Mittwoch, 19. Januar 2011

Kirribilli



Woran liegt es eigentlich, dass man so gut wie nichts über den fünften Kontinent weiß?

Wer weiß, zum Beispiel, wie der derzeitige Premierminister heißt (Julia Gillard, eine Frau) oder wie viele Menschen diese Land bevölkern (21,8 Millionen, also weniger als in der Stadt Sao Paulo leben)? Wem ist denn bekannt, dass Australien immer noch einen britischen Generalgouverneur hat, der die Befugnis hat das Parlament aufzulösen, und dies auch schon einmal gegen den Willen des australischen Volkes gemacht hat? Wer hat denn schon mal davon gehört, dass die australische Bevölkerung darüber aufgerufen wurde zu entscheiden, ob ihr Land eine Republik werden soll und dies abgelehnt hat?

Kurz und gut, Australien ist der unbekannt Kontinent. Man weiß zwar, dass er da ist, dass es dort viel Platz gibt und jede Menge exotischer Lebewesen, aber dann ist das Wissen über eines der größten Länder der Erde bereits erschöpft. Aber warum ist das so?
Vielleicht liegt Australien einfach zu weit weg, vielleicht liegt es aber auch daran, dass es hier weder religiösen Fanatiker gibt, die den Rest der Welt mit ihrem Glauben erfreuen möchten, noch gibt es Regierungskrisen, es wird nicht versucht mit der künstlichen Verknappung von Rohstoffen Politik zu machen oder der Welt mit rabiaten Mittel ihren Lebensstil näher zu bringen.
Mit anderen Worten, Australier sind ein friedliches Volk am Ende der Welt, die, so glaube ich, ganz zufrieden damit sind, um sich selbst kein großes Aufhebens auf unserem Planeten zu veranstalten.

Mein Ausflug die Küste entlang ist vorbei. Ich wollte noch zwei Tage in der Stadt verbringen, die mich in ihren Bann gezogen hat, seit ich sie zum ersten Mal besucht habe, bevor ich dann zur letzten Etappe meiner Reise nach Tasmanien aufbreche.

Der Stadtteil mit dem lustigen Namen Kirribilli ist das zu Hause der Vornehmen und Reichen der Stadt und soll auch für die nächsten zwei Nächte meine Basis sein. Das Glenferrie wurde gerade zu Australiens schönstem Budget Hotel (Zimmerpreise unter 100 Dollar) gewählt. Die Adresse ist geradezu nobel, der Generalgouverneur des Landes und auch der Premierminister sind in den nächsten Tagen meine direkten Nachbarn, und auch das Haus selber lässt derart günstige Preise nicht vermuten.
Neben dem Gouverneurspalast stehen hier gepflegte Häuschen aus den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts in hübschen Gärten, und gepflegte Apartmentblocks. Die Straßen sind mit alten Bäumen gesäumt - hier lässt es sich leben.

Von fast überall kann man die Brücke, das Opernhaus und die Skyline der Innenstadt, mit ihren Bürotürmen sehen, denn hier befindet man sich genau auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens.

Mein Abendessen nehme ich in einem winzigen italienischen Lokal direkt am Fuße der Harbourbrigde ein, alfresco, wie man hier sagt, also im Freien. Es herrscht eine herrlich entspannte Atmosphäre. Obwohl hier jedes der kleinen Häuschen Millionen wert ist, wird nicht mit Statussymbolen geprotzt. Die Autos, die vor den Villen parken, sind Klein- und Mittelklassewagen, vornehmlich aus japanischer Produktion, die Menschen sind legere gekleidet und versuchen nicht zu beeindrucken.

Auf dem Rückweg ist es bereits dunkel und ich sehe den Lichterglanz der Stadt zum ersten Mal von dieser Seite des Hafens. Der Anblick ist so überwältigend schön, dass man sich kaum losreißen kann.

4 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Tolles Bild, tolle Beschreibung! Kann ich mir vorstellen, dass es sich in diesem Stadtteil schön leben bzw. vorübergehend wohnen lässt. Die Fakten, die Du über Australien nennst, wären mir auch nicht geläufig gewesen. (Ein Spielshow-Kandidat werde ich in diesem Leben nicht mehr ;)).

Bin schon gespannt, ob Du auf der ehemaligen Gefängnisinsel auch Zeuge von Geisterscheinungen wirst ;) Soll ja dort an allen Ecken und Enden spuken :) Bitte dann mit Bild (blaue, rote, lilablassblaue Aura bitteschön, die Lady im weißen Nachtgewand und wenn's geht wieder ein kleines Filmchen mit Geräuschen der gequälten, geisternden Gefangenen - o.k.? ;))

Dann auf in den End"spurt" :)

Wolfram hat gesagt…

Die Fakten habe ich mir natürlich auch angelesen, bzw. im Netz recherchiert. Das ist leider kein jederzeit abrufbares Allgemeinwissen.

Echt, da spukt's? Gruselig! Ich werde sehen, was ich machen kann!

renovatio hat gesagt…

Dann bin ich ja beruhigt, dass meine Ignoranz und mein Unwissen nicht ins Bodenlose gehen... :)

Zu Port Arthur, dem berüchtigten Gefängnis auf Tasmanien: http://en.wikipedia.org/wiki/Port_Arthur,_Tasmania

Die Spukerscheinungen werden kurz vor dem zweiten Abschnitt "from hellhole to haven..." erwähnt. Aber nur in der englischen Fassung, die deutsche Fassung verzichtet auf diesen Hinweis. Also bitteschön: Empty rocking chairs und Schreie Gefangener (was eigentlich schon deshalb Quatsch ist, weil in dem Gefängnis als Teil der Bestrafung absolute Ruhe zu herrschen hatte).

Wolfram hat gesagt…

Von Port Arthur hatte ich schon in meinem Führer gelesen und der Zollbeamte, der mich gefilzt hat, hat es mir auch ans Herz gelegt (bei ihm vielleicht eher berufliches Interesse).
Es soll an einem Tag dort regnen, der wäre dann perfekt dafür. Ansonsten habe ich, für die relativ kurze Zeit, volles Programm.