Mittwoch, 16. Januar 2013

Die Feuerinsel

Unbenannt

Unter mir breitet sich ein Lavafeld aus. Ich kann sehen, wie die Lava geflossen sein muss, bevor sie erkaltet und für immer erstarrt ist. Es haben sich Risse darin gebildet, wie bei einem ausgetrockneten See. Dann zieht der Pilot die Maschine sanft nach oben und landet das Flugzeug in Kona.

Die Insel, die dem Archipel im Pazifik seinen Namen gab, hat den Beinamen Big Island, um Verwechselungen zu verhindern. Hawaii ist größer als alle anderen Inseln der Kette zusammen und hat etwas, das allen anderen fehlt: einen aktiven Vulkan. Seit über 20 Jahren fließt aus dem Kilauea flüssiges Gestein, ergießt sich ins Meer und schafft neues Land.
Der Berg ist die Hauptattraktion der Insel. Man kann ihn im Hubschrauber überfliegen, mit einem Boot an die Stelle fahren, wo die heiße Lava in den Ozean fließt oder ihn auf ausgewiesenen Wegen bewandern.
Schildvulkane, und dazu zählt der Kilauea, sind berechenbarer als Kegelvulkane. In ihrem Inneren befindet sich weniger Gas und deshalb wird das Gestein nicht aus dem Krater geschleudert, sondern fließt vielmehr gemächlich. Trotzdem gibt es unzählige Schauergeschichten von Touristen, die sich zu sicher gefühlt haben und auf dem Vulkan ums Leben gekommen sind.

Und noch einen Superlativ hat die Insel zu bieten. Der Mauna Kea ist, gemessen von seinem Fuß auf dem Meeresgrund, mit 10205 Metern der höchste Berg der Erde. Immerhin noch 4205 Meter thront sein schneebedecktes Haupt über dem Meeresspiegel, doch das sieht man nur selten, meistens steckt der Gipfel in Wolken.

An meinem ersten Tag auf der Insel möchte ich das Lavafeld sehen, dass ich gestern überflogen habe. Von Kona aus im Norden ist die gesammte Küste eine Wüste aus dem schwarzen Vulkangestein. Nur in wenigen Abschnitten gibt es grüne Inseln, dort, wo die Luxushotels stehen.
Der gesamte Tourismus der Insel konzentriert sich auf die Westseite, denn hier regnet es so gut wie nie. Auf der Straße, die ich jetzt befahre findet auch jährlich eines der härtesten Rennen der Welt statt, der Ironman-Triathlon.
Einmal biege ich von der Hauptstrasse ab um zu einem Abschnitt mit Sandstrand zu gelangen. Die Straße dürfte die schlechteste sein, auf der ich jemals gefahren bin. Für die 2 Kilometer zur Küste brauche ich eine halbe Stunde. Man fährt mehr oder weniger auf der kalten Lava, von der man das Geröll entfernt hat und besteht etwa zur Hälfte aus Schlaglöchern, so dass ich mich schon mit einem platten Reifen mitten in der Ödnis stehen sehe.

Bis zum nördlichsten Punkt der Insel ändert sich das Landschaftsbild nicht. Lava und verdörrtes Gras. Dann biegt die Strasse nach Osten ab und innerhalb weniger Minuten befindet man sich in einer üppigen, grünen Weidelandschaft.

Auf dem Rückweg schon fast in Kona, verlasse ich die Hauptstraße noch einmal. Mein Reiseführer verrät, dass direkt neben dem Hafen ein kleiner Strand ist, auf dem man fast immer Meeresschildkröten sehen kann.
Direkt am Strand, in unmittelbarer Nähe zu Menschen, die in ihren Sonnenstühlen sitzen, liegt eines der Tiere im Sand und schläft. Als ich mich nähere öffnet sie nur ein Auge halb, hebt ihren Kopf ein wenig, lässt ihn dann wieder zurück sinken und führt ihr Schläfchen fort.

Unbenannt

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