Mittwoch, 7. Januar 2009

Kathoeys, Koprolithen und der König

Traffic Jam
Als ich zum ersten Mal in Bangkok war, war das, was mir am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben war, der mörderische Verkehr, der zu fast allen Tageszeiten und auf allen Straßen zu einem permanenten und allumfassenden Stau geführt hat.
Gab man einem Taxifahrer ein Ziel an, von dem er wusste, das man 3/4 der Fahrzeit im Stau stehend verbringen würde, so verzichtete er auf die Fahrt und den Verdienst und lehnte ab. Da das Taxi jedoch das einzig zur Verfügung stehende Verkehrsmittel war, musste man oft Taxifahrer um Taxifahrer anhalten und solange fragen, bis sich endlich einer bereit erklärte einen, gegen einen entsprechenden Aufpreis, zu transportieren.
Staus gibt es immer noch und es herrscht auch nicht gerade wenig Verkehr auf Bangkoks Straßen, nachdem man jedoch den öffenltichen Nahverkehr, zumindest zum Teil, auf die Schiene verlegt hat, ist die Situation mit der von früher gar nicht mehr zu vergleichen.
Über eine U-Bahn Linie und den sogenannten Himmelszug verfügt die Hauptstadt nun. Er fährt zwar nicht im Himmel, aber dafür auf Stelzen über der Stadt, was dem Fahrgast einen hübschen Blick über die Stadt verschafft, den man von der Straße aus nie hätte.

Viel Erstaunliches habe ich in den letzten Tagen hier gesehen und erlebt, was bislang noch keinen Eingang in meine Berichte gefunden hat. Das soll hier nachgeholt werden:

Als ich vor einigen Tagen im Kino war, wurde zwischen Werbung und Hauptfilm, eine Einspielung gezeigt, die man als eine Lobeshymne auf den König bezeichnen könnte. Zu feierlicher Musik, die übrigens von König Bhumipol höchstpersönlich komponiert wurde, zeigte man Errungenschaften des modernen Thailand, wobei stehts darauf geachtet wurde, dass ein Porträt des Monarchen im Hintergrund gütig auf seine Untertanen herabblickt.
Als die Einspielung begann, standen alle Anwesenden, um dem König ihren Respekt zu erweisen, auf und verneigten sich am Ende in Richtung der Leinwand. Dererlei Respektsbekundungen sind jedoch keine lästige Pflicht, sondern für jeden Thai Ehrensache. Der König gilt als Vater der Nation und wird auch wie ein solcher verehrt. Majestätsbeleidigung ist strafbar, für Thais und für Ausländer gleichermassen, und es gab Fälle in denen Ausländer wegen Majestätsbeleidigungen rechtskräftig zu 10 Jahren Haft verurteilt, vom König selbst jedoch begnadigt wurden.

In Thailand gehören sie zum Straßenbild und niemand nimmt an ihnen Anstoß. Sie werden das dritte Geschlecht, oder Kathoeys, genannt. Transsexuelle, die zum Teil in ganz normalen Berufen arbeiten, besonders oft jedoch im Rotlichtmilieu zu finden sind. Ich habe Kathoeys als Kassiererinnen, als Friseusen und Verkäuferinnen arbeiten sehen. Durch geschlechtsangleichende Operationen und die Einnahme weiblicher Hormone ist ihnen die Metamorphose zur Frau fast perfekt gelungen und daher fallen sie auf den ersten Blick gar nicht auf, wenn man jedoch darauf achtet, sieht man erst, wie verhältnismässig zahlreich sie in Thailand sind.

Beim Schlendern durch die Gassen in der Nähe meines Hotels entdeckte ich durch Zufall einen Laden, der Fossilien verkauft. In der Auslage im Schaufenster lagen Versteinerungen, bei denen, wenn man dem Schild daran glauben darf, es sich um "petrified dino droppings", also versteinerten Dinosaurierkot handelt. Ich habe selber, während meiner Ausbildung am Frankfurter Senckenberg Museum, an Ausgrabungen in der Grube Messel teilgenommen und sogenannte Koprolithen, wie versteinerter Kot in der Sprache der Paläontologen genannt wird, gehörten zu den häufigsten Fundstücken. Jedoch handelte es sich bei denen, die wir gefunden haben nicht um so große Haufen, wie die, die hier im Schaufenster liegen.
Der Besitzer des Ladens hat sich sogar die Mühe gemacht, die verschiedenen Versteinerungen ehemaligen Vegetarier oder Fleischfresser zuzuordnen.

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4 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Ja klasse! Jetzt habe ich wieder viel Interessantes über Bangkok, die Thais, die dortige Infrastruktur erfahren - und so ganz nebenbei ein neues Schimpfwort gelernt: Wenn ich in Zukunft also jemand als "riesen Scheißhaufen" beschimpfen muss, nenne ich ihn einen "Koprolithen". Bei den meisten Zeitgenossen sollte mir das genug Zeit lassen, um meine Flucht ganz gemütlich von Taxi zu Taxi zu pendelnd anzutreten... ;-)

Wolfram hat gesagt…

Es sei denn der Beschimpfte ist zufällig Paläontologe, dann heißt es reiss aus nehmen!

Anonym hat gesagt…

Hallo, Wolfram, da haben wir ja wieder richtig dazugelernt. Du hast Deine Erlebnisse aber auch so lebhaft geschildert! Und: hast Du den Elefantenführerschein gemacht?? Hat einer der Glücksbringer in dem "Super"markt Dein Herz gewonnen?Und hast Du alte oder neue Bekannte angetroffen? Wir wünschen Dir (und uns) noch v iele Erlebnisse und happenings, Fuddl und Peter

Wolfram hat gesagt…

Hallo Fuddl und Peter, schön, dass ich Euch auch diesmal wieder unter meinen Lesern weiß. Neue Bekannte habe ich gemacht und auch alte getroffen. Das ist ja das Salz in der Suppe jeder Reise.
Freut mich, dass Euch bis jetzt gefallen hat, was ihr gelesen habt. Ich werde mich bemühen, dass es auch weiter so bleibt.