Dienstag, 4. Januar 2011

Melbourne

Die erste Nacht ist früh vorbei - der Jetlag steckt mir noch in den Knochen. Um 6:00 suche ich mir ein Café zum Frühstücken und mache Pläne für den beginnenden Tag.
Ich möchte mir einen Überblick über die Stadt machen und das geht am besten zu Fuß.

Melbourne zieht einen nicht auf den ersten Blick so in den Bann, wie seine nördliche Schwesterstadt Sydney, mit ihrem atemberaubenden Blick auf den Hafen und seinen Stadtstränden, oder Rio de Janeiro mit seinen Bergen, und dem Urwald, der direkt hinter der Stadt beginnt. Melbournes Charme erschließt sich einem erst beim näheren Betrachten.



Es gibt eine Menge futuristischer Architektur, wie am Federation Square, dessen Gebäude aussehen, als ob ein Sturm sie aus ihrer Form gebracht hat. Direkt gegenüber steht die Flingers Station, ein Bahnhof aus victorianischer Zeit.
Alt und neu gehen überall in der Stadt eine gelungene Symbiose ein. Das supermoderne AAMI Sport-Stadium steht in unmittelbarer Nachbarschaft des Government House, einer Kopie des Palastes Königin Victorias auf der Ilse of Wight, ohne das eine dem anderen die Show stiehlt.



Auffallend ist die Kaffeehaus-Kultur der Stadt. Überall gibt es winzige, geschmackvoll eingerichtete Cafés, manche nur wenige Quadratmeter groß, die die Leute hier scherzhaft „hole in the wall“ nennen. Gemeinsam sind ihnen die italienischen Namen und der Kaffee der Spitzenklasse, der dort angeboten wird. So arbeite ich mich von Café zu Café vor, bis ich schließlich vor dem botanischen Garten stehe. Nach Auskunft meines Reiseführers ist dies der schönste seiner Art auf der ganzen Welt.
Bei dieser Aussage muss man zwar den Lokalstolz der Autoren berücksichtigen, denn der Verlag „Lonely Planet“ hat sein Hauptquartier schließlich hier in Melbourne, aber schön ist er wirklich.
Ich lasse mich im Schatten eines uralten Baumes nieder und genieße das üppige Grün der Pflanzen in der wärmenden Nachmittagssonne.

3 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Klasse Gebäude in der Tat! Erinnern mich ein bißchen an manche von Rem Koolhaas geschaffene Objekte. Ich erinnere mich, dass ich 2007 vorwiegend deshalb einen Abstecher nach Seattle gemacht habe, weil ich im Sommer 2006 am See einen Artikel über ihn gelesen hatte und dass er die Public Library in Seattle konzipiert und gestaltet hat. Der Beitrag war so packend geschrieben, dass ich beschloss, mir das Teil aus nächster Nähe anzusehen. Ich muss aber gestehen, dass ich dann ein bißchen enttäuscht war. Auf den Bildern des Artikels sah die Gegend darum wesentlich weitläufiger aus und das Gebäude machte in Wirklichkeit etwas weniger her, als ich erwartet hatte. Der Blick vom obersten Geschoß ins offene Innere ist allerdings schon spektakulär! Und insgesamt war Seattle der totale Bringer! Das sprichwörtlich schlechte Wetter war um Längen besser als dann 250 Meilen weiter nördlich, in Vancouver.
Aber über schlechtes Wetter brauchst Du Dir wohl kaum Gedanken zu machen :)

Claudi hat gesagt…

Hi Wolfram,

hole in the wall, also, und das alles, kurz nachdem du der Aufdeckung als potentieller Drogenkurier knapp entkommen bist.

Ich war ja noch nie in Australien und lese gespannt mit.
Hoffe Du hast es wenigstens warm, denn hier ist es so um die -8 bis -10 grad.

LG
Claudi

Wolfram hat gesagt…

@ Wern: Für Rem Koolhaas hättest Du gar nicht so weit fahren müssen. Von ihm ist auch die niederländische Botschaft in Berlin. Mein Favorit unter seinen Gebäuden ist allerdings das CCTV Gebäude in Beijing, auch wenn ein Teil davon kurz vor der Fertigstellung abgebrannt ist.
@ Püllinator: Als ich zum ersten Mal nach Australien gereist bin, war das bei der Einreise auch schon so ein Theater. Offensichtlich habe ich für Australier eine Verbrechervisage, heute wie vor 20 Jahren.
Temperaturmäßig soll es morgen, mit 37°C erst so richtig heiß werden.