Dienstag, 19. Januar 2010

Wie ich zu Fischfutter wurde

Gate of Chinatown

Die ersten Chinesen besiedelten die Ufer des Chao Praya bereits lange bevor hier die neue Hauptstadt errichtet wurde, als Handelsaußenposten. Zum Bau der neuen Hauptstadt wurden dann zusätzliche Arbeitskräfte in China angeheuert, von denen die meisten sich zum Bleiben entschlossen und, da Chinesen fleißig und geschäftstüchtig sind, kamen viele von ihnen schon bald durch ihren Handel zu Wohlstand und bekleideten sogar königliche Ämter.

Heute leben sie noch immer in dem Stadtteil, der als Chinatown bekannt ist, und der doch so ganz verschieden zu den Chinatowns anderer Städte ist. Kleine Straßen und Gässchen bilden ein undurchschaubares Labyrinth in dem man sich nur zu leicht veirren kann. In den meisten der alten Shophouses sind heute Großhändler, je nach Straße getrennt. In einer sitzten alle Schrotthändler, in der anderen kann man Seile en gros erwerben, in wieder der nächsten werden Säcke für Reis oder Zucker angeboten. Es gibt eine Straße für Gummischuhe, eine für Metallkleinteile, eine für Fischernetze, kurz, hier wird gehandelt, was später in den Regalen des Landes landet. Der Strom der Waren in die Lager der Grossisten reißt nicht ab. Da die meisten der Gassen zu schmal für Autos sind, werden sie mit Motorrädern oder per Sackkarren angeliefert. Sowohl Motorräder als auch Sackkarren sind dabei geradezu grotesk überladen und ich frage mich nicht nur einmal, wie man so ein Gefährt überhaupt noch manövrieren kann.
Zusätzlich zu den Warenlieferungen kommen dann noch die Fußgänger, Touristen und, wie überall in Bangkok, die Garküchen, die so gut wie alle Bürgersteige der Stadt säumen.
Chinatown ist der am dicht besiedeltste Stadtteil Bangkoks und ensprechend wuselig geht es in den Straßen zu. Ich tauche ein und lasse mich von der Menge mitreißen, eine andere Chance hat man auch gar nicht.

Als mich der Strom der Waren und Menschen irgendwann wieder frei gibt, beschließe ich, dass es Zeit für ein bisschen Erholung ist.
"Dr. Fish" oder "Fish Spa" nennen sich viele der Läden, die in Asien neuerdings überall aus dem Boden schießen. In ihnen stehen große Fischtanks und ringsherum Sitzbänke. Für ein paar Bath kann man seine Füße in den Tank halten und die Fische stürzen sich gerade zu auf einen und fangen an, die abgestorbenen Hautzellen von den Füßen zu knabbern. Am Anfang ein eigenartiges Gefühl, mehrmals muss ich meine Beine wieder aus dem Wasser ziehen, aber schon nach ein paar Minuten hat man sich an die Vorstellung gewöhnt, dass andere Lebewesen sich an einem zu schaffen machen, man sich quasi den Fischen bei lebendigem Leib zu Fraß vorwirft, und genießt die Prozedur.

3 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Das mit dem Abknabbern der abgestorbenen Hautzellen habe ich schon mal woanders gelesen, das war irgendeine Heilstätte für Neurodermitis oder so. Stell ich mir ulkig und kitzelig vor, wie sich die Fischmäuler da so an einem zu schaffen machen :-)

Also ich seh schon - Thailand muss nochmal sein, solange ich noch mobil und hoffentlich bald wieder liquide sein werde. Schöne und interessante Sachen gibt's da zu erleben!

Wolfram hat gesagt…

Richtig Wern, die "Fischtherapie" war ursprünglich eine Behandlung für Neurodermitispatienten. Ich schätze das ist eine Modeerscheinung und in ein paar Jahren redet kein Mensch mehr davon. Insofern muss ich Lutz recht geben. Ist aber nicht nur für Touristen, sondern vor allem Thais nutzen diesen neuen Service.

renovatio hat gesagt…

Tja - nachdem mir sonst schon länger niemand mehr die Hautschuppen vom Pelz geknabbert hat... bleiben mir wohl bloß die Grätentiere... ;-)