Dienstag, 22. Januar 2013

Vertreibung aus dem Paradies

Wie immer freue ich mich auch diesmal auf die Rückkehr nach Hause, aber diesmal reise ich doch mit einem Gefühl von Wehmut ab. So muss es sich angefühlt haben aus dem Paradies vertrieben worden zu sein.
In den letzen 5 Wochen habe ich unzählige Wale gesehen, bin mit wilden Delfinen geschwommen, habe Meeresschildkröten beim Schlafen beobachtet und gesehen, wie glühende Lava das Meer zum kochen bringt. Ich habe exotische Schönheit und Schönheiten gesehen, bin auf Sand gelaufen, der so weiß war, dass er die Augen geblendet hat und auf schwarzem, der so heiß war, dass man sich fast die Füße verbrannt hat. Ich bin schon vor dem Frühstück im Pazifik geschwommen, dessen Wasser so klar war, dass man es kaum sehen konnte und habe Menschen dabei beobachtet, die auf einem Brett wahre Wasserwände heruntergerast sind. Ich habe auf dem Gipfel eines Vulkans in den Morgenstunden gefroren und mittags an seinem Fuß geschwitzt.
Ich habe erfahren dass Aloha nicht nur ein Gruß, sondern ein Lebensgefühl ist.
Für mich steht fest: das Paradies liegt im Pazifik. Ich komme wieder, irgendwann. Aloha.

Sonntag, 20. Januar 2013

Hohe Wellen und Delfine


Swimming with Dolphins

Vor der Ausfahrt des Hafens, hält der Kapitän das Boot an und wartet auf eine günstige Gelegenheit, uns aufs offene Meer zu bringen.
Dann gibt er Vollgas und zwei Mal 360 PS treiben das Boot über die Wellen und aus dem Hafen hinaus. Wir werden durchgeschüttelt, schießen über hohe Wellen hinaus und kommen unsanft wieder auf.
Im Radio werden schon seit gestern immer wieder Warnungen des hiesigen Wetterdienstes verlesen, in denen vor sehr hoher Brandung und starkem Wind gewarnt wird.
Der Kapitän erzählt uns, dass sie lange überlegt haben überhaupt rauszufahren, das Risiko aber für kalkulierbar halten und sich deshalb entschlossen haben, den Ausflug durchzuführen.

Zunächst schlägt er Kurs in Richtung Norden ein, dreht aber nach einer halben Stunde, des hohen Seegangs wegen, bei und bringt uns vor die etwas ruhigere Küste von Kona.
Die ersten Passagiere werden seekrank und müssen sich übergeben. 

Endlich sichten wir die ersten Delfine. Genau wie man es uns vorher gezeigt hat, machen wir uns schnell fertig, ziehen Tauchermasken über, die Flossen an, und gehen ins Wasser.
Direkt unter uns ist eine Schule von Delfinen, vielleicht 25 Tiere.  Ein Jungtier schwimmt neben seiner Mutter, dreht sich auf den Rücken und saugt bei ihr Milch.
Man kann unter Wasser deutlich die Laute hören, mit denen sie sich verständigen
Es sind unglaublich elegante Tiere. Mit nur wenigen Schlägen ihrer Flossen sind sie aus unserem Sichtfeld im Blau des Ozeans verschwunden. 

Das Schauspiel wiederholt sich mehrmals, das Boot bringt uns an die Delfine heran, wir steigen ins Wasser und beobachten sie, bis sie genug haben und sich davon machen.
Erst beim dritten Tauchgang, bleibt eine kleine Gruppe an der Oberfläche um uns zu näher zu betrachten.

Beim Briefing hatte man uns gesagt, dass nicht wir mit den Delfinen schwimmen, sondern sie mit uns. Sie entscheiden, ob sie es für interessant genug halten zu bleiben, oder einfach weiter schwimmen.
Im Gegensatz zu den Delfinen, die mit behinderten Kindern schwimmen, sind diese Tiere wild und in ihrem natürlichen Lebensraum. Sie zu berühren, sich an ihnen festzuhalten oder ähnliches ist streng verboten.

Zwei Mädchen aus der Gruppe geht es mittlerweile so schlecht, dass der Kapitän entscheidet, sie am Pier in Kona abzusetzen. Ihre Angehörigen warten schon auf sie, um sie in Empfang zu nehmen.

Auch die Rückfahrt in den Hafen ist abenteuerlich und die Hafeneinfahrt ähnelt der -ausfahrt. Erst auf günstige Bedingungen warten, dann Vollgas geben. Als der sichere Hafen erreicht ist, applaudieren wir dem Kapitän für seinen Husarenritt.

Samstag, 19. Januar 2013

Das Meer kocht

Unbenannt


Die Wanderung ist extrem anstrengend. Von oben betrachtet sieht ein Lavafeld glatt aus, wenn man sich darin befindet, läuft man auf sehr unebenem Boden, muss kleinere und größere Hügel erklimmen, permanent auf Spalten und, in diesem Fall noch zusätzlich, auf Anzeichen achten, die dafür sprechen, dass ich mich auf dünnem Boden befinde, der unter meinem Gewicht einbrechen kann, oder ich gar auf einer unterirdischen Lavaader laufe.

Am Parkplatz komme ich zeitgleich mit einem Vater und seiner Tochter an, die das gleiche Ziel wie ich haben, den Punkt, wo die heiße Lava in den Ozean fließt, den sogenannten „Lava Viewing Point“. Ich schließe mich ihnen an.
Sie haben ein sehr nützliches Gerät bei sich, ein Laserthermometer, dessen Lichtstrahl man nur auf einen Punkt auf dem Boden halten muss, um sofort dessen Temperatur ablesen zu können. 
Sie überprüfen beim Wandern permanent die Bodentemperatur, um sicherzustellen, dass wir uns nicht auf, nur oberflächlich abgekühlter, Lava befinden.
Etwa einen Kilometer von unserem Ziel entfernt, müssen die beiden aufgeben. Die Tochter ist mit Trekking-Sandalen unterwegs und hat sich einen der winzig kleinen, messerscharfen, Lavasplitter in die Fußsohle getreten. Den letzten Kilometer schaffe ich auch alleine. Schon nach wenigen Minuten kommen mir drei Wanderer entgegen, bei denen ich mich nach der Sicherheit des Weges vor mir erkundige. Alles OK sagen sie mir. 
Der Lavafluss sei heute besonders schön, sagt einer der Männer zu mir, den ich für den Führer halte.
Ich frage ihn wie nah man sich an die Lava herantrauen kann und er antwortet, dass man das merken würde und stehenbleiben sollte, wenn es zu heiß wird.
Ich habe keine Lust, dass mir die Gummisohlen meiner Wanderschuhe schmelzen und beschließe, mir das Schauspiel aus sicherer Entfernung anzusehen.
Nach einer weiteren halben Stunde Marsch stehe ich endlich an dem Punkt, von dem ich solange geträumt habe. Etwa 50 Meter vor mir stürzt glühendes, mehrere tausend Grad heisses, Gestein ins Meer und lässt dieses sofort kochen.

Unbenannt

Mehrere Dampfsäule steigen dort auf, wo die Lava den Ozean berührt. Man hört es zischen und brodeln und man kann die rotglühende Lava sehen, wie sie im Meer versinkt.
Ich setzte mich und lasse die Szenerie auf mich wirken. Unfassbar, was man hier zu sehen bekommt, ist nichts weniger als sie Entstehung neuen Landes, den Vorgang der diese Inselkette vor millionen von Jahren hat entstehen lassen.
Ich bin von der Naturgewalt, die hier vor meinen Augen wirkt, komplett ergriffen. Die Strapazen der Wanderung sind vergessen.
Etwa eine halbe Stunde verweile ich an der Stelle, mache ein paar Fotos und breche dann zum Rückweg auf.

Unbenannt

Die Orientierung fällt teilweise schwer, denn an manchen Punkten ist man nur von Lava umgeben und sieht weder den Ozean noch die Berge auf der anderen Seite.
Bisweilen kommt man an Stellen vorbei, die davon zeugen, dass hier einmal Menschen gelebt haben. Irgendwo ragt ein Gestell zum Wäschetrocknen aus der Lava, eine Wäscheleine häng noch daran. An einer anderen Stelle finde ich ein Blechdach, dass hier einmal ein Haus bedeckt haben muss.
Am Rand des Lavafeldes haben sich sogar wieder Menschen angesiedelt. Sie haben ihrer Häuser auf der erkalteten Lava errichtet, vermutlich dort, wo einst ihr altes Heim stand.
Das ist amerikanischer Pioniergeist, um den sie wohl in allen anderen Ländern beneidet werden.

Um nach Kona zurückzukommen muss ich fast die ganze Insel umrunden. Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich. Kaum mehr als fünf Kilometer fährt man und ist bereits in einer völlig anderen Vegetationszone. Dichter Regenwald geht in grünes, saftiges Weideland über. Kaum hat man realisiert, was man sieht, befindet man sich entweder in einem Lavafeld oder in Wüstenvegetation mit Kakteen.
An der Westküste angelangt fahre ich durch eine Landschaft aus unzähligen kleinen, grasbewachsenen, Kratern. Auf der linken Seite steigt der mächtige Mauna Loa auf, auf der rechten liegt der Pazifik und aus dem Radio kommt Soulmusik. Vor mir geht die Sonne unter und taucht die Landschaft in goldenes Licht.

Donnerstag, 17. Januar 2013

Road Closed

Road Closed


Als die heiße Lava im Jahr 2003 über die Straße kroch und alles begrub, was sich ihr in den Weg stellte, war sie für den Verkehr bereits gesperrt. Genau am Ende der Fahrbahn kam sie zum Stehen. Man kann am Rand noch sehen, wie der Asphalt verbrannt wurde.
Ich klettere auf das erkaltete Gestein und versuche mich vorzuarbeiten. Es ist äußerst mühselig darauf zu wandern, denn es gibt viele Risse und Spalten darin. Außerdem ist die erkaltete Lava sehr scharfkantig und man muss aufpassen, dass man sich nicht verletzt.
Nach etwa 30 Metern ragt ein Schild mit der Aufschrift „Road Closed“ aus dem Gestein.
In der Ferne kann man Rauch erkennen, der sich den gesamten vor mir liegenden Hang, bis zum Meer hinunter erstreckt.
Es ist der Lavafluss, der im Pazifik endet. Aus dem Meer sieht man Dampf aufsteigen.

Lava blocks the road

Die Wanderung zu diesen Punkt, wird mir am Morgen im Besucherzentrum des „Volcano National Park“ erklärt, dauert etwa sieben Stunden. Zu lange für die Zeit, die ich für meinen Besuch im Park eingeplant habe.
Auch die Strasse, die um den aktiven Krater herumführt, ist nur noch bis zur Hälfte befahrbar. Der Teil, der dem Krater am nächsten kommt und die spektakulärsten Ausblicke bietet, ist wegen der giftigen Schwefeldioxid-Wolke, die aus ihm aufsteigt, gesperrt. 

Der Ranger schlägt mir als Alternative vor, eine Wanderung über einen ehemaligen Lavasee, den Iki Crater, zu machen, die schaffe ich in knapp zweieinhalb Stunden.
Von dem Parkplatz, an dem die Wanderung beginnt, kann man den den Halemaumau Crater gut sehen. Aus seinem Inneren kommt eine Rauchwolke, die bei Dunkelheit feuerrot leuchtet.
Man geht zunächst am Rand des Iki Crater entlang, durch dichten Urwald, bis man an der gegenüberliegenden Seite angekommen ist, steigt dann hinab, durchwandert das Becken und steigt dann am Ende die Kraterwand wieder nach oben.
Überall im Krater raucht es aus kleineren und größeren Öffnungen. Der Rauch hinterlässt einen weißlichen Rückstand auf dem Boden.
Die Berge aus Lava, an denen man entlangkommt sind gewaltig.
Aus den Rissen und Spalten im Boden des Kraters, haben sich schon wieder kleine Pflanzen angesiedelt, die sich mit dem kargen Nährstoffen, die sie im Gestein finden, zufrieden geben. Das Leben erobert sich das Terrain zurück.

Nature's coming back

Als ich wieder oben am Parkplatz bin, doziert eine Rangerin gerade vor einer, von ihr geführten Gruppe. Ich bleibe stehen und höre interessiert zu.
Der See stammt erst vom Anfang des letzten Jahrhunderts, erzählt sie, und ist noch in der Abkühlphase. Nur 40 Fuß, also gerade einmal 12 Meter, unter der Oberfläche, auf der ich gerade noch stand, ist das Gestein noch flüssig.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Die Feuerinsel

Unbenannt

Unter mir breitet sich ein Lavafeld aus. Ich kann sehen, wie die Lava geflossen sein muss, bevor sie erkaltet und für immer erstarrt ist. Es haben sich Risse darin gebildet, wie bei einem ausgetrockneten See. Dann zieht der Pilot die Maschine sanft nach oben und landet das Flugzeug in Kona.

Die Insel, die dem Archipel im Pazifik seinen Namen gab, hat den Beinamen Big Island, um Verwechselungen zu verhindern. Hawaii ist größer als alle anderen Inseln der Kette zusammen und hat etwas, das allen anderen fehlt: einen aktiven Vulkan. Seit über 20 Jahren fließt aus dem Kilauea flüssiges Gestein, ergießt sich ins Meer und schafft neues Land.
Der Berg ist die Hauptattraktion der Insel. Man kann ihn im Hubschrauber überfliegen, mit einem Boot an die Stelle fahren, wo die heiße Lava in den Ozean fließt oder ihn auf ausgewiesenen Wegen bewandern.
Schildvulkane, und dazu zählt der Kilauea, sind berechenbarer als Kegelvulkane. In ihrem Inneren befindet sich weniger Gas und deshalb wird das Gestein nicht aus dem Krater geschleudert, sondern fließt vielmehr gemächlich. Trotzdem gibt es unzählige Schauergeschichten von Touristen, die sich zu sicher gefühlt haben und auf dem Vulkan ums Leben gekommen sind.

Und noch einen Superlativ hat die Insel zu bieten. Der Mauna Kea ist, gemessen von seinem Fuß auf dem Meeresgrund, mit 10205 Metern der höchste Berg der Erde. Immerhin noch 4205 Meter thront sein schneebedecktes Haupt über dem Meeresspiegel, doch das sieht man nur selten, meistens steckt der Gipfel in Wolken.

An meinem ersten Tag auf der Insel möchte ich das Lavafeld sehen, dass ich gestern überflogen habe. Von Kona aus im Norden ist die gesammte Küste eine Wüste aus dem schwarzen Vulkangestein. Nur in wenigen Abschnitten gibt es grüne Inseln, dort, wo die Luxushotels stehen.
Der gesamte Tourismus der Insel konzentriert sich auf die Westseite, denn hier regnet es so gut wie nie. Auf der Straße, die ich jetzt befahre findet auch jährlich eines der härtesten Rennen der Welt statt, der Ironman-Triathlon.
Einmal biege ich von der Hauptstrasse ab um zu einem Abschnitt mit Sandstrand zu gelangen. Die Straße dürfte die schlechteste sein, auf der ich jemals gefahren bin. Für die 2 Kilometer zur Küste brauche ich eine halbe Stunde. Man fährt mehr oder weniger auf der kalten Lava, von der man das Geröll entfernt hat und besteht etwa zur Hälfte aus Schlaglöchern, so dass ich mich schon mit einem platten Reifen mitten in der Ödnis stehen sehe.

Bis zum nördlichsten Punkt der Insel ändert sich das Landschaftsbild nicht. Lava und verdörrtes Gras. Dann biegt die Strasse nach Osten ab und innerhalb weniger Minuten befindet man sich in einer üppigen, grünen Weidelandschaft.

Auf dem Rückweg schon fast in Kona, verlasse ich die Hauptstraße noch einmal. Mein Reiseführer verrät, dass direkt neben dem Hafen ein kleiner Strand ist, auf dem man fast immer Meeresschildkröten sehen kann.
Direkt am Strand, in unmittelbarer Nähe zu Menschen, die in ihren Sonnenstühlen sitzen, liegt eines der Tiere im Sand und schläft. Als ich mich nähere öffnet sie nur ein Auge halb, hebt ihren Kopf ein wenig, lässt ihn dann wieder zurück sinken und führt ihr Schläfchen fort.

Unbenannt

Montag, 14. Januar 2013

Molokini

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Bevor ich an Bord gehe, muss ich eine Erklärung unterschreiben, dass mir bewusst ist, dass ich auf dem Ausflug verletzt werden oder gar sterben könnte und ich die Crew für diesen Fall nicht in Haftung nehmen werde.

Gleich beim Betreten des Bootes geht man an einem kleinen Frühstücksbuffet vorbei: frisches Obst, Zimtschnecken und Muffins. Ich bediene mich und suche mir einen guten Platz in der Spitze des Katamarans.
Unser Ziel ist die kleine Insel Molikini, etwa eine Bootsstunde von Maui entfernt. Halbmondförmig ragt sie aus dem blauen Pazifik, ein versunkener Vulkan, dessen Kraterrand zum Teil eingestürzt ist, ähnlich wie Santorini im Mittelmeer, nur deutlich kleiner.
Das beste Schnorchelrevier aller hawaiianischen Inseln soll sich hier befinden. Mit etwas Glück kann man auch Rochen und Meeresschildkröten sehen.

Auf der Fahrt dorthin wird die Ausrüstung, Taucherbrille, Schnorchel und Flossen verteilt. Für 10$ extra bekommt man auch noch einen Taucheranzug. Immerhin haben wir zwei Stunden Zeit zur Erkundung der Meeresfauna, da kühlt man auch im warmen Wasser aus.
Auch auf dieser Fahrt sehen wir einige Wale. Jetzt, so erfahren wir, ist die Hochsaison und in dem relativ seichten Gewässer zwischen den Inseln Maui und Lanai tummeln sich zwischen 800 und 1000 Tiere. Mittlerweile bin ich so geübt, dass ich sie auch vom Ufer aus sehen kann.
Sie tun mir fast leid, so einfach wie sie auszumachen sind, haben sie gegen Walfänger keine Chance.

Im versunkenen Krater von Molokini ist in den Jahrhunderten ein bunter Korallengarten gewachsen, der unzähligen Fischen Nahrung und Schutz bietet.

Nur selten habe ich so klares Wasser gesehen, nur im Barrier Reef und auf entlegenen Inseln im Golf von Thailand war es ähnlich. Mann kann die Fische und die Korallen auch gut vom Boot aus sehen und fotografieren.
Wir werden gebeten den Krater nicht zu verlassen, nicht näher als 5 Meter ans Ufer zu schwimmen, nichts zu berühren oder gar mitzunehmen und auf keinen Fall hinter den Kraterrand zu schwimmen. Da wären Fische, denen man nicht begegnen möchte.

Die Fische, die man sehen kann sind außergewöhnlich groß und sehr zutraulich. Eine Muräne schwimmt an mir vorbei, ein Schwarm kleiner länglicher Fische bewegt sich in Formation am Grund entlang, flache gelbe Fische knabbern an Korallen. Am besten gefallen mir schwarze, tellerförmige Fische, die an der Seite zwei schmale fluoreszierende Streifen haben und sich beim Schwimmen auf die Seite legen um mich besser beobachten zu können.

Erst auf der Rückfahrt, als wir schon fast im Hafen sind taucht eine Meererschildkröte aus dem Wasser auf. Ein Schwarm fliegender Fische schießt aus dem Wasser, legt flatternd ein paar Meter in der Luft zurück und verschwindet wieder im Meer.

Sonntag, 13. Januar 2013

Ich friere

Unbenannt

Um 6:52 Uhr geht die Sonne auf, so steht es auf einer Anzeigetafel am Eingang zum Haleakala Nationalpark. Deswegen bin ich hergekommen, um den Sonnenaufgang zu sehen, der zu den spektakulärsten gehört, die man auf diesem Planeten sehen kann. Selbst Mark Twain hat die Strapazen eines Aufstiegs in Kauf genommen und später darüber gesagt, dass er stets in seiner Erinnerung bleiben werde.

Der Haleakala Vulkan ist 3055 Meter hoch, also nur ein paar Meter höher als unsere Zugspitze, allerdings breche ich von Meereshöhe auf. Man kann bequem mit dem Auto, über unzählige, steile Serpentinen, bis zum Gipfel fahren. Mein Reiseführer mahnt, warme Kleidung anzuziehen und am besten noch eine Decke mitzunehmen, in die man sich einwickeln kann.

Als ich um 3:30 Uhr aufstehe sind draußen schon 23°C. Ich komme mir ziemlich dumm vor im Wollpullover und dicker Steppjacke. Als ich das Auto auf knapp 3000 Metern wieder verlasse, bin ich froh um jede Schicht Kleidung, die meinen Körper bedeckt. Gerade noch 4°C herrschen hier und ein ziemlich unangenehmer Wind. Ich habe genügend Zeit für die Fahrt einkalkuliert, so dass ich noch eine knappe Stunde Wartezeit habe, bis das Spektakel beginnt.
Der Sternenhimmel ist hier oben unglaublich! Ich kann mich nicht daran erinnern jemals so viele Sterne gesehen zu haben. Es ist ansonsten stockdunkel, außer dem schwachen Sternenlicht umgibt mich dunkelste Nacht und eisige Kälte.
Bald zeichnet sich der erste Lichtschimmer am Horizont ab und lässt erahnen, was uns erwartet. Die Wartezeit wird lang, denn die Kälte schleicht sich an den Beinen empor und lässt mich zittern.
Jetzt werden die ersten Wolken sichtbar, die sich langsam über die Berge schieben und sich dann ins Tal ergießen, wie ein Wasserfall in Zeitlupe.

Unbenannt


Als sich endlich die ersten Sonnenstrahlen über den Wolkenrand schiebt, stimmt eine grauhaarige Hawaiianerin einen Gesang an. Es ist die Park-Rangerin, die in der kleinen Hütte am Gipfel arbeitet. Sie sing der Sonne einen Willkommensgruß auf hawaiianisch. Alle Wartenden sind ganz still, bis die letzten Töne verklungen sind.
Leider sind heute nicht genügend Wolken am Horizont, durch die die Sonne sich durchkämpfen muss, was die unglaublichen Farbspiele verursacht, die man auf Fotos sehen kann.
Schnell ist die Sonne über die Wolken geklettert und wärmt uns endlich.
Erst jetzt kann ich sehen, dass einige der Wartenden in Badeschlappen, Shorts und T-Shirts in der Kälte ausgeharrt haben.

Unbenannt

Eigentlich hatte ich vor, nach Sonnenaufgang noch eine kleine Wanderung ins Kraterinnere zu machen, aber mir ist einfach zu kalt und so setzte ich mich ins Auto und fahre wieder Richtung Küste.

Im Örtchen Paia, wo ich vor ein paar Tagen die Surfer beobachtet habe, möchte ich mir ein ordentliches Frühstück gönnen. Als ich aus dem Wagen aussteige trage ich immer noch Pullover und Jacke. Das Thermometer zeigt 26°C.