Mittwoch, 24. Januar 2007

Bessere Zeiten

Der Bus setzt sich schaukelnd in Bewegung, bald schon sind die letzten Häuser Bariloches an uns vorbeigezogen und wir fahren durch die einmalige Landschaft aus Seen und Bergen in Richtung Süden. Ich freue mich auf die Fahrt auf der berühmten Ruta 40, der längsten Straße Argentiniens und letztem Teil der Tansamericana, die von Alaska nach Feuerland führt, doch bald schon fängt es an so stark zu regnen, dass man die Landschaft nur noch schemenhaft, hinter einem Vorhang aus Wasser, erahnen kann. Ich entspanne mich und stelle meine Rückenlehne nach hinten. Ich bin froh, dass der Busfahrer mir das Fahren abnimmt und ich mich nicht auf die Straße konzentrieren muss. Schon werden Sandwiches serviert, dazu ein starker, gesüßter Kaffee und der Steward legt den ersten Film ein, eine romantische Komödie, aber ich schaue lieber aus dem Fenster. Vor uns liegen 1000 Kilometer erst in Richtung Süden und dann weiter nach Puerto Madryn an der Atlantikküste Argentiniens, in der Nähe der Halbinsel Valdez.
Fun on the water
Überlandbusse in Südamerika gleichen eher Flugzeugen als den Reisebussen, die wir aus Europa kennen. Es sind zweistöckige Ungeheuer, die die Riesendistanzen in der Regel Nachts zurücklegen. Der Sitzkomfort ist mit denen der Business Klasse in Flugzeugen vergleichbar. Pro Reihe gibt es 3 Sitze, 2 auf der einen und 1 auf der anderen Seite. Zum Schlafen lassen sie sich auf eine ebene Liegefläche, die sich etwa im 30° Winkel nach vorne neigt, stellen. Es sind mindestens 2 Fahrer an Bord, die sich abwechseln und ein Steward, der sich um das Wohl der Gäste kümmert und, je nach Fahrzeit, 2 oder 3 Mahlzeiten oder Snacks und Getränke serviert.
Noch ein Halt um Passagiere aus und neue Gäste einsteigen zu lassen und dann geht die Fahrt nach Osten durch Steppenland, 800 Kilometer ohne größere menschlich Ansiedlungen zu durchfahren.
Um 6 Uhr weckt mich die aufgehende Sonne, ich ziehe die Vorhänge auf und betrachte die Landschaft, die ich schon von meinen letzten Fahrt kenne: Endlose trockene Steppe. Als ich meinen Blick schon abwenden und mich meinem Buch widmen will, sehe ich Lamas, zu erstem Mal, eine kleinere Herde, die am Straßenzaun steht. Der Zaun, der alle großen Straßen im Süden und in der Pampa säumt wurde gebaut, um zu verhindern, dass sich Tiere in der Nacht auf den noch warmen Asphalt zu legen um sich aufzuwärmen. Schlimme Unfälle waren die Folge.
Jetzt wird meine Aufmerksamkeit geweckt und ich versuche noch andere Tiere zu erspähen. Ich muss nicht lange warten, da zeigt sich der nächste Bewohner dieser Wildnis, ein Steppenfuchs.

Als ich mein Hotel in Puerto Madryn beziehen will, wird mir mitgeteilt, dass erst um 12 Uhr bezugsfertig ist. Ich schaue ostentativ auf meine Uhr und die zeigt 7.30 Uhr. Der Portier hinter seiner schäbigen Rezeption, dreht nur ein Schild auf dem Tresen um, auf dem Ein- und Auscheckzeiten veröffentlicht sind und tippt darauf, ohne mich dabei anzusehen. Ich weiß natürlich um die Zeiten, aber schließlich hatte ich vorreserviert.
White and blue
Das Hotel Playa hat bessere Zeiten gesehen, soviel steht fest, und die dürften in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gelegen haben. Der Teppichboden am Eingang ist abgelatscht und so schmutzig, dass es beim Darüberlaufen staubt. Zwar höre ich von irgendwo her einen Staubsauger, aber seinen Weg bis in die Lobby hat er lange nicht mehr gefunden. Hinter dem abgenutzten und schmierigen Empfang, steht ein ebenso schmieriger Portier im schlecht sitzenden Polyesteranzug und pomadisierten Haaren, eine argentinische Fahne und ein Foto des Präsidenten. Viva la Patria! - Was soll's schließlich bin ich nicht wegen des Hotels nach Puerto Madryn gekommen, sondern wegen der Tiere, die man hier beobachten kann. Aber dazu morgen mehr...

P.S.
Hier ein Auszug eines E-Mails, dass mir mein Bruder aus Goa in Indien geschickt hat, wo er sicher gerade aufhält, und das mich so belustigt hat, dass ich es meinen treuen Lesern nicht vorenthalten möchte:

"Habe mir heute mal den Charterstrand beaeugt: Rotgeroestete fette
Proleten der absolut untersten Ebene aus dem angelsaechsischen
Asozialenmillieu. Viele davon auch noch oben ohne. Ein Panoptikum des
Unfassbaren. Ein derartig mutierter Geenpool kann sich nur in
jahrtausendelanger Inzucht eines Inseldaseins ausbilden. Einer
pinkelte heute vor voll besetztem Strand, knietief im Wasser, einfach
ins Meer...
(Ueberfluessig zu erwaehnen, dass der Bierkonsum dieser abscheulichen
Klopse von normalen Homo Sapiens nicht ueberlebt werden wuerde, und
der Strand voller war als EL ARENAL zur Hauptsaison...)
Die dort anwesenden Koerperverformungen scheinen aus einer
Computeranimation zu stammen, sind aber die Realitaet!!!"

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