Samstag, 8. Januar 2011

Das Nachahmen eines Ägypters

Es gibt ein Thema, dass man in einer Unterhaltung mit einem Australier besser nicht erwähnt, obwohl es nicht nur hier jedes Kind weiß: Australien war einst eine Sträflingskolonie. Das ist ja nun wirklich keine Schande, wenn man bedenkt, wofür man im 16. Jahrhundert schon in die Verbannung geschickt wurde. Der Diebstahl einer Gurkenpflanze oder ähnliche Lappalien, bedeuteten damals einen Freifahrschein an das andere Ende der Welt.
Zwar war die Verbannung nach sieben Jahren abgebüßt, aber in der Realität bedeutete es lebenslänglich, denn niemand der Verurteilten hatte die Chance in den Jahren der Verbannung das Geld für die Rückreise zu verdienen.

Bill Bryson beschreibt in seinem Buch „Frühstück mit Kängurus“ die erste Expedition, die neben dem ersten Gouverneur Phillips auch eine Reihe Soldaten mit deren Familien und eben die ersten armen Teufel an Bord hatte, deren Aufgabe es war, den Kontinent für die britische Krone zu besiedeln.
Dabei hatten sie noch Glück. Es gab, so lernt man bei Bryson, über 200, teilweise vollkommen absurde Vergehen, die im England der damaligen Zeit mit der Todesstrafe belegt wurden, wie zum Beispiel das Nachahmen eines Ägypters.
Es ist schon erstaunlich, wie viel Geld es dem British Empire wert war, seine Unterklasse so weit weg zu schaffen, wie nur irgendwie möglich. Tragischerweise hat es außerdem, wie man heute weiß, ja auch rein gar nichts gebracht. Bis vielleicht auf die Tatsache, dass ein neuer Kontinent besiedelt wurde und dabei gleich aus dem Platz, an dem die erste Expedition an Land ging, eine der schönsten, wenn nicht die schönste Stadt der Welt entstanden ist: Sydney.



Natürlich war das Leben damals an diesem Ort ein wenig unbequemer, als es das heute ist. Sydney war vor 350 Jahren einer der übelsten Orte, an dem man sich aufhalten konnte. Der Boden erwies sich als resistent gegen jegliche Art von Landwirtschaft, die Eingeborenen waren in ihrem Verhalten unberechenbar, man hatte nichts um sich gegen die unwirtliche Natur zu schützen, kein Material um feste Häuser zu bauen und zusätzlich niemanden unter den Sträflingen, der irgendwelche dienlichen Ausbildungen oder Fähigkeiten, wie Schreiner, Zimmerleute oder Botaniker mitbrachte.
So lebte man von dem was man fand und von den vollkommen verdorbenen Vorräten, die man aus England mitgebracht hatte.

Was hätten Phillip und seine Männer wohl gesagt, wenn man sie heute an die Stelle zurückbringen würde, an der sie zum ersten Mal an Land gegangen sind, nämlich am Hafen, wo sich heute die gewaltige Harbour Bridge über die Bucht spannt und das Opernhaus, einer mächtigen Narrenkappe gleich, in den Himmel ragt?

Das Ende der Sträflingskonlonie wurde mit dem Goldrausch eingeläutet. Ein Aborigine-Arbeiter fand auf dem Land seines Herren einen Goldklumpen von 70 Pfund Gewicht. Eine Kopie davon steht im Melbourne Museum und ist so groß wie die Köpfe zweier erwachsener Männer. Es versteht sich von selbst, dass der Finder den Nugget nicht behalten durfte, das Geld dafür strich der Farmer ein, auf dessen Land das Gold gefunden wurde.

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