Montag, 28. Januar 2008

Pizza und Musik

Impressions from Valparaiso
Trompetenmusik weckt mich. Irgendjemand in der Nachbarschaft ist Musiker und übt jeden Morgen.
Alberto, der Besitzer unseres Hotels, hat sich noch einen anderen Rundgang für mich überlegt. Auf die andere Seite der Stadt, auf einen anderen Hügel, mit anderen Ausblicken und anderen Besonderheiten, hinüber zur alten Markthalle, dem Mercado Central, vom berühmten Gustave Eiffel erbaut. Er nennt mir die Namen verschiedener Restaurants und auch die Gerichte, die ich dort bestellen soll. Auf dem Rückweg solle ich dann noch eine Hafenrundfahrt machen, das sei lustig, jedoch solle ich auf keinen Fall mehr als 1000 Pesos bezahlen, manche würden nämlich bis zu 5000 Pesos verlangen. Wieder ermahnt er mich vorsichtig zu sein, Taschendiebe und andere Gefahren lauern überall.
Man sollte Warnungen von Einheimischen grundsätzlich ernst nehmen, aber hier habe ich den Eindruck, Chilenen pflegen geardezu das Image, ein Volk von Taschendieben und Betrügern zu sein. Auf einem Spaziergang wurde ich von Einheimischen angesprochen, ich solle nicht weiter den Hügel hinaufgehen, denn da würde es gefährlich. Mitbewohner meines Hotels haben ähnliche Erfahrungen gemacht: Auf einem Spaziergang durch die Hügel der Stadt, stieg eine Frau aus einem vorbeifahrenden Bus aus, überquerte die Straße, nur um ihnen zu sagen, dass sie hier nicht weiterlaufen dürften. "Die Leute, die hier leben sind ehrlich, aber mit denen da oben sollte man den Kontakt vermeiden", hat sie ihnen gesagt, dann die Straße wieder überquert um auf den nächsten Bus zu warten.

Ich habe Hostels bislang gemieden, obwohl sie deutlich billiger sind als Hotels, denn ich habe mir eingebildet, dass ich auf einen gewissen Standard nicht verzichten möchte. Hier sehe ich jetzt zum ersten Mal, dass es deutlich netter ist in Herrbergen abzusteigen. Man bekommt extrem leicht Kontakt, es herrscht eine fast familiäre Athmosphäre und es gibt schlimmeres als sich das Bad mit Mitbewohnern teilen zu müssen.
Gleich am ersten Abend lerne ich ein Paar aus Virginia kennen, die hier sind um Spanisch zu lernen. Sie sind seit einem knappen halben Jahr im Land, haben in Santiago Englisch unterrichtet und in den Abendstunden, im Austausch für freie Logis, in dem Hostel gearbeitet, in dem sie wohnen. So war zum Lernen der Landesprache keine Zeit mehr und das holen sie jetzt nach.
Beim Frühstück am nächsten Tag laden sie mich ein, eine Pizzeria auszuprobieren, die sie vor einigen Tagen entdeckt haben. Da ich lange genug alleine zu Abend gegessen habe und ich Pizza liebe, nehme ich an.
Alleine reisen ist OK, man ist frei und kann tun und lassen, was man möchte. Nur ab und zu bekommt man Besuch von Herrn Einsamkeit, der sich einem dann auf die Brust setzt und mit seiner Mundharmonika einen Blues spielt. Gegen ewtas Gesellschaft habe ich nichts einzuwenden.

Die Pizza war die beste, die ich bislang in Lateinamerika gegessen habe, die Gespräche waren nett und man merkt den beiden auch an, dass sie es genießen sich mal wieder in ihrer Sprache unterhalten zu können.
Als wir auf dem Rückweg sind dringt Musik zu uns herüber. Everett schlägt vor mal nachzuschauen, woher sie kommt und so machen wir uns auf den Weg von unserem Hügel herunter in die Unterstadt.
Schließlich finden wir die Bar in der eine Band spielt und wir beschließen noch einen Absacker zu nehmen. Die Bar ist kaum größer als mein Wohnzimmer und die Bühne befindet sich auf einem extra eingezogenen Zwischengeschoss, also zum Teil über den Köpfen der Gäste.
Die Band spielt noch 2 Lieder und verabschiedet sich dann, jedoch nur um neuen Musikern platz zu machen. So geht es bis um 3 Uhr morgens, als wir, mehrere Pisco später, beschließen nach Hause zu gehen.

Die Straße nach Santiago de Chile geht vorbei an Weinbergen und Feldern und an sehr trockener Landschaft. Vor kurzem hat es hier gebrannt, wie man an verkohlten Baumleichen sehen kann.

Der Stadt Santiago fehlt das Schicke von Buenos Aires und das Außergewöhnliche Valparaisos. Wenig von der alten Substanz ist erhalten geblieben. Immerhin ist die Kathedrale auf der Plaza de las Armas beeindruckend und auch der Palast des Päsidenten. Hier wurde Salvador Allende zum Selbstmord gezwungen und von hieraus kommandierte General Pinochet sein Terrorregime. Weit hatte er es nicht auf seinem Weg zur Macht. Das Gebäude der Fuerzas Armadas, der Streitkräfte, liegt schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite.

Auffallend sind die Straßenhunde Santiagos. Zu Abertausenden bevölkern sie die Stadt zum Teil jagen sie in Rudeln bis zu 20 Individuen, alles was sie bekommen können. Zu Menschen sind sie freundlich und laut eines Taxifahrers haben sie sogar gelernt, Verkehrsregeln zu befolgen. So warten sie zum Beispiel an roten Ampeln, bis es grün wird, bevor sie die Straße überqueren. Streunende Katzen sind ihre bevorzugte Beute und deswegen sind sie größtenteils aus dem Stadtbild verschwunden.

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