Samstag, 13. Januar 2007

Den Göttern nah

Road to "Las Cuervas"
Meter um Meter klettert der Bus auf den staubigen Serpentienen nach oben. Zeitweise kommt unser Fahrzeug dem ungesicherten Abgrund verdächtig nahe. Mir fallen Nachrichten über in den Anden abgestürzte Busse ein, bei denen niemand überlebte. Die Höhe, der Staub und die Hitze machen mir zu schaffen - die Klimaanlage wurde ausgeschaltet um den Motor nicht zu überlasten. Noch etwa 300 Höhenmeter bis zu unserem Ziel, als ein unangenehmer Pfeifton Alarm schlägt. Der Motor fäng an zu kochen. "No hay problema", sagt Xavier, unser Fahrer, bei den deutlich tieferen Temperaturen hier oben wird´s nicht lange dauern. Tatsächlich liegen hier und da noch schmutzige Schneereste, die überall dort wo sie schmelzen die Staub- in eine Schlammpiste verwandeln. Xavier behält Recht, nach wenigen Minuten können wir auch die letzten Meter nach "Las Cuevas" mit dem Minibus zurücklegen. Unser Ziel liegt 4200 Meter über dem Meeresspiegel und bildet die Grenze zwischen Argentinien und Chile. Als wir endlich aus dem Bus aussteigen bläst uns ein eisiger Wind entgegen, belohnt wird die Anstrengung mit einem atemberaubenden Ausblick. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, an welche Stelle ich zuerst gehen, was ich zuerst fotografieren soll.
Dangerous Road
Berühmt wurde "Las Cuervas" für seine 1904 erbaute Christusstatue, "Christo Redendor", die an die friedlich Beilegung eines Grenzkonflikts zwischen Chile und Argentinien erinnern soll. Ohne technische Hilfsmittel, nur mit Muskel- und Maultierkraft wurde der etwa 10 Meter hohe Stahlkoloss Anfang des letzten Jahrhunderts an diese Stelle geschafft.
Von Mendoza aus sind wir heute morgen enlang des alten Incatrails und immer dem "Rio Mendoza" folgend zu unserer Exkursion aufgebrochen. Der Rio Mendoza schießt mit 10 Metern pro Sekunde zu Tal und hat zu dieser Jahreszeit eine beige Schlammfarbe, soviel Sediment führt er mit sich. Im Winter, so sagt mir unser Führer Paulo, sei er ganz klar und längst nicht so schnell. Unser Ziel sind die Hochanden, vorbei an "Puente del Inca", einer einmaligen Naturbrücke aus Ablagerungen des schwefelhaltigen Wassers. Diese Gegend ist eine der seismologisch aktivsten des Kontinents. Erdbeben gehören zur Tagesordnung, allerorten sprudeln heiße Quellen aus dem Boden, selbst der mächtige Aconcagua, der höchste Andengifpel wächst jedes Jahr um 3 Millimeter. Nach "Puente del Inca" passieren wir den Eingang zum "Parque del Cerro de Aconcagua". Von hier ab braucht man eine Genehmigung um weiterzugehen, von hier starten alle Expeditionen zu dessen Gipfel. Mir fallen die zwei jungen Polen ein, die ich vor dem Flug von Sao Paulo nach Buenos Aires wegen ihres Gepäcks und ihres Bergoutfits angesprochen habe und die mir erzählten, daß sie das "Dach Amerikas", wie der Aconcagua auch genannt wird, besteigen wollen. Für einen Aufstieg, so erklärt Paulo, braucht man bei optimalen Wetterbedingungen 14 bis 18 Tage, aber die herrschen fast nie. Auch als wir die Stelle passieren, von der man ihn in seiner ganzen Größe von der Südseite sehen könnte ist der Gipfel immer noch in Wolken. Weiter erzählt er, daß vor einigen Jahren zwei Bergsteiger in 5000 Metern Höhe die Mumie eines Incakindes gefunden haben. Ohne vibrambesohlte Schuhe, ohne Goretex und Powerbar sind die Incas bis auf diese Höhe vorgedrungen um den Göttern nah zu sein.
Going nowhere

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