Donnerstag, 2. August 2007

Hong Kong Experience

Hong Kong harbour view
Die Nacht ist schnell hereingebrochen, hat die schwüle Hitze des Tages jedoch kaum abzukühlen vermocht. So sitzen alle Fahrgäste der "Star Ferry" bei immer noch 30°C, mehr oder weniger schwitzend, auf den Holzbänken und warten darauf, dass der Fahrtwind die ersehnte Abkühlung bringt. Ich hatte Glück und habe einen der Plätze an der zur Wasserseite offenen und nur durch ein Geländer gesicherten Seite der Fähre ergattert und kann während der Fahrt die bunt erleuchtete Skyline von Hong Kong geniessen.
Die Star Ferry ist ein Anachronismus in dieser sonst so lebhaften und quirligen Stadt in der ständig das Alte dem Neuen weichen muss. Seit mehr als 50 Jahren verkehren die grün weiß gestrichenen Boote im Hafen und Verbinden das Festland der Stadt mit Hong Kong Island, wo sich, unmittelbar an der Fährstation "Wanchai", das Hotel befindet, in dem ich immer wohne, wenn ich in der Stadt bin.
Wie die Cable Cars in San Francisco, die Bonde in Rio oder die Straßenbahnen von Lissabon, gehört die Star Ferry einfach zu Hong Kong, nicht als touristische Attraktion, sondern als beliebtes und obendrein billiges Transportmittel der Einheimischen. Eine Fahr kostet gerade einmal 22 Cent!
Star Ferry
Egal ob ich etwas am anderen Ufer zu erledigen habe oder auch nicht, eine Fahrt mit der Fähre gehört für mich, seit ich zu ersten Mal nach Hong Kong gekommen bin, einfach dazu. Manchmal fahre ich einfach nur spatzieren, beobachte das Treiben im Hafen oder Mitreisende und staune jedes Mal über die sich rasant verändernde Stadt. War vor ein paar Jahren, als ich zum ersten Mal hier war, noch das Gebäude der "Bank of China" das von überall gut sichtbare Wahrzeichen der Stadt, so versinkt dieses Hochhaus jetzt in einem Meer aus anderen Türmen aus Glas, Stahl und Beton, jeder von ihnen noch höher, noch ausgefallener. Kaum steht ein Gebäude ein paar Jahre wird es umgebaut oder gleich abgerissen und auf dem frei gewordenen Platz ein weiterer Wolkenkratzer errichtet.
Mir nimmt diese Stadt den Atem. Alle paar Minuten fliegen Hubschrauber am Fenster meines Hotelzimmers vorbei, der Hafen ähnelt bei einem Blick von dort oben eher einem Ameisenhaufen, so viele Boote und Schiffe befahren ihn kreuz und quer und scheinbar ohne System, überall sieht man Baukräne und neue Gebäude die in Himmel wachsen.
Ich stehe am Fenster im 30. Stock des Renaissance Harbour View Hotels und vergleiche den Ausblick mit dem von meinem Balkon zu Hause. Dort sehe ich in auf die alten Obstbäume in meinem Garten, dahinter auf Weiden mit Pferden und Kühen und am Horizont die Alpen, an klaren Tagen sogar die schneebedeckten Gipfel der österreichischen Geltscher. Ich freue mich auf zu Hause.

4 Kommentare:

renovatio hat gesagt…

Ja, der Ausblick von Deinem heimatlichen Balkon vermag wahrlich zu gefallen! Ob die Aussicht im Hong-Kong Marriott diesen schlagen kann, entzieht sich natürlich meinem Urteilsvermögen, da ich noch nie dort war.
Aber heißt es nicht "Home is, where the heart is"? So gesehen, kann man sich doch überall zu Hause fühlen, oder nicht?
Was die Dynamik Hong-Kongs betrifft, so dürfte das mit dem Wirtschaftswachstum dort zusammenhängen, nehme ich mal an. Diese Dynamik würde uns hierzulande zwar auch nicht schaden, aber der verfügbare Platz für große Baumaßnahmen ist halt mittlerweile stark begrenzt. Obwohl ich einschränkenderweise sagen muß, dass es mich auch in München immer wieder wundert, wo die Bauherren hier noch überall Platz finden oder schaffen...

Wolfram hat gesagt…

Ah, Wern, mein treuer Leser! Der Platz hier ist zwar knapp aber im Vergleich zu Hong Kong wahrhaft üppig.
Ist schon richtig, zu Hause bin ich eigentlich an vielen Orten auf der Welt, überall und nirgendwo, könnte man auch sagen und doch am meisten hier in D-land.

Bubba hat gesagt…

Na Du, Ich lese es auch - man, German is a strange language!
You just took such a long break, since April, that I haven't checked in in a while.... Very nice reporting. Reminded me right away of the Euro pass train trip I always wanted to take but never did.
I have to disagree with you softy euro boys - I think humanity is a bunch of idiots willing to be mean and cruel to each other at the drop of a hat. Hey, it's time to go home, I'll have to write more later. Take care.
Now I am home and feeling much better.
On that last issue, I think that the world would be a much better place if everybody had a job to go to that produces enough to to put a roof over their heads and food in their bellies. And, organized religion needs a good talking to!
Anyway, it's good to hear from you.

Wolfram hat gesagt…

Ja, ist wahr, ich habe eine kleine Durststrecke gehabt, was das bloggen und das Fotografieren anbelangt. Schön, dass Du trotzdem wieder mal reingeschaut hast!