Dienstag, 20. Januar 2009

The Beach

Ich kann kaum glauben was ich hier sehe! In dem Warteraum für meinen Flug findet man so ziemlich alle Abscheulichkeiten, die die menschliche Rasse hervorgebracht hat. Übergewichtige Briten mit vom Alkohol geröteten Gesichtern, die sich lauhals in Cogney über die Sitzbänke hinweg unterhalten, gemischtrassige Paare, bei denen der Altersunterschied gut 50 Jahre beträgt, ein ganzkörpertätowierter, anabolikageschwängerter Mann, mit Nackenspoiler-Frisur, Eulensonnenbrille, Diamantohrringen und brutalem Gesicht, der mich irgendwie an einen menschlichen Kampfhund erinnert, Skandinavier, die sich nicht einmal die Mühe gemacht haben Schuhe anzuziehen oder es im Suff einfach vergessen haben. Sie alle haben eines gemeinsam: sie wollen Urlaub auf Phuket machen, Thailands größter Insel.

Eigenlich wollte ich nach Koh Chang, der Elefanteninsel, an der Grenze Kambodschas, um die Reise mit etwas Strandurlaub abzuschließen, aber von einer Freundin aus Bangkok wurde mir zu Phuket geraten. Das Wasser sei hier klarer und es gäbe unzählige kleine vorgelagerte Inseln, jede für sich ein Paradies und gut als Tagesausflug zu erreichen.
Eine leichte Vorahnung was mich auf Phuket erwartet, bekomme ich, als ich auf meinen Flug warte.

Beim Anflug kann ich sie dann sehen, die Inseln, von der mir Cherry erzählt hat. Alle dicht bewaldet und so zalhreich, als hätte jemand eine Hand voll smaragdgrüner Steine ins seichte Meerwasser geworfen. Manche von ihnen haben nur einen schmalen Strand, der nur mit Booten erreicht werden kann.

Als ich den Flughafen verlasse fragt mich einer der vielen Schlepper "where are you going, taxi?" (übrigens der meist gesagte Satz in Thailand, gleichauf mit "hello massage!"). Ich antworte dass ich ein Taxi mit Taxameter suche und frage ob er ein solches hat? "And then, where are you going?" "I'm going from here to a taxi with meter", antworte ich genervt. Er bietet mir ein Sammeltaxi an, das gleich losfahren soll. Auf die Frage wann, heißt es höchstens 10 Minuten, oder vielleicht 20. Ich warte 30 Minuten und es sind immer noch nur 3 Fahrgäste. Mit 10 fährt er dann gleich los, versichert mir der Fahrer. Ich muss auf die Toilette und als ich wiederkomme, heißt es auf einmal, dass jetzt alle Plätze voll sind und ich auf darauf warten soll, dass das nächste Taxi voll ist. Dauert nicht lange. Ich bekomme einen Wutanfall und beschimpfe alle Umstehenden. Die interessiert's nicht weiter, ich vermute das erleben sie jeden Tag.

Als ich dann durch Patong Beach fahre fühle ich mich an Ballermann erinnert. Eine Bar an der anderen, Neonreklamen, Massagesalons der zweifelhaften Sorte und überteurerte Touristenlokale. Thais sieht man hier, wenn überhaupt, als Servicepersonal in den Lokalen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Das Hotel ist hübsch und ruhig gelegen, jedoch wird um 20 Uhr auf einmal laute Musik im Garten angestellt. Ich gehe sofort an die Rezeption und frage wie lange das gehen soll. "Nur bis zum Abendessen, nicht nach 23 Uhr" wird mir gesagt. Ich hatte bei der Reservierung aber ausdrücklich nach einem Haus ohne Diskothek verlangt. Eine Dikothek haben sie ja auch nicht, sie spielen nur Musik. Ich kläre die Chefin auf, dass das Tanzen für sich ja keinen Lärm macht, sondern die Musik das störende dabei ist. Tanzen könnten alle hier bis in den frühen Morgen, aber bitte ohne Musik. Als ich dann erfahre, dass mir die Nutzung des Internets mit meinem eigenen Computer auch noch in Rechnung gestellt werden soll, obwohl mir bei der Reservierung ausdrücklich Kostenfreiheit zugesagt wurde, raste ich zum zweiten Mal an diesem Tag aus. Diesmal jedoch mit Erfolg: für die Dauer meines Aufenthalts werden die Gäste auf Musik während des Abendessens verzichten müssen und auch die Nutzung des Internets ist für mich frei!

4 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Gratuliere, andererseits nervt es mich, dass man heute nur noch mit harten Bandagen zu seinen Wünschen oder seinem Recht kommt. Respektvolles, rücksichtsvolles Miteinander scheint schon seit Dekaden zum Anachronismus geworden zu sein und ich hab's bisher nicht mitgekriegt.
Deine Wutanfälle haben meinen Segen, nichts bringt auch mich mehr auf die Palme, als die Paarung aus Dummheit und Ignoranz.
Na dann - happy island hopping!

Anonym hat gesagt…

So, so wolfram. Das ist also die Masche: erst ausrasten und dann seinen Willen bekommen. Zwischendrin mal behaupten, dass man das so nicht gebucht hätte, es im Prospekt anders gestanden hätte und einem an anderer Stelle bereits Abhilfe versprochen worden wäre.....Das erinnert mich doch an die Strategie des einen oder anderen unserer Kunden. (grins)

Nix für ungut, ich versteh dich gut, und hätte wahrscheinlich genauso reagiert. Dennoch zeigt es einem, wie dünnhäutig man doch ist, wenn es um das eigene Ruhebedürfnis (und Wärmebedürfnis) geht, auch nach ein paar Wochen Sanuk-Urlaub :-)
Hunger ist da auch so ein Gefühl, dass man zwar eine zeitlang wegschieben kann, aber wenn es drauf ankommt, wird man da kompromisslos ausrasten. Aber dieses Probelem dürftest Du ja nicht haben, da wo Du jetzt bist.
Sehnst Du Dich eigentlich zufällig mal nach nem Braten oder so?

Grüße aus dem Schneegestöber

Anonym hat gesagt…

hab jetzt irgendwie zu früh auf enter gedrückt....der kommentar war natürlich von mir.....

Wolfram hat gesagt…

Die Bratensehnsucht könnte ich hier problemlos stillen, wenn ich wollte, bislang hat sie sich aber noch nicht eingestellt.

Ich habe hier nur einen Bruchteil von dem beschrieben, was sich am gestrigen Tag noch so alles ereignet hat. Eigentlich bedarf es wirklich viel, bis ich so ausraste wie gestern. Die ganze Geschichte gibt's zu Hause. Nur soviel, ich habe mich selber an so manchen Kunden von uns erinnert. Man ist halt 20 Jahre lang duch eine gute Schule gegangen, was Reklamationen anbelangt.

Wern, mich kotzt es auch total an, wenn man immer mit den größten Geschützen aufwarten muss, die man parat hat um das zu bekommen, was ja eigentlich schon ausgemacht war. Die können ja hier Musik spielen solange sie wollen, ist ja schließlich ihr Hotel. Wenn sie's mir sagen suche ich halt weiter, kein Problem. Aber erst Ruhe versprechen und dann die Nacht zum Tag machen ist halt nicht fair!