Montag, 18. Januar 2010

Boote mit langen Schwänzen

Longtail

Der Skytrain fährt zwar nicht im Himmel, wie sein Name vermuten ließe, aber immerhin doch auf Betonstelzen, ein paar Meter über der Stadt und gibt, seit er vor etwa zehn Jahren gebaut wurde, Ausblicke auf Bangkok preis, die früher nur Bewohner höherer Stockwerke hatten. Bangkoks Nahverkehr ist schnell zuverlässig und extrem sauber. Einlaß erlangen die meisten Fahrgäste mit elektronisch lesbaren Karten, die mit samt dem Geldbeutel, in dem sie verstaut sind, im Vorbeigehen auf die Lesegeräte gelegt werden. Die Schrake öffnet sich und man kann passieren.
Die Bahnhöfe gleichen oft kleinen Shopping Malls, zumindest gibt es aber fast überall ein paar Stände mit Säften und kleinen Snacks. Mein Lieblingsstand ist Soontra. Hier gibt es für ein paar Cent frische Säfte. Der klassiker Orange ist genauso zu haben wie Exotisches, zum Beispiel "Tiger Herbal" oder Lemongrass. Einfach lecker, so ein Vitaminstoß am Morgen.

Überhaupt mag ich die Morgen in Bangkok. Ich mag es, wenn die ersten Händler und Garküchen ihre Stände wieder in Betrieb nehmen, den Geruch nach gedämfpten Reis, Gemüse und gebratenem Huhn - das Frühstück der Thais unterscheidet sich nicht wesentlich vom Mittag- oder Abendessen. Ich mag es, wenn mir die Morgensonne ins Gesicht scheint, während ich auf den Zug warte um zu irgendeiner Sehenswürdigkeit zu fahren.
Es gefällt mir zuzuschauen, wie das Leben auf dem "Chao Praya" der Wasserstraße der Stadt, wieder zum Leben erwacht, die schwimmenden Händler wieder mit ihren Waren unterwegs sind, die Longtailboote über das Wasser schießen und die Wasserbusse, mit Einheimische und Touristen beladen, von einer Station zur anderen pendeln.

Longtailboote gibt es nur in Thailand, zumindest habe ich sie noch nirgendwo sonst gesehen. Es sind lange, schmale, oft kunstvoll bemalte Holzboote, die mit einem Außenbordmotor angetrieben werden. Man verwendet dazu aber nicht die handelsüblichen Außerborder, sondern Automotoren, die eine Schiffsschraube an einer langen Welle, sie aussehen wie ein langer Schwanz, antreiben. Daher kommt der Name. Komplett übermotorisiert erreichen diese Boote Geschwindigkeiten, dass einem Angst und Bange werden kann, wenn der Skipper mal in Vollgaslaune ist.

Ich erinnere mich daran, dass ich zusammen mit meinem Freund und Kollegen Hans Jörg Remde und seiner Freundin Anne, in einem Layover vor ein paar Jahren, einmal mit einem Longtailboot zu einem hübschen Restaurant auf dem Wasser fahren wollten. Da wir dem Fahrer nicht einmal annähernd den Preis bezahlen wollten, den er verlangte und ihn das irgendwie übellaunig machte, gab er auf der Fahrt auf dem Fluß alles. Hans Jörg, der ganz vorne, in der Spitze des Bootes saß, bekam die Schläge, die das Boot an seine Passagiere weitergibt, wenn es über die Wellen prescht, besonders hart zu spühren. Aus Angst aus dem Boot geschleudert zu werden, klammerte er sich krampfhaft an der Bootswand fest und sah dabei alles andere als glücklich aus.

2 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Gefällt mir auch, Deine Beschreibung von der Morgenstimmung in Bangkok. Ich glaub, da muss ich wirklich auch noch hin. Am liebsten für länger, also dann weniger die Stadt, als eine der Inseln. Wie ich das anstelle? Ich nehme jeden Gedankenanstoß gerne an - solange ich keine Sektkuren verkaufen muss... ;-)

Der "lange Schwanz" böte nun natürlich trefflich Angriffsfläche für zotigen Wortwitz. Aber lassen wir das mal. Mami liest ja mit und ich möchte nicht, dass sie noch glaubt, ich übte einen schlechten Einfluß auf Dich aus :-)

Wolfram hat gesagt…

Haaa Wern, eigentlich habe ich diese Art von Kommentaren provozieren wollen!