Samstag, 14. April 2007

Anwiggerln

Summer finally
Es ist eine Tradition, die ich seit ein paar Jahren mit meinem Bruder pflege. Am ersten wirklich schönen Sommertag des Jahres gehen wir gemeinsam zum Schwimmen. Nicht irgendwo hin, sondern immer an die gleiche Stelle am Ostufer des Starnberger Sees. Hier hat man alles, was einen schönen Tag am See ausmacht: Den ganzen Tag Sonne satt, ein herrliches Alpenpanorama mit Blick auf die Zugspitze, kristallklares Wasser und ein flaches, sandiges Ufer.
Nicht weit entfernt unseres Badeplatzes befindet sich ein kleiner Campingplatz, der ausschließlich von Dauergästen bewohnt wird, viele von ihnen kommen bestimmt schon seit Generationen hier her. Man kennt sich!
Einer der kleinen Wege, die die Wohnwagen miteinander verbinden, wurde etwas großspurig "Wiggerl-Niedermeyer-Allee" genannt, wahrscheinlich nach einem Camper Original, der guten Seele des Campingplatzes, dem Wiggerl halt.
Beim ersten Mal hat mich der Anblick des Straßenschildes an diesem kleinen Schotterweg sehr belustigt. Den Namen Wiggerl, wohl eine Kurzform von Ludwig, und die Tatsache aus einem Weg, auf dem selbst zwei Personen Schwierigkeiten haben aneinander vorbeizugehen, eine Allee zu machen, fand ich einfach zu komisch.
Schnell wurde aus dem ersten Baden des Jahres, dem "Anbaden", das "Anwiggerln", einem Besuch während des Sommers das "Wiggerln" und dem letzten Besuch des Jahres das "Abwiggerln". Vom An- beziehungsweise Abwiggerln wird also unser Sommer begrenzt.

Heute, am 14. April, war es nun also endlich wieder so weit: Zeit zum Anwiggerln!
Etwa um 13 Uhr furhen wir auf den kleinen Parkplatz, der von einer älteren Dame von morgens bis abends bewacht wird. Man muss sich gut stellen mit ihr, denn ich habe sie einmal im Streit mit einem Parker, wohl ein Parkgebührenpreller, erlebt und seitdem habe ich angst vor ihr. Also schon beim Einfahren ein kleiner Scherz, wenn man zum See geht ein kleiner Small Talk und beim Ausfahren am Abend nochmal kurz gewunken. Freudlich geht sich's eh besser durchs Leben.

Nach guter alter Tradition bauen wir, natürlich immer an der gleichen Stelle, in unmittelbarer Nähe des Ufers, unsere beiden Stühle auf und lassen uns nieder. Dann wird geredet, wir lesen uns gegenseitig besonders lesenswerte oder lustige Passagen aus den Büchern vor, die wir zwar jedesmal mitnehmen, obwohl wir nur selten zum Lesen kommen, mustern vorwiegend die weiblichen Badegäste, vergeben Noten, solange, bis wir es vor Hitze kaum noch aushalten und wir endlich in den See gehen müssen.
Die Regeln zum An- beziehuingsweise Abwiggerln besagen übrigens, dass der Körper mindestens bis über die Schultern im Wasser gewesen sein muss. Schwimmbewegungen sind laut Reglement ebensowenig erforderlich wie der Verbleib des Badenden für eine bestimmte Zeitspanne.
In silver water
Wie jedes Jahr ist das erste Mal vor allen Dingen eins: Eine große Überwindung! Das Wasser des Sees, teilweise vom Schmelzwasser der nahen Alpen gespeist, hat kaum mehr als 13°C. Schon nach den ersten Schritten schmerzen die Füße und man muss sich sehr beeilen die flache Uferpassage zu verlassen um endlich die Schultern mit Wasser bedecken zu können. Dann nichts wie raus und wieder braten in der Sonne.

Ich freue mich offiziell verkünden zu können: Es ist angewiggerlt!

Einen schönen Sommer noch.

2 Kommentare:

himmatomm hat gesagt…

Hallo, Wolfram, Euer Anwiggerln war ja köstlich. Ich wollte Dir gleich antworten, aber "die TEchnik"! Horst ist gerade da und hat mir geholfen, damit zurecht zu kommen. Dann erleb mal immer wieder was und laß uns dran teilhaben. (Peter hatte so eine Ahnung, da hab ich halt nachgeschaut.) Herzlich, fuddl

Wolfram hat gesagt…

Hey Fuddl, freut mich mal wieder einen Kommentar von Dir zu lesen.
Werd' mich bemühen mit dem Erleben :)