Samstag, 24. Januar 2009

Not rich, but happy!

Clear Waters

Vor sieben Jahren kam Ben als Austauschstudent nach Thailand und ist einfach nicht mehr zurückgekehrt. Einmal, so erzählt er mir, hat er es versucht und ist bis zu den Fidji Inseln gekommen, dann ist er wieder umgekehrt. Thailand ist für ihn sein zu Hause geworden, wenn er auch den Sommer in Japan verbringt und dort mit Touristen Wildwasserrafting-Touren fährt. "There you make the big dollars", aber leben möchte er nur noch hier, "not rich, but happy". Dabei kommt er eigentlich aus dem ebenfalls von der Sonne verwöhnten Kalifornien, aber zugegeben, einen Job wie diesen wird er dort lange suchen müssen. Ben ist Guide für Tauch- und Schnorcheltouren auf die Similan Islands, eine Inselgruppe, die 63 Kilometer vor der thailändischen Küste, in der Andamanen See liegt. Die insgesamt neun Inseln zählen zu den besten Tauchrevieren der Welt und sind zweifellos das beste Thailands.

Als Tagestour ist die Inselgruppe nur mit einem Speedboot zu erreichen, einem Ungetüm, mit drei Motoren, äußerst leicht gebaut und für die Passagiere ohne jeglichen Komfort. Mehrmals heißt uns der Kapitän die Plätze zu tauschen, damit sein Boot ausbalanciert ist. Dann erst gibt er richtig Gas, das Boot hebt sich aus dem Wasser und zerschneidet den kristallklaren Ozean. Nach jeder kleinen Welle, über die das Boot fährt, schlägt es auf die Wasseroberfläche zurück und gibt die Energie direkt an seine Insassen weiter, die auf kleinen Bänken an der Seite sitzten. So legen wir die 63 Kilometer in etwas mehr als einer Stunde zurück. Ben erzählt uns, dass dies das neueste und schnellste Speedboot in Thailands Gewässern ist. Ich wusste nicht, dass man sich auf dem offenen Meer so schnell vortbewegen kann.
Als wir nach der Stunde Fahrzeit langsamer werden tauchen die Similan Inseln vor uns auf. Ich traue meinen Augen kaum: das Meer ist so klar, dass man kaum seine Oberfläche erkennen kann, bereits vor der Insel liegende Boote sehen aus als schwebten sie mitten im Nichts. Der Strand ist von einer so weißen Färbung, dass es in den Augen schmerzt und am Ufer liegen Felsbrocken übereinandergetürmt, die rund wie Kieselsteine geschliffen sind. Der Anblick kommt mir vor wie eine Fatamorgana. Sollte es je den Garten Eden gegeben haben, dann bin ich mir sicher, genau so hat er ausgesehen.

Similan Islands, Thailand

Taucherbrille, Schnorchel und Floßen wurden vom Veranstallter gestellt und bereits am Festland an uns verteilt. Schnell wird noch der Sonnenschutz erneuert, denn die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, und endlich können wir ins Wasser springen.

Bei einem Briefing vor der Abfahrt wurde uns genau erklärt was beim Besuch des Riffs verboten ist. Der Veranstallter arbeitet eng mit Greenfins zusammen, einer Umweltschutzorganisation, die sich dem Erhalt der Korallenriffe in der Andamanensee widmet. Schon die kleinste Berührung einer Koralle mit dem Finger kann dazu führen dass sie durch den Fettfilm auf der Haut ausbleicht und abstirbt. Natürlich ist es verboten, Korallen abzubrechen oder irgendetwas von den Inseln mitzunehmen. Man soll die Meeresschildkröten nicht berühren, obwohl es sehr einfach ist, da diese sehr langsam schwimmen. Ein ganzer Katalog von Do's und Dont's wird uns erklärt. Als Ben mit seiner etwa 10 minütigen Einstimmung zum Ende kommt und sich erkundigt, ob noch jemand Fragen hat, meldet sich eine junge Frau aus einer Gruppe und fragt: "Dü yü spiek french?"
Ich muß mich umdrehen um ihr nicht zu zeigen wie mich diese Frage belustigt. Selbst das japanische Ehepaar hat versucht den Ausführungen des Führers zu folgen, einzig an unseren westlichen Nachbarn ist wieder einmal alles vorbeigegangen.

Hundertfach bunte Fische in allen Formen, die sich die Natur ausdenken konnte und in allen Farben des Regenbogenspektrums reich koloriert, sind um mich herum, als ich in das Wasser hinabgleite. Hier scheinen andere Regeln zu herrschen: schwerelos schwimmen sie vor, neben und hinter mir, mit nur einem leichten Schwanzflossenschlag schießen sie an mir vorbei. Während an Land jedes Lebewesen versucht sich zu tarnen um ja nicht aufzufallen, versucht hier jeder den anderen an Auffälligkeit und Buntheit zu übertrumpfen. Der Formenreichtum steht dem Farbenreichtum in nichts nach. Ein Fisch ist schlank und spitz wie ein Pfeil, ein anderer rundlich und vielfarbig gestreift, wieder ein anderer mit flachem, tellerartigen Körper, einer trägt einen langen Fortsatz über den Augen, wie ein kleines Horn... es sind zu viele um alle beschreiben zu wollen.
Erst jetzt nehme ich das eigenartige Geräusch wahr, dass mich umgibt. Ein Summen, als wenn man unter einer Hochspannungsleitung steht. Es ist das Knabbern der vielen hundert Doktorfische an den Korallen, die diesen Klang verursachen.

4 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Wow! Das sieht ja nun schon mehr nach dem aus, was Du gesucht hast! Allein schon die Beschreibung macht mir klar, dass dies mindestens ein kleines Relikt des Garten Edens sein muss! "Not rich, but happy!" Eben! Was soll denn daran bitte auch verkehrt sein?
Na, freut mich, dass Dir nach einer mehrstündigen Fahrt im Eisschrank, mit unwirschem Personal, einer unfreiwillig unterbrochenen Nacht und chaotischen Taxi-Unternehmern/-fahrern nun doch noch "Happy happy" zuteil wurde :D

Ich werde morgen mitten in der Nacht nach Frankfurt aufbrechen, am Vormittag in den Flieger umsteigen und ca. 12 Stunden später in Dallas aussteigen, dann nochmal in den Flieger nach Houston umsteigen und dann hoffentlich mal wieder eine ruhige, durchschlafene Nacht haben (die ich ja nicht mal hier "zu Hause" - schon lange nicht mehr... - habe).

Aber ich freu' mich. Hab' noch schöne Tage!
cu,
wern

Wolfram hat gesagt…

"Not rich, but happy", daran ist gar nichts verkehrt, und das weiß man spätestens dann, wenn man Ben und seine, übrigens aus Korea stammende Freundin, bei der Arbeit erlebt.
Andere sind reich und kommen durch ihr Geld in den Genuß dieser Natur, sie verdienen sich damit ihren, wenn auch bescheidenen, Lebensunterhalt. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen: Egal ob reich oder nicht, hauptsache glücklich!

Ja, genau das war es, was ich gesucht habe. Wen kümmert's noch, dass dorthin zu kommen mit Schwierigkeiten verbunden war? War bei dem Anblick alles vergessen!

Anonym hat gesagt…

wow, looks like a touch of paradise! hoffentlich bleibt das noch lange so, es hoert sich alles so fantastisch an. bin auf mehr gespannt.

Wolfram hat gesagt…

Man möchte es nicht glauben, aber die Vorschriften zur Einhaltung des Umweltschutzes werden hier streng überwacht. Während unserer Anwesenheit in der Bucht, kam ein Patrouillenboot der Umweltschutzbehörde vorbei um nach dem Rechten zu sehen. Unsere Guides haben uns dazu aufgefordert allen Müll, den wir finden sollten mitzunehmen und an Bord wegzuwerfen. Außerdem sind die Inseln nur 6 Monate im Jahr für Besucher geöffnet und es gibt ein tägliches Kontingent, dass nicht überschritten wird. Insofern glaube ich, dass uns dieses Stück Paradies noch ein Weilchen erhalten bleibt.

Viel mehr davon werde ich nicht mehr bieten können. Morgen besuche ich noch drei weitere Inseln und am 27. fliege ich nach BKK und am 30. über SIN nach Hause. Schade eingentlich!