Donnerstag, 10. Januar 2008

Von Last und Luxus

Wenn es dunkel wird und der Rest der Bevölkerung nach Hause geht oder sich auf die nächtlichen Vergnügungen vorbereitet, fängt ihr Arbeitstag erst an. Schwer ziehen sie an den Metallkarren, denn sie sind voll beladen mit Karton und Papier. Cartoneros werden sie genannt, die Menschen, die sich allabentlich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, wegzuräumen, was am Tag in den Einkaufsstraßen der Stadt an Verpackungsabfall angefallen ist und es gibt viele von ihnen, die mit der Konkurrenz um die besten Straßen kämpfen.
Ich habe kürzlich gelesen, dass einige Geschäftsleute den Cartoneros ihren Abfall verkaufen wollten, aber nachdem sie auf den Kartons von mehreren Tagen sitzen geblieben waren, kamen sie zur Vernunft.
Oft sind es Frauen mit ihren Kindern oder Jugendliche, die die Pappkartons in Windeseile zerlegen und sie auf ihre Wagen verladen. Die Ärmsten der Armen, der Bodensatz der Gesellschaft.
Ist der Wagen voll und alle Kartons sind aufgesammelt, ziehen sie ihn zu einem Sammelpunkt, wo die Wagen samt Inhalt in einen Zug verladen und zum Abnehmer gefahren werden. Fünf Euro, an guten Tagen vielleicht auch ein wenig mehr ist der Lohn für eine Nacht voll Plackerei.

Ich habe noch zwei Tage Zeit in Buenos Aires um alle meine Lieblingsplätze abzulaufen und einige neue zu finden. Wie immer, wenn ich in einer Stadt bin, die mir gefällt, schaue ich mich auf dem Imobilienmarkt um. Meistens genügt schon ein Blick auf die Angebote in den Fenstern der Makler um sich einen Eindruck zu machen. Als ich vor einem Fenster des Maklers GG Brokers stehe und die Angebote studiere (Palermo, Altbau, renoviert, 40 qm, 40.000 €) öffnet sich das Fenster zur Seite und eine Frau fragt mich in bestem Engllisch, ob sie mir helfen könne. Ich verneine und es entwickelt sich ein Gespräch in dessen Verlauf sie mich in ihr Büro bittet. Hilda, so ist ihr Name, ist in Buenos Aires geboren und in Sydney aufgewachsen und erst als Erwachsene zurückgekehrt.
Doors
Ich frage sie nun doch über die Entwicklung der Immobilienpreise aus und hole mir ein paar Tipps für den (sehr unwahrscheinlichen) Fall eines Kaufs: Auf jeden Fall Altbau, denn die steigern ihren Wert am meisten, je höher die Räume desto besser und unbedingt in Palermo, denn dieser Stadtteil entwickelt sich am schnellsten. Bei den Preisen sind die Grenzen nach oben offen, es sind günstige Apartments genau so im Angebot, wie kleine Stadtpalais, wie der in dem mein Hotel ist, für mehrere hunderttausend US$ und noch darüber hinaus. Sie zeigt mir einige Exposés und ich wundere mich, was sich hinter einigermassen unscheinbaren Fassaden für prächtige Wohnräume verbergen.

Die Verlockungen sein Geld loszuwerden sind an allen Ecken der Stadt groß. Der günstige Peso machen auch den größen Luxus erschwinglich und Argentinier sind hervorragende Verkäufer. Mein Limit ist der Platz in meinem Koffer und der war schon bei der Abreise aus Deutschland gut gefüllt. Außerdem ist ein günstiger Preis an sich ja noch kein Kaufargument. Meine Reise ist auch noch lange nicht zu Ende. Noch liegen 18 Tage vor mir, die mich vor allem in den Norden des Landes in die Region Salta führen werden. Ich freue mich schon auf die Berge, die Wüste, die Abgeschiedenheit und die Natur.

2 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Die Objekte, die der Makler da anbietet, sind echt wahnsinnig schön - und dazu noch in einer von Sonne verwöhnten Klimazone. Darüber hinaus der für uns günstige Währungskurs - besser geht's nicht. Pass nur auf, dass Du nicht nach Cedar Rabbits ziehst, denn das LIEGT IN DER HÖLLE! :D

Ahhh, die Wüste - das wäre auch 'was für mich! Freu' mich schon auf die Bilder! Tja, dann mal viel Erfolg beim Wohnungs- bzw. Hauskauf (das musst Du ja nicht in den Koffer packen :))

Wolfram hat gesagt…

Ich glaube das Haus überlasse ich anderen. Es ist einfach zu weit weg für ein Wochenend- oder Feriendomizil.

Ich freue mich auch schon auf's Fotografieren in der Wüste. Es gibt bestimmt einige sehr lohnenswerte Motive.