Mittwoch, 20. Januar 2010

Bei meiner thailändischen Tante

Lonely rider

"Sawadee ka" meldet sich eine symphatische Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich frage die junge Frau ob sie Englisch spricht und dann nach einem freien Zimmer. Beides wird mit ja beantwortet.
Das Ban Somboon wird in meinem Reiseführer als eine Unterkunft beschrieben, in der man sich fühlt, als wäre man bei seiner thailändischen Tante zu Besuch. An den Wänden des kleinen traditionellen Holzhauses hängen Familienfotos, der Garten ist üppig grün, vor dem Tor sitzt eine Katze und im Garten döst ein dicker Hund in den Tag hinein. Die Frau, die meine Reservierung entgegengenommen hat, hält was ihre Stimme versprach.
Ich werde nach oben geführt und mir wird mein Zimmer gezeigt. Der blitzblank geputzte Teakholzboden im Haus verlangt danach, wie überall in Asien üblich, die Schuhe auszuziehen und vor der Eingangstür stehen zu lassen. Das Zimmer ist gemütlich, mit einem großen Deckenventilator über dem Bett aus dunklem Holz und zwei Fenstern, die offen stehen und mit Moskitonetzen versehen sind.
Wer steigt denn in einem der vielen 5 Sterne Häuser ab, die auf der ganzen Welt gleich aussehen, wenn man für ein zehntel des Preises in so einem netten Guesthouse wohnen kann?

Hua Hin ist einer der prächtigsten Badeorte Thailands, was zum einen an der Nähe zu Bangkok and zum anderen an der Tatsache liegt, dass die thailändische Königsfamilie hier ihren Sommersitz hat. Das Publikum in der Stadt ist dann auch eher gesittet und im besten Alter. Man spielt Golf.
Der Strand, den ich gleich nach meiner Ankunft inspiziere, ist sauber und nicht überfüllt. Sicherlich kein einsames Tropenparadies, aber ich wollte die Fahrt nach Ko Tao nicht in einem Stück erledigen um dann dort, von der Klimaanlage des Busses tiefgefroren und total erschöpft anzukommen. Außerdem verläßt der Direktbus Bangkok bereits um 6:00 morgens, was bedeutet hätte um 4:00 aufstehen zu müssen und darauf habe ich in meinem Urlaub nun wirklich keine Lust, auch wenn mir diese Option von dem Reisebüromitarbeiter als besonders "convenient", also angenehm angepriesen wurde.

Ich gönne mir sogar den Luxus, die ca. 200 Kilometer lange Fahrt mit dem Taxi zurückzulegen. Eigentlich sollte der Fahrer mich nur zum Bahnhof bringen, aber nachdem er mir einen guten Preis gemacht hat und ich überhaupt keine Lust auf Gedränge in der Bahnhofshalle habe, akzeptiere ich. Die Fahrt kostet mich übrigens fast genau so viel, wie die 15 minütige Fahrt von meiner Wohnung zum Müncher Flughafen.
Der Fahrer freut sich das unerwartete Geschäft und ruft gleich seine beiden Kollegen an, die ebenfalls vor meinem Hotel in Bangkok standen aber keine Lust hatten mich zu fahren, weil ihnen die Strecke nicht lang genug war.

Neben seiner vielen Wassersportangebote und Strand und Meer ist Hua Hin vor allem für seine Restaurantszene im ganzen Land bekannt. Aber nicht nur in den vielen Restaurants der Stadt isst man ausgezeichnet, sondern auch auf dem Nachtmarkt, der als einer der schönsten des Königreiches gilt.

Zum Sonnenuntergang mache ich noch einen kurzen Strandspaziergang. Seit dem ich als 20-jähriger, nach dem Abitur mit ein paar Schulfreunden auf einer Tour durch Frankreich und Spanien, am Strand von Biarriz jeden Tag einen Aprikosenbeignet aß, bekomme ich nun immer, wenn ich ans Meer komme, Lust auf genau so einen Beignet. Eine Konditionierung, die ich wohl nie wieder los werden werde.
Die Dunkelheit setzt sich bereits auf das Meer und es sind nicht mehr viele Menschen am Strand. Ich setzt mich in den Sand und schaue auf das Meer hinaus, als ein einsamer Reiter an mir vorbeireitet. Ich schaue ihm nach, bis er am Horizont verschwunden ist.

2 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Das Guesthouse klingt hervorragend! Überhaupt hört sich alles bisher nach Erste-Sahne-Urlaub an, wenn Du mich fragst.

Die Konditionierung in Biarritz hab ich ja leider nicht mehr mitbekommen, kann aber nachvollziehen, dass man solche positiven Eindrücke und alles, was zu ihnen gehörte, später gern wiederholt - eben mittels solcher netter, persönlicher Rituale.

.... was mich nun an den Kühlschrank führt ;-)

Wolfram hat gesagt…

Das Guesthouse ist, genau wie das in Kanchanaburi, ein Tipp aus dem Lonely Planet. Früher dachte ich immer, diese Tipps meiden zu müssen, weil sie ja, wenn sie erst mal bei Lonely Planet veröffentlicht wurden, keine wirklichen Geheimtipps mehr sind. Offensichtlich aber doch!