Samstag, 14. Januar 2012

Der Zauberberg



Die Fahrt in nach San Pedro de Atacama war unglaublich strapaziös. Die zwölf Stunden Fahrzeit, die Hitze, der Staub und die Höhe zollen ihren Tribut.
Viel Zeit zum Erholen bleibt mir trotzdem nicht. Um 7:00 Uhr werde ich vor meinem Hotel abgeholt um an einem Ausflug zu einem Süsswassersee in der Wüste und einen Salzsee teilzunehmen.

Die Atacama Wüste ist der trockenste Ort auf der Erde. Es gibt hier Landstriche in denen noch nie auch nur ein Tropfen Regen gefallen ist, seit die Kontinente so aussehen, wie wir sie heute kennen. Es gibt hier Gegenden, die so trocken sind, dass nicht einmal Bakterien dort überleben können. Mit anderen Worten: die Wüste ist an manchen Stellen steril!

Der Süsswassersee ist von zum Teil noch aktiven, schneebedeckten Vulkanen umgeben, aus deren Kratern Rauchfahnen aufsteigen. Alle von ihnen sind über 6000 Meter hoch.
An seinen Ufern baut unser Führer ein kleines Frühstücksbuffet auf und versucht uns nebenbei ein paar Worte Quetchua beizubringen.
Am Ufer finden sich einige Flamingos ein und kaum haben wir uns niedergelassen kommt eine kleine Herde Vicuñas um nach Nahrung zu suchen. Wir sind hier bereits auf 4000 Meter Höhe und ich wundere mich, wie diese Tiere sich in der dünnen Luft so schnell und scheinbar mühelos bewegen können, wenn mir schon die kleinsten Bewegungen schwer fallen.



Am Salar San Pedro werden nicht metallische Mineralien gewonnen, die sich auf dem Weltmarkt gut absetzten lassen. Ein drittel des Lithiumvorkommens der Welt liegt in Chile. Man vermutet hier im Land so hohe Vorkommen des Minerals, dass Chile das neue Saudi Arabien werden könnte, denn Lithium wird für Lithium-Ionen-Akkus weltweit stark nachgefragt.
Unser Führer sagt, dass jeder von uns ein Stückchen Chile in seinem Telefon und seiner Kamera mit sich trägt.
Touristen kommen aber aus einem anderen Grund hierher. In der Salar leben drei Arten von Flamingos, die dort kleine Krebstiere im Überfluss finden.
Man kann ganz nah an sie herangehen und sie beobachten, wie sie ihren Tanz aufführen. Mit den Tanzbewegungen versuchen sie die Krebse zum Wegschwimmen zu bewegen, damit sie sie dann fressen können.
Der Tanz Flamenco wurde nach dem Tanz dieser Tiere benannt.



Auf dem Rückweg nach San Pedro überrascht unser Führer uns mit einer Besonderheit der Gegend. An einem kleinen Hügel stellt er den Motor unsers Kleinbusses aus und der Bus wird trotzdem, wie von Geisterhand, nach oben gezogen.
Der Berg ist so magnetisch, dass er einen vollbesetzten Bus aufwärts bewegen kann. Unglaublich!

Das Mondtal ist der letzte Stop des Tages. Wir fahren durch trockene Sandwüste und kommt schließlich in einem felsigen Gebiet an, das tatsächlich an eine Mondlandschaft erinnert. Bei einer Wanderung durch die Felsskulpturen erfahren wir, das diese aus Salz geformt sind und unglaubliche Formen aufweisen. Ein Felsen sieht aus, als hätte man lauter Würfel aufeinandergestapelt, ein anderer wie riesige Kühlrippen eines Motors.
Unser Führer bittet uns für einen Moment ganz Still zu sein. Man hört gar nichts. Keinen Vogel, keine Motoren, Flugzeuge oder andere Lärmquellen. Absolute Stille.
Ab und zu hört man eine Art Knistern aus dem Fels. Das Salz zieht sich mit nachlassenden Temperaturen zusammen und macht dabei dieses Geräusch.
Auf einer Anhöhe bleiben wir sitzen und beobachten wie die Landschaft in rotes Licht getaucht wird, bis die Sonne am Horizont verschwunden ist.

4 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Diese Stille in der Wüste hat mich damals im Valley of Fire (beim zweiten Mal, nachdem ich von Vancouver mit Stopp in L.A. zurück war) auch so fasziniert. Ich bin ein Stück von der Straße weg gewandert, hab mich auf einen Felsen gesetzt, der wie ein übergroßer Schildkrötenpanzer oder der Panzer einer prähistorischen Echse aussah und sass stundenlang einfach da, um diese wunderbare Stille in mir aufzusaugen! Die Wüste bringt's einfach!

Das mit dem magnetischen Berg ist auch der Hammer!

Wolfram hat gesagt…

Stimmt, die Wüste bringt's. Mir trocknen aber die Schleimhäute total aus. Atmen wird hier wirklich schwierig. Bin offensichtlich eher für's feuchte Wetter gemacht.

renovatio hat gesagt…

Na ja, wir (Herren) sind wohl alle eher für "Feuchtgebiete" gemacht ;)

renovatio hat gesagt…

Stimmt - da ist 'ne Lücke im Geländer.... autsch. Irgend'ne Reisegruppe hatte offenbar weniger Glück beim Überqueren, echt der Hammer...