Donnerstag, 13. Januar 2011

Japaner im Urwald

Der Blick der sich vom „Echo Point“ in das weite Tal erstreckt ist unglaublich schön. Mann sieht tatsächlich nichts außer Felsen und Urwald. Keine Lichtung, kein Weg und schon gar keine Straße, nur grüner, undurchdringlicher Urwald.
Zur Linken des Aussichtspunktes stehen drei einzeln stehende Felsnadeln, die drei Schwestern. Sie sind das Wahrzeichen des Nationalparks Blue Mountains.



Die bläuliche Färbung der Luft, die dem Gebirge seinen Namen gab, stammt übrigens von den Ausdunstungen der Eukalyptusbäume, die etwa 95 Prozent des Urwaldes ausmachen. Man kann es sehen, aber auch riechen.
Die Bäume sind voll mit Öl und geben daher einen hervorragenden Brandbeschleuniger für Buschfeuer ab. Überall wird vor dieser Gefahr gewarnt.
Die „Blue Mountains“ sind ein Paradies für Wanderer und Vogelkundler, denn die Wälder sind voll von exotischen Vögeln, die man schon hier oben, vom Echo Point, hören kann.

Nun ist es hier, wie an allen Punkten von touristischem Interesse: außer mir sind heute noch andere Menschen auf die Idee gekommen, diese grandiose Aussicht zu genießen. Ziemlich viele sogar.
Vor mir ist gerade eine Gruppe japanischer Touristen angekommen und alle müssen jetzt ein Foto von sich mit der Felsgruppe der drei Schwestern machen. Erst einzeln, dann in kleinen Gruppen, dann wieder in Gruppen mit anderer Besetzung.
Die Mädchen halten dabei stets Mittel- und Zeigefinger zum V gespreizt in die Kamera, ihrer Meinung nach das internationale Zeichen für „süß“, das ist ein Reflex bei Asiatinnen.
Die Herren dagegen sind gekleidet, als ob sie sich gleich von der Gruppe verabschieden und für mindestens 4 Wochen in den Dschungel, der sich unter ihnen ausbreitet, verschwinden wollen. Sie tragen große Outbackhüte und scheußliche, ärmellose Survivalwesten mit tausenden kleinen Taschen daran. Trotzdem steigen sie mit allen anderen nach wenigen Minuten wieder in den Bus. Japaner sind schon lustige Zeitgenossen.

In den ersten 25 Jahren der europäischen Besiedlung galten die Blue Mountains als unüberwindbar. Mehrmals zogen Expeditionen los und suchten nach einer Passage, jedoch scheiterten sie alle an dem undurchdringlichen Urwald und an den vielen Schluchten, die dann plötzlich in senkrecht aufragenden Felswänden enden.



Schließlich, nach 25 Jahren, gelang es drei hartgesottenen Männern endlich das, als unpassierbar geltende, Gebirge zu bezwingen. Der Ausblick der sich den entkräfteten Expeditionsteilnehmern bot, war vielversprechend und hatte eine saftige Überraschung für sie bereit.
So weit das Auge reichte, erblickten sie üppig grünes Weideland und, mittendrin, zufrieden grasende Kühe. Es waren die Nachkommen der Rinder, die der ersten Expedition um Gouverneur Phillip gleich nach ihrer Landung im heutigen Sydney entlaufen waren.
Sie hatten die Blue Mountains auf ihrer Suche nach Nahrung einfach umlaufen. Warum die diversen Expeditionen nicht auf die selbe Idee gekommen sind, wie ebendiese Horde Rinder, wird für immer ihr Geheimnis bleiben.

Das Weideland war natürlich nicht so groß, wie die Männer beim ersten Anblick dachten. Nur wenige Meilen später machte es der Wüste platz, die den größten Teil des Kontinents ausmacht.
Auch diese kleine Stück fruchtbare Land ist heute nicht mehr da und das ist dem Großgrundbesitzer Thomas Austin zu verdanken. Er setzte im Jahr 1839 vierundzwanzig, aus dem Königreich importierte Kaninchen aus, um sie später zu jagen. Ein verhängnisvoller Fehler, den der Fortpflanzungstrieb und Appetit dieser Tiere sind gleichermaßen sprichwörtlich.
Heute schätzt man die Population auf 100 Millionen Tiere, bei ca. 19 Millionen Einwohnern. Das ist aber eine andere Geschichte und wird sicherlich später nochmal von mir aufgegriffen.

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