Montag, 3. Januar 2011

Das Abenteuer kann beginnen

Der Passbeamte schreibt ein unheilvolles „A“ auf meine Einreisekarte. Zuerst freue ich mich, weil ich denke A steht für aproved, aber schon bald stellt sich heraus, dass damit potentielle Drogenkonsumenten, Dealer und andere suspekte Personen markiert werden.
An der nächsten Station werde ich aus der Menge der Reisenden herausgebeten und in einen anderen Gang geführt. Hier muss ich einige Minuten warten, bis ein Beamter sich meiner annimmt und mich fragt, ob ich meine Einreisekarte selbst ausgefüllt habe und ob ich alles, was ich darauf gefragt wurde, auch verstanden habe. Ich bestätige das und nun folgt, was ich aus der Fernsehserie „Mein Revier“ nur zu gut kenne.
Die Zollbeamten sind rhetorisch gut geschult, das beobachte ich schon bei dem Delinquenten, der vor mir untersucht wird. Während die Beamtin die Koffer durchsucht, verwickelt sie den Mann in ein scheinbar belangloses Gespräch, über seinen Beruf, Familie und so weiter. Diese Technik kenne ich aus Israel. Man versucht dabei an Hand der Geschwindigkeit, mit der die Antworten gegeben werden, und an der Körpersprache herauszufinden, ob der Befragte lügt oder die Wahrheit sagt.
Auch ich werde in ein solches Gespräch verwickelt, während ein anderer Beamter mittels einer chemischen Untersuchung der Außenseite meiner Gepäckstücke, in Erfahrung zu bringen versucht, ob ich Kontakt mit Drogen gehabt habe.
Nach zehn Minuten ist die Prozedur vorbei, man wünscht mir einen schönen Aufenthalt und ich betrete das erste Mal seit 18 Jahren wieder australischen Boden.

Wenn man von Deutschland aus in Richtung Australien fliegt und, sagen wir mal nach 5 Stunden Flugzeit das erste Mal landet, findet man sich in einem weitestgehend zerstörten Land wieder, in dem Männer Kopfbedeckungen tragen, die Kaffeewärmern ähneln, ein Gegenstand der zu meiner Kindheit in jedem anständigen deutschen Haushalt zu finden war, und die im Namen einer fragwürdigen Auslegung ihrer Religion ihr eigenes Volk unterdrücken und seit Jahrzehnten im Dauerkrieg sind.
Noch ein paar Stunden weiter haben die Menschen Turbane auf dem Kopf, beten in bunten Tempeln tausende verschiedener Götter an und beim Verlassen des Flughafens kann einem schon mal ein Elefant, in Mitten des tosenden Verkehrs, über den Weg laufen.
Steigt man aber nach zwanzig Stunden im Flugzeug in Australien aus, sieht es auf dem ersten Blick aus, wie bei uns zu Hause. Die Menschen sind hellhäutig und sprechen eine mir verständliche Sprache, sie tragen die gleiche Kleidung und auch das Essen erscheint wenig exotisch. Kurzum, auf den ersten Blick lohnt sich eine Reise nach Australien nicht.

Verlässt man die Städte jedoch, sieht es schon ganz anders aus. Die zehn giftigsten Tiere der Erde, sind allesamt hier beheimatet und auch sonst hat die Fauna einiges an Exotischem zu bieten. Da gibt es Tiere, die aussehen wie eine Mischung aus Ente und Biber, oder welche, die Gummibällen gleich durch die Einöde des Outbacks springen und ihren Nachwuchs in Taschen mit sich herumschleppen oder kleine Bären, die in Bäumen hocken, zwanzig Stunden am Tag schlafen und die restlichen vier damit verbringen Blätter zu fressen.
Und dann gibt es vor allen Dingen eines: Leere! Australien ist der lebensfeindlichste Kontinent unseres Planeten. Die Wüsten sind derart trocken, heiß und groß, dass man sich fragt, wie es überhaupt irgendwelchen Lebewesen möglich ist hier zu überleben.
Die ersten Entdecker, die vor 200 Jahren aus dem fernen Europa nach Australien kamen, um den Kontinent zu erkunden und zu vermessen, hatten eine denkbare schwere Aufgabe und sie waren denkbar schlecht vorbereitet. So ist zum Beispiel vom Forschungsreisenden Thomas Mitchell überliefert, dass er zwei Holzbote auf seiner Expedition durch die Wüste New South Wales‘ mitführte, da er davon überzeugt war, auf große Ströme und Seen zu stoßen, und das bei Temperaturen, die im Sommer zwischen 50°C und 60°C liegen. Gefunden hat er jedoch, zur Belustigung der Ureinwohner, die ihn bei seiner Plackerei stets gut gelaunt beobachteten, nur ein Meer aus Sand, Staub und Steinen.

Boote habe ich keine dabei und dank „Lonely Planet“ und anderen Führern, weiß ich heute ganz gut, auf was ich mich einlasse.
Das Abenteuer kann beginnen!

2 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Hab ich ja ganz vergessen - Du führst nun natürlich Deinen Reiseblog wieder! Klasse! Das mit dem "A" im Pass ist wohl 'n grobes Versehen, oder wie? Wie kommen die nur um alles in der Welt drauf, Du könntest irgendwas mit Drogen zu tun haben oder gehabt haben? *kopfschüttel*
Na jedenfalls gut, dass die Befragung Dich rehabilitiert hat!
Gute Reise und schöne Erlebnisse wünsche ich Dir!
cheers,
wern

Wolfram hat gesagt…

Ich weiß auch nicht, warum die sich mich ausgesucht haben. Auch die anderen Reisenden, die sie sich rausgegriffen haben, waren in meinen Augen überhaupt nicht verdächtig: ein etwa 65 jähriger, chinesisch stämmiger, Kanadier und ein Geschäftsreisender.
Vielleicht hat mein Pass, mit seiner Trillion an Stempeln (Lateinamerika und Thailand) und Visa mich verdächtig gemacht.