Montag, 5. Januar 2009

Same same, but different!

Sunrise over Bangkok
Nehmen wir einmal an es ist Sonntag und sie möchten einkaufen gehen. Sagen wir 'mal sie brauchen einen Kampfhahn, für die in Thailand überaus beliebten Hahnenkämpfe, oder sie möchten neues Plastikobst anschaffen, oder es gelüstet sie nach neuen Antiquitäten, Kunstwerken, Schmuck, Glücksbringern oder (fast echter) Designerkleidung. Für all das gibt es am Wochenende nur eine Adresse in Bangkok: den Chatuchak Weekend Market!
Der größte Markt Asiens und einer der größten Märkte der Welt liegt im Stadtteil Chatuchak, der ihm seinen Namen gab, und beherbergt Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, Möbel, Dekorationsartikel, Tiere, Kleidung, Kunst und Krempel. Er ist so groß, dass man sich ohne Plan schnell in den engen Gängen verläuft und die Orientierung verliert. Um es den Besuchern ein wenig zu erleichtern, gibt es drei große Alleen, die den Markt in seiner Länge durchtrennen, so dass man, wenn man eine dieser Alleen erreicht, immer ungefähr weiss, wo man sich gerade befindet.

Mein Reiseführer empfiehlt möglichst früh aufzubrechen, um dem nachmittäglichen Trubel und Gedränge zu entkommen. Kein Problem für mich, denn nach meinem Schlafmarathon kann ich problemlos früh aufstehen, frühstücken und so zeitig losfahren, dass ich um 8:30 Uhr dort bin.
Obwohl für seine Warenvielfalt bekannt, ist die Spezialität des Marktes Kleidung. Es gibt kein in Amerika und Europa angesagtes Label, dass es hier nicht für einen Bruchteil dessen, was man in seinem Ursprungsland dafür hinlegen müsste, zu kaufen gäbe. Oft sind die Waren von erbärmlicher Qualität, manchmal jedoch auch so gut, dass man sie vom Original kaum oder gar nicht unterscheiden kann. Ich habe einmal eine Reportage im Fernsehen gesehen, in der die Hersteller von Luxusprodukten einen Scout auf die Märkte der Welt schicken um zu sehen, welche ihrer Produkte, in welcher Qualität, im Moment kopiert werden. In einigen Fällen musste der Produktpiratenscout einige der Produkte, die er beurteilen sollte, kaufen um sie später einer genaueren Betrachtung zu unterziehen, da auf den ersten Augenschein kein Unterschied festzustellen war.

Ich habe keine Kaufabsichten und komme einfach nur um die Stimmung hier zu genießen. Es ist noch kühl so früh am Morgen und manche der Händler fangen gerade erst an ihre "Läden" zu eröffnen. Ich habe hier früher schon einiges gekauft, da unser Crewhotel, das Sofitel Central Plaza, in unmittelbarer Nähe liegt und man hier mehr Auswahl hat als in jedem Kaufhaus. Das Besteck, das ich zu Hause jeden Tag benutze kommt ebenso vom Chatuchak Markt, wie meine Tischsets und diverser anderer Kleinkram. Besonders gefällt mir die Abteilung für Porzellan, für Möbel und Anitquitäten und der nördlichste Teil des Marktes, in dem sich die Gallerien befinden.
Buddha Statues
Bei den Anitquitäten findet sich viel Krempel und deutlich mehr Fälschungen als Echtes. Hier einzukaufen kann man nur eingefleischten Kennern der Szene raten und wie bei allen anderen Dingen, die man hier erstehen kann, gilt: Feilschen nicht vergessen.
Der Preis, der zunächst vom Händler genannt wird ist gnadenlos überhöht, bei Einheimischen ungefähr um das dreifache des eigentlichen Wertes, bei Ausländern, je nach Auftreten, noch deutlich höher. Um den Händler auf einen angemessenen Preis herunterzuhandeln muss man sein Einstiegsgebot bei ca. einem Zehntel des genannten Preises ansetzten.
Sollte man etwas Bestimmtes suchen, zum Beispiel Ersatzt für einen zerbrochenen Teller, den man hier vor Jahren gekauft hat und der Händler hat das gesuchte Stück nicht mehr, so wird er auf jeden Fall versuchen einem ein, mehr oder weniger, ähnliches Stück anzubieten und darauf bestehen, dass es sich 100%-ig um den gleichen Artikel handelt. Da sein Englisch nicht das beste ist, tut er dies mit den Worten "same same" (Thai-Englisch für "das ist genau das gleiche"). Sollte Wiederspruch vom Käufer kommen, erwiedert der Verkäufer, diesmal etwas energischer "No, SAME SAME"! Sollte der Käufer auch nach einiger Zeit noch nicht überzeugt sein, räumt der Verkäufer schließlich ein "same same, but different", was soviel heißt wie "ist nicht genau das gleiche, aber sehr ähnlich".

Ich lasse mich treiben und gelange so schließlich in den Bezirk, in dem sich die Gallerien befinden. Durchaus namhafte Künstler verkaufen hier ihre Werke, entweder über Galleristen oder sie haben selbst, zusammen mit befreundeten Künstlern, eine Gallerie angemietet um ihre Werke einem zahlungskräfigen Publikum anzubieten. Als ich von Gallerie zu Gallerie gehe erkenne ich von weitem ein bekanntes Gesicht und als ich näher komme, erkenne ich, dass ich mich nicht getäuscht habe. Vor einer der Gallerien sitzt Peter Diessner, ein Purserkollege aus München, der vor über 10 Jahren in Rente gegangen ist, offensichtlich der Eigentümer einer der Gallerien, denn er ist gerade in einem Verkaufsgespräch. Ich störe ihn erstmal nicht, gehe weiter und nehme mir vor später noch einmal vorbeizugehen um Hallo zu sagen. Als ich nach etwa einer Stunde wieder zurückkomme ist er jedoch nicht mehr da und ich ärgere mich, ihn vorher nicht angesprochen zu haben.

2 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Mal wieder sehr kurzweilig und interessant zu lesen, Deine "Übersetzungshilfe" :D Bin gespannt, ob Du Peter später nochmal getroffen hast.

Wolfram hat gesagt…

Ich ärgere mich wirklich, dass ich ihn nicht gleich angesprochen habe. Es besteht kein Zweifel, dass er es war. Er hatte sogar eine Lufthansa Tasche vor sich zu liegen, in der seine Unterlagen waren.
Wäre nämlich interessant zu hören, ob er mit seinem Wochenendjob Geld verdient, oder ob er sich nur ein bisschen Beschäftigung gesucht hat.