Dienstag, 28. Juli 2009

All that jazz

12. Juli 2009

Street scene

Perugia ist eine der schönsten Hügelstädte Italiens, weiß mein Reiseführer. Grund genug für mich einen kurzen Abstecher von Castilione del Lago dorthin in Kauf zu nehmen. Die Fahrt ist zwar kurz aber wenig erbaulich. Wie alle großen Städte, umgibt auch Perugia ein Ring aus häßlichen Industrie- und Gewerbegebieten, die für reichlich Verkehr auf schlechten Straßen sorgen.
In Perugias Unterstadt tobt der Verkehr genauso und die Spurwechsel auf den, zum Teil vierspurigen Straßen, erfordern meinerseits äußerste Konzentration und Rücksichtnahme von Seiten der Autofahrer. So dicht der Verkehr in den Städten auch ist, auf der ganzen Reise werde ich nie von Autofahrern bedrängt, angehupt oder angepöbelt.
Als ich die Altstadt sehe verschlägt es mir fast die Sprache. Von wegen Hügelstadt! Wie ein Vogelnest klebt sie auf dem Gipfel eines veritablen Berges. Kurz überlege ich auf den Besuch der Altstadt zu pfeifen und einfach weiterzufahren, aber was ich von hier unten sehe ist einfach zu verlockend. So heißt es nochmal Zähne zusammenbeißen und in die Pedale treten.

Oben angekommen finde ich schnell ein Quartier. Die Wirtin bietet mir an mein Fahrrad mit auf mein winziges Zimmer zu nehmen. Ein Angebot, dass ich gerne annehme.
Erst als ich, frischgeduscht, einen Spaziergang durch das historische Zentrum unternehme, bemerke ich, dass gerade das bekannte Umbria Jazz Festival stattfindet. Chick Corea, George Benson, Simply Red und Paole Conte spielen, neben vielen anderen, in diesem Jahr hier.

An den zwei entgegengesetzten Enden der Altstadt sind zusätzlich zwei große Bühnen aufgebaut, auf denen von Nachmittag an, bis in den späten Abend hinein, kostenlose Konzerte stattfinden. So ist mein Programm für den Abend bereits fertig.
Jetzt nur noch schnell etwas zu essen suchen. So komme ich in das Ristorante von Franky Banana, der, so zeugen umrahmte Zeitungsausschnitte an der Wand, eine lokale Berühmtheit ist. Geboren wurde er in New York, als Kind italienischer Einwanderer, und verdiente in seinem früheren Leben als Profiboxer seinen Lebensunterhalt. Fotos an der Wand zeigen ihn, deutlich schlanker und jünger, mit diversen Größen des Geschäfts.
Wie es ihn nach Perugia verschlagen hat weiß ich nicht, seine Arbeit als Wirt scheint ihm jedoch Spaß zu machen. Nur wenn er ausländische Gäste bedient, verrät ihn noch sein brooklyner Akzent: "Do you want some coafee?"

2 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Lustig - Franky Banana, ich höre ihn förmlich vor mir mit einem Akzent, wie wir ihn aus allen amerikanischen Mafia-Filmen kennen, hihi :-)
Das Umbria Jazz-Festival muss ja echt der Hammer sein, so wie sich das Aufgebot liest... Sagenhaft!
Vielleicht sollte ich auch mal wieder nach Italien reisen - Deine Bilder und Beschreibungen sowie der erste Teil aus Liz Gilberth's Buch machen richtig Lust drauf ;-)

Wolfram hat gesagt…

Ist schon lustig was man so für Typen begegnet, wenn man nur die Augen offen hält.