Montag, 7. Januar 2013

Ist der Mann da drüben nackt?



Waikiki Beach, Honolulu


Eine ältere Dame liegt im warmen Wasser des Pazifik und lässt sich in den Wellen treiben. Als ich vorbeilaufe, spricht sie mich an: „Entschuldigung, ich habe meine Brille nicht auf. Kann es sein, dass der Mann da drüben nackt ist?“ Tatsächlich steht in einiger Entfernung ein Mann, der aussieht, als ob er keine Hose trägt. Beim näheren Hinsehen kann ich aber sehen, dass er einen Tanga trägt, der vorne mit einer Art Beutel das Wichtigste verdeckt. Ich erinnere mich, dass ich an der Stelle vorher schon einmal vorbeigekommen bin und dass mir aufgefallen ist, dass der Abschnitt des Strandes bevorzugt von Schwulen frequentiert wird. Die alte Dame gibt sich damit zufrieden.


Hawaii war schon immer ein Traum von mir. Seit ich, als Kind, zum ersten Mal Bilder davon gesehen habe, dass Reisende von tanzenden Mädchen in Baströcken begrüßt werden, die ihnen Blumenketten um den Hals legen, nachdem sie aus dem Flugzeug ausgestiegen sind. Diese Bild stammt natürlich noch aus den 50er oder 60er Jahren, als das Wort Massentourismus noch unbekannt und die Inseln mitten im pazifischen Ozean noch einer kleiner Hand sehr wohlhabender Menschen vorbehalten waren.
Viel hat sich geändert in den vergangenen Jahrzehnten. Heute stehen Langstreckenflugzeuge, die zwischen drei und vierhundert Passagiere transportieren, auf dem Flughafen von Honolulu und man verlässt das Flugzeug nicht mehr über Treppen und läuft über das Vorfeld sondern gelangt durch metallene Gangways in das Terminal, das so verwechselbar ist, dass es überall stehen könnte. Auch die Mädchen in Baströcken sucht man heute vergebens.
Als ich die Gepäckbänder erreiche, steht da aber ein Mann mit einem Schild, auf dem mein Name steht. Als ich mich zu erkennen gebe begrüsst er mich mit einem „Aloha“ und hängt mir die traditionelle Blumenkette, die Lei, um den Hals.
Er wartet bis ich mein Gepäck in Empfang genommen habe und bringt mich dann zu meinem Hotelbus.
Als ich das Terminal verlasse, empfängt mich warme, feuchte Luft  und ich kann den nahen Ozean riechen. Der Wind zerrt an den Palmwedeln der großen Kokospalmen und die Sonne scheint. Ich bin in Hawaii - endlich!


Aloha

Mein Zimmer ist noch nicht fertig, aber ich kann mein Gepäck in der Aufbewahrung abstellen und mich auf meinen ersten Erkundungsgang begeben.

Mein Hotel, das Aqua Aloha Surf, liegt nur zwei Blocks von Strand entfernt und ist deutlich hübscher, als ich es erwartet habe.
Als ich um halb vier zurückkomme ist mein Zimmer immer noch nicht fertig. Ich möchte schon vorschlagen, dass dafür mein Abendessen auf das Hotel geht, aber der Hotelangestellte bietet mir bereits eine Suite im 15. Stock des Hotels an, mit atemberaubenden Blick auf Waikiki und das Meer, Frühstück inklusive. Nicht schlecht für eine halbe Stunde Verspätung denke ich bei mir.
Kollegen hatten mir gesagt Honolulu könnte ich mir schenken und sollte gleich weiterfliegen. Der Strand sei nichts besonderes und die Stadt hätte auch nicht viel zu bieten. Damit haben sie recht und auch nicht. 
Der Strand von Waikiki ist sicherlich nicht der schönste in Hawaii, genauso wenig wie Copacabana der schönste Brasiliens ist, aber beide sind die bekanntesten ihrer Länder. Ähnlich sind sich die Städte in denen sie liegen. Beide verbinden die entspannte Atmosphäre, das Surferfeeling, und eben die palmengesäumten Strände unmittelbar vor ihrer Haustür.
Das Leben findet draußen statt. Freunde treffen, Sport treiben, ein Kaffee trinken, dafür braucht man hier keine Räume.

Bei meinem Spaziergang sehe ich in einem Park am Meer, wie junge Frauen sich in der Kunst des Hula-Hoops üben. Geschickt lassen sie die Reifen um ihre, zum Teil üppigen Hüften kreisen, lassen sie aufsteigen bis zum Hals und wieder herunter zum Bauch. Dabei sehen sie ungemein elegant aus. Gleich daneben tanzt ein Mann auf einem Seil und spielt dazu Flöte, andere jonglieren oder üben sich in anderen akrobatischen Übungen.
Ich bin in Hawaii - endlich! Aloha!

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