Mittwoch, 3. Februar 2010

Drei sind erlaubt

"Three are allowed in Thailand" ist der lustige Slogan einer thailändischen Optikerkette und das Bild dazu zeigt einen jungen Mann auf einem Motorrad, der drei Sonnenbrillen gleichzeitig trägt. Der Slogan bezieht sich darauf, dass in Thailand tatsächlich 3 Personen auf einem Motorrad unterwegs sein dürfen und das ist etwas, was man nicht selten sieht. Der gängigste Fall ist, dass der Vater das Zweirad steuert, die Mutter auf dem Soziussitz reist und das Kind, sozusagen als Sandwich, zwischen den beiden Erwachsenen sitzt. Möglich ist auch die Konstellation, das die Mutter hinter dem Vater sitzt der das Motorrad steuert und das Kind noch vor dem Vater, die Beine in der Luft hängend, sich mit den Armen am Lenker abstützt. Wenn eine Familie zwei Kinder hat, wird eine Mixtur aus den beiden ersten Varianten angewandt: Kind, Vater, Kind, Mutter. Klar, dass dann auch noch Gepäck mitgenommen wird, zum Beispiel die Wochenendeinkäufe aus dem Supermarkt, die der Vater dann zwischen die Beine nimmt. Den größten Künstler, was das Beladen seines Motorrades anbelangt, habe ich auf der Insel Koh Tao gesehen. Er war mit zwei Erwachsenen, einem Kind und zwei Hunden unterwegs. Schade, dass mein Fotoapparat nicht griffbereit war.
Nun machen Thais soetwas nicht aus Spaß, sondern aus wirtschaftlichen Zwängen. Das Geld für ein Auto ist nicht da, öffentlicher Nahverkehr auf dem Land nicht vorhanden - die Möglichkeiten sind beschränkt.
Auch bei Touristen ist das Motorradfahren sehr beliebt, natürlich ohne Helm oder Schutzkleidung und oftmals auch ohne Führerschein, der ist für Motorräder bis 150ccm in Thailand nämlich nicht nötig. Natürlich fahren auch Touristen zu dritt, da ihnen aber die Übung fehlt und die Straßen oft tiefe Schlaglöcher haben, oder abrupt von Asphalt auf weichen Sand übergeben, gibt es unschöne Unfälle, oft sogar tödlich.
Ich habe eine schwedische Familie gesehen, die sich zu Hause wahrscheinlich nicht einmal in ein Auto ohne Airbags setzen würden, die zu dritt auf dem Motorrad unterwegs waren, wobei die Mutter ihr Neugeborenes in einem Rucksack auf dem Rücken trug.

Ich werde die kleine Insel im Golf von Thailand vermissen, das ruhige, gemächliche Leben, das Meer, die Sonne, das süße Nichtstun. Was ich nicht vermissen werde sind die Touristen dort. Die Insel hat 5.000 Einwohner und 100.000 Touristen kommen jedes Jahr zu Besuch. Nicht nur das Ökosystem muss einen solchen Ansturm verkraften, sondern auch die Menschen, die dort leben. Wäre ich einer der Insulaner, würde ich wahrscheinlich den ganzen Tag Amok laufen und jedem, der mir begegnet anschreien, er solle doch schleunigst in das beschissene Land zurückkehren, aus dem er gekommen ist und mich und mein Paradies in Ruhe lassen. Die Thais sind wesentlich duldsamer als ich.
Man stelle sich vor, man hat, nach einem arbeitsreichen Jahr, endlich ein paar Wochen Urlaub, gibt einen Haufen Geld aus, um ans andere Ende der Welt zu reisen, kommt im Paradies an und muss sich sofort mit Alkohol betäuben, damit man bloß nichts von alledem mitbekommt. Ich rede hier nicht nur von einem Besäufnis, sondern von Dauerkomasaufen. Ganz vorne dabei sind unsere Nachbarn von den britischen Inseln: morgens, mittags und abends - immer ein Bierchen in der Hand und ein lustiges Liedchen auf den Lippen.



Die zwei Tage in Bangkok, die ich mir noch gönne, bevor ich abreise, sind knapp bemessen. Es gibt viele Orte, die ich noch einmal sehen möchte, und das ein oder andere, was ich noch besorgen wollte.
Ich bin in diesem Urlaub noch nicht ein Mal mit einem Tuk Tuk gefahren, jener Mischung aus Motorroller und Rikscha, die für die Straßen Bangkoks so typisch sind. Es macht Spaß sich in diesen Gefährten durch den mörderischen Verkehr der Millionenmetropole kutschieren zu lassen, wenn es auch mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist, den Fahrer davon zu überzeugen, dass man tatsächlich zum angegebenen Fahrziel gebracht werden möchte und zwar am besten auch noch zu dem Preis, auf den man sich vorher geeinigt hat. Der Fahrer mit dem ich heute unterwegs war, war ein typischer Vertreter seines Berufsstandes. Ich möchte zum Abendessen zum Siam Square, er möchte mich aber lieber in ein Bordell fahren. Dann fällt ihm ein, dass er ein ganz tolles Restaurant kennt und beschließt sofort, dass ich dort zu Abend essen werde. Dann behauptet er, auf dem Weg zum Siam Square hätte es einen Unfall gegeben und man könnte nicht hinfahren und schließlich noch, dass Stau ist. Letzteres ist nicht gelogen, weil Stau ist immer! Nachdem wir uns in 20 Minuten nur etwa 500 Meter vorgearbeitet haben und ich mitten in den Abgasen der Autos um uns sitzte, beschieße ich den Rest des Weges zu Fuß zu gehen. Letzter Akt: der Fahrer behauptet kein Wechselgeld zu haben, muss dann den Fahrpreis verdreifachen (es war ja überraschender Weise Stau) und läßt mich, nach harten Verhandlungen, schließlich mit einem Aufschlag von 50 Baht (1 Euro) ziehen.
Spaß gemacht hat's trotzdem!

3 Kommentare:

crk hat gesagt…

Whoa, schon bald ein Monat wieder vorbei!! Die Zeit fliegt. I wanted to give you shit for only staying a couple of weeks, but checked & your first post was 1-10-10. Now, son, you have to be careful and gently join the working forces again, otherwise it may just be too much on your system and it might crack under the pressure.
Thanks for the entertainment.

renovatio hat gesagt…

Ja, Wolle - hast mein ganzes Mitgefühl, was das Vermissen dieses Paradieses angeht. Gnädigerweise macht der Winter ein kleines Päuschen für Deine Rückkehr, damit es nicht ganz so beinhart für Dich wird (der wirklich reichlich vorhandene Schnee der letzten Wochen schmilzt gerade bei Plus-Temperaturen weg, es soll die nächsten Tage sieben bis acht Grad geben).

Was die Duldsamkeit der Thai betrifft - die ist vermutlich ebenfalls wirtschaftlich motiviert, jedenfalls teilweise. Ich glaube kaum, dass selbst der ausgeglichenste, Buddha-gleiche Erdbewohner beim Anblick und - hören von tausenden besoffener Briten oder Russen oder sonstigem blödem G'schwärl auf Dauer die Ruhe zu bewahren vermag... aber das wirst Du besser beurteilen können als ich.

Ein Monat - in der Tat geradezu verflogen... Ich freue mich aber, Dich bald wieder in der Nähe zu wissen, auf den Günzenhausener Tongue-Burner und das eine oder andere Telefonat.

Schöne Tage in Bangkok noch - bis demnächst in D-Land... :-)

Wolfram hat gesagt…

Jo Wern, den Winter habe ich abbestellt und angeordnet, dass der ganze Schnee bis zu meinem Eintreffen aus der Landschaft entfernt wird.

Sagen wir mal so: das Geld, das die Touristen da lassen ist natürlich willkommen, bleibt aber nur zu einem kleinen Teil bei den Insulanern hängen. Eigentlich hätten sie es auch nicht nötig, denn es liegt in der Natur eines Paradieses, dass es von allem, was man braucht, genug vorhanden ist. Die Menschen hier haben einfach die Ruhe weg. Ich wünschte ich hätte nur 10% davon.

Die Russen sind übrigens gar nicht so schlimm. Die haben schnell gelernt, sich zu benehmen. Gleich auf mit den Briten sind Amerikaner. Von denen gibt es zwar nicht viele, vielleicht 5% aller Touristen, die sind jedoch zu 100% Idioten :)