf ihrer Artgenossen tiefgefroren geliefert und weilte bis zu ihrem endgültigen Schicksal im Gefrierschrank. Um dem Tier vorzugaukeln die Maus wäre eine lebendige Beute, wärmt Katja die aufgetaute Maus, in einer Plastiktüte liegend, in warmen Wasser, auf Körpertemperatur an, und bewegt sie danach am Schwanz haltend vor der Schlange hin und her.

Man muss dabei vorsichtig sein, denn die Schlange hat zwar kurze, aber sehr scharfe Zähne, die zum Packen der Beute und zum Befördern in den Rachen dienen. Einmal, so erzählt mir Katja, hat die Schlange ihren Finger statt der Beute ergriffen und versucht diesen zu verschlingen. Nur mit ein paar Tropfen Alkohol war sie zu bewegen von dem Gliedmass abzulassen.Die Fütterung findet mir zu Ehren im Wohnzimmer der Familie statt und ich kann ganz nah herankommen um Fotos zu machen.

Später, als Katja die ungiftige Schlange in ihr Terrarium zurücksetzt, beißt sie ihr doch noch in den Finger. Aus einer kleinen Wunde tritt Blut aus, aber Katja macht kein großes Aufhebens daraus.
Vielen Dank, liebe Kolshorns, dass ich Euer Gast sein durfte. Hoffentlich bis bald!