Samstag, 7. Januar 2012

Recoleta

Die Sonne brennt gnadenlos auf die Stadt herunter. Die Luft klebt und der Asphalt ist weich und gibt beim darauf Gehen nach.
38°C zeigt das Thermometer, die stehende Luft in den engen Gassen der Innenstadt und der darin zähfließende Verkehr potenziert das Gefühl zu schmelzen noch.

Ich gehe fast alle Strecken hier zu Fuß. Ab und zu nehme ich, für besonders weite Wege die U-Bahn. Das war‘s. So komme ich an jedem Tag auf geschätzte 15 Kilometer. Für meine Sandalen wird das wohl die letzte Saison werden. Auch die enorme Hitze hält mich nicht davon ab mein heutiges Gehpensum abzuspulen.

Heute steht der Stadtteil Recoleta auf meinem Programm. Recoleta ist das, was in München Grünwald ist. Das Viertel für diejenigen, die es geschafft haben. Noble Boutiquen, edle Restaurants und Luxushotels säumen die Straßen. Hier sieht Buenos Aires Paris am ähnlichsten. Die Häuser haben kleine Türmchen, eine Beletage und ein niedriges Geschoß für die Dienstboten.
Wer hier gelebt hat, will auch hier begraben sein. Den Friedhof von Recoleta, der für die Berühmtheiten bekannt geworden ist, die auf ihm liegen, habe ich schon ein Mal vor ein paar Jahren besucht. Heute komme ich noch einmal zufällig daran vorbei und kann ihn aus einer anderen Perspektive, nämlich vom Balkon eines Cafés aus sehen.
Wie eine kleine Stadt liegt er vor mir. Die Grabstädten bestehen aus Miniaturkathedralen oder tempelartigen, marmornen Gebäuden mit Kuppeln aus Glas. Ein Heer steinerner Engel wacht über die Toten. Von hier oben ist das wirklich sehr schön.

Impressions from Recoleta

Unweit des Friedhofes steht auch das Kunstmuseum der Stadt, das Museo National de Bellas Artes. Es beherbergt eine Sammlung europäischer und argentinischer Künster, die sich sehen lassen kann. Von Gaugin, über Modigliani, Rodin, van Gogh, den holländischen Klassikern und den französischen Impressionisten, um nur einige zu nennen, reicht das Spektrum.
Ich genieße die Stille und die kühle Atmosphäre in dem Gebäude. Nach zwei Stunden Aufenthalt komme ich wieder ins Freie und muss nur die Straße überqueren um eines der Wahrzeichen von Buenos Aires zu besichtigen.

Floralis Genérica

Die Floralis Genérica ist eine übergroße Blüte aus Edelstahl. Sie steht in einem kreisrunden Bunnen und ihre Blätter schließen und öffnen sich, je nach Tageszeit. Wenn es dunkel ist wird sie von innen und außen beleuchtet, was sicherlich spektakulär aussieht. In der Mittagssonne steht sie in ihrer Riesenvase und ihre weit geöffneten Blätter reflektieren das gleißende Licht.

Auch im Puerto Madero, dem alten Hafen, war ich schon oft. Als Schiffe ihre Ladung noch in Säcken transportierten und noch eine Menge Menschen dazu benötig wurde eine Schiffsladung zu löschen, war dies sicherlich kein Ort an den es die Oberschicht gezogen hat.
Heute befindet sich Schiffsfracht in Containern und von nur einem Mitarbeiter in kürzester Zeit, mit Hilfe riesiger Kräne, entladen. Den neuen Hafen mit seinen Containertürmen kann man gut von hier sehen.
Puerto Madero ist heute gentrifiziert. Die Armen mussten weichen und die Reichen teilen sich das Viertel jetzt mit Touristen.
An Amüsement und Attraktionen mangelt es nicht. Es gibt Museumsschiffe, Restaurants für jeden Geschmack und Clubs.
Besonders stolz sind die Porteños auf ihre Puente De Las Mujeres, die Brücke der Frauen. Eine bizarre Konstruktion, bei der Seile an einem hoch aufragenden Stachel befestigt sind, die die Brücke tragen. Was die Menschen bei ihrem Anblick an Frauen denken lässt, weiß ich nicht. Bei anbrechender Dunkelheit sieht sie auf jeden Fall spektakulär aus.

Puerto Madero, Buenos Aires

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