Mittwoch, 10. Januar 2007

Rotwein in der Wüste

La Boca
Der Aconcagua versteckt seinen Kopf in den Wolken, als der Pilot die Boeing 737 in Mendoza landet. Seine Größe läßt sich nur erahnen, denn selbst die sichbaren Teile sind verschneit, wohingegen mir beim Aussteigen trockene Hitze entgegenschlägt, schießlich bin ich in der Wüste.
Der Acongagua ist mit fast genau 7000 Metern der höchste Berg des amerikanischen Doppelkoninents und einer der höchsten Berge der Welt. Nur im Himalaya finden sich höhere Gipfel. Mendoza, Hauptstadt der gleichnahmigen Provinz und nur noch 150 Km von Santiago de Chile entfernt, ist die Ausgangsstation für Expeditionen, die aus der ganzen Welt anreisen um den Berg zu bezwingen. Davon zeugen Agenturen, die den Aufstieg organisieren, Ausrüstung verleihen und Maultiere und Träger zur Verfügung stellen, die man in der ganzen Stadt finden kann.
Weltberühmt ist Mendoza jedoch nicht für seine Lage am Fuß der Anden, sondern für seinen Rotwein. Ein Weinanbaugebiet mitten in der Wüste? Ein Bewässerungssystem aus präkolumbianischer Zeit, daß die Region mit Schmelzwasser aus den nahen Anden versorgt macht´s möglich. Man findet die Wassergräben überall links und rechts neben den Straßen. Diesen verdankt die Stadt auch die tausenden von Platanen, die überall an den Straßenrändern stehen und so ein natürliches Dach über ihnen bilden, das die sengende Sonne im Sommer abhält.
Waren alle Stationen meiner Reise bereits alte Bekannte, so befinde ich mich seit heute auf Neuland. Meinen ursprünglichen Plan die Strecke Buenos Aires - Mendoza - San Carlos de Bariloche - Peninsula Valdez - Buenos Aires mit dem Leihwagen abzufahen musste ich aufgeben. Die Strecke ist mit etwa 6000 Km zu lang und die Straßen zu schlecht als daß man sie in angemessener Zeit hätte zurücklegen können. So habe ich, und auch das ist Neuland für mich, zum ersten Mal eine Reise von einer Agentur für mich zusammenstellen lassen und somit wird von nun an nichts mehr dem Zufall überlassen. Bei meiner Ankunft hielt bereits ein Fahrer ein Schild mit der Aufschrift "Wolfran Winler" in die Höhe, damit war zweifelsfrei ich gemeint. Nachdem ich in seinen Wagen gestiegen war übergab er mir einen Umschlag mit der Aufschrift "Wolfram Wincker", auch hier war ich der Empfänger, der die Unterlagen für mein Hotel und den Gutschein für den nächsten Transfer enthielt. Es gibt unglaublich viele verschiedene Möglichkeiten meinen Namen falsch zu schreiben. Ich sollte mal eine Liste darüber anlegen.
Eigentlich ist das eine recht angenehme Art zu reisen. Man muss sich nur zu den verabredeten Zeiten am verabredeten Ort einfinden, um alles andere kümmern sich andere.
Meine erste Wanderung in den Anden werde ich morgen unternehmen. Von Wanderungen auf eigene Faust, wie ich sie aus den heimischen Alpen kenne, wurde mir dringend abgeraten. Zu leicht könnte man sich verirren, zu groß sind die Gefahren. So wandere ich morgen in Gruppe und mit Führer.

Keine Kommentare: