Samstag, 12. Januar 2013

An Aloha Friday

Unbenannt


Es ist schon dunkel und der Verkehr auf dem Highway staut sich. An einer Straßenecke stehen zwei Mädchen und halten den Daumen raus. Eigentlich wollte ich gerade in dem kleinen Ortszentrum zu Abend essen, aber ich habe Mitleid mit den beiden, schließlich habe ich mich selbst sehr lange auf diese Art fortbewegt, als ich noch Teenager war, und außerdem ist der Abend mild, das Verdeck des Wagens geöffnet und ich habe Lust noch ein bisschen herumzufahren.
Ich halte an der anderen Straßenseite an und gebe ihnen mit Hupe und Handzeichen zu verstehen, dass ich sie mitnehmen möchte.
Die beiden freuen sich, denn zum einen kommen sie gerade von der Arbeit und sind müde, zum anderen sind sie noch nie in einem Cabrio gefahren.
Sie kommen, wie sich herausstellt, aus Argentinien und erzählen mir, dass sie sich, nach Abschluss ihres Studiums dazu entschlossen haben,  mit "work and travel" nach Hawaii zu kommen.
Sie arbeiten für ein paar Dollar in einem Restaurant als Bedienung, haben sich ein billiges, altes Auto gekauft und ein kleines Apartment gemietet.
Leider ist ihnen das Geld ausgegangen, so dass sie kein Benzin mehr kaufen können, also ist ihr Daumen solange ihr Fortbewegungsmittel, bis das nächste Gehalt gezahlt wird.

Ein Unfall auf der Strecke macht die Fahrt länger als erwartet und wir haben Gelegenheit uns ein bisschen zu unterhalten.
Als ich sie zu Hause absetzte, laden sie mich ein, in dem Restaurant, in dem sie arbeiten, zu essen. Sie würden mir einen 40%-igen Nachlass für Angestellte gewähren. Dankend nehme ich für einen der nächsten Abende an.

Heute morgen reißt mich der Wecker um 4:30 aus dem Schlaf. Das ganze Hotel ist ruhig, nur ich bin wach. Ich habe einen Ausflug um 6:30 zur Wahlbeobachtung, sie sogenannte Sunrise Cruise, gebucht.

Gerade einmal 28 Gäste haben sich neben mir um diese frühe Urzeit eingefunden. Das garantiert grandiose Rundumsicht auf dem Boot. Als ich so im Dunkeln sitze und darauf warte, dass wir an Bord gehen können, überlege ich mir, ob die Wale überhaupt schon wach sind.
Erst dann fällt mir ein, dass es für einen Meeresbewohner, der Luft zum Atmen braucht, schwer ist überhaupt zu schlafen. Wie und wo schlafen die wohl? Eine Frage die ich der Meeresbiologin stellen muss, wenn wir losgefahren sind.

Die Stimmung auf dem Pazifik ist wunderbar als die Sonne sich hinter den Bergen hervorschiebt und alles in Pastelltöne färbt.
Nach wenigen Minuten sehen wir, genau wie gestern, die ersten Tiere. Mir fällt meine Frage wieder ein und werde dafür sofort gelobt. Tatsächlich schlafen Wale nicht, sie ruhen nur knapp unter der Wasseroberfläche um nach spätestens 30 Minuten Luft holen zu können.

Der älteste bekannte Buckelwal war 110 Jahre alt. Mehr als ein Jahrhundert hat dieses Tier gelebt ohne zu schlafen. Unglaublich!

Unbenannt


Zwar sehen wir heute kein so seltenes Schauspiel wie gestern, jedoch gleich der erste Wal des Tages katapultiert sich in den orangefarbenen Morgenhimmel und kracht mit großem Getöse ins Meer zurück.
Bald darauf kommen zweit Tiere direkt auf uns zu. Als sie noch ungefähr 10 Meter entfernt sind, legt einer der Wale sich auf die Seite, um uns zu beobachten. Bald darauf gesellt sich ein dritter Buckelwal, ein weiteres Männchen dazu. Offensichtlich gilt es, das Weibchen zu beeindrucken. Einer der Kontrahenten macht ein trompetendes Geräusch des Missfallens.
Es ist schwer zu beschreiben, was in einem vorgeht, wenn man diese Wesen bei ihrem Tun beobachten kann.

Unbenannt

Als ich zurück im Hafen bin ist es gerade einmal 8:30 Uhr. Ich möchte noch an die Südspitze der Insel fahren und den schönsten Strand Mauis besuchen, den Big Beach.
Die Straße führt mich immer am Meer entlang. Im Autoradio wünscht die Moderatorin allen einen "Aloha Friday". Hier im Süden sind die nobelsten Wohngegenden. Millionenteure Luxusanwesen reihen sich an der Küstenstraße aneinander. Dazwischen Maklerbüros, die nach Kaufwilligen suchen.

Mein Reiseführer nennt den Big Beach einen Geheimtipp, der nur am Wochenende von Einheimischen besucht wird. Ich staune daher nicht schlecht, dass der Parkplatz des Strandes jetzt schon komplett besetzt ist. Als ich den Strand dann sehe ist mir klar, dass der Parkplatz ziemlich unterdimensioniert ist. Die Besucher verteilen sich und man hat tatsächlich das Gefühl alleine zu sein.

Ich wandere den Strand entlang, spiele mit einem Hund, der mir schwanzwedelnd sein Stöckchen bringt, setzte mich dann ans Ufer und schaue auf's Meer. Mit dem Ende eines heruntergefallenen Blatts schreibe ich "Maui" in den Sand und mache ein Foto. Kaum bin ich fertig kommt eine Welle und nimmt den Schriftzug mit.

IMG 2082



Keine Kommentare: