Sonntag, 23. Januar 2011

Das Tal der Giganten

Der Südwesten Tasmaniens ist eines der unzugänglichsten Gebiete der Welt. Es gibt einen Fernwanderweg, den Port Davey Track, und eine Strasse, die ein kurzes Stück in den Nationalpark hineinführt, bis zum Lake Pedder. Der Rest sind 600.000 Hektar unberührte und unzugängliche Wildnis, die etwa ein Viertel der gesamten Insel ausmacht.
Auf dieser Straße habe ich mich heute aufgemacht ein Tal zu erkunden, dass man hier das Tal der Giganten nennt.
Gut eineinhalb Stunden fährt sie sich angenehm. Schon die Fahrt ist ein Erlebnis, denn die Straße passt sich Landschaft an, nichts wurde begradigt oder untertunnelt.

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Schließlich biegt man auf eine Geröllstraße ab, von der mein Reiseführer schreibt, sie wäre mit Zweiradantrieb machbar. Durchgeschüttelt und ziemlich eingestaubt kommt man nach 15 weiteren Kilometern an. Ein kleines Flüsschen, mit Namen Styx, hat sich in Jahrmillionen in das Gestein gefressen und dieses Tal geformt.
Der Boden des Tals ist feucht und nährreich und bietet die idealen Voraussetzungen für Wachstum und Artenreichtum. In diesem Tal findet man die größten Lebewesen der Südhalbkugel, den Eukalyptus regnans, oder Königseukalyptus. Es ist nicht nur die größte blühende Pflanze der Erde, sondern auch einer der größten Bäume, die man auf unserem Planeten finden kann. Größere Bäume findet man nur noch in den Redwoodwäldern Kaliforniens.
Bis zu 95 Metern Höhe und einen Umfang von 16 Metern erreichen die Baumriesen hier.

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Man kommt sich vor, wie ein Zwerg, der in einer anderen Welt, oder zumindest in einer anderen Zeit gelandet ist. Baumfarne, Stämme toter Bäume, Schlingpflanzen und von Zeit zu Zeit ein Baum von der Höhe eines Turms stehen hier dicht beieinander, alles über und über dick mit Moos bewachsen.

Ab und zu stehen Tafeln im Wald, die Erklärungen abgeben, warum gerade hier so große Bäume wachsen, über die Bedeutung von Buschbränden für diese Wälder und dass die Giganten im Laufe ihres 400-jährigen Lebens auch wieder schrumpfen.
Letzteres finde ich besonders interessant. Der Baum, vor dem ich stehe war in den 50er Jahren des letzen Jahrhunderts noch 98 Meter hoch, bei der letzten Messung im Jahr 2001 wurde seine Höhe nur noch mit 86 Meter bestimmt. Ein natürlicher Prozess des Alterns, wie ich erfahre, der die oberen Äste langsam austrocknen und absterben lässt. Stürme brechen das Todholz ab und der Baum schrumpft.

An den höchsten Bäumen hat man Bänke aufgestellt, deren Rückenlehnen besonders weit nach hinten geneigt sind. So kann man sich setzten und die ungeheure Größe dieses Naturwunders entspannt auf sich wirken lassen.

3 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Toll, dieses üppige Grün überall.

Wolfram hat gesagt…

Farben sind irgendwie Soulfood, oder?

renovatio hat gesagt…

Absolut! Das Auge - oder besser gesagt: unsere Sinne - wollen halt an allem beteiligt sein. Warum auch nicht? Dazu haben wir sie ja. :)