Sonntag, 9. Januar 2011

Ein Tag am Meer

Eigentlich brauche ich nicht viel, um glücklich zu sein. Ein paar nette Menschen um mich, ein einfaches Essen aus frischen Zutaten dazu ein guter Kaffee, ein paar Euro in der Tasche und dann und wann ein bisschen Sonne. Wenn man sich dazu noch einen der bekanntesten Strände der Erde vorstellt hat man eine ziemlich gute Beschreibung meines heutigen Tages.

Bondi Beach

Bondi Beach wurde von „Lonely Planet“, dem Weltmarktführer in Sachen Individualreisen, an die erste Stelle der australischen Sehenswürdigkeiten gewählt. Aber was macht ihn so besonders?
Zunächst einmal gibt es nicht viele Großstädte, die direkt vor der Tür solch herrliche Strände haben. Rio de Janeiro, mit den Stränden von Copacabana und Ipanema, Honolulu, Miami, viel mehr fallen mir nicht ein.
Bondi, ein Stadtteil Sydneys, kann man sich vorstellen wie eine gut eingetragene Jeans oder sein Lieblingssweatshirt. Nicht besonders schick aber stylisch, vielleicht nicht mehr im besten Zustand, aber gerade deswegen so beliebt, nicht billig, macht aber trotzdem unheimlich Spaß.

Als ich vor etwa siebzehn Jahren zum letzten Mal dienstlich in Australien war, wurde ich und eine Kollegin hier in Sydney krank. Hals- und Gliederschmerzen, leicht erhöhte Temperatur - ein grippaler Infekt. Da der Rückflug nicht mehr weit war, beschlossen wir unseren Lufthansa Vertragsarzt aufzusuchen, um uns für den nahenden Heimflug fit machen zu lassen. Wir riefen in seiner Praxis an und erfuhren dass der Arzt ebenfalls erkrankt zu Hause geblieben war und das Bett hütete, er aber bei uns eine Ausnahme machen, und uns in seinem Haus für eine kurze Konsultation empfangen würde. Der Arzt wohnte in Bondi und so kam ich zum ersten Mal in das Viertel, das ich heute wiedersehen würde. Der Mann wohnte übrigen so spektakulär, wie man es sich nur vorstellen kann. Sein Haus lag in Nordbondi ganz oben auf einer Klippe, so nah an den Abgrund gebaut, dass man von seinem Wohnzimmer, in dem er uns empfing, nur das Meer sah, als ob man darüber schweben würde. Einen sensationelleren Ausblick aus einem Wohnhaus habe ich nie mehr gesehen.

Bondi Surfer

Als ich den Stand sehe fällt mir zunächst auf, dass er ziemlich leer ist, obwohl heute Sonntag ist. An jedem sonnigen Sommersonntag sind am Echinger See mehr Menschen als hier an diesem zwei Kilometer langen Traumstrand.

An der Südseite liegt das Klubhaus der Bondi Icebergs, ein Schwimmclub, der ein spektakuläres Meerwasserbecken betreibt, das auch für Besucher geöffnet ist. Der Pool ist in die Klippen hineingebaut und dann und wann schwappen größere Wellen in das Becken und sorgen so für Wasseraustausch. Den Namen habe sie sich übrigens gegeben, weil sie zu jeder Jahreszeit schwimmen und der Pool natürlich nicht beheizbar ist.
Würde ich hier wohnen, wäre ich sicherlich Mitglied in diesem Klub.

Iceberg Club

Im Februar des Jahres 1938 ereignete sich an diesem Strand folgende Szene, die in die Geschichte als „schwarzer Sonntag“ eingehen sollte: Drei große Wellen kamen kurz hintereinander an den Strand und verursachten einen Rücksog mit solcher Kraft, das über 300 Schwimmer, in das offene Meer hinausgezogen wurden. Auf Grund einer glücklichen Fügung, befanden sich genau zu der Zeit etwa 80 Rettungsschwimmer am Strand, die zu einem Wettkampf angetreten waren. Aus Spaß wurde für sie ernst und alle 80 stürzten sich wieder und wieder ins Meer um Schwimmer um Schwimmer zu bergen. Am Ende waren lediglich 3 Tote zu beklagen.

2 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Hat sich meine Wahrnehmung geändert oder hat sich Dein Schreibtalent tatsächlich noch gesteigert? Das ist ja echt spannend und die Bilder, die Du in treffende Worte gepackt hast, entstehen mit müheloser Leichtigkeit! Insbesondere den Ausblick aus dem Wohnzimmer Eures Vertragsarztes kann ich mir sofort vorstellen!

Was die Zutaten zum Glücklichsein betrifft, so glaube ich von mir mittlerweile, dass ich ähnlich genügsam bin - wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass selbst unsere vermeintliche Genügsamkeit auf dem Boden unvorstellbaren Luxus' - verglichen mit den restlichen zwei Dritteln der Welt - entstanden ist.

Also, sieht ganz so aus und hört sich so an, als ob auch Dein diesjähriger Winterurlaub ein Volltreffer ist! Bon voyage weiterhin!

Wolfram hat gesagt…

Ich glaube nicht, dass sich mein Stil großartig verändert hat. Vielleicht mixt man mir hier 'was ins Essen, das mich wie beflügelt schreiben lässt.
Ist schon wahr, ich haue das Geld hier mit einer kleinen Schaufel raus und behaupte dann, dass ich zum Glücklichsein nicht viel bräuchte. Ist wohl nicht ganz die Wahrheit.