Samstag, 3. Februar 2007

Der Kreis schließt sich

Nochmal 10 Stunden in einem der Luxusbusse, die das Land mit einem dichten Netzwerk überziehen. Ich nehme Platz auf dem Lederfauteuil und schlafe fast sofort ein. Als ich wieder aufwache kann ich bereits die Silhouette der argentinischen Hauptstadt am Horizont sehen. Der Kreis schließt sich, ich bin wieder dort, wo ich meine Reise vor fast genau einem Monat begonnen habe. Nur noch eine Nacht habe ich in Buenos Aires, bevor ich, nach einem Stopp in Sao Paulo, meinen Heimflug antreten werde.
Diesmal ist mein Zimmer sofort beziehbar und ich schlafe noch zwei Stündchen bevor ich ein letztes Mal im pulsierenden Leben der Metropole aufgehe.
Nochmal gehe ich meine Lieblingsplätze ab: das Café Florida, das Tortoni und schlendere durch das Viertel Palermo, versuche die Sonne und die Wärme in mir zu speichern, trinke noch einen letzen Kaffee in einem der schicken Lokale an der Straße.
Vorgestern habe ich auf der Internetpräsenz des Nachrichtensenders ntv einen Artikel über die teuersten und billigsten Städte dieser Welt gelesen. Demnach ist es nirgendwo preiswerter einen Wochenendtrip zu verleben als in Buenos Aires (der Flugpreis war bei dieser Statistik ausgenommen). Eine der teuersten Städte für dieses Vergnügen war zu meiner großen Überraschung München (Platz 5).
Es wird schon Abend als ich mich auf den Weg zurück in mein Hotel mache. Ein letztes Mal überschreite ich die "Avenida 9 de Julio", der mit 14 Spuren breiteste Boulevard der Welt, in dessen Zentrum ein riesiger Obelisk mahnend seinen Finger in den Himmel streckt. Neben der Türmchenarchitektur der alten Wohnhäuser der Oberklasse und der wellblechverkleideten Armensiedliung "La Boca", eines der Wahrzeichen von Buenos Aires.
Avenida 9 de Julio
Noch einmal Abendessen im "Filo". Diesmal erinnere ich mich an einen Trick, den mir mein Onkel Georg aus Chicago vor vielen Jahren einmal verraten hat. Wer eine wirklich aufmerksame Bedienung will, sollte das (großzügig bemessene) Trinkgeld bereits geben, bevor man die Bestellung aufgibt. Ich gebe meiner Bedienung also einen Betrag, der etwa 25% der Rechnungssumme ausmachen wird, als ich ihr meine Bestellung nenne und werde ich fortan von Bedienungen umschwirrt, wie Licht von Motten.
Auf meinem Heimweg genieße ich nochmal den warmen Abend, schaue den Nachtschwärmern zu, wie sie die Lokale verlassen um sich in andere Vergnügungen zu stürzen.
Getting night
Ich hätte noch länger bleiben können, mit VISA und Mastercard kein Problem, wenn sich nur nicht die Höhe meines Kontostandes und meine Anwesenheit in Deutschland gegenseitig bedingen würden. Und trotzdem: ich freue mich auf Zuhause, ich freue mich auf meine Wohnung, wieder in (m)einer Sprache sprechen zu können, ohne missverstanden zu werden, auf meine Familie und Freunde, auf meine Routine. In Deutschland bin ich zu Hause.

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