Freitag, 11. Januar 2013

Die sanften Riesen

Unbenannt

Langsam erhebt sich der schwarze, glänzende Körper aus dem Wasser. Er sieht aus wie ein Felsen, dann steckt noch ein Wal seinen Kopf aus dem Wasser, um zu sehen, was über der Oberfläche vor sich geht.
Was dann folgt ist, wie der Meeresbiologe, der unseren Ausflug begleitet, ein äußerst seltenes Schauspiel, die Paarung zweier Buckelwale direkt vor unseren Augen. Das letze Mal, wurde solch ein Verhalten 2010 von einem Wissenschaftsteam beobachtet, erklärt er aufgeregt.
Einer der Wale schlägt mit seiner mächtigen Schwanzflosse immer wieder auf's Wasser, eigentlich ein Zeichen von Aggressivität oder um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Im diesem Fall ist es wohl Teil des Liebesspiels.
Bald ragen die fünf Meter großen Seitenflossen aus dem Wasser, beide Wale befinden sich jetzt Bauch an Bauch im Wasser.
Chris, der Biologe, der uns begleitet, erklärt uns dass Wale sich bei der Paarung mit den Flossen umarmen, ein fast menschliches Verhalten.
Knapp 30 Sekunden dauert der eigentliche Akt, dann trennen sich die Tiere und verschwinden aus unserem Sichtfeld.

Die Organisation Pacific Whale Foundation ist eine sogenannte non-profit-organization. Das Geld das sie mit den Ausflügen einnehmen geht, nach Abzug der Unkosten, der Forschung an den Meeressäugern zu gute. Dafür erhielten sie von Greenpeace ein begehrtes Zertifikat und von mir den Zuschlag unter all den Anbietern für den Ausflug.
Man unterscheidet Whale Watching von Whale Searching. Beim Whale Watching gibt es eine Garantie auch wirklich auf Wale zu treffen. Sollte ein Ausflug ohne Sichtung bleiben, bekommt man ein kostenloses Ticket für den nächsten Ausflug.

Lange müssen wir nicht fahren, um die ersten Tiere zu sehen. Schon nach 10 Minuten zeigt sich die erste Fontäne auf der Wasseroberfläche. Insgesamt sind es etwa 20 Tiere, die wir in den 2 Stunden zu sehen bekommen.
Die Wale kommen fast 5000 Kilometer von Alaska bis in die warmen Gewässer von Hawaii um hier zu kalben. Während des ungefähr 6 wöchigen Aufenthalts fressen die Wale nichts, denn im Ozean um Hawaii gibt es schlicht und einfach keine Nahrung für sie.
Man stelle sich diese unglaubliche Anstrengung vor, einem Kalb vom Gewicht eines Kleinlasters das Leben zu schenken, es zu säugen und auf die anstrengende Rückreise in kältere und nahrungsreiche Gebiete vorzubereiten, ohne Nahrung zu sich zu nehmen.

Unbenannt

Plötzlich tauchen zwei Wale direkt vor unserem Boot auf. Die Boote dürfen sich den Walen nicht mehr als 100 Yard, gut 90 Meter, nähern. Den Walen ist dies natürlich frei gestellt.
Bei den beiden handelt es sich um ein Junges mit seiner Mutter. Als die Mutter unser Boot bemerkt, schwimmt sie sofort zwischen ihr Kalb und uns, um es zu schützen. Das erst wenige Wochen alte Junge katapultiert sich dagegen voll Übermut aus dem Wasser, und fällt klatschend auf die Meeresoberfläche zurück. Was für ein unglaubliches Schauspiel, vielleicht das beeindruckendste, das ich je gesehen habe.

Auf dem Rückweg, als wir weit genug von allen Lärmquellen entfernt sind, lässt die Crew ein Unterwassermikrophon ins Wasser. Nun können wir die Tiere, die wir zuvor beobachtet haben auch hören. Den Walgesang kennt man ja aus Natursendungen im Fernsehen, aber sie live und direkt vor Ort zu hören ist etwas anderes.

Rund 25000 Individuen dieser Spezies gibt es auf der Erde, etwa 10000 weniger als noch vor 10 Jahren. Grund für den Schwund ist die Jagt auf die Wale durch japanische "Forschungsschiffe".

Ich bin von dem, was ich so fasziniert, dass ich vergesse die Einstellung meiner Kamera zu überprüfen. Die meisten Fotos, die ich mache haben einen eigenartigen Blaustich. Als ich es bemerke ist der Ausflug fast vorbei. Ärgern kann ich mich darüber nicht, denn längst steht fest, dass ich morgen noch mal raus fahre, um die Meeressäuger zu beobachten.

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