Samstag, 25. Juli 2009

Angekommen

07. Juli 2009

Arrived

Der Himmel färbt sich schwarz und kündigt an, was längst keine Überraschung in diesem Sommer mehr ist: gleich wird es regnen. Drei Minuten später schüttet es. Meinen Plan mit dem Fahrrad die Alpen zu überqueren und nach Venedig zu fahren musste ich aufgeben. Statt dessen habe ich mich entschlossen, dem Rat eines Freundes zu folgen, mein Rad in den Zug nach Siena zu laden um von dort eine Rundreise in die sommerliche Toskana zu unternehmen. Ich freue mich darauf Italien einmal, im wahrsten Sinne des Wortes, ganz anders zu erfahren und zu erleben.

Mein Zug verläßt München um 21:00 Uhr. Das Liegewagenabteil teile ich mir zunächst mit Jordan, einem 21-jährigen Amerikaner, der der Liebe wegen und weil es wegen der Finanzkrise in Californien keine Sommerjobs für Studenten gab, nach München gekommen ist. Er studiert, so erzählt er mir, Umwelttechink und möchte nach seinem Abschluß in Deutschland leben. Erstaunt erzähle ich ihm, dass ich Auswanderungsbestrebungen eingentlich nur in die andere Richtung kenne. - "The grass is always greener on the other side"
Der Zugchef kommt in unser Abteil und begrüßt uns und lässt sich Tickets und Pässe aushändigen, damit er uns beim Grenzübertritt nicht wecken muss. Dann verspricht er uns etwa eine halbe Stunde vor Ankunft in Florenz, wo wir umsteigen müssen, zu wecken. Bald schlafe ich tief und fest.
Gegen 6:00 Uhr früh weckt mich Jordan: "We are in Florence!". Panisch greife ich nach meinem Gepäck. Wir müssen noch den Schaffner suchen um unsere Pässe wiederzubekommen und außerdem muss ich auch noch mein Fahrrad aus dem Gepäckabteil holen.
Dem Schaffner ist das Mißgeschick sichtbar peinlich, er entschuldigt sich mehrmals und informiert uns, dass wir noch mindestens 15 Minuten Zeit haben um den Zug zu verlassen.
Ich wuche mein mit Gepäck beladenes Rad, alles in allem etwa 30 Kilo schwer, treppauf und -ab zu meinem Anschlußgleis, auf dem der Regionalzug wartet. Da dieser kein Fahradabteil hat, läd mich der Schaffner ein, die Fahrt mit meinem Rad im Lokführerstand zu verbringen, der im Vorraum genügend Platz bietet. Er selbst setzt sich während der Fahrt neben den Lokführer, raucht und plaudert, während draußen die Toskana an mir vorbeifährt. Weder ich noch ein anderer Reisender werden nach ihrer Fahrkarte gefragt.

Siena, Tuscany, Italy

Als ich in Siena ankomme ist es 8:30 Uhr, die Stadt erwacht gerade, die Menschen sind auf ihrem Weg zur Arbeit. Direkt vom Bahnhof aus loszufahren habe ich keine Lust und außerdem hatte ich in Florenz nicht die Zeit meinen ersten italienischen Cappuchino zu trinken. Das möchte ich jetzt nachholen, aber nicht irgendwo, sondern in einem Straßencafé an der Piazza del Campo mit Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, dem Palazzo Comunale.
Mein, mit orangen Gepäcktaschen, vollbeladenes Rad, dass ich direkt neben dem Café angeschloßen habe, zieht gleich die Blicke von Passanten und Touristen auf sich. Hier möchte ich meine erste Etappe planen, während ich Müllmännern mit gegellten Haaren und Designersonnenbrillen dabei zuschaue, wie sie den Abfall des Vortages abholen. Erst jetzt bin ich wirklich angekommen!

Zufällig befindet sich die Touristeninformation der Stadt direkt neben dem Café, in dem ich sitzte und dort hilft man mir freundlich und zuvorkommend bei meiner Planung. Empfohlen wird mir eine Fahrt durch "Le Crete", südöstlich von Siena gelegen, deren sanft hügelige, mit Weizenfeldern und Zypressen bewachsenen und mit Einsiedlerhöfen besiedellte Landschaft, das Toskanabild weltweit prägte.
"Der Höhepunkt gleich zu Anfang?", denke ich bei mir. "Warum nicht!" und so schwinge ich mich in den Sattel meine Rades und nehme Italien unter meine Räder.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein super Blog danke! Gibt es einen Link, wo man über die
Neuigkeiten in diesem Blog benachrichtigt wird?

danke
Thomas Leitzer

Wolfram hat gesagt…

Einen Link gibt es nicht, aber man kann einfach auf die "Folgen"- Taste in der Menüleiste klicken.