Donnerstag, 4. Januar 2007

Schuhfressende Rolltreppe

Sehr früh geht´s los, der Shuttle Bus bringt mich bereits um 06:00 Uhr zum Flughafen. Zwar ein bisschen früh, eigentlich hatte ich mich ja auf dieser Reise auf´s Ausschlafen gefreut, denn mein Flug geht erst um 08:30, aber mit eventuell langen Schlangen am Check-in und einer Riesenschlange bei Security bin ich dann auf der sicheren Seite.

Gestern wurden mir, bei einer Fahrt auf einer Rolltreppe meine geliebten "havaianas" (angesagte Fipflops) von derselben zerfetzt. Doppelt Glück gehabt, denn einerseits konnte ich meinen Fuß noch schnell genug daraus befreien, andererseits befinde ich mich ja gerade im Mutterland der "havaianas" und hatte somit keine Probleme noch schnell für Ersatz zu sorgen.
Ich hatte sogar das Glück ein Paar aus der Serie zu erwischen, die für die Fußball WM 2006 aufgelegt wurde und die Fähnchen einiger teilnehmender Länder tragen, in meinem Fall die Deutschlands. Ziemlich cool!

Auf meinem Weg durch Guarulhos, wo ich Quartier bezogen habe, fand ich gestern einen Laden, der alles was man zum Candomblé, jenem afro-brasilianischen Kult, der von den Sklaven mit ins Land gebracht und hier dann, mit dem katholischen Glauben vermischt, zu dem wurde, was er heute ist, feilbietet. Eine Vielzahl der Brasilianer bekennen sich zum Candomblé (oder auch Espiritualismo) und zum Katholizismus und sehen darin keinen Wiederspruch. Besonders große Verbreitung findet der Espiritualismo im Nordosten des Landes, wo auch heute noch die meisten Nachfahren der damaligen Sklaven leben.
Ich hatte selbst zwei Mal die Gelegenheit bei einer Candomblé zuzusehen. Es herrscht strikter "Dresscode", auf gar keinen Fall schwarze Kleidung oder Accessoirs, am besten ganz in Weiß, und zwar sowohl für diejenigen die praktizieren als auch für die Zuschauer. In manchen "Terrenos", dem Ort der Ausübung des Kultes, werden Frauen und Männer getrennt, in manchen können sie zusammenbleiben.
Bei einer Candomblé spielt immer Live Musik, wobei jedes Lied einem der Orixas, der Heiligen, gewidmet ist. Sobald eines der Lieder erklingt, fängt die Gemeinde an zu tanzen und der so gerufenen Orixa nimmt Besitz von einigen Individuen der tanzenden Gemeinde und kann sich deren Körper bemächtigen. Gesungen wird in Yorubá, der Sprache die auch heute noch in Nigeria gesprochen wird. Verstummt die Musik, so verschwindet auch der Orixa und wenn er auch dann nicht von seinem Medium lassen will, so muß man dem Besessenen kräftig ins Ohr blasen, denn das können Orixas nicht ertragen und geben ihre Opfer frei.
Einige der Medien sind nach der Zeremonie derart geschwächt, daß sie sich nicht mehr auf den Beinen halten können und von anderen gestützt werden müssen. Nicht alle der Medien werden immer von den Orixas in Besitz genommen, aber wenn, können sie sich an nichts, was währenddessen geschah, erinnern.
So fand ich also heute ein Candomblé-Fachgeschäft, das Kleidung, Gegenstände, wie kleine Statuen oder für die einzelnen Orixas typischen Accessoirs, wie zum Beispiel einen Handspiegel oder einen Gesichtsschleier aus, an Fäden befestigten, kleinen Glasperlen, führte, die man zur Ausübung dieser Religion braucht. Es hätte mich nicht weiter verwundert solch ein Geschäft in Salvador oder Recife zu finden, hier in Sao Paulo kam es mir irgendwie exotisch vor.

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