Sonntag, 13. Januar 2013

Ich friere

Unbenannt

Um 6:52 Uhr geht die Sonne auf, so steht es auf einer Anzeigetafel am Eingang zum Haleakala Nationalpark. Deswegen bin ich hergekommen, um den Sonnenaufgang zu sehen, der zu den spektakulärsten gehört, die man auf diesem Planeten sehen kann. Selbst Mark Twain hat die Strapazen eines Aufstiegs in Kauf genommen und später darüber gesagt, dass er stets in seiner Erinnerung bleiben werde.

Der Haleakala Vulkan ist 3055 Meter hoch, also nur ein paar Meter höher als unsere Zugspitze, allerdings breche ich von Meereshöhe auf. Man kann bequem mit dem Auto, über unzählige, steile Serpentinen, bis zum Gipfel fahren. Mein Reiseführer mahnt, warme Kleidung anzuziehen und am besten noch eine Decke mitzunehmen, in die man sich einwickeln kann.

Als ich um 3:30 Uhr aufstehe sind draußen schon 23°C. Ich komme mir ziemlich dumm vor im Wollpullover und dicker Steppjacke. Als ich das Auto auf knapp 3000 Metern wieder verlasse, bin ich froh um jede Schicht Kleidung, die meinen Körper bedeckt. Gerade noch 4°C herrschen hier und ein ziemlich unangenehmer Wind. Ich habe genügend Zeit für die Fahrt einkalkuliert, so dass ich noch eine knappe Stunde Wartezeit habe, bis das Spektakel beginnt.
Der Sternenhimmel ist hier oben unglaublich! Ich kann mich nicht daran erinnern jemals so viele Sterne gesehen zu haben. Es ist ansonsten stockdunkel, außer dem schwachen Sternenlicht umgibt mich dunkelste Nacht und eisige Kälte.
Bald zeichnet sich der erste Lichtschimmer am Horizont ab und lässt erahnen, was uns erwartet. Die Wartezeit wird lang, denn die Kälte schleicht sich an den Beinen empor und lässt mich zittern.
Jetzt werden die ersten Wolken sichtbar, die sich langsam über die Berge schieben und sich dann ins Tal ergießen, wie ein Wasserfall in Zeitlupe.

Unbenannt


Als sich endlich die ersten Sonnenstrahlen über den Wolkenrand schiebt, stimmt eine grauhaarige Hawaiianerin einen Gesang an. Es ist die Park-Rangerin, die in der kleinen Hütte am Gipfel arbeitet. Sie sing der Sonne einen Willkommensgruß auf hawaiianisch. Alle Wartenden sind ganz still, bis die letzten Töne verklungen sind.
Leider sind heute nicht genügend Wolken am Horizont, durch die die Sonne sich durchkämpfen muss, was die unglaublichen Farbspiele verursacht, die man auf Fotos sehen kann.
Schnell ist die Sonne über die Wolken geklettert und wärmt uns endlich.
Erst jetzt kann ich sehen, dass einige der Wartenden in Badeschlappen, Shorts und T-Shirts in der Kälte ausgeharrt haben.

Unbenannt

Eigentlich hatte ich vor, nach Sonnenaufgang noch eine kleine Wanderung ins Kraterinnere zu machen, aber mir ist einfach zu kalt und so setzte ich mich ins Auto und fahre wieder Richtung Küste.

Im Örtchen Paia, wo ich vor ein paar Tagen die Surfer beobachtet habe, möchte ich mir ein ordentliches Frühstück gönnen. Als ich aus dem Wagen aussteige trage ich immer noch Pullover und Jacke. Das Thermometer zeigt 26°C.

Keine Kommentare: