Donnerstag, 17. Januar 2008

Bunte Berge

Salta Cathedral
Auch wenn die Höhenkrankheit sofort nachlässt, wenn man wieder in verträglich Höhen kommt, so ist man doch nicht unbedingt darauf bedacht dem Körper am nächten Tag eine ähnliche Strapatze zuzumuten.
Den geplanten Ausflug nach Cafayate habe ich also zunächt auf den nächsten Tag verschoben und mir einen Tag Ruhe gegönnt. Als gegen Abend die Hitze nachließ, bin ich dann doch noch auf einen kleinen Berg am Stadtrand gestiegen, auf den auch eine Kabinenbahn fährt, um die Aussicht von dort zu genießen.

Auf der Fahrt nach Cafayate bin ich einmal mehr der Exot. Nur Argentinier und ein Ehepaar aus Bolivien. Entsprechend neugierig werde ich nach meiner Heimat, meinem Beruf und meinem Familienstand befragt.
Gleich hinter Salta fährt man in ein Tal, dass man sich schöner nicht vorstellen kann. Alles ist grün, einfache aber hübsche, kleine Häuschen säumen den Straßenrand, mit netten Veranden und verwilderten kleinen Vorgärten. Selbst die Berge ringsherum erstrahlen im satten Grün.
Die Leute, denen man auf der Straße begegnet, machen den zufriedenen Eindruck von Menschen, die mit sich im Einklang sind. Nichts zu sehen von Supermärkten, Mc Donald's oder Industriegebieten. Kurz um, eine Idylle.

Auf der Exkursion nach Cafayate ist der Weg das Ziel, denn man kommt an den bizarrsten Felsformationen entlang, die die Natur im Stande war, im Laufe der Jahrhunderte aus den Bergen zu modellieren. Felsennadeln, -säulen, -obelisken - der Formenreichtum ist groß. Ein bisschen erinnert die Landschaft an den Bryce Canyon Nationalpark in den USA.
Aber nicht nur die Form, sondern auch die Farbe der Felsen ist spektakulär: durch verschieden Mineralien und Erze, die im Gestein eingelagert sind, nehmen die Berge, durch deren Korrosion, unterschiedliche Farben an. Es gibt bis zu 7 verschiedenen Farben in einem Felsen. Rot vom Eisen, Gelb vom Schwefel oder Grün vom Kupfer, um nur einige zu nennen. Manch ein Felsen hat die Farbe von verschimmeltem Brot.
Wenn man ein bisschen Phantasie aufbringt, kann man im Gestein Gesichter, Tiere oder Heilige erkennen. Ein ganzer Berg, sieht aus, wie die sinkende Titanic, und hat deswegen auch diesen Namen bekommen.
Coloured Mountains
Auf dem Weg wird uns ein Llama versprochen, mit dem man sich fotografieren lassen kann. Man könne es anfassen, seinen Arm um dessen Hals legen, es überall streicheln, mit einer Ausnahme: wenn man seine Ohren berührt fängt es an zu spucken und das kann unangenehm werden.
Als wir um die nächste Kurve kommen, steht dort tatsächlich ein stattliches Exemplar von einem Llama, das genüßlich an Heu kaut. Sein Besitzer ist ein alter Mann mit verwittertem Gesicht, langem weißem Haar und einem Hut, als Schutz gegen die Sonne. In seinem Gesicht kann man von einem harten, arbeitsreichen Leben in der Abgeschiedenheit dieser Wildnis lesen.
Argentinian
Jeden Tag kommt er hier raus, bietet ein paar Töpferwaren feil und läßt Touristen sein Llama fotografieren, wofür er um ein bisschen Kleingeld bittet. Doch sein Llama finde ich nur halb so interessant wie ihn. Ich stelle mich in einiger Entfernung mit meinem Teleobjektiv auf und tue so, als würde ich sein Tier fotografieren, in Wahrheit habe ich es aber auf ihn abgesehen. So gelingen mir unbemerkt ein paar Schnappschüsse, als er in der Nähe seines Llamas steht.
Artig lege ich danach einen Schein in seine Schüssel, bedanke mich und freue mich über meine Fotos.

Die Stadt Cafayate liegt in einem weiten Tal. Der Himmel hat sich mittlerweile zugezogen und es sieht nach Gewitter aus. Der Wind, der durch das Tal fegt, nimmt den sandigen Boden auf und trägt ihn in die Höhe. So ist die Landschaft nur durch einen Nebel aus Sand zu sehen.
Neben dem Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Stadt der Weinanbau. Zahlreiche Winzer haben sich im 18. Jahrhundert hier niedergelassen um Wein anzubauen: Sandwein.
Die Bodegas residieren in prächtigen Herrenhäusern, umgeben von ihren Reben. Die Besichtigung zweier Winzer steht auf dem Programm, inklusive einer Weinprobe.
Ich würde mich nicht unbedingt als Weinkenner bezeichen, aber die beiden Proben, die ich kosten darf, schmecken ausgezeichnet.

Bei unserer Rückfahrt fängt es nun doch an zu regnen. Am Horizont sieht man Blitze aus den Wolken zucken. In der sonst so trockenen Landschaft ist der Boden zu hart um soviel Wasser aufzunehmen und so bilden sich allerorten Sturzbäche, die die Straße unter Wasser setzen und soviel Geröll mit sich tragen, dass alle Konzentration unseres Fahrers gefragt ist.

Bei unserem letzten Stopp des Tages, möchte mein Sitznachbar noch ein paar Früchte von einem Baum am Straßenrand pflücken. Als er über den Zaun steigt bleibt er kurz stehen und winkt dann mich und seine hübsche Tochter zu sich herüber. Mitten auf der Wiese sitzt eine Kröte von der Größe eines Basketballs, braun-schwarz gefleckt, mit Warzen am Hinterleib. So schnell, wie ihr Gewicht es zulässt, versucht sie sich vor uns im Unterholz zu verstecken, doch wir folgen ihr, schieben mit einem Stock das Blattwerk zur Seite und bestaunen das gewaltige Tier.

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