Freitag, 9. Januar 2009

Stadt der 300 Tempel

Meditating Buddha

Die Fahrt herauf war beschwerlich, nicht etwa weil ich selber hätte fahren müssen, denn das hat unser Fahrer für uns heute erledigt. Wir mussten uns erst mit einem der hier gängigen Taxis, ein überdachter, aber hinten offener Pickup, auf dessen Ladefläche die Fahrgäste auf schmalen Seitenbänken Platz nehmen, durch die abgasgeschwängerte Luft des stehenden Verkehrs Chiang Mais quälen. Aber dazu später mehr.

Man stelle sich eine Stadt mit 170.000 Einwohnern vor, in der es überhaupt keinen öffentlichen Nahverkehr gibt.
Früher gab es mal einige Buslinien, aber die wurden alle auf Drängen der örtlichen Taxiunternehmer eingestellt. Deren Geschäft läuft jetzt besser, aber der Verkehr in der Stadt dafür gar nicht mehr.

Chiang Mai, im goldenen Dreieck, der Grenze zwischen Burma, Laos und Thailand gelegen, muss man, da sind sich alle Thailänder einig, gesehen haben. In jedem Häuserblock gibt es mindestens einen Tempel, insgesamt sind es 300, und die Stadt breitet sich in der Fläche aus, denn Hochhäuser sind nicht erlaubt. Der kulturelle Reichtum ist wirklich überwältigend. Die Stadt hatte in ihrer Geschichte viele Herren und das hat sich im Baustil der verschiedenen Epochen niedergeschlagen. Man findet Sakralbauten im Stil der Khmer, Lanna und der Mon und mit ein bisschen Übung sind die unterschiedlichen Stile auch für Laien auseinanderzuhalten. Die Stupas, kleinere oder auch größere Türme, die Reliquien oder auch nur sterbliche Überreste einstmals wichtiger Persönlichkeiten enthalten, sind mal rund mal eckig und die Dachkonstruktionen unterscheiden sich genauso wie die dekorativen Elemente.
Die quadratische Altstadt, die heute den Kern Chiang Mais bildet, ist mit weiten Wassergräben und den Resten einer ehemals stattlichen Stadtmauer umgeben. Die Stadtgründung wird auf das Jahr 1296 datiert und mit dem Bau des ältesten noch erhaltenen Tempels, dem Wat Phra Singh wurde 1345 begonnen. Diesen habe ich mich aufgemacht heute als ersten zu besuchen. Er liegt etwas abseits der Stadt auf einem der Berge, die Chiang Mai umgeben.

Inside a Temple

Es glänzt golden, so hell, dass man kaum seine Augen daran gewöhnen kann. Die Fassaden des Tempels sind zum Teil mit kleinen Mosaiksteinchen aus Spiegeln verziehrt, die das grelle Tageslicht noch zusätzlich tausendfach reflektieren.
Wie in allen Tempeln Thailands, muss man auch hier vor Betreten die Schuhe ausziehen. Für die heißeren Tage sind Gummimatten auf dem Boden ausgelegt, denn auf dem Marmorboden kann man sich sonst barfuß schnell die Füße verbrennen. Eingeteilt ist der Tempel in einem Außen- und einen Innenbereich und in diesem befindet sich das Heiligtum des Tempels, die goldene Stupa, die, da sie zur Zeit renoviert wird, mit einem ebenso goldenen Gerüst umgeben ist.
Der Andrang an Thailändern und Ausländern ist groß, die ersten kommen aus religiöser Verehrung und die Letzteren um zu staunen und Fotos zu machen. Thais sind in fast jeder Hinsicht sehr tollerante Menschen und es stört sich nicht, wenn Touristen Fotos machen und umherlaufen, während sie ihr Gebet verrichten. Ich habe sogar orangegewandete Mönche gesehen, die, nachdem sie betend die Stupa umrundet hatten, ihren Fotoapparat zückten und Erinnerungsbilder schossen. Natürlich hat auch die größte Tolleranz ihre Grenzen und die sind dann erreicht, wenn man sich nicht an die Bekleidungsvorschriften hät.

Monk

Alleine an dem kulturellen Reichtum der Stadt ist jedoch der enorme Besucherandrang hier nicht zu erklären. Chiang Mai ist so etwas wie das Outdoor-Paradies Thailands. Es werden die verschiedensten Exkursionen angeboten, von Wildwasserrafting, über Canopy (an einem Seil hängend über tiefe Schluchten gleiten), Offroadfahrten durch den Urwald mit Jeep oder Motorrädern, einen zweitägigen Kurs über das Führen von Arbeitselefanten oder, für diejenigen, die es lieber etwas ruhiger wollen, Kochkurse für Thailändische Küche, Yogakurse oder der Besuch von Dörfern der indigenen Bergvölker.

3 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Du bist also schon weitergezogen... Ich glaube, ich muss auch zusehen, dass ich mehr zum Reisen komme, wenn ich das hier so lese und die Bilder sehe. Aber was ich nicht schon alles wollte... und geklappt hat leider noch fast nix.

Wolfram hat gesagt…

Wichtig ist doch, dass man will. Klar klappt nicht alles, aber probieren muss man's doch wenigstens.
Wie ich mal in Salvador an einer Hafenmauer gelesen habe: Man kann nicht mit allen Frauen auf der Welt schlafen, aber man muss es wenigstens probieren! :)

renovatio hat gesagt…

Das mit allen Frauen dieser Welt werde ich tunlichst lassen - kommt eh nur Scheiße raus dabei, Kinder womöglich noch...
Gibt nicht mehr viel, was ich will. Eigentlich nur eins: Ne ruhige Ecke, in die ich mich zurückziehen und auf das Alter und den Tod warten kann - in Würde, wenn's geht.