Dienstag, 28. Juli 2009

Um den Lago di Trasimeno

11. Juli 2009

Stolz zeigt der Wirt auf einen Stein über der Tür, in den die Jahreszahl 1789 eingemeißelt wurde, als er mir mein Zimmmer zeigt. Zimmer ist untertrieben, denn in den nächsten 2 Tagen bewohne ich ein Apartment mit zwei Schlafzimmern, Küche, Bad und einem Wohnzimmer mit einem gewaltigen Kamin, das im Jahr der französischen Revolution erbaut wurde. Um gerade einmal 50 Euro wird meine Reisekasse am Tag für diese königliche Unterkunft erleichtert.
Hinter dem Haus liegt im Garten ein hübscher Swimmingpool, der mir nach den geleisteten Anstrengungen wie gerufen kommt.

Am nächten Tag mache ich mich auf, den Lago di Trasimeno zu umrunden. Etwa 70 Kilometer schlängelt sich die Straße zwischen Seeufer, Olivenhainen und Sonnenblumenfeldern entlang.
Gerade, als ich das Haus verlasse, läuft vor mir eine Eidechse über die Straße. Fast hätte ich sie überfahren. Aber für eine Eidechse bewegt sich das Tier eigentlich zu langsam. Ich halte das Fahrrad an und schaue genauer hin. Tätsächlich handelt es sich um einen, etwa 4 cm großen, Skorpion. Ich bin überrascht und fasziniert zugleich, so weit im Norden Italiens Skorpione zu finden.
Später sehe ich noch eine Schlange, mit hübscher schwarz-gelber Musterung, die gerade erst vor mir jemand überfahren haben muss und die nun leblos am Straßenrand liegt. Als ich am Abend in meinem Führer nachlese, lerne ich dass es sich dabei um eine Viper handelt, deren Biss zwar tödlich ist, dessen Gegengift jedoch in fast jeder Apotheke vorrätig ist.
Kurz darauf sehe ich dann einen kleinen Vogel, der bewegungslos auf der Straße sitzt. Gerade als ich umdrehen und ihn von der Fahrbahn nehmen will, wird er überfahren und ist somit bereits das zweite Verkehrsopfer des heutigen Tages.

Die Fahrt ist wirklich schön und nicht besonders anspruchsvoll. Es macht Spaß mal wieder ohne Gepäck unterwegs zu sein und nicht nur immer von anderen Radfahrern überholt zu werden. Immer wieder bieten sich neue Ausblicke auf den See mit den Bergen des Apennin am Horizont.

Lago di Trasimeno

Als ich in meine Unterkunft zurückkehre haben sich die Plätze um den Pool bereits gefüllt. Außer mir sind alle anderen Gäste italienische Familien, die auf sympathische Art den Lärmpegel nach oben treiben.

Der Wirt der Herberge hat ein Hobby, mit dem er offensichtlich auch jeden Abend seine Gäste erfreut. Mitten im Haupthaus steht eine Karaokeanlage, die es ermöglicht zu Playbackmusik zu singen. Wie alle Italiener singt er gerne und laut, in seinem Fall aber nicht besonders gut. Um ehrlich zu sein sind seine Sangeskünste schlecht, so grottenschlecht, dass ich mich entschließe am Abend mein Rad noch einmal zu besteigen und in den benachbarten Ort zu fahren, um dort mein Abendessen in Ruhe einzunehmen.

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