Dienstag, 11. Januar 2011

Wer hat Euch das denn beigebracht?

Immer wenn ich das Meer rieche bekomme ich Hunger, habe ich das schon Mal erzählt? Es ist wie ein Reflex. Sobald mir der Geruch von Algen und Salz in die Nase steigt denke ich mir: jetzt wäre ‘was zu essen recht.
Das führt dazu, dass ich hier permanent denke, ich könnte einen kleinen Snack vertragen. Gelegenheit gibt‘s dazu ja wahrlich genug. Es wimmelt nur so von kleinen Cafés, Restaurants, mit Spezialitäten aus aller Herren Länder, und Bäckereien.
Ich habe, seit ich in Australien angekommen bin, noch nicht einmal schlecht gegessen. Egal wo ich war und was ich bestellt habe, alles war hervorragend.
Liebe Australier, wer hat Euch das denn beigebracht? Bei allem Respekt, schließlich habt Ihr doch mal als Engländer angefangen, und dort betrachtet man „fish and chips“, also Backfisch mit Pommes, die in einer alten Zeitung serviert werden, als Höhepunkt kulinarischer Genüsse.
Und dann Euer Kaffee! Hier gibt es nirgendwo diese furchtbaren Kaffeevollautomaten, wie man sie aus der deutschen Gastronomie kennt, bei denen Milch und ein kaffeeartiges Getränk aus ein und der selben Düse sprotzt.
Hier wird jede Tasse mit Liebe zubereitet und beim Eingießen der Milch noch kleine Muster, wie Blätter oder Herzen, in die Crema gemalt.

Gestern habe ich den Nachmittag in Manly Beach verbracht. Eine wunderbare Fahrt mit der Fähre durch den Hafen, entlang der Stelle, wo er in den offenen Pazifik mündet und die Wellen schon ordentliche Höhen erreichen. Kurz vor der offenen See biegt das Schiff nochmal ab und hält in einer kleinen Bucht. Man ist in Manly.
Der Strand ist unter Surfern bekannt. Ich bin hergekommen um ihnen zuzuschauen. Wahre Meister ihres Sportes sind im Wasser und vollführen schier unglaubliche Manöver, die nicht selten in spektakulär aussehenden, unfreiwilligen Sprüngen von ihren Brettern enden.
Ich liebe es Ihnen dabei zuzusehen. Schon immer wollte ich das können, die Wellen bezwingen, in affenartiger Geschwindigkeit an ihnen herunterfahren und dabei Haken schlagen, wie Hasen auf der Flucht.
Hier gibt es sogar eine Surfschule. Auch die Novizen dieses Sports beobachte ich eine Weile. Würde ich näher am Meer leben, hätte ich mich sofort zu einem Kurs angemeldet.

Als es Abend wird suche ich nach einem Lokal zum Abendessen. Wie gesagt, Meergeruch mach mich hungrig, dagegen bin ich machtlos. Ich finde ein italienisches Restaurant direkt am Strand, das Blue Water Café. Eine kleine aber sehr exklusive Speisekarte, sehr casual, mit Bedienungen, die so aussehen, als ob sie selber den ganzen Tag auf einem Surfbrett verbracht haben und wahrscheinlich ist das auch so.
Ich speise einmal mehr vorzüglich.

Sydney Harbour

Auf dem Heimweg ist, als die Skyline von Syndey vor mir auftaucht, gerade die „blaue Stunde“, der Moment am Tag, an dem die untergehende Sonne alles in ein surreal blaues Licht taucht.
„Gück muss man haben“, denke ich bei mir als ich ein Foto mache und „jetzt wäre ‘was zu Essen recht“.

6 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Hahah - "Jetzt wäre was zu essen recht!" Mein Lieber - dieser Gedankengang ist bei mir zur tagesstrukturierenden Überlegung geworden :) Klingt ja echt köstlich, wie Du die ehemals britische und nun australische Küche beschreibst! Das mit den crema-Herzen find ich besonders nett (so a la Facebook: Nur die scheiß Herzen nicht vergessen, wie die liebe Ina sagt :)).

An Surfen - alledings Wind- oder Kytesurfen - hatte ich auch schon mal gedacht. Dafür wäre der Sommer richtig gewesen, in dem ich die ganze Boinx-Kohle für's Wasserskifahren ausgegeben habe. Tja - ob ich in diesem Leben angesichts der jetzigen Situation nochmal Surfer werde, darf zu Recht bezweifelt werden. Aber Zuschauen macht auch Spaß, allerdings! Wenn Du im Herbst mal in der Nähe bist, können wir uns ja die Kytesurfer in der Herschinger Bucht mal ansehen.

(Jetzt wäre was zu essen recht. "Hm, ich habe schon gegessen. Aber ich kann bestimmt nochmal" - genau - von unserem liebsten Dicken :))

crk hat gesagt…

Du brauchst doch nicht die See. Geh doch in den Englischen Garten und surf im Eisbach, wie die anderen Feschen!

Wolfram hat gesagt…

Windsurfen habe ich als Jugendlicher am Oberrieder Weiher gemacht. Mein Vater hat mir sogar ein eigenes Surfbrett geschenkt, das Problem damit ist nur, dass man dazu Wind braucht, und der schläft garantiert ein, wenn man alles aufgebaut hat und eigentlich fertig wäre. Beim Kitesurfen ist es nicht anders, dazu brauchst Du aber noch mehr Wind, fast schon Sturm.
Alles was Du zum Surfen brauchst ist ein Brett und, und daran hapert's bei mir, einen Strand mit geeigneten Wellen.

Mit dem Eisbachsurfen ist das so eine Sache. Die "Feschen" dulden da nicht jeden. Ist 'ne ziemlich eingeschworene Gemeinde. Im letzten Sommer gab's dazu sogar einen Kinofilm bei uns.
Klar ist halt nur eine Welle, wenn da hunderte kommen bilden sich Schlangen wie am Skilift.

renovatio hat gesagt…

Meine erste Berührung mit Windsurfen hatte ich mit 13 an der Ostsee - während der Nachsaison. Abgesehen davon, dass ich wohl den Surflehrer-Nazi erwischt habe, war der gesamte ufernahe Bereich komplett quallenverseucht. Einmal runterfallen bedeutete, bis zur Hüfte und darüber in Quallen zu stehen - bäh! Außerdem war ich mit 13 körperlich so weit, wie heutige Sechsjährige, sprich: Das Segel war zu groß und zu schwer. Hat den Surfnazi nicht die Bohne interessiert. Nein, vielmehr hat er sich einen Spaß draus gemacht, bei jedem Reinfallen meinerseits in Reviermarkier-Pose angeflitzt zu kommen, um mich dann erstmal fünf Minuten lang zu beschimpfen, bevor er sich dazu bequemt hat mir zu sagen, wie ich das gefühlt tonnenschwere Segel nun wieder aus dem Wasser bekomme.

Tja... ich glaube, diese Erlebnisse haben meine Lust auf's Erlernen dieses eigentlichen tollen Sports nachhaltig negativ beeinflusst... :) Na ja - man kann nicht alles haben, was soll's!

Wolfram hat gesagt…

Für alles gilt: es ist selten zu früh und niemals zu spät.
Nazilehrer hin, Alter her!

renovatio hat gesagt…

Auch wieder wahr.