Sonntag, 17. Januar 2010

Die Stadt der Affen

Temple monkeys

Der Schreck fährt mir in alle Glieder und blitzschnell drehe mich um, als mich der Affe anspringt und sich an meiner Tasche festklammert. Sofort lässt er von mir ab und rennt einen der Türme der Ruine nach oben um Schutz zu suchen.

Heute ist Lopburi nur noch eine Provinzstadt, mit Märkten, Imbissständen und Tempelruinen, aber das war nicht immer so. Lopburi ist eine der ältesten Städte Thailands und hatte seine Blütezeit zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert, als sich das Khmer-Reich immer weiter nach Osten ausdehnte. Aus dieser Zeit stammen auch die eindrucksvollen Ruinen der Tempel und Klöster, die über die Altstadt verteilt stehen. Diese alleine würden schon einen Besuch rechtfertigen, aber die Stadt ist heute vor allen Dingen bekannt, für seine tierischen Mitbewohner, die Affen.
Wenn man durch die Altstadt läuft, stellt man sich allerdings die Frage, wer in dieser Stadt eigentlich das Sagen hat. Die Affen sind wirklich überall und bewegen sich völlig frei und ohne Scheu oder Angst durch ihr Revier. Sie hangeln sich and den Strom- und Telefonleitungen von Gebäude zu Gebäude, springen von Dächern auf Markiesen und von dort auf den Boden. Sie lassen sich von langsam vorbeifahrenden Autos ein Stückchen mitnehmen und sehen es als ihr legitimes Recht an sich alles zu nehmen, was sie greifen können.
An einem Verkaufsstand habe ich sie zu fünft auf und in dem Gestänge von Sonnenschirmen, die eigentlich aufgestellt wurden, um der Kundschaft Schatten zu bieten, herumturnen sehen.

Hauptsächlich findet man sie am "Prang Sam Yot", ein ursprünglich hinduistischer Schrein, drei miteinander verbunden Türme, aus dem 13. Jahrhundert und in den umliegenden Straßen und Gebäuden. Die direkt an den Tempel angrenzenden Gebäude sind unbewohnt und die Affen haben sie sich erobert. Mit großem Geschrei und schnell jagen sie sich gegenseitig die Fassaden hoch. Ein paar der Fenster haben sie aus den Verankerungen gerissen, um sich Einlaß zu verschaffen - von hier vertreibt sie keiner mehr.
Alle Fenster der Stadt sind vergittert, was die Affen zwar einerseits abhält in die Gebäude zu gelangen, andererseits die Häuserlandschaft jedoch zu einem riesigen Kletterpark für sie werden läßt. In meinem Hotel werde ich ermahnt die Fenster unbedingt geschloßen zu halten um nicht ungebetenen Besuch zu bekommen.

Monkey on telephone cables

Ich habe beobachtet, wie ein Mädchen, das gerade sein Motorrad abstellen wollte, von einem Affen von hinten angesprungen und dazu genötigt wurde, ihr Vehikel zu verlassen, nur weil der Affe es, aus Langeweile, untersuchen und nach Essbarem absuchen wollte.
Erst wenn sie es, wie in diesem Fall zu weit treiben, holen die Bewohner ihre langen Bambusstöcke zum Vorschein, um die Plagegeister auf Distanz zu halten. Viele der Menschen haben auch Steinschleudern in den Hosentaschen. Alleine der Anblick einer solchen in der Hand eines Menschen läßt sie die Fluch ergreifen. Dabei wird stets darauf geachtet, die Makaken nicht zu verletzten, denn das wäre mit dem buddhistischen Glauben nicht vereinbar.

Zugegeben sehen die Affen niedlich aus und sie zu beobachten bringt einem zum Lachen, aber man sollte nicht vergessen, dass es sich trotz allem um wilde Tiere handelt und schon manch ein Tourist hat ein gutes Foto eines süßen Affenjungen mit einer Bisswunde, beigebracht vom verteidigungsbereiten Muttertier, bezahlen müssen.

Ein wirklich kurioster Ort, aber ein Thai würde das natürlich anders sehen.

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