Samstag, 23. Januar 2010

Zum Nachtisch gibt es Käfer

Want to try

Am Morgen werde ich vom Regen geweckt, kurz bevor der Alarm meiner Armbanduhr es tut. Ich schaue zum Fenster heraus und sehe Sturzbäche von Wasser sich aus den dicken Wolken über mir ergießen. Was für ein Glück, dass ich für heute den Thai-Kochkurs belegt habe, von dem ich unlängst in meinem Reiseführer gelesen habe.

Der verabredete Treffpunkt ist in der Stadt, unweit des Marktes, auf dem lokale Bauern ihre Produkte verkaufen, alles Bio, wie uns Ratthreeya, unsere Kochlehrerin, erzählt, denn für Kunstdünger oder Pestizide hätte die Bauern nicht das nötige Geld. Sie legt großen Wert auf gute und naturbelassene Qualität, kocht ausschließlich mit Bioprodukten und ohne Natriumglutamat oder künstliche Aromen, erzählt sie uns bei dem Rundgang auf dem Bauernmarkt, wo wir die Zutaten für unser heutiges Menue einkaufen. Viele der Händler kennen sie schon und haben das, was sie benötigt bereits, in der erforderlichen Menge, zurecht gelegt. Während die Gruppe an einem der Gemüsestände steht, schaue ich mich um und endecke einen Händler der Kröten verkauft. Der Bauch wurde ihnen aufgeschnitten und die Eingeweide entfernt. Lediglich das Herz ist noch übrig und hängt aus dem Tier heraus.
Zum Schluß wird noch ein Insekt erstanden, dass wie eine große Kakerlake aussieht, aber ein Wasserkäfer ist. Reich an Protein und wohlschmeckend, versichert sie uns und legt ihn zu unseren Einkäufen.

Draußen regnet es unvermindert, während wir mit einem Pickup zu Ratthreeyas Haus fahren, in dem sich auch ihre Kochschule befindet. Begrüßt werden wir dort von vier Hunden und Ratthreeyas Schwager, der bereits Kaffee gekocht hat.
Seinem Akzent nach ist er Däne und ich lobe ihn für das schöne Haus. Ich frage ihn, ob es alt sei und er sagt mir, dass er es in den letzten 10 Jahren selbst entworfen und gebaut hat, fast ausschließlich mit Material aus Abrißhäusern. Im Innenhof hat er ein Basin angelegt, in dem Koi-Karfpen schwimmen, und in dass sich das Wasser aus einem kleinen Brunnen ergießt, davor Bänke und ein Tisch, rings herum stehen Kübelpflanzen - was für ein Kleinod!
Stolz zeigt er mir, dass er gerade an einem Anbau arbeitet, in dem später einmal die neue Schulküche stehen soll.

Fish pond

Die Küche besteht aus einem Tresen auf dem eine Reihe von Gasherden stehen an denen wir später kochen werden und einem langen Tisch an dem wir erstmal Platz nehmen sollen. Jeder von uns bekommt eine Schürze und eine Kochmütze aufgesetzt und dann werden uns die Einkäufe nochmal im einzelnen erklärt und welche Zutat wir später für welches Gericht benötigen. Dann fängt der eigenliche Unterricht an. Es wird gehackt und geschnitten was das Zeug hält, immer unter den wachsamen Augen der Lehrerin. Als erstes sollen wir grüne und rote Currypaste herstellen. Nicht im Mixer, sondern zerstampft in einem Mörser. Ich frage nach, was von fertigen Currypasten aus dem Supermarkt zu halten ist, und bekomme als Antwort nur ein Stirnrunzeln und ein knappes "no good".

Das erste Gericht unseres Vier-Gänge-Menues, das auf der Speisekarte steht, ist grünes Curry mit Huhn. Alle Zutaten, sind in dem Heftchen, dass jeder von uns bekommen hat aufgeführt, zusätzlich ist noch eine Menge Platz für Notizen in unserer jeweiligen Muttersprache. Zuerst kocht Ratthreeya uns das Gericht vor, dann kocht jeder Schüler nach. Ich erwische ein bisschen zu viel von der Currypaste, aber als das Gericht fertig ist, schmeckt es wirklich himmlisch. Kein Vergleich mit den Pasten, die man bei uns im Supermarkt bekommt.

Das zweite Gericht ist ein Souflé von Meeresfrüchten, das in einem, von uns zu einer kleinen Schachtel gefalteten, Bananenblatt gedämpft wird, und das wir mitnehmen sollen, um es als Abendessen zu genießen.

Dann kommt der Klassiker der Thaiküche Tom-yam-khung, eine scharfe Kokosnusssuppe mit Shrimps und zum Nachtisch eine kühle Creme aus Kokosmilch, Jackfruit und Kartoffelmehl-Nudeln.

Was denn eigentlich mit dem Wasserkäfer ist, den man uns versprochen hat, will ich, eher scherzhaft, wissen. Schon wird uns das Tier, von einer Küchenhilfe auf Holzkohle gegrillt, serviert. Man zeigt uns, wie man das "Filet" vom Panzer löst und jeder von uns bekommt ein kleines Stückchen davon. Zuerst lehne ich ab, aber ich will nicht der einzige sein, der nicht probiert hat. Der Geschmack läßt sich durch nichts verlgeichbares beschreiben, ist aber wieder Erwarten, gar nicht schlecht.

3 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Ja, die Location der Kochschule klingt wahrlich nach einem Kleinod der Kontemplation, wenn gerade keine Kochschüler da sind.

Ha - ich bin schon sehr gespannt auf den unverfälschten Geschmack einer originalen Currypaste - klingt sehr amtlich, was Du da schreibst.

Mutig, dass Du den Käfer probiert hast! Alle Achtung!

Wolfram hat gesagt…

Wird nicht ganz einfach alle Zutaten in D-land zu bekommen und einen Mörser habe ich auch (noch) nicht zu Hause. Vielleicht bringe ich ja von hier mit, was ich brauche.
Den Käfer hätte ich vor ein paar Jahren nicht mal im Traum probiert. Aber ich finde ein bisschen Abenteuer und Selbstüberwindung müssen einfach sein!

renovatio hat gesagt…

Die Zutaten - mit Ausnahme des Käfers, ha! ;-) - sollten wir hier in den einschlägigen Asien-Märkten doch kriegen, oder? Zur Not mach ich mich mal bei Jannipa in Gilching kundig - eine Original-Thai, die der bierbäuchige, bayerische Ehemann vermutlich zuerst im Katalog gesehen, dann in ihrem Heimatland besucht und als "Mai Ling" dann hier schlußendlich importiert und (sich) eingeführt hat ;-) Die hat 'nen Laden, in dem sie die originalen Zutaten immer vorrätig hält. Da sollten wir fündig werden können.