Mittwoch, 5. Januar 2011

Aborigines malen nicht aus Vergnügen

Skyline of Melbourne

Wagemutig katapultieren sich die Männer auf ihren kurzen Brettern in die Luft, oft 15, 20 Meter hoch und fliegen vielleicht 40 oder 50 Meter weit, bevor sie wieder elegant auf dem Wasser aufsetzten und in atemberaubender Geschwindigkeit weiterfahren. Dabei ist das gar nicht ungefährlich, denn solange sie in der Luft sind können sie nur bedingt manövrieren und es sind jede Menge Kitesurfer auf dem Wasser, die scheinbar wild durcheinander fahren.
Ich stehe auf dem Pier in St. Kilda, einem Stadtteil Melbournes, und beobachte die unglaublichen Manöver der Surfer. Einige von ihnen haben sich ihre Gesichter dick mit Sonnencreme eingeschmiert und sehen aus wie geschminkt.
Der Wind ist böig und sehr stark und man muss aufpassen, dass man nicht von dem geländerlosen Pier ins Meer geblasen wird.
St. Kilda ist eines der angesagtesten Viertel der Stadt, nicht zuletzt wegen der Lage am Meer und dem schönen Blick auf die Skyline Melbournes. Es gibt eine Uferpromenade, Sandstrände, einen Yachthafen und Straßencafés und Restaurants, die dem gehobenen Geschmack und Geldbeutel seiner Bewohner Rechnung tragen.
Die Straßen sind mit kleinen, typisch australischen Häusern, mit schmiedeeisernen Balkonen oder weit vorstehenden Dächern, gesäumt. Immer wieder stehen mittendrin Villen, die wie ein kleine Stadtschlösser aussehen.

Luna Park Entrance

Die größte Attraktion des Viertels ist seit Jahrzehnten der Luna Park, ein Vergnügungspark, wie aus einer anderen Zeit. Es gibt eine Achterbahn aus Holz, ein Karussel mit prächtigen Holzpferden die noch prächtigere Kutschen ziehen, Schiffsschaukeln und Geisterbahnen. Nur wenige neue Fahrgeschäfte haben in den letzten Jahren hier einen Platz gefunden.
Um in den Park zu gelangen muss man durch den weit aufgerissenen Mund eines weiß geschminkten Clowns schreiten. Er trägt eine bunte Strahlenkrone, die Nachts mit hunderten von Glühbirnen beleuchtet, wohl noch spektakulärer aussieht.

Mein Vormittagsprogramm führte mich in die National Gallery of Victoria, die hauptsächlich Werke australischer Künstler aus allen Epochen ausstellt.
Das Erdgeschoß ist der Kunst der Aborigines vorbehalten. Die Aborigines, so wird einer der Künstler zitiert, malen nicht aus Vergnügen, sondern aus Tradition. Ihre Kunst ist politisch und soll demonstrieren das ihnen das Land und sie dem Land gehören.
Zu sehen sind hauptsächlich Skulpturen und Bilder, die auf die traditionelle Art mit Holzstempeln auf Baumrinde gemalt sind, die beim Abrollen auf dem Untergrund die typischen Punktemuster hinterlassen.
Die Bilder sind voll von mystischer Symbolik und nur schwer zu verstehen, wenn man die Kultur der Ureinwohner des Kontinents nicht kennt.

National Gallery of Victoria

Interessant ist aber nicht nur die Kunst, die hier ausgestellt wird, sondern auch die Galerie selber. Ein ultramoderner Bau, der sowohl außen als auch innen keine konventionellen Formen aufweist. Fenster sind weder Rechteckig noch zueinander parallel, eine wirre Glas-Stahl-Konstruktion bildet die Außenhaut und auch im inneren lassen sich keine rechten Winkel finden.

4 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Rechte Winkel haben ohnehin 'was Linkisches, wenn Du mich fragst ;) (Der war in Herrn Helmes' Kalauerbeutel noch übrig...)
Ach? Bei den Aborigenes ist das jetzt schick, was? Ich mal doch auch nicht aus Vergnügen!! :)
Also ohne Flachs, jetzt mal: Deine Schilderung des Vergnügungsparks und der darin befindlichen Fahrgeschäfte hat mich sofort in den Bann gezogen! Da wäre ich gern mitgefahren! Bzw. - in Gedanken bin ich das ja in gewisser Weise, so lebendig hast Du das geschildert. Holz-Achterbahnen? Glaube, auf so einer bin ich mein Leben lang noch nicht gefahren... Ach - es gibt ja noch sooo viel zu entdecken! Vielen Dank für's virtuelle Mitreisen-Dürfen!

cheers, mate!
w.

himmatomm hat gesagt…

Hallo, Wolfram, das Foto der Nationalgalerie mußte ich erst drehen und wenden. Und dann: nichts für Klaustrophobiker!- Und am Pier hat man Dich ja förmlich abheben sehen, ob mit oder ohne Kite. Wärst Du auch am liebsten, oder? - Ist ja schon unglaublich, wie Du auf der anderen Erdseite und trotzdem so nah sein kannst! Wir wünschen noch viele erlebnsireiche Tage mit Potential für lebhafte Berichte für Daheimgebliebene! Herzlich, fuddl und peter

himmatomm hat gesagt…

Hallo, Wolfram, 3. Versuch! Deine lebendigen Schilderungen haben uns im Schnee Daheimgebliebene wieder mal begeistert! Am liebsten wärst Du mit den Surfern in die Luft gegangen, stimmts? Die Galerie scheint ja nichts für Klaustrophobiker. Man staunt schon über den Mut, sowas zu entwerfen und auch bauen zu lassen.- Im übrigen sind wir schon gespannt auf die echten Begegnungen mit Aborigines!-Es scheint schon wie ein Wunder, daß Du auf der anderen Erdseite und doch gleichzeitig so nah sein kannst. Weiter gute Reise! Fuddl und Peter

Wolfram hat gesagt…

Hi Fuddl, schön Euch auch unter meinen Lesern zu wissen. Dass Dein Kommentar nicht sofort erscheint ist gewollt. Ich hatte in den letzen Monaten soviele "Kommentare" mit Werbebotschaften, dass ich mich dazu entschlossen habe, jeden Kommentar erst nach Einsicht freizugeben. Du hast also alles richtig gemacht.