Freitag, 14. Januar 2011

Ein lebendes Fossil

Als ich um die Biegung laufe, steht plötzlich ein Tier vor mir, dass ich noch nie vorher gesehen habe. Es wirkt irgendwie vertraut und doch ganz fremd.

Ähnlich unserem Igel ist es stachelbewährt, aber viel größer, vielleicht 40 cm lang, mit mächtigeren Stacheln, und hat einen ebenso stachligen Schwanz. Sein Gesicht ist spitz und mit seien stämmigen Beinen bewegt er sich erstaunlich zügig voran.
Kurz verharrt er und stellt sich tot als er mich sieht, wobei er sich mit seinen Beinen im Erdreich verkeilt, als er aber merkt dass keine Gefahr droht, geht er seinem Werk, der Suche nach Nahrung, weiter nach, bohrt seine spitze Schnauze in morsches Holz, wühlt darin herum, und verschwindet dann im Unterholz.
In seinen Bewegungen erinnert er mich an ein Tier aus längst vergangenen Zeiten.

Der Ameisenigel, so erfahre ich später bei meiner Recherche im Internet, ist tatsächlich ein Relikt aus der Vorzeit, aus der sogenannten Klasse der Ursäuger (Ordnung der Kloakentiere, sei der Vollständigkeit halber auch noch erwähnt).
Zusammen mit dem ebenfalls nur in Australien beheimateten Schnabeltier, bilden die Ameisenigel die einzig verbliebene Familie der eierlegenden Säugetiere. Lange wusste die Wissenschaft nicht, ob man es mit Reptilien oder Säugetieren zu tun hat. Man entschied sich für die Säuger, aber nur weil man sich für eines von beiden entscheiden musste.
Was sich also hier vor mir über den Waldboden bewegt ist nichts weniger als ein lebendes Fossil. Wäre Australien nicht so viele millionen Jahre isoliert gewesen, wären diese Arten längst verschwunden.

Ich versuche ein paar gute Fotos zu schießen, aber er bewegt sich zu schnell, also schalte ich meine Kamera auf Video um und mache ein kurzes Filmchen.



Man muss auf seinen Wanderungen nur kurz anhalten und lauschen und schon entdeckt man Interessantes.
Zuerst höre ich nur ein heiseres Lachen, also bleibe ich stehen und suche die Bäume ab. Ich muss nicht lange suchen um den Kookaburra zu sehen der direkt über mir in einem toten Baum sitzt. Ich denke an das alte Kinderlied, über den Kookaburra, der auf einem alten Gummibaum sitzt und vor sich hin lacht, das ich im Englischunterricht gelernt habe.

Kaum 5 Minuten später sitzen 3 große rote Papageien direkt am Weg auf einem Ast. Ein amerikanische Paar fotografiert sie gerade. Ich muss erst umständlich meine Kamera aus dem Rucksack holen und als ich endlich bereit bin, fliegen sie weg.
Zwei deutsche Touristinnen, die ebenfalls auf dem Prince Henry Trail unterwegs sind, und ebenfalls ein Foto machen wollten, beschweren sich nun lautstark auf deutsch, dass die beiden zuvor für ihr Bild viel zu lange gebraucht hätten. Ich kann sie noch lange schimpfen hören.

1 Kommentar:

renovatio hat gesagt…

Sieht tatsächlich einem Igel verblüffend ähnlich! Mich wundert nur die Fauna, in der er unterwegs ist: Normalerweise sind doch alle Lebewesen ihrem Habitat gut angepasst. Der hier sieht aus, als habe er sich verlaufen und gehöre eigentlich in weniger mühsames, farblich ganz anderes Gelände (Felsengrund, z.B., Wüste, sowas in der Art). Na ja, die Natur wird sich schon 'was dabei "gedacht" haben. Oder er ist tatsächlich im falschen Film gelandet, da eben lebendes Fossil wie Du sagst.

Also, die beiden deutschen Touristinnen versüßen sich ihren Urlaub mit Schimpfen? Echt jetzt? Ist das deutsch? Sind wir per Mentalität Meckerbärte? Das würde einiges erklären ;)

Anyway - keep the stories coming!
cheers,
wern (oder vurn, wie Nathalie immer schreibt, hihi)